Was ist das „Harvard-Verhandlungskonzept“

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 Präsentation transkript:

Was ist das „Harvard-Verhandlungskonzept“ Verhandeln ist ständiger Bestandteil unseres Lebens. In solchen Situationen müssen Übereinkünfte getroffen werden, die der Komplexität der Situation und den verschiedenen Interessen gerecht werden. Der Einsatz von Macht führt dabei oft zu ineffektiven Lösungen. Besser ist es, Lösungen mit einer konstruktiven Verhandlungsmethode anzustreben.

Was ist das „Harvard-Verhandlungskonzept“ Wichtig ist sich immer zu verinnerlichen, dass ein optimales Ergebnis folgende Punkte kennzeichnet: klar, d.h. eindeutig in der Auslegung, umsetzbar, d.h. kein „Luftschloss“, fair, d.h. alle Parteien können es akzeptieren, zweckdienlich, d.h. es nützt mir und allen Beteiligten, interessenausgleichend & wertschöpfend.

Was ist das „Harvard-Verhandlungskonzept“ In Verhandlungen geht es dabei nicht nur um Sachfragen und -ergebnisse; die persönlichen Beziehungen zwischen den Akteuren, Vertrauen oder Misstrauen, entscheiden nicht selten über Erfolg oder Misserfolg der Verhandlung.

Warum „Harvard-Verhandlungskonzept“ Um die Frage der richtigen Verhandlungstechnik auf eine breitere wissenschaftliche Basis zu stellen, gründeten Professor Roger Fisher, William Ury, Bruce Patton und andere 1979 das Harvard Negotiation Project an der Harvard Law School in Cambridge, MA. In diesem interdisziplinären Forschungsprojekt wurden zahlreiche Verhandlungen aus den verschiedensten Bereichen (Geschäftsverhandlungen, Diplomatie, Mediation etc.) intensiv ausgewertet und daraufhin untersucht, welche Faktoren zu erfolgreichen Verhandlungen beitragen und welche Faktoren Misserfolge in Verhandlungen herbeiführen. Auf Grundlage dieser Forschungen wurde 1981 das Buch Getting to YES vorgelegt, in dem die Grundprinzipien der professionellen („sachbezogenen“) Verhandlungsführung erläutert werden.

Um erfolgreich zu verhandeln, muss man hart in der Sache und Wichtiger Merksatz Notieren Sie sich diesen Merksatz und hängen Sie diesen Sichtbar auf! Um erfolgreich zu verhandeln, muss man hart in der Sache und weich auf der Beziehungsebene verhandeln.

Grundprinzipien des Harvard-Konzeptes 1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand einerseits und der Beziehung zwischen den Verhandlungspartnern andererseits! 2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die dahinterliegenden Interessen Entwickle zuerst möglichst viele Optionen, bewerte und entscheide später! 4. Bestehen auf der Anwendung neutraler Beurteilungskriterien

1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand 1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand einerseits und der Beziehung zwischen den Verhandlungs- partnern andererseits! Beispiel: Sie sind total unzufrieden mit einem Mitarbeiter, dieser kommt zum wiederholten Male zu spät. Hier sind zwei Möglichkeiten, wie Sie das zur Sprache bringen könnten. 1. Variante: „Sie sind total unzuverlässig. Ich werde Ihre Schlampereien nicht mehr länger hinnehmen. Sie sind RAUS….. 2. Variante: „Sie haben die arbeitsvertraglichen Vereinbarung erneut nicht eingehalten. Dadurch kriegen wir Probleme mit unseren Kunden, denen ich die Dienstleistung garantiert habe. Schlimmstenfalls kostet uns das eine hohe Vertragsstrafe. Was können wir tun, um dies zukünftig auf alle Fälle zu vermeiden?“

1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand 1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand einerseits und der Beziehung zwischen den Verhandlungs- partnern andererseits! Im ersten Beispiel wird der andere sich rechtfertigen. Durch Schuldzuweisungen werden menschliche und sachliche Aspekte der Angelegenheit vermischt. Aus dem sachlichen Problem wird ein menschliches Problem gemacht. Der Verhandlungspartner, der „verurteilt“ wurde, ein „total unzuverlässiger Mensch“ zu sein, wird das natürlich als Angriff auf sich selbst verstehen und sich entweder rechtfertigen oder mit einem Gegenangriff zurückschlagen. Über den Streit, wer der „bessere Mensch“ ist, können die Verhandlungspartner leicht das eigentliche Sachproblem aus den Augen verlieren.

1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand 1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand einerseits und der Beziehung zwischen den Verhandlungs- partnern andererseits! Im zweiten Beispiel wird der Dialog höchstwahrscheinlich auf einer sachlicheren Ebene fortgesetzt. Die andere Seite wird eingeladen, sich an der gemeinsamen Suche nach einer Lösung für das sachliche Problem zu beteiligen. Das bedeutet nicht, dass die Forderungen in der Sache aufgeweicht würden – sie werden nur „weicher“ vorgebracht.

1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand 1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand einerseits und der Beziehung zwischen den Verhandlungs- partnern andererseits! Viele Verhandlungen finden im Rahmen einer dauerhaften Beziehung statt (zwischen Kollegen, zwischen langjährigen Geschäftspartnern, zwischen Behörde und freien Trägern). Wenn diese Beziehung gestört ist (z.B. durch Misstrauen, persönliche Abneigung oder Gefühle, in der Vergangenheit übervorteilt worden zu sein) wird eine kooperative Lösung der Sachprobleme erschwert oder sogar unmöglich gemacht. Wichtig ist also, die Verhandlungen so zu führen, dass die Beziehung gefördert und bewahrt bleibt. Betrachten Sie Ihr Gegenüber als Partner bei der Problemlösung und verhalten Sie sich dementsprechend: partnerschaftlich!

1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand 1. Unterscheide zwischen dem Verhandlungsgegenstand einerseits und der Beziehung zwischen den Verhandlungs- partnern andererseits! Auch während des laufenden Verhandlungsprozesses ist es möglich (und sinnvoll!), die Sachdiskussion ggf. zu unterbrechen, um erhebliche Beziehungsstörungen anzusprechen. Außerdem können Sie die effektive Sacharbeit dadurch unterstützen, dass Sie fortwährend versuchen, das gegenseitige Vertrauensfeld durch vertrauensbildende Maßnahmen (z.B. gezielte Preisgabe von Informationen) und durch verlässliches und integeres Verhalten zu stärken.

2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die 2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die dahinterliegenden Interessen Beispiel: Zwei Personen streiten. Der eine möchte das Fenster offen haben, der andere geschlossen. Sie zanken herum, wie weit man es öffnen soll: einen Spalt weit, halb-, dreiviertel offen. Keine Lösung befriedigt beide.

2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die 2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die dahinterliegenden Interessen Hilfreich wären folgende Fragen gewesen: warum er/sie denn das Fenster öffnen möchte. Antwort: „Ich brauche frische Luft.“ Gegenfrage: warum er/sie denn das Fenster lieber geschlossen halten will: Antwort könnte sein: ,,Wegen der Zugluft.“ Nach kurzem Nachdenken öffnet sie im Nebenraum ein Fenster. Auf diese Weise kommt frische Luft herein, ohne dass es zieht.

2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die 2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die dahinterliegenden Interessen Wenn man die eigenen Interessen offen darlegt, ohne Position zu beziehen, und die Positionen der Gegenseite auf die dahinterliegenden Interessen hinterfragt, können Vorstellungen entwickelt werden, die den Interessen beider Parteien gerecht werden.

2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die 2. Konzentriere Dich nicht auf Positionen, sondern auf die dahinterliegenden Interessen Sie sollten für sich in der Vorbereitung auf die Verhandlung nicht nur Ihre Interessen identifizieren, sondern auch eine Prioritätensetzung vornehmen. Welche Interessen sind am wichtigsten, was wäre auch noch schön, ist aber nicht unbedingt erforderlich? Auf Basis dieser klaren Prioritäten wird es Ihnen leichter fallen, Vorschläge zu bewerten und Ihre eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.

3. Entwickle zuerst möglichst viele Optionen, bewerte und 3. Entwickle zuerst möglichst viele Optionen, bewerte und entscheide später! Ein wesentlicher Vorteil der sachbezogenen Verhandlungsführung ist es, für beide Seiten bessere Ergebnisse erreichen zu können, wenn die Verhandlungspartner zusammen nach kreativen Optionen für „gemeinsamen Nutzen“ (mutual gains) suchen und so „Mehrwert“ schaffen, der schließlich zusätzlich zwischen allen Parteien verteilt werden kann.

4. Bestehen auf der Anwendung neutraler Beurteilungs- kriterien Konflikte entstehen aus gegenläufigen, einander widersprechenden Interessen der Verhandlungsparteien. Beim harten Verhandeln ist das Ziel, die Gegenseite bei Interessengegensätzen unter Druck zu setzen und ihr den Eindruck zu vermitteln, sie habe nur noch die Wahl, nachzugeben oder die Verhandlung scheitern zu lassen („friss oder stirb“). Es gibt also einen Sieger und einen Verlierer, was sich negativ auf die Beziehung Auswirkt!

4. Bestehen auf der Anwendung neutraler Beurteilungs- kriterien Beim sachbezogenen Verhandeln geht es deshalb darum, allen Beteiligten das Gefühl zu vermitteln, die getroffene Übereinkunft sei ein „faires Ergebnis“. Ein solches Ergebnis ist natürlich leichter zu akzeptieren, auch dann wenn es weniger Vorteile als erhofft für einen selbst bietet. Wer ein schlechtes Ergebnis erzielt, weil er selbst nicht gut genug verhandelt hat oder weil die Gegenseite mächtiger war, ist negativ gestimmt. Wer ein schlechtes Ergebnis erzielt, weil die Ausgangslage einfach nicht mehr hergab „mehr einfach nicht drin war“ kann zwar die schlechte Ausgangslage bedauern, sich selbst und dem Verhandlungspartner hat er jedoch nichts vorzuwerfen. Ziel ist es also, dass beide Seiten nach der Verhandlung Gewinner sind. WIN-WIN-LÖSUNG

4. Bestehen auf der Anwendung neutraler Beurteilungs- kriterien Je besser Ihre Alternativen sind, desto besser ist also Ihre Verhandlungsposition. Sie sollten sich überlegen, wie man beurteilt, dass die getroffene Übereinkunft die bestmögliche ist. Sie sollte dabei jedenfalls folgenden Anforderungen genügen: die gute Beziehung der beiden Parteien bleibt erhalten, beide Seiten nehmen mit, was sie brauchen (oder teilen fair) und es wird zeiteffizient verhandelt. Die Beziehung der beiden Verhandlungspartner sollte durch die gewählte Lösung nicht leiden. Daher ist es unter anderem wichtig, sich zu überlegen, wie man entscheiden kann, ob eine Lösung sinnvoll und machbar ist.