Die Zukunft der Zuwanderung und Integration

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 Präsentation transkript:

Die Zukunft der Zuwanderung und Integration Dr. Carmen Bârsan Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

Erwerbsmigration und Flüchtlingsmigration Strukturelles Fachkräftedefizit: Insgesamt könnten bis 2035 knapp 4 Mio. Arbeitskräfte fehlen, davon über 2,7 Mio. mit Berufsabschluss und 1,1 Mio. Akademiker (Prognos, 2015). Gesteuerte Erwerbsmigration ist von der Flüchtlingsmigration zu unterscheiden: Erwerbsmigration - gesteuerte, an den Bedarfen des Arbeitsmarkts orientierte Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften nach bestimmten Kriterien zum Zwecke der Erwerbsaufnahme (wen brauchen wir?) Flüchtlingsmigration - Flucht vor Krieg, Vertreibung und politischer Verfolgung als Motiv und Grundlage für die Aufenthaltserlaubnis in Deutschland (wer braucht uns? - humanitäre Aufgabe) Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Erwerbsmigration und Flüchtlingsmigration Auch durch bessere Erschließung der Potenziale von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive kann das Problem wachsender Fachkräfteengpässe in bestimmten Berufen, Branchen und Regionen nicht gelöst werden Deutschland bleibt auch weiterhin auf Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte angewiesen. Angesichts von Defiziten bei Sprache und Qualifikation kommen aber laut Bundesagentur für Arbeit sechs von zehn Flüchtlingen nur für eine Helfertätigkeit in Frage. Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Fachkräftezuwanderung Durch Reformen im Zuwanderungsrecht und verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse wurden Zuwanderungsmöglichkeiten für qualifizierte Fachkräfte erleichtert und Signale gesetzt, dass Fachkräfte aus dem Ausland gebraucht werden und willkommen sind. Die Zahl der Personen, die einen Aufenthaltstitel zur Erwerbsmigration im Jahr 2015 erhalten haben, ist um 8 % ggü. dem Vorjahr gestiegen. Auch die Zahl der im Jahr 2015 erteilten Blauen Karten EU hat sich um 22 % ggü. dem Vorjahr erhöht. Der Großteil der Fachkräftezuwanderung entfällt weiterhin v.a. auf EU-Binnenmigration im Zuge der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Insgesamt ist die Nettozuwanderung aus der EU 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 12,7 % gestiegen. Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Fachkräftezuwanderung Die Erwerbsmigration spielt bereits heute eine große Rolle für die Fachkräftesicherung: In den Industrieberufen ist die Beschäftigung von ausländischen Fachkräften als Spezialisten und Facharbeiter von Ende 2012 bis Mitte 2015 um 16 % gestiegen In den Gesundheitsberufen stieg die Ausländerbeschäftigung bei den Spezialisten und Facharbeitern um 27,9 %. In akademischen Berufen wie z.B. bei den Ärzten gab es ein Plus von 36,6 %. Wäre die Beschäftigung unter Ausländern in diesem Zeitraum konstant geblieben, so würden heute zusätzliche 74.100 Fachkräfte in den Industrieberufen und 19.300 Fachkräfte in den Gesundheitsberufen fehlen Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Fachkräftezuwanderung Trotz aller Fortschritte kommen bisher nur relativ wenig Drittstaatsangehörige über den Weg der Erwerbsmigration nach Deutschland. Vielfältige Ursachen: das Zuwanderungsrecht weiterhin sehr komplex und intransparent mangelhafte Zusammenarbeit der am Zuwanderungsprozess beteiligten Behörden die Regelungen zur Erwerbsmigration fast ausschließlich arbeitsplatzbezogen unzureichende flankierende Angebote zur Förderung der Integration. Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Fachkräftezuwanderung – Was zu tun ist 1. Weiterentwicklung des bestehenden Zuwanderungsrechts Potenzialzuwanderung um beruflich Qualifizierte erweitern Aufenthaltstitel zur Arbeitsplatzsuche für Ausbildungsinteressierte einführen schnelleren Zugang zur Niederlassungserlaubnis auch für beruflich Qualifizierte schaffen Aufenthaltstitel der Potenzialzuwanderung zu einer „Talent Card“ zusammenfassen 2. Verbesserung der praktischen Umsetzung des Zuwanderungsrechts Formulare vereinheitlichen, Bearbeitungszeiten verkürzen überregionalen Kompetenzzentren der Ausländerbehörden für Fachkräftezuwanderung schaffen Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Fachkräftezuwanderung – Was zu tun ist 3. Ausbau der flankierenden Maßnahmen zur Integrationsförderung die Sprachförderung im In- und Ausland stärken Informationen über legale Zuwanderungsmöglichkeiten ausbauen Unterstützung der Unternehmen bei der Rekrutierung geeigneter Bewerber ausbauen Kein grundlegender Systemwechsel notwendig: kein Punktesystem nach dem kanadischem Modell Ein solches System dient vor allem der Begrenzung qualifizierter Zuwanderung Deutschland braucht dagegen mehr qualifizierter Zuwanderung Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Fachkräftezuwanderung im europäischen Kontext Eine gemeinsame europäische Fachkräftegewinnungsstrategie ist notwendig: Fokus auf die hochqualifizierten Fachkräfte aus Drittstaaten Berücksichtigung der unterschiedlichen Arbeitsmarktlagen in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten Wahrung der Souveränität der Mitgliedsstaaten bei der Zulassungspolitik kein komplett einheitlicher zuwanderungsrechtlicher Rahmen nach derzeitigem Stand erforderlich: eine gemeinsame Zulassungspolitik nur im Rahmen der Gewinnung von Fachkräften geboten Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt In den letzten dreieinhalb Jahren sind 1,4 Mio. Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Nur 2015 wurden knapp 900.000 Flüchtlinge in Deutschland registriert. Da rd. 70 % der Flüchtlinge im erwerbsfähigen Alter sind, kommt einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt eine wichtige Bedeutung zu. Da rd. ein Drittel der 2016 registrierten Flüchtlinge unter 18 Jahre ist, spielt das Bildungssystem für die Integration und einen gelingenden Übergang in Ausbildung, Studium und Beschäftigung eine entscheidende Rolle. Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Integration von Flüchtlingen in der Arbeitsmarkt Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Integration von geflüchteten Menschen in eine Ausbildung oder qualifizierte Beschäftigung schwierig ist. Ein langfristiges Engagement aller beteiligten Akteure ist weiterhin entscheidend. Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern ist innerhalb des letzten Jahres um über ein Drittel auf fast 150.000 gestiegen. Ausbildung: rund 10.000 Flüchtlinge in Ausbildung – besonders bei kleinen, mittelständischen Betrieben Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt Die Bereitschaft der Wirtschaft sich für Flüchtlinge zu engagieren ist weiterhin hoch. Arbeitgeberverbände, Kammern und Unternehmen engagieren sich in zahlreichen Projekten und Initiativen, um die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt voranzutreiben: BDA, BDI, BA und ZDH: gemeinsamer Arbeitsstab „Unternehmensinitiativen zur Flüchtlingsintegration“ 2015 gegründet. Ziel: Austausch für Unternehmen schaffen, Handlungsbedarfe identifizieren, gemeinsame Produkte zur Hilfestellung entwickeln Gemeinsames Kooperationsmodell von BDA, DGB, BA und BAMF am 24.10.2016 gestartet, um Kombination von Sprachförderung, beruflicher Praxis und Qualifizierung zu verbessern Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt Engagement der Arbeitgeberverbände auch auf Landesebene, z. B. mit Projekten der Wirtschaft in Bayern: 20.000 Flüchtlinge bis August 2016 in Praktika und Arbeit vermittelt McDonald's Deutschland über 900 Flüchtlingen ein Beschäftigungsverhältnis ermöglicht. McDonald's bietet Migranten neben Beschäftigungsmöglichkeiten u.a. auch Hilfestellung bei behördlichen Angelegenheiten oder auch beim Erlernen der deutschen Sprache (20.000 Online-Sprachkurse der BA) Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt Mit dem im August in Kraft getretenen Integrationsgesetz wurden wichtige Maßnahmen verabschiedet, um die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zu verbessern. Angesichts der bestehenden Herausforderungen müssen sowohl beim Arbeitsmarktzugang als auch im Bildungsbereich weitere Hürden abgebaut werden. Dazu gehören insbesondere: Asylverfahren weiter beschleunigen Zuweisung in Sprachkursangebote ermöglichen – verpflichtende Integrationskurse einführen Ausbildung erleichtern – Fördermöglichkeiten vereinfachen Bundesweite Schulpflicht für Flüchtlingskinder nach 3 Monaten schaffen Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt Vorrangprüfung für Flüchtlinge flächendeckend aussetzen Beschäftigungsverbot in der Zeitarbeit vollständig abschaffen Einsatz von Praktika erleichtern Bemühungen für eine gesamteuropäische Lösung und die Bekämpfung der Fluchtursachen intensivieren. Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

Fazit Trotz Fortschritten gibt es noch vielfältige Herausforderungen sowohl im Bereich der Erwerbsmigration, als auch hinsichtlich der Integration von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive in den Arbeitsmarkt. Eine moderne, an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichtete Zuwanderungspolitik ist neben der Erschließung aller inländischen Arbeitsmarktpotenziale ein zentraler Baustein für eine schlüssige Gesamtstrategie zur Fachkräftesicherung. Die Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt ist eine große Herausforderung, die den weiteren Einsatz von allen Beteiligten und den Abbau von weiteren Hürden beim Arbeitsmarktzugang und im Bildungsbereich erfordert. Dr. Carmen Bârsan | Die Zukunft der Zuwanderung und Integration | 3. November 2016

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