Prof. Dr. Carlos Melches Hochschule Magdeburg-Stendal

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
accÈnti ist eine Idee von...
Advertisements

Die Einführung der interkulturellen Projektarbeit als untrennbarer methodischer Bestandteil in den Unterricht Deutsch als Fremdsprache Fremdsprachengymnasium.
Kulturtransfer und Translation Einige Begriffe – Einige Anwendungen
Mathematik und Allgemeinbildung
Funktion der Kommunikation
Emotion und Motivation
Gliederung der Ausführungen: Einleitung, Hauptteil, Schluss
Studientag Facharbeit 2003/04
Was heißt Kompetenzorientierung ?
Deutschunterricht und Neue Medien. Deutschunterricht und Neue Medien.
Sprache und Geschlecht Lingua e Sesso
Technisch erzeugte Wahrnehmungsbedingungen und ihre Bedeutung für audiovisuelle Fernkommunikation Essen, 7. November 2002 Prof. Dr. Jens Loenhoff.
Projekt Bildungsplan Oberschule
Kommunikation – Allgemeines, Grundlagen, Definition
Weitere Infos  Vorbesprechung:
Die Registervariablen: Tenor of Discourse
Der Umgang mit qualitativ erhobenen Daten: Strategien der Datenanalyse
Übersetzung durch Mensch und Maschine Einleitung Einleitung Entwicklungsgechichte der MÜ Entwicklungsgechichte der MÜ Entwicklungsphasen der MÜ Entwicklungsphasen.
2. Textkriterien Ulrich Mehlem WS 2008 / 2009
Lehrstuhl für Schulpädagogik Informationsveranstaltung zur Prüfung im Fach Schulpädagogik nach LPO I vom Schriftliche Prüfung am
4 Philologische Methoden Vorlesung 1
Seminar: Medienwandel und Sprachwandel/Textsortenwandel
Narratives Interview und Biographieforschung
Einführung in das wissenschaftliche Schreiben
FRANZÖSISCH ODER LATEIN ?
Zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit
Der erste Schritt in die richtige Richtung
Abschlusspräsentation Titel der Seminararbeit
Workshop Interkulturelles Lernen mit authentischen Texten im berufsorientierten DaF/DaZ- Unterricht am Beispiel der Zeitschrift MARKt Christina Kuhn.
Der Spracherwerb des Kindes
Latein als 2. Fremdsprache
Spezifik des fachbezogenen Sprachunterrichts Anita Emse, Lektorin der Fachhochschule Turiba.
Statuspräsentation Titel der Seminararbeit
Rechtliche Grundlagen
9. Sprachliche Kommunikation
DSB - Abschlussarbeit ENGLISCH Elisabeth Kaufmann.
Kompetenz -, Lern - und Prüfungsbereiche Anforderungsbereiche
Friederike Maier Hochschultag HWR Berlin 2013
Die Inhaltsangabe Teil 2
Michel Candelier (Université du Maine, Le Mans, France)
Die Wahl der 2. Fremdsprache
Kompetenzentwicklung in schwierigen Zeiten: Wie man Jugendlichen dabei helfen kann, die eigene Biografie zu gestalten Perspektive Berufsabschluss, Offenbach.
Presentation for parent / teacher meetings Information about English in the Primary schools.
Argumente für einen früh beginnenden Französisch-Unterricht
Die neue Fremdsprachenkonzeption in Baden-Württemberg
Interkulturelle Kompetenz
Latein oder nicht Latein?
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
„Latein oder Französisch?“
7. Sitzung Methoden I: Beobachtung
Warum Französisch lernen?
Die ÖsterreicherInnen und das Lesen – ein kompliziertes Verhältnis?
Äquivalenz.
Fachwortschatz. Terminologie.
Übersetzen von Urkunden (Zeugnissen, Dokumenten)
Das IDAF-Konzept an der GIBM
Překlad III: Einführung in die Fachübersetzung
2. Vorlesungseinheit: Grammatik-Übersetzungsmethode
Bildungsplan 2016 Standardstufe 6 - Sprachmittlung
Das Übersetzen. Modell des Übersetzens nach Katharina Reiß.
Ü BERSETZUNGSPROZESS (Z IEL UND P HASEN DES Ü BERSETZUNGSPROZESSES ) Monika Ondejčíková Katarína Ochodnická 3. AJ-NJ (PaT)
Bc. Margaréta Korenčíková Bc. Lucia Vincentová.  gesprochene Sprache (GS)  geschriebene Sprache (GSCHS)  Mischformen in der elektronischen Kommunikation.
Lesen & Schreiben Aufgabenkultur & Leistungsermittlung Rechtenthal 16./17. März 2015 Tel.:
Vo#1 Stil und Stilistik Stilistik, Zuzana Tuhárska, Matej-Bel- Universität in Banská Bystrica.
Vo#1 Stil und Stilistik Stilistik, Zuzana Tuhárska, Matej-Bel- Universität in Banská Bystrica.
WARUM MAN DEUTSCH LERNEN SOLL. Deutsch ist eine internationale Sprache.
Vorstellung des Fachs FRANZÖSISCH
Dott. ssa Monika Hengge Deutsch III Mod. a a. a
Dott. ssa Veronika Koerner Deutsch II Mod. A a. a
 Präsentation transkript:

Prof. Dr. Carlos Melches Hochschule Magdeburg-Stendal Das funktionale Übersetzen: Grundlagen und Strategien für die Ausbildung von Fachübersetzern Prof. Dr. Carlos Melches Hochschule Magdeburg-Stendal

Gliederung Funktionalismus und interkulturelle Kommunikation Textfunktionen Textinterne und –externe Faktoren Typologie der Übersetzungsfehler Ausblick: Fachübersetzen und Technische Kommunikation 1. V 1 ppp, F 1-15; 2-(3). GU Skript S. 10 ff.; 3. V 2 ppp F 20 f.; 4. T 10a

Bibliographie Christiane Nord, Fertigkeit Übersetzen. Ein Selbstlernkurs zum Übersetzenlernen und Übersetzenlehren, Berlin (BDÜ) 2010 Dies., Kommunikativ handeln auf Spanisch und Deutsch – Ein übersetzungsorientierter funktionaler Sprach- und Stilvergleich, Wilhelmsfeld 2003 Dies., Lernziel: Professionelles Übersetzen Spanisch- Deutsch, Wilhelmsfeld 2001 Klaus Schubert (Hg.), Übersetzen und Dolmetschen. Modelle, Methoden, Technologie. Tübingen 2003

Vorüberlegungen Ausgangspunkt Es ist keine allein translatorische Betrachtung mit einem interkulturellem Aspekt als Nebenprodukt, sondern der translatorische ist im Interkulturellen integriert Ausgangspunkt - Denken und sprechen in unterschiedlichen Kulturen - Arbeitsweise des Übersetzers/ Dolmetschers: Kognitive, sprachliche und kulturelle Begegnung - Folge: Translation als eigene Wissenschaft

Zugänge Bestandteile Transdisziplinär“ (Holz-Mänttäri 1996) Eigenständige Disziplin, eigene Methode im Diskurs mit Nachbardisziplinen (Best/Kalina 2002) Bestandteile Linguistik „Die Beschreibung von Übersetzungs-vorgängen und die Analyse von Übersetzungen ist [...] allein mit den Erkenntniszielen und Methoden der Sprachwissenschaft [...] zu leisten.“ (Albrecht 2005)

II Han-deln Inter-kul- tura- lität Fun ktio- na- Lität Rolle des Funktionale Perspektive Kulturelle Handlungstheorie „Was die Betonung von ‚Kultur‘ [...] anbelangt, so scheint es sich dabei vornehmlich um ein Sich-Einstellen auf gerade aktuelle Tendenzen im Fach zu handeln“ (Witte 2000) Han-deln Inter-kul- tura- lität Fun ktio- na- Lität Rolle des Trans - lators

Übersetzungstyp und –funktion nach Nord:2010 § 2.5.1 Übersetzungstypen • dokumentarische Übersetzung: Ausgangstext orientiert • instrumentelle Übersetzung: Zieltext orientiert

Textfunktion (vertieft in Nord:2003 am Beispiel Deutsch-Spanisch) Darstellungs- bzw. referentielle Funktion Beschreibung Metasprache Klassifizierung Erläuterung Ausdrucks- bzw. expressive Funktion Gefühle äußern erzählen referieren bewerten

II Appellative Funktion überreden, bitten, ge-, verbieten, empfehlen verdeutlichen erinnern anspielen Phatische Funktion Begrüßung Abschied Definition und Ausgestaltung des Rollenverhältnisses

Textexterne und -interne Faktoren (Nord:2010 § 2.6.3) Textexterne Faktoren Sender, Senderintention, Empfänger, Medium, Ort, Zeit, Kommunikationsanlass, Textfunktion

II Textinterne Faktoren Textthematik, Textinhalt, Präsuppositionen, Aufbau und Gliederung des Textes, Nonverbale Textelemente, Lexik, Syntax

Übersetzungsfehler (eigene Darstellung nach Nord: 2010 § 4.4.2) Pragmatische Sinn Logische Kohärenz Präsentation Ausdrucksweise Klarheit Rhetorik Anpassung an die Kenntnisse des Adressaten Geographische und zeitliche Verhältnisse der Zielkultur Transfermedium Kontext des Ausgangs- und Zieltextes Anpassung bei Funktionswechsel

II Kulturelle (textsortenspezifisch) Stilistische Entsprechung Terminologische ~ Formulierungskonventionen Syntax~ Lexikikalische ~ Vertextungs~ Maß~ Nummerische ~ (fremde) Eigennamen~ Phraseologische ~ Übersetzungs~

III Interferenzen Lexikalische ~ Syntaktische~ In der Textstruktur Finale (Zieltext) Morphologie Syntax Lexik Stil Rechtschreibung

Beispiele Sinn (pragmatisch) “Die Übersetzung beschränkt sich (…) auf die Routenbeschreibungen, wodurch dem Leser Informationen, etwa über die sizilianischen Weinproduzenten, vorenthalten werden. “(FAZ, zu Giuseppe Oddo, Itinerari rurali di Sicilia) Rhetorik (pragmatisch) „Der italienische Text ist nicht ohne Poesie, dabei sehr raffend formuliert. In der deutschen Übertragung wandelt sich das aphoristische Destillat in ein Herunterhaspeln von Orten, Namen, Daten im Stil der Broschüren von Reiseveranstaltern.” (FAZ, Oddo, ibid.) Zu „Teacherman“ vom Frank Mc Court (Bd. III auf Deutsch „Tag und Nacht und auch im Sommer“ von Harry Rowohlt): „Die Leser(...) geraten leicht in den sog seiner Sprache (...). Bei der Übersetzung des ersten Bandes ist es Harry Rowohlt gelungen, diesen Rhythmus ins Deutsche zu übertragen, das hat den Erfolg in Deutschland mitbestimmt.“ (Die Zeit 32 (2006), Leben, S. 49, Barbara Ungeheuer „Seine Lehrjahre“)

II Lexik (in mehreren Kategorien vorhanden) “Thomas Brovot, der bewährte deutscher Übersetzer Goytisolos, erschreckt die Leser dieses Buches gleich in der dritten Zeile der ersten Seite mit dem englischen Wort Tranquilizer (für spanisch tranquilizante). Die Befürchtung, ein Buch voller neudeutscher Anglizismen zu lesen, verliert sich jedoch rasch.” (Walter Haubrich, Rebell ohne ein Quentchen Hoffnung. Gespräche mit einem erfundenen Gott: Juan Goytisolos autobiographischer Roman ‘Der blinde Reiter’ FAZ 10.06.06, Nr. 133, S. 54) “Was es zu sehen gibt, ist ‘einzigartig’, ‘eindrucksvoll’ oder eben einfach ‘herrlich’, ganz offensichtlich das Lieblingswort der Übersetzerin.” (FAZ, Oddo, ibid.) Stil (finale) “Brovot hat die leise und feinfühlige Sprache Goytisolos in ein adäquates und ebenfalls unaufdringliches Deutsch übertragen.” (FAZ 133, ibid.)

Fachübersetzen und Technische Kommunikation Beide Bereiche sind komplementär Fachübersetzen: heute häufig Bearbeitung von Information in einer fremden Sprache Ähnliche Vorgänge in der - Technischen Dokumentation - Technischen Redaktion So bezeichnet man diesen Bereich (Studiengänge und Berufsbild): Internationale Fachkommunikation