Geld und das Finanzsystem

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 Präsentation transkript:

Geld und das Finanzsystem Makroökonomik 11.6. und 18.6.2007

Plan der Vorlesung Die Bedeutung des Finanzsystems für die Volkswirtschaft Geld Definitionen Funktionalistische Definition Allgemeine Definition Die zwei geldtheoretischen Grundpositionen (Sehr) kurze Geschichte des Geldes Die Geldverfassung in der Schweiz Das zweistufige Banksystem Ziele der Geldpolitik Geldangebot in der Schweiz Geldmengendefinitionen Geldschöpfung, Geldmengenmultiplikator, Kassenhaltungskoeffizient Geldpolitische Instrumente der Nationalbank Illustrierte Geschichte des Geldangebots Geldnachfrage (nicht behandelt) Zusammenfassung 2

Gesamtwirtschaftlicher Kreislauf und Finanzsystem

Funktionen der Finanzintermediation Transfer von Kaufkraft zwischen Überschuss- und Defiziteinheiten (und damit das volkswirtschaft-liche Investitionsvolumen) durch: Verringerung von Informationskosten (Vermittlung zwischen Gläubigern und Schuldnern) Kreditgrössentransformation (Kreditvolumen der Titel) Risikotransformation (Sicherheit der Titel) Fristentransformation (Laufzeit der Titel)

Funktionen der Finanzintermediation Führt zu einer effizienteren Kapitalzuordnung durch: Auswahl der ertragreichsten Investitionen laufende Beratung und Kontrolle der Schuldner (Investoren). Koordination, Informationsbereitstellung an Börsen Erhöht die gesamtwirtschaftliche Liquidität durch die Schaffung von Geld durch: Schuldtitel, die der Wertaufbewahrung dienen Schuldtitel, die Zahlungsmittel darstellen (Geschäftsbankengeld).

Quelle: BfS, provisorisch Anteil Bruttopro- Bruttowert- Bruttowert- 2003 provisorisch duktionswert Vorleistungen schöpfung schöpfung Branchen Land- u. Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei, Fischzucht 12'808 7'382 5'426 1.2% Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 1'463 733 730 0.2% Industrie, verarbeitendes Gewerbe 223'282 142'190 81'092 18.5% Energie- und Wasserversorgung 23'838 13'586 10'253 2.3% Baugewerbe 47'432 23'518 23'914 5.5% Handel und Reparatur 86'062 29'640 56'422 12.9% Gastgewerbe 20'182 9'595 10'588 2.4% Verkehr und Nachrichtenübermittlung 59'189 31'685 27'504 6.3% Kreditgewerbe 56'893 16'683 40'210 9.2% Versicherungsgewerbe 45'465 22'819 22'646 5.2% Immobilien, Vermietung, Informatik, F&E 72'956 29'486 43'470 9.9% Öffentliche Verwaltung; öff. Sozialversicherung 63'624 16'690 46'934 10.7% Unterrichtswesen 4'208 1'614 2'593 0.6% Gesundheits- und Sozialwesen 36'196 11'239 24'956 5.7% Sonst. öff. u. pers. Dienstleistungen, Priv. Haushalte 20'486 10'083 10'403 2.4% Vermietung (private Haushalte) 36'077 4'711 31'366 7.2% Total vor Berichtigungen 810'161 371'654 438'507 100.0% Unterstellte Produktion von Bankdienstleistungen (FISIM) -28'913 Gütersteuern 28'770 Gütersubventionen -3'801 Total nach Berichtigungen* 434'562 Quelle: BfS, provisorisch

Zusammenfassung Finanzintermediation Effiziente Allokation von Kapital (Finanzsektor schmiert die Räder der Ökonomie mit Geld) Wichtiger Bestandteil der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung

Zwei geldtheoretische Positionen Geld ist Ware (Vormoderne, Keynes) Geld(mengenänderungen) haben reale Effekte, d.h. wirken auf Mengen  Geld ist Schleier (Klassik, Neoklassik, Monetarismus): Geld(mengenänderungen) haben nominale Effekte , d.h. wirken nur auf Preise

Was ist Geld ? Geld: Definition, Geldfunktionen Funktionalistische Gelddefinition: «Alles, was Geldfunktionen ausübt, ist Geld». Funktionen: Tauschmittel, Recheneinheit, Wertaufbewahrung Beispiele: Vieh (Ochsen), Salz, Felle, Stockfisch, Tabak, Zucker, Muscheln, Perlen, Zigaretten, Metalle, Münzen, Papier mit besonderem Aufdruck, Eintragungen in Büchern, elektronisch gespeicherte Daten usw.  Geld ist immer eine Bestandsgrösse.

Königreich Lydien, Krösus (561-546 v. Chr.), schwerer Goldstater Quelle: www.moneymuseum.com vorne hinten EC Karte, Zentraleuropa (ca. 2006 n. Chr.) vorne hinten

Was ist Geld ? (2) Geldfunktionen: 1. Tauschmittel (Zahlungsmittel) Verringerung der Transaktionskosten: Geld als Tauschmittel beim indirekten Tausch (temporäres Wertaufbewahrungsmittel: Trennung von Kauf und Verkauf),  2. Recheneinheit, Wertmaßstab Verringerung der Informationskosten: nicht n(n-1)/2 Austauschverhältnisse, sondern nur n Preise,

Was ist Geld ? (3) 3. Wertaufbewahrungsmittel Ermöglicht Aufbewahrung von Kaufkraft: Das Einkommen muss nicht sofort verausgabt werden (intertemporaler Transfer). Das gesparte Einkommen kann auf andere Wirtschaftseinheiten übertragen werden (Intermediation zwischen Sparern und Investoren).  Erforderliche Eigenschaften von Geld: Absatzfähigkeit Haltbarkeit Seltenheit Homogenität Teilbarkeit

Was ist Geld? (4) Allgemeine Gelddefinition: «Geld ist Vertrauen.»

Geldverfassung und Währungsordnung Geldverfassung: gesetzlicher und institutioneller Rahmen für die Währung und den Finanzsektor Geldemission, Kompetenzen, (Un)Abhängigkeiten Währung: konkrete Ausgestaltung der Geldeinheit eines Währungsgebietes (rechtliche Knappheitsvorschriften) Währungsordnung: Beziehung zwischen den Währungen verschiedener Währungsgebiete (internationale Währungsordnung)

Kurze Geldgeschichte Warengeld zur Vereinfachung des Tausches schon früh: seltene Metalle ab ca. 7. Jhdt. v.u.Z. erste Münzen schnelle technische Perfektionierung bis ins 20. Jahrhundert: Geld war Ware oder (zumindest theoretisch) durch Waren gedeckt Kommerzielle Revolution des Mittelalters: erstes Kreditgeld (unter Kaufleuten) frei zirkulierende Banknoten (von einigen Fiaskos abgesehen) erst seit 19. Jahrhundert indirekte Golddeckung von Banknoten bis 1973

Währungssysteme 1. Metallistische Währungen 1.1. Monometallistische Währungen (z.B. Gold oder Silber) 1.1.1. Gold-/Silber-Umlaufswährungen 1.1.2. Gold-/Silber-Kernwährungen 1.1.2.1. Gold-/Silber-Devisenwährungen 1.2. Bimetallistische Währungen (z.B. Gold und Silber) 1.2.1. Doppelwährungen (festes Verhältnis) 1.2.2. Parallelwährungen (kein festes Verhältnis) 2. Korbwährungen 2.1.1. Warenreservewährungen 2.2.2. Währungskorbwährungen 3. Currency Boards (Währungsbehörde) 4. Freie, ungebundene Währungen (Papierwährungen, fiat money)

Die Geldverfassung der Schweiz: Zwei Hauptakteure des Geldangebots Zentralbank (Stufe 1) Schweizerische Nationalbank (SNB) ist weitgehend unabhängig von Regierung und Parlament. Aufgaben: 1. Sicherung der primären Geldversorgung, 2. Sicherung des inneren Werts der Währung (= Preisstabilität), 3. Sicherung des Aussenwerts der Währung (= Wechselkurs des Franken) Problem: möglicher Zielkonflikt mit Preisstabilität 4. Bank der Banken (Lender of Last Resort), Schutz der Kreditinstitute vor allgemeiner Vertrauenskrise (bank run): Möglichkeit in Zahlungsschwierigkeiten geratene Geschäftsbanken unbegrenzt mit Zentralbankgeld versorgen (lend freely!) Problem: Moral Hazard

Zwei Hauptakteure des Geldangebots Geschäftsbanken (Stufe 2) Vermitteln zwischen Geldgebern und Kreditnehmern (= Finanzintermediation). Multiplizieren so das Zentralbankgeld und schaffen Geld. Überschusseinheiten Private Haushalte Banken Defiziteinheiten Unternehmen Kredite Einlagen

Funktionen der Finanzintermediation Transfer von Kaufkraft zwischen Überschuss- und Defiziteinheiten (und damit das volkswirtschaft-liche Investitionsvolumen) durch: Verringerung von Informationskosten (Vermittlung zwischen Gläubigern und Schuldnern) Kreditgrössentransformation (Kreditvolumen der Titel) Risikotransformation (Sicherheit der Titel) Fristentransformation (Laufzeit der Titel)

Funktionen der Finanzintermediation Führt zu einer effizienteren Kapitalzuordnung durch: Auswahl der ertragreichsten Investitionen laufende Beratung und Kontrolle der Schuldner (Investoren). Erhöht die gesamtwirtschaftliche Liquidität durch die Schaffung von Geld durch: Schuldtitel, die der Wertaufbewahrung dienen Schuldtitel, die Zahlungsmittel darstellen (Geschäftsbankengeld).

Das theoretische Problem: Wer schafft Geld? Verteilen die Geschäftsbanken Überschüsse der Privaten (Kredit aus Einkommen)? Überschusseinheiten Private Haushalte Banken Defiziteinheiten Unternehmen Kredite Einlagen Verteilen die Geschäftsbanken Defizite der Unternehmen and Private? (Einkommen aus Kredit) Überschusseinheiten Private Haushalte Banken Defiziteinheiten Unternehmen Kredite Einkommen Einlagen Bedeutung: Geldpolitik Wenn Geld = Kredit, dann eher keynesianische Welt

Das Geldangebot in der Schweiz Definition der Geldmengenaggregate Bargeld (Noten und Münzen) + Guthaben auf Bankkonten. Die SNB veröffentlicht Statistiken zu verschiedenen Geldaggregaten.

Zwei wichtige Geldaggregate Geldmenge M1 = Bargeld des Publikums + sofort verfügbare Guthaben des Publikums bei Geschäftsbanken M1 entspricht den unmittelbar verfügbaren Tauschmitteln des Publikums. Notenbankgeldmenge NGM = Bargeld bei Publikum und Geschäftsbanken + Guthaben der Geschäfts-banken bei der SNB Die Notenbankgeldmenge ist unter der direkten Kontrolle der Nationalbank.

Verschiedene Geldaggregate = Notenumlauf + Guthaben der Banken bei der Nationalbank (Giroguthaben) NGM Notenbankgeldmenge NGM die Aggregate sind nach ihrer Liquidität geordnet M1 = Bargeldumlauf (Noten und Münzen) + Sichteinlagen + Einlagen auf Transaktionskonti = M1 + Spareinlagen M2 = M2 + Termineinlagen M3

M1 und NGM in der Schweiz 1985-2006 Mrd. Fr. 50 100 150 200 250 300 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 NGM M1 Quelle: SNB

Geldaggregate Schweiz 1985-2006 Mrd. Fr. 600 M3 500 400 M2 300 200 100 M1 NGM 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: SNB

Was bestimmt die Grösse von m ? Geldmultiplikator Beziehung zwischen Geldmenge M1 und Noten-bankgeldmenge NGM: M1 = m·NGM m > 1 Was bestimmt die Grösse von m ?

Geldmultiplikator Banken halten einen Teil der einbezahlten Gelder (Einlagen) als Reserven. Der andere Teil wird etwa in Form von Krediten ans Publikum vergeben. Reservesatz r = Reserven Einlagen Das Publikum deponiert einen Teil der erhaltenen Kredite bei den Banken und behält den Rest als Bargeld. Kassenhaltungskoeffizient cu = Bargeld bei Publikum M1

Beispiel Geldmultiplikator: 1. Die Zentralbank kauft für Fr. 1‘000 Dollar bei einem Devisenhändler. 2. Der Devisenhändler deponiert die Fr. 1‘000 bei der Bank 1. 3. Da kaum alle Bankkunden ihre Guthaben auf einmal auflösen werden, kann die Bank 1 Fr. (1 - r)· 1‘000 ans Publikum ausleihen. 4. Das Publikum behält „Bargeld“ und zahlt Fr. (1 - cu)(1 - r)· 1‘000 bei der Bank 2 ein. 5. Die Bank 2 vergibt nach Abzug der Reserven Fr. (1 - cu)(1 - r)2· 1‘000 als Kredit usw. Zu 3.: Wenn sie es doch tun, heisst es “bank run” und muss unbedingt verhindert werden, um die Währung zu sichern. Gegenmittel: Schalterschliessungen, Rationierungen, richtige Kommunikation.

Wie die Geschäftsbanken Geld schaffen r = 1 Bank 1 hat Einlagen von 1‘000.- Fr. Bank 1 (100% Reserven) hier wird kein neues Geld geschaffen Einlagen 1‘000.- Reserven 1‘000.-

r = 0.1 cu = 0 Reservesatz r Bank 1 (10% Reserven) Einlagen 1‘000 Kredite 900 Bank 2 (10% Reserven) Einlagen 900 Reserven 90 Kredite 810 Bank 3 (10% Reserven) Einlagen 810 Reserven 81 Kredite 729

Formale Herleitung des Geldmultiplikators cu = Kassenhaltungskoeffizient r = Reservesatz M1 = BarPublikum + Einlagen = r (M1 - BarPublikum) NGM = BarPublikum + BarBanken + Guthaben Banken bei SNB cu M1 NGM = Reserven = r Einlagen + = r (M1 - cu M1) = M1 r ( 1 - cu) NGM = M1 [cu + r ( 1 - cu) ] M1 = cu + r ( 1 - cu) NGM 1

M1 = m·NGM NGM cu + r (1-cu) 1 = Multiplikator Notenbankgeldmenge Kassenhaltungskoeffizient Reservesatz Multiplikator

Geldmenge M1 Notenbank- geldmenge Multiplikation der Bankeinlagen Zentralbank kontrolliert Notenbank- geldmenge Geschäftsbanken entscheiden über Höhe der Liquiditätsreserven Multiplikation der Bankeinlagen Publikum entscheidet über Höhe der Kassenhaltung Geldmenge M1

r cu Zentralbank bestimmt Notenbankgeldmenge Geschäftsbanken multiplizieren Einlagen Reserven Geschäftsbanken Kassenhaltung Haushalte & Unternehmen

Aufgabe cu = 1/4 r = 1/5 m = ? NGM steigt um 200 Fr. Veränderung M1? Veränderung Kredite?

Veränderung Kredite ? NGM = BarPublikum + BarBanken + Guthaben Banken bei SNB NGM = BarPublikum + Reserven BarPublikum = NGM - Reserven M1 = BarPublikum + Einlagen M1 = BarPublikum + Kredite + Reserven M1 = NGM - Reserven + Kredite + Reserven M1 = NGM + Kredite

Der Geldmultiplikator Schweiz 1985-2005 M1 NGM m = 8 lockere Geldpolitik 7 6 5 4 Strukturbruch Ende 1987 3 2 1 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: SNB, eigene Berechnung

Freiwilliger Reservesatz der Geschäftsbanken (1985-2006) Reserven Einlagen r = 0.16 1987 Strukturbruch des Multiplikators durch Halbierung des Reservesatzes. Einführung des Swiss Interbank Clearing (SIC) Neue Liquiditätsvorschriften 0.12 0.08 0.04 Die sinkende Reservehaltung erhöht den Geldmultiplikator. 0.00 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: SNB, eigene Berechnung

Kassenhaltungskoeffizient (1985-2006) Bargeld Publikum M1 cu = 0.30 Die sinkende Kassenhaltung erhöht den Geldmultiplikator. 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: SNB, eigene Berechnung

Entwicklung der Notenbankgeldmenge (1985-2005) Mio. Fr. 40'000 30'000 20'000 Notenumlauf 10'000 Giroguthaben 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: SNB

Instrumente der Geldpolitik Die Zentralbank steuert die Geldmenge; Direkt über die Notenbankgeldmenge Repo-Geschäfte: Bei Kauf von Wertpapieren wird Vertrag für Rückverkauf abgeschlossen (wichtigstes Instrument der SNB) Devisengeschäfte: An- und Verkauf von Devisen Der Gesetzgeber steuert die Geldmenge indirekt durch den Mindestreservesatz rmin in der Schweiz heute 2,5%

Repo-Geschäfte und Devisen-Swaps der SNB 1990-2003 Mio. Fr. 25'000 Forderungen aus Repo-Geschäften 20'000 Devisen-Swaps 15'000 10'000 5'000 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 Quelle: SNB

Repo-Geschäfte steuern Kurzfristzinsen Kurzfristzins SNB (3 Monate) 10 9 8 Kurzfristzins SNB (3 Monate) 7 6 5 4 3 2 1 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 Quelle: SNB

Kurzfristzins und Geldmenge M3 Vorjahresveränderung Geldmenge M3 14 Kurzfristzins SNB (3 Monate) Vorjahresveränderung Geldmenge M3 12 10 8 6 4 2 -2 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 Quelle: SNB

Ausblick Quantitätstheorie und Inflation: Warum Steuerung der Notenbankgeldmenge? 46

Geldnachfrage: Motive zur Geldhaltung Transaktionsmotiv Geld als Tauschmittel Spekulationsmotiv Geld als Wertaufbewahrungsmittel

vom Geldwert der Transaktionen. 1.Transaktionsmotiv Die Geldnachfrage hängt ab vom Geldwert der Transaktionen. Je höher die Preise der gehandelten Güter, desto grösser die Nachfrage nach Geld. Preise P Þ Geldnachfrage MD Je höher das reale Einkommen und Volumen der Transaktionen, desto grösser die Nachfrage nach Geld. Einkommen Y Þ Geldnachfrage MD

Die Quantitätsgleichung M V = P Y Preisniveau Geldmenge Umlaufsgeschwindigkeit reales Einkommen bzw. Produktion

Die Quantitätsgleichung M V = P Y Geldstrom Güterstrom Diese Gleichung muss per Definition gültig sein.

der wirtschaftliche Kreislauf Ertrag Konsumausgaben Gütermärkte Produktion von Waren und Dienstleistungen Einkauf Waren und Dienstleistungen der wirtschaftliche Kreislauf Unternehmen Haushalte Produktions- inputs Arbeit, Kapital Märkte der Produktionsfaktoren Löhne, Zinsen Gewinne Einkommen

Die Quantitätsgleichung Für die Quantitätstheoretiker ist die Quantitäts-gleichung jedoch mehr als nur eine Definition. konstante Umlaufgeschwindigkeit gegebenes Einkommen M V = P Y Eine Geldmengenerhöhung führt zu einer proportionalen Preiserhöhung. Aber: Ist die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes tatsächlich konstant?

Umlaufsgeschwindigkeit in der Schweiz 1990 - 2004 nominales BIP M1 V = 1 2 3 4 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 - 40% Quelle: BfS, SNB, eigene Berechnung

Die Quantitätsgleichung Die Quantitätsgleichung zeigt aber auch, dass bei realem Wirtschaftswachstum und konstanter Umlaufsgeschwindigkeit ... oder die Preise sinken müssen M V = P Y entweder das Geldangebot wachsen muss

Inflation und Quantitätsgleichung Veränderung Umlaufsge-schwindigkeit M V = P Y Ausgedrückt in Wachstumsraten: gM gY gV + = p Veränderung Umlaufsge-schwindigkeit Geldmengen-wachstum BIP-Wachstum Inflation

Inflation und Quantitätsgleichung Exkurs: Europäische Zentralbank gM = p + gY - gV Veränderung Umlaufsge-schwindigkeit Geldmengen-wachstum BIP- Wachstum Inflation 4.5% -0.5% bis -1% ~2% = + - 2% bis 2.5% Herleitung Referenzwert EZB

Inflationsraten und Wachstumsraten der Geldmenge für 75 Länder Durchschnitte 1980-1990 Inflationsrate in % 1000 Korrelation: 0.9907 Bolivien Argentinien 100 Peru Israel Mexiko 10 Schweiz USA Deutschland Singapur Japan 1 1 10 100 1000 Wachstumsrate der Geldmenge in %

Vorjahresveränderungen LIK und M1 (1986-2005) % 20 M1 16 12 8 4 LIK -4 Steigenden Preise bei steigendem Geldangebot? -8 -12 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 Quelle: BfS, SNB

Wieso steigen die Preise bei steigendem Geldangebot? Der Zusammenhang zwischen Geldmengenwachs-tum und Inflation ist eindeutig, aber wie lässt er sich erklären? Verschiedene Erklärungen sind möglich: Die Wirtschaftssubjekte verändern ihre Inflationserwartungen, wenn das Geldangebot steigt, und erhöhen Preise und Lohnforderungen. Die Nachfrage steigt bei gegebenen Angebot und führt zu Preissteigerungen (Marktdiagramm).

Inflation und Quantitätsgleichung gM gY gV = 0 + = p Bei konstanter Umlaufsgeschwindigkeit wird sich ein positives Geldmengenwachstum entweder in einem positiven realen Wachstum oder in einer positiven Inflationsrate widerspiegeln.

Geld und das Finanzsystem Makroökonomik 11.6.2006

Simulation Geldangebot

Aktien und andere Anteilsrechte, Geld- und Kapitalmarktpapiere Finanzierungsrechnung der Schweiz (2003) Mrd. Fr. Nicht- finanzielle Unternehmen Finanzielle Staat Private Haushalte Ausland 3 500 Forderungen Verpflichtungen Aktien und andere Anteilsrechte, 2 500 Bargeld und Einlagen Kredite Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionskassen Geld- und Kapitalmarktpapiere 1 500 500 - 500 - 1 500 - 2 500 - 3 500 - 1 000 - 500 500 1 000 Nettovermögen Mrd. Fr. Nicht- finanzielle Unternehmen Finanzielle Staat Private Haushalte Ausland Quelle: SNB

Wirtschaftskreislauf mit Vermögensbildung Verwendung Produktion Einkommen Löhne Gesamtnachfrage gesamtwirtschaftliche verfügbares Produktion Einkommen Zinsen Gewinne Steuern Staat und Sozial- versicherungen Defizit Sparen Banken & Finanzmärkte Konsumkredit Staatsausgaben Vermögens- auflösung Investitionen privater Konsum Vermögen, Kredite