„Historische Rebsorten“ Projekt „Historische Rebsorten“ in der Weinbergslage „Buchbrunner heißer Stein“ 25.03.2010 Am Schelm 1 b, 97320 Buchbrunn, Tel.: +49 (0)9321 924200, +49 (0)177 3298181 E-Mail: wolfgang@patzwahl.de
Historische Rebsorten: Im Bereich historische Rebsorten wurden 10 Rebsorten gepflanzt, die bereits im Mittelalter im fränkischen Anbaugebiet anzutreffen waren. Die Rebsorten im einzelnen sind: St. Laurent Gelber Muskateller Weißer Elbling Weißer Gutedel Geißdutte Weißer Räuschling Blauer Silvaner Heunisch Lämmerschwanz Roter Muskateller Historische Reberziehung: Mit 5 Rebstöcken der Rebsorte Johanniter wird die historische Reberziehung (Kopferziehung), welche im fränkischen Weinbau üblich war gezeigt. Spazierweg: Der historische Rebgarten ist eingebunden in das Spazierwegenetz um Buchbrunn. Im Rahmen des Buchbrunner Weinfestes werden dann entsprechende Führungen angeboten werden. Rahmenbepflanzung: Die Rahmenbepflanzung erstreckt sich vom oberen Bereich des historischen Rebgartens entlang des Spazierweges im Böschungsbereich bis zum unteren Ausgang. Im oberen Bereich werden Gehölze der Aktion Erlebnislandschft Weinfranken des Amts für Ländliche Entwicklung Unterfranken gepflanzt. Sie sind so ausgesucht, dass über einen möglichst langen Zeitraum hinweg blühende Elemente in der Weinbergslandschaft integriert sind.
Historische Rebsorten Historische Reberziehung Hochstamm-Obstgehölze Kirsche Rosen Spazierweg Aussichtsplattform
Weinausbau: Die historischen Rebsorten sind als „Gemischter Satz“ gepflanzt und werden auch als solcher ausgebaut. „Gemischter Satz“ ist die Bezeichnung für Wein, der sich aus unterschiedlichen Rebsorten zusammensetzt. Im Gegensatz zur Cuveé werden hier mehrere Rebsorten gemeinsam angebaut und nach der gemeinsamen Lese auch gemeinsam zu Traubenmost gekeltert und vergoren. Durch die unterschiedlichen Reifegrade und den unterschiedlichen Säuregrad der Rebsorten wollte man ursprünglich das Risiko minimieren und eine gleichbleibende Weinqualität sichern. Heute hat sich der Gemischte Satz vor allem in der österreichischen Weinbauregion Wien und in der Steiermark (dort unter der Bezeichnung Mischsatz) gehalten und gilt als Spezialität. Verwendung des Weins und Einbindung in das Buchbrunner Weinfest: Der so hergestellte Wein aus dem Projekt „Historische Rebsorten“ in der Weinbergslage „Buchbrunner heißer Stein“ wird als Spezialität beim Buchbrunner Weinfest angeboten. Darüber hinaus sind Führungen zum Weinberg vorgesehen. In jedem Jahr wirdl von 1-2 Rebsorten auch ein Teil der Trauben sortenrein gekeltert und vergoren, um am Weinfest auch eine Raritätenverkostung anzubieten.
Rebsortenbeschreibung: St. Laurent: St. Laurent ist eine sehr aromatische rote Rebsorte. Sie wird zur Burgunderfamilie gezählt und stammt ursprünglich aus Frankreich. Johann Philipp Bronner brachte die Rebsorte St. Laurent um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus Frankreich nach Deutschland. Von dort aus verbreitete sich die Rebsorte in die Nachbarländer. Die Rebsorte war in Deutschland lange Zeit Bestandteil des gemischten Satzes im Weinbau, aber seit den 1950er Jahren nahezu ausgestorben. In Österreich kommt sie auch heute noch relativ häufig vor. Als sehr beliebte Rebsorte findet man St. Laurent auch noch relativ häufig in den Weinbergen der Tschechischen Republik und der Slowakei. In Franken findet sich die Rebsorte St. Laurent auf insgesamt 4 Hektar. Gelber Muskateller Der Muskateller ist eine der ältesten Kulturreben. Vermutlich liegt der Ursprung der Rebsorte in Kleinasien. Phönizische und griechische Kolonisten verbreiteten den Muskateller im östlichen Mittelmeergebiet. Später schätzten die Römer den griechischen "passum" als besonders edlen Wein.Nach Mittel- und Nordeuropa gelangte Muskatellerwein durch die Intensivierung des Fernhandels im 12. Jahrhundert. Venedig spielte eine besondere Mittlerrolle zwischen Orient und Okzident und kontrollierte mehrere Inseln im östlichen Mittelmeer, auf denen Muskatellerwein angebaut wurde. In den Quellen wird der Muskateller häufig auch griechischer Wein oder Zypernwein genannt. Die Bezeichnung „Muskateller“ tauchte schon im Hochmittelalter auf. Die früheste Erwähnung des Traubennamens „moscadelle“ stammt von Piero de Crescenzi um 1305.
Weißer Elbling: Der weiße Elbling ist eine weiße Rebsorte. Er gilt als die älteste Weinsorte Europas. Der Name stammt von den „Colli Albani“ bei Rom. Die Sorte wurde von den Römern im Moselgebiet angebaut. Der Elbling war im Mittelalter in Deutschland und in der Schweiz neben der Rebsorte „Heunisch“ eine der am meisten angebauten weißen Rebsorten. Ab dem 17. Jahrhundert wurde sie dann allerdings mehr und mehr verdrängt. Als reichhaltiger Traubenträger war er früher beliebt bei denen, die den Zehnten in Wein entrichten mussten. Lange wurde der Elbling der Rebsortenfamilie des Heunisch zugezählt. Da er kleinere Beeren als die meisten Heunisch-Varianten zeigt, wird er auch "Kleinbeeriger" oder umgangssprachlich "Keenbeerich" genannt. Wie bei verschiedenen anderen Rebsorten gibt es auch bei der Rebsorte Elbling Farbvarianten. Weißer Gutedel: Der Gutedel gilt als eine der ältesten Rebsorten. Seinen Ursprung soll der Gutedel in Ägypten haben, wo er seit rund 5.000 Jahren angebaut wird. Die Römer sollen die Rebsorte dann nach Europa gebracht haben. Der Vicomte d’Auban, ein französischer Diplomat im Dienste von König Franz I., soll die Rebsorte dann im Jahr 1523 aus dem türkischen Konstantinopel nach Burgund gebracht haben. Im Ort Chasselas, südwestlich von Mâcon, soll der Gutedel dann erstmalig in Frankreich angebaut worden sein. Daher stamme die französische Bezeichnung "Chasselas" für die Rebsorte Gutedel. Belege für seine Nutzung in Deutschland stammen aus der Zeit zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Der Gutedel wurde zuerst in Württemberg und Franken angepflanzt. Markgraf Karl Friedrich von Baden brachte 1780 Pflanzgut aus Vevey am Genfer See in die Gegend südlich von Freiburg, dem heutigen Markgräflerland. Aufgrund seiner Aktivität erfuhr die Rebsorte Gutedel in Deutschland eine größere Verbreitung.
Geißdutte: N.N. Weißer Räuschling: Die Rebsorte Weißer Räuschling ist ebenfalls schon eine sehr alte Rebsorte. Der älteste schriftliche Nachweis der Rebsorte Weißer Räuschling ist im Kräuterbuch von Hyeronimus Bock zu finden. Dort ist die Rebsorte als „Drutsch“ und „Drutscht“ erwähnt. Aseine spätere Bezeichnung als „Reuschling“ taucht erstmals 1614 in der Weingartenordnung des Grafen Hohenlohe-Langenburg in Franken auf. Sein ursprüngliches Vorkommen beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Pfalz, Franken, Württemberg und das Elsass, auch in den Weinbaugebieten der Deutschschweiz und der Westschweiz war und ist die Reborte Weißer Räuschling anzutreffen. Heute wird sie nur noch in der Schweiz in größerem Umfang angebaut. Eine ampelographische Rarität stellt die Rebsorte Roter Räuschling dar, eine Farbvariante der Rebsorte Weißer Räuschling. Letzte Rebstöcke des Roten Räuschling stehen im Historischen Rebberg der Hochschule Wädenswil in der Schweiz.
Blauer Silvaner: Die Rebsorte Blauer Silvaner ist eine lokale Spezialität im Anbaugebiet Franken. Sie wird nur mehr in kleinen Beständen auf insgesamt rund 20 Hektar kultiviert. Die Beerenfarbe variiert zwischen grau, rosa, rot bis violett. Die Farbintensität reicht aber nicht aus, um aus den Trauben einen Rotwein zu keltern. Deshalb wird die Rebsorte Blauer Silvaner auch zu den weißen Rebsorten gezählt. Von der Rebschule Steinmann in Sommerhausen wird die Rebsorte erhaltungszüchterisch bearbeitet. Ob die Rebsorte Blauer Silvaner als Ursprungstraube der Rebsorte Grünen Silvaner betrachtet werden kann oder umgekehrt die Rebsorte Blauer Silvaner eine Mutation der Rebsorte Silvaner ist, konnte bisher noch nicht endgültig geklärt werden. Heunisch: Hynschdrauben oder Heunisch war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine in Mitteleuropa weit verbreitete und wichtige Rebsorte, die als Elternteil vieler unserer heutigen Qualitätsrebsorten erscheint. Die Ampelographen streiten sich seit Jahrhunderten darüber, ob die Rebsorte Heunisch von den Hunnen, den Sarmaten, den Magyaren oder von den Soldaten Kaiser Karls des Grossen nach Deutschland gebracht wurden und zu welchem Zeitpunkt dies geschah. Einigkeit besteht jedoch darüber, dass die hunnischen Trauben aus Ungarn stammen. Als erster machte Hieronymus Bock in seinem Kräuterbuch eine kurze aber klare Aussage zum „Hynsch“: „Hynschtrauben seind die aller gemeinsten beynahe inn allen Wein Ländern.“ Über die „Krafft und Würckung“ der reifen Trauben berichtet er ebenso deutlich über ein medizinisches Thema: „Die weissen erweichen den Bauch heftiger/ weder die schwartzen/ sonderlich die grossen feissten Hynschen Drauben/ welche umb ihrer schnelle würckung willen/ von etlichen scheiss Drauben genandtz werden/ und das ist am besten an den Drauben/ sagt Galenus de Alimentis.“
Lämmerschwanz: In Ungarn, im Weinbaugebietvon Schomlau (Somlò), wächst seit jahrhunderten und auch noch heute eine weiße Traubensorte mit dem Namen „Juhfark“, zu deutsch Schafschwanz oder Lämmerschwanz. Der Name kommt von der ausgefallenen Traubenform-, die sehr einem Lämmer- bzw. Schafschwanz ähnlich ist. Eine uralte römische Rebsorte, deren Traube wie der Schwanz eines Fuchses aussieht, wurde schon von C. Plinikus Secundus in seinem Werk „Naturalis Historiae lib. XIV. cap. III“ mit dem Namen „Alopecis“ erwähnt. In der Campagna (Italien) wird „Vitis alopecis“ seit der Römerzeit bis heute als Coda di volpe aber auch Coda di pecora – d.h. Fuchsschwanz und Schafschwanz – angebaut. Roter Muskateller: Der Rote Muskateller ist eine weiße Sorte mit starkem Muskatbouquet, die als Farbmutation aus dem gelben Muskateller entstand. Die Beere ist mittelgroß und von rötlicher Farbe. Außer der Beerenfarbe sind alle anderen Eigenschaften der beiden Sorten identisch.