Wie „alt“ sind diese Wörter

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Wie „alt“ sind diese Wörter Wie „alt“ sind diese Wörter? (…oder ist die Frage überhaupt richtig gestellt?)

Die älteste Wortschicht im Deutschen: Indogermanisch Beispiel Verwandtschaftsnamen Mutter: mhd., ahd. muoter, as. mōdar, ae. mōdor, an. móðir ermöglichen einen Ansatz urg. *mōder, der u.a. zusammen mit lat. māter, air. māthir, aind. mātár auf eine Grundlage idg. *mātēr (mit Akzent auf der ersten Silbe) zurückgeführt werden kann. Vater: mhd., ahd. fater, as. fadar, ae. fder, an. faðir, got. fadar aus urg. *fader; dieses basiert z.B. mit lat. pater, gr. patēr, air. athir, aind. pitā auf idg. *pətēr (mit Akzent auf der zweiten Silbe). Schwester: ahd., mhd. swester, as. swestar, ae. sweostor, an. systir, got. swistar aus urg. *swester; dieses basiert z.B. mit lat. soror, gr. éor, air. siur, aind. svásar auf idg. *swesor (die t-Formen treten erst im Urgermanischen auf). Bruder: mhd., ahd. bruoder, as. brōðar, ae. brōðor, an. bróðir, got. brōþar aus urg. *brōþēr; dieses geht z.B. mit lat. frāter, air. bráthair, aind. bhrātar auf idg. *bhrātēr (mit Akzent auf der ersten Silbe) zurück.

Elementarzahlen im Vergleich Die älteste Wortschicht im Deutschen: Indogermanisch Beispiel Elementarzahlen Elementarzahlen im Vergleich   nhd. gotisch tschech. lateinisch griech. sanskrit japanisch 1 ein ains jeden unus heis ekas hitotsu 2 zwei twai dva duo dyo futatsu 3 drei þreis tři tres treis tryas mittsu 4 vier fiþwor čtyři quattuor tettares catvaras yottsu 5 fünf fimf pět quinque pente panca itsutsu 6 sechs saíhs šest sex hex sat muttsu 7 sieben sibun sedm septem hepta sapta nanatsu 8 acht ahtau osm octo asta yattsu 9 neun niun devět novem ennea nava kokonustu 10 zehn taíhun deset decem deka dasa tō

Die älteste Wortschicht im Deutschen: Indogermanisch weitere Beispiele Tiere, z.B. Wolf, Gans, Maus Naturerscheinungen, z.B. Sonne, Mond, Stern, Nacht Körperteile und ‑funktionen, z.B. Haupt, Hals, Arsch, Fuß; atmen, essen, gehen, stehen Dinge eines einfachen Ackerbaus, z.B. Acker, säen Pronomina (z.B. der, die, das, er, sie, es, mein, dein, sein)

Die germanische Wortschicht im Deutschen. substantivische Beispiele Waffen, Kampf und Krieg Nhd. Schwert (mhd., ahd. swert) entspricht engl. sword (ae. sweorð), an. sverð (das Gotische hat dafür ein anderes Wort) < germ. *swerda- zurück. Bogen (Ableitung von biegen) Helm (Ableitung zu ahd. hëlan, nhd. hehlen ‘verhüllen, verbergen’). Ferner: Waffe, Schild, Speer u.a. Seefahrt Nhd. See (mhd. sē, ahd. sēo), mit engl. sea (ae. sǣ) zu an. sjór, got. Saiws, < germ. *saiwi Ferner Ebbe, Kiel, Mast, Segel, Steuer, Bezeichnungen der Himmelsrichtungen. Herrschaft und Recht König (mhd. künic, ahd. kuning), engl. king (ae. cyning), an. konungr < germ. *kuning-/ *kunung- Ferner: Graf, Herzog, Ding urspr. ‘Rechtssache’ oder ‘Rechtsversammlung’, Sache, Dieb, Raub.

Gemeingermanischer poetischer Wortschatz Ahd. sēolīdanti, wörtlich ‘über das Meer Gleitender’ (vgl. dat sagetun mi sęolidante westar ubar wentilsęo ‘das sagten mir Seeleute von westlich des Wendelmeeres’, Hildebrandsl. 42f.). As. the sêolîðandean naht neulo biuuarp ‘die Seefahrer umhüllte die Nacht mit Nebel’, Heliand 2908f., sǽlīðende mehrmals im Beowulf. Ahd. Dat gafregin ih ... dat ero ni uuas noh ufhimil ‘das erfuhr ich, dass die Erde nicht existierte noch der Himmel’ (Wessobr.Ged. 1f.) Altsächsisch huand he thit uueroldrîki, erðe endi uphimil ... giuuarhte ‘weil er diese Welt, Erde und Himmel erschuf’, Heliand 2885-7), Altnordisch irð fannz va né upphinn ‘die Erde war nicht da, auch nicht der Himmel’ (Völuspá).

Die germanische Wortschicht im Deutschen. Verb-Beispiele z.B. die einstigen jan-Verben bluten (ahd. bluoten, ae. blēdan > engl. bleed, an. blœða) leisten (ahd. leisten, as. lēstian, ae. lǽstan > engl. last, got. laistjan) teilen (ahd. teilen, as. dēlian, ae. dǽlan > engl. deal, an. deila, got. dailjan)

Die germanische Wortschicht im Deutschen. Adjektivische Beispiele arm (mhd., ahd., as. arm, ae. earm, an. armr) bleich (mhd., ahd. bleih, as. blēk, ae. blǽce > engl. bleak) blind (mhd., ahd., as., ae. blind, an. blindr, got. blinds). groß (mhd., ahd grō, as. grōt, ae. grēat > engl. great) klein (mhd., ahd. klein, as. klēni, ae. clǽne > engl. clean)

Römerzeitliche Entlehnungen aus dem Lateinischen ins Germanische Waffen, Kampf und Krieg Pfeil (lat. pīlum ‘Wurfspieß’) und Pfahl (lat. pālus) - Straße (lat. via strata ‘gepflasterter Weg’) - Meile (lat. mīlia ‘Strecke von 1000 Schritten’) - Kampf (lat. campus ‘Feld’ zurückzuführen). Das Wort konkurrierte im Alt- und Mittelhochdeutschen mit den bereits genannten germanischen Begriffen. Handel und Verkehr: kaufen (lat. caupo ‘Händler, Wirt’) - Pfund (lat. pondō) - Münze (lat. monēta) - Sack (lat. saccus) Hausbau Mauer (lat. mūrus; Femininum wohl in Analogie zu Wand) - Ziegel (lat. tēgula) - Fenster (lat. fenestra) - Kammer (lat. camera) - Kalk (lat. calx). Interieur und Hausrat Schrein (lat. scrīnium) - Kissen (lat. coxīnus) - Schemel (lat. scamillus) - Küche (lat. coquina) - Schüssel (lat. scutella) - Tisch (lat. discus) - Frucht (lat. fructus) - Wein (lat. vīnum) - Kirschen (lat. cerēsia) - Pflaumen (lat. prūma) - Most (lat. mustum). Herrschaft und Verwaltung Kaiser (lat. Caesar) - Zoll (lat. toloneum) - Pfalz (lat. palantia) - Kerker (lat. carcer) - sicher (lat. securus) - pfaht (lat. pactus). Nhd. Pakt ist eine Neuentlehnung erst des 16. Jh.s. Tagesbezeichnungen Donnerstag (entspricht lat. Jovis dies ‘Tag des Jupiter’) bezogen auf Donar Freitag (entspricht Veneris dies ‘Tag der Venus’) bezogen auf die Fruchtbarkeitsgöttin Freia Mittwoch (Maskulinum nach den übrigen Tagesnamen auf –tag) verdrängte ab dem 11. Jh. den viel älteren ‘Tag des Wodan’, der noch in engl. Wednesday fortlebt. Sonn- und Montag (entsprechen lat. dies Solis bzw. Lunae).

Klassifikation des lexikalischen Lehngutes nach Betz

Wortschatzbereiche und Entlehnungen im Althochdeutschen Personen: Abt, ahd. abbat (abbas); Mönch, ahd. munih (monachus); Nonne, ahd. nunna (nunna); Probst, ahd. probost (propositus); Vogt, ahd. fogat ‘Rechtsbevollmächtigter’ (advocatus); Pilger, ahd. piligrīm (peregrinus). Gebäude, Gebäudeteile und –komplexe: Kloster ahd. klōstar (claustrum); Münster, ahd. munistri (monasterium); Klause, ahd. klūsa ‘Klause’ (clūsa); Zelle, ahd. cella (cella); Pforte, ahd. pforta ‘Pforte’ (porta). Sakralbereich, Frömmigkeit: Altar, ahd. altari (altare); Kreuz, ahd. crūzi (crux, cruc-is); Kelch, ahd. kelih (calix, calic-is); segnen, ahd. seganōn (signare); Almosen, ahd. alamuosa (elemosyna). Schule, Bibliothek, Schriftkultur: Meister, ahd. meistar (magister; nhd. Magister ist eine humanistische Neuentlehnung); Pergament ahd. pergamin (pergamēnum); schreiben, ahd. skrīban (scrībere); Schule, ahd. skuola (schola); Schüler, ahd. skuolāri (schōlārius); dichten, ahd. dihtōn ‘schreiben’ (dictare); Tinte, ahd. tincta (aqua tincta ‘gefärbtes Wasser’). (Kloster-)Garten: Balsam, ahd. balsama (balsamum); Lattich, ahd. lattuh ‘Lattich’ (lactuca); Lorbeer, ahd. lōrberi und lōrboum (laurus); Mandel, ahd. mandala (amandula); Maulbeere, ahd. mūrberi und mūrboum (morum); Rose, ahd. rosa (rosa); Salbei, ahd. salbeia (salvegia); Petersilie, ahd. petersilia (petrosilium); Pilz, ahd. buli (boletus); Weiher, ahd. wīhāri ‘Weiher’ (vivārium). Krankenpflege: Arzt, ahd. arzat (archiater); laben, ahd. labōn ‘waschen’ (lavare); sauber, ahd. sūbar (sobrius). Küche, Lebensmittel: Trichter, ahd. trihtere (traiectorium); Mörser, ahd. mortāri (mortārium); Brezel, ahd. brezitella (brachialettum). Übernatürliches: Engel, ahd. engil (angelus); Teufel, ahd. tiufil (diabolus); beides sind bereits im Lateinischen Lehnwörter aus dem Griechischen und wohl über eine spätantike „vulgärlateinische“ Varietät ins Deutsche gelangt.

Zwei Vaterunser-Versionen St. Galler Paternoster vor 800 Speculum Ecclesiae 12. Jh. 1 Fater unseer, thu pist in himile Got uater unser, du bist in den himelen, 2 uuihi namun dînan geheilegot werde din name 3 qheme rihhi din z chome uns din riche 4 uuerde uuillo diin daz din wille werde eruollet 5 so in himile sosa in erdu hie nerde als da ze himele. 6 prooth unseer emezzihic kip uns hiutu Gib uns, herre, unser tagelich brôt 7 oblaz uns sculdi unseero unde uergib uns unsere sculde 8 so uuir oblazem uns sculdikem als uuir uergeben unseren scolaren. 9 enti ni unsih firleiti in khorunka La uns niht uerleitet werden, herre in die bechorunge des ewigen todes, 10uzzer losi unsih fona ubile sunder du erlose uns, herre, uon alleme ubele.

Determinativ- gegenüber Possessivkomposita Demonstrativkomposita: Eine erdgruoba ist eine gruoba, die sich in der erda befindet eine tresekamera eine kamera, in der sich ein treso befindet. usw. Possessivkomposita: Ein manahoubit ‘Lebewesen mit Menschenkopf’ ist kein Kopf, sondern ein Lebewesen, das einen Menschenkopf hat. Ein niunouga ‘Neunauge’ ist kein Auge, sondern eine Fischart, die (scheinbar) neun Augen hat. Mehrfach werden Possessivkomposita mit substantivischem Grundwort adjektivisch verwendet mihhilmuot ‘großmütig’ = jemand, der/die einen großen muot hat goldfahs ‘goldhaarig’ = jemand, der/die goldenen Haare hat

Nomina… … agentis auf –o dar: sprehh-o ‘Sprecher’, loufo ‘Läufer’. mit dem Lehnsuffix –āri (< lat. –arius): sprehh-āri, louf-āri. … actionis gëba ‘Gabe, Geschenk’ zu geben helfa ‘Hilfe’ zu hëlfan fëhta ‘Kampf’ zu fëhtan … postverbalia wurden im Althochdeutschen häufig ohne Ableitungssuffix gebildet: kouf ‘Kauf’ von koufōn ‘kaufen’ kus ‘Kuss’ von kussen ‘küssen’ (vgl. nhd. Wisch von wischen oder Kick von kicken) Die Nomina gehen auf Verben zurück, trotz umgekehrten Anscheins nicht umgekehrt.

Adjektivabstrakta Auf –ī: mārī ‘Berühmtheit’ (zu māri ‘berühmt’) skōnī ‘Schönheit’ (zu skōni ‘schön’) sterkī ‘Stärke’ (zu stark ‘stark’) Auf –ida: mārida, skōnida, sterkida. Auf –heit: Armheit ‘Armut’ (zu arm ‘arm’) Kleinheit ‘Kostbarkeit’ (zu klein ‘kostbar, wertvoll’)

Substantivische Ableitungen von Substantiven Motion zu friunt das Femininum friunt-in zu fīant ‘Feind’ ein fīant-in Kollektivbildungen zu stein das Neutrum stein-ahi ‘steiniges Land’ zu dorn das Neutrum dorn-ahi ‘Dornengestrüpp’ zu agan ‘Spreu’, das Neutrum agan-ahi ‘Spreuhaufen, Abfall’.

Adjektive von Substantiven mit ‑īg skuld-īg ‘schuldig’ zu skuld ‘Schuld’ bluot-īg, ‘blutig’ zu bluot ‘Blut’ mit –līh Ahd. friuntlīh ‘freundlich’ zu friunt ‘Freund’ Erst im Kommen: mit ‑bāri, dank-bāri ‘dankbar’ zu dank ‘Dank’ fluoh-bāri ‘abscheulich’ zu fluoh ‘Flusch’ mit –isk diut-isk ‘zum Volk gehörig’ zu diut ‘Volk’ frenk-isk ‘fränkisch’ zu franko ‘Franke’ krieh-isk ‘griechisch’ zu kriehho ‘Grieche’ pejorativ: huntisk ‘hündisch’ zu hund mit –sam sibbisam ‘friedlich’ zu sibba ‘Friede; Sippe’ leidsam ‘leidvoll’ zu leid ‘Leid’

Adjektive von Verben ahd. āi > mhd. e ‘was gegessen werden kann; essbar’. ahd. nāmi ‘(an)nehmbar’ > mhd. nme ‘was genommen werden kann, akzeptabel’ (vgl. nhd. angenehm) ahd. gābi ‘was gegeben werden kann’ (vgl. gang und gäbe) An die Stelle dieses alten Strukturtyps traten zunehmend Verbaladjektive auf ‑līh/‑līk kouflīh ‘was gekauft werden kann, käuflich’. bittelīh ‘wer gebeten werden kann, für Bitten zugänglich’. Daneben bittentlīh. Ohne passivische und modale Bedeutungskomponente: blāslīh ‘was bläst, luftförmig’ (nicht ‘was geblasen werden kann’) Erst vereinzelt mit –bāri (> mhd. ‑bre > nhd. –bar): hībāri ‘heiratsfähig’ zu hīwen ‘heiraten’

Präfixbildungen Verbalbildungen, z.B. mit ahd. bi-, fir-, gi‑, int‑, ir-, zi- (untrennbar) mit ahd. aba-, ana-, fram-, hina‑, nidar‑/nithar‑ (trennbar) zur Modifikation der Bedeutung des jeweiligen Simplex. Zu gëban ‘geben’ beispielsweise: aba-gëban ‘aufgeben, ablassen’, bi-gëban ‘verlassen, aufgeben’, fir-gëban ‘hingeben, erweisen, vergeben’, fora-gëban ‘vorauszahlen’, hina- gëban ‘hingeben, übergeben’, ir-gëban ‘herausgeben, ausliefern’, zisamane-gëban ‘zusammengeben, verheiraten’, umbi-gëban ‘umgeben, umstellen’, untar-gëban ‘unterwerfen’, ū-gëban ‘herausgeben’, widari-gëban ‘übergeben’, zi-gëban ‘sich öffnen’, zir-gëban ‘zerbrechen, teilen’, zuo-gëban ‘hinzufügen’.

„Mystische“ Wortbildungen Komposita mit niht-: nihtgeist, nihtgot, nihtbilde, nihtsuochen, nihtwellen. Negative Bildungen mit un-: unwesen, unwortlīch, Adjektive häufig zum Ausdruck einer Unmöglichkeit: ungedenklīch, ungruntlīch, unsprechelīch, unsehelīch. Verben mit ent-: entnemen, entsetzen, entsinken, entsweben, entvormen, entwerden. Verben mit ver-: versmelzen, vervliezen, verwerden. Adjektive mit –lōs: bildelōs, endelōs, grundelōs, vormelōs, wortelōs. Abstrakta auf –heit: geschaffenheit, gewordenheit, einvaltecheit, heimelicheit. Abstrakta auf –unge: bewegunge, bezeichenunge, begrīfunge, schouwunge, betrahtunge, īnfliezunge. Konversion (Überführung in eine andere Wortart ohne zusätzliches Ableitungsmorphem): da al, da eigen, da līdensuln, da gelitenhān, ein insweben, ein inbilden gotes.

Französische Lehnwörter der höfischen Kultur Personen: mhd. amīs ‘Geliebter’ (amis); barūn ‘Baron’ (baron); bovel ‘(Kriegs‑)Volk’ (poblus); garzūn ‘Knappe’ (garçon); kumpān ‘Gefährte’ (compain); massenīe ‘Gefolge’ (maisnie); prinze ‘Prinz’ (prince); serjant ‘Fußsoldat, Knappe’ (serjant); schahtelān ‘Burgvogt’ (chastelain); chevalier ‘Ritter’ (chevalier). Ritterliche Ausrüstung: baniere ‘Fahne, Banner’ (baniere); barbiere ‘Gesichtsschutz’ (barbiere); harnas ‘Harnisch’ (harnais); kollier ‘Halsschutz’ (collier); kovertiure ‘kostbare Pferdedecke’ (covertiure); kropiere ‘Decke am Pferdebug’ (cropiere); lanze ‘Lanze’ (lance); zimiere ‘Helmschmuck’ (cimiere); veitiure ‘Ausrüstung’ (faiture). Kampf, Jagd, Turnier: batalje ‘Kampf’ (bataille); birsen ‘jagen mit Hunden’ (berser); būhurt ‘Kampf zweier Gruppen’ (bouhourt); tjost ‘Zweikampf mit dem Speer’ (jouste); punieren ‘mit der Lanze angreifen’ (poignier); turnei ‘Turnier’ (tornei); turnieren ‘im Turnier kämpfen’ (torneier). Höfische Geselligkeit: schach ‘Schach’ (eschac); mat ‘Schachmatt’ (mat); roch ‘Turm im Schach’ (roc); prīs ‘Lob, Preis’ (pris). Luxusgegenstände, Kleidung: bliāt, ein kostbarer Seidenstoff (bliaut); kursīt ‘Pelzrock’ (corset); schapel ‘Haarschmuck’ (chapel); wambeis ‘Wams’ (wambais); schandel ‘Kerze’ (chandele). Speisekultur: kaneel ‘Zimt’ (canele); rosīne ‘Rosine’ (roisin); saffrān ‘Safran’ (safran); plateel ‘Teller’ (platel); tabelit ‘Tablett’ (tablet); intremeis ‘Zwischenimbiss’ (entremes). Architektur: barbigān ‘Vorbau, Festung’ (barbecane); erkere ‘Schießscharte’ (arquiere); palas ‘Palast’ (palais); schahtel ‘Schloss’ (chastel). Literatur, Kunst, Musik: aventiure ‘ritterliches Unternehmen, Erzählung davon’ (aventiure); rīm ‘Reim’ (rime); pusīne ‘Posaune’ (buisine); vloyte ‘Flöte’ (floite); schalemīe ‘Schalmei’ (chalemie); tambūre ‘Tamburin’ (tambourin); stampenīe eine Liedgattung (estampie); tanz ‘Tanz’ (dance). Umgangsformen: contenanze ‘Haltung’ (contenance); saluieren ‘grüßen’ (saluer); parlieren ‘sich unterhalten’ (parler); kurteis ‘höfisch, höflich’ (curtois); merzi ‘danke’ (merci).

Mittelniederländische Lehnwörter der höfischen Kultur baneken ‘spazieren gehen; spazieren reiten’ wāpen ‘Waffen’ dörpære ‘Bauer, Dorfdepp’ ors ‘Pferd’. Ein beliebtes Stilmittel: Diminutive auf mnl. ‑kīn (Pendant zu mhd. –chen).

Verschiedene ahd. Suffixe fallen in mhd. –e zusammen Abstrakta auf –ī: ahd. skōn-ī ‘Schönheit’ > mhd. schœn-e Nomina agentis auf –o: ahd. sprëhh-o ‘Sprecher’ > mhd. sprech-e Nomina actionis auf –a: ahd. fëht-a ‘Kampf’ > mhd. vëht-e

Mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Lemmastrecken im Vergleich

Wortgeographie im 16. Jh.: Das Petri-Glossar

Die Wortgeographie von Topf im 15. und 20. Jh.

Liebe und Minne im 15. Jh.

Heteronymie einer Handwerkerbezeichnung: Wagner etc.

Abenteuer: mittel-, frühneu- und neuhochdeutsch

Französische Lehnwörter des 17. Jhs. im Deutschen Gesellschaftsleben und Künste: amusement, bai, carrousel, delikat, diskretion, domestique, etiquette, exzellent, farce, fasson, konversation, korrekt, kurtisane, illumination, intrigue, lakai, suite, tour, belles lettres, cabinet, email, graveur, medaillon, modern, pardon, passabel, passage, respekt, rivale, robe, entree, ouverture, pas, allemande, bourree, gavotte, menuet, quadrille. Menschliche Wesenszüge: brillant, capricieux, charmant, coquette, esprit, genie, genereux, honorable, malicieux, naif, plausible, raffiniert. Kunst und Architektur: garderobe, kabinett, klavier, konterfei, medaille, park, pavillon, poesie, rondeau. Speisekultur: bouillon, carafe, cotelette, fricassee, compote, confiture, creme, delicatesse, garnieren, gelee, liqueur, ragout, sauce, service, serviette. Kleidungskultur: coiffure, corset, cravatte, frisure, garderobe, manchette, parfum, toilette. Architektur, Gartenanlage: ameublement, buffet, chaise, commode, furnieren, lustre, meublieren, necessaire, toilette, balcon, balustrade, facade, mansarde, niche, palais, souterrain, terrasse, arcade, bassin, ermitage, espalier, orangerie, parc, reservoir, Verwandtschaft: cousin(e), neveu, oncle, tante.

Italienische Lehnwörter des 17. Jhs. im Deutschen Handel: bankrott, brutto, netto, cassa, credito, saldo, prozent, sconto, valuta Transport: capitan, compaß, mole, post, strapaze Musik, Literatur und bildende Kunst: alt, bass, fresco, kadenz, madrigal, motette, partitur, pasquill, sonett.

Wortentlehnungen aus Kontaktsprachen 1460 bis 1640

Wortentlehnungen aus Kontaktsprachen 1600 bis 1800

Beispiele für qualitativen Wortschatzwandel durch … … Bedeutungsverengung: Du fluchest vnd byttest vnuerschickenlich vnde on notdorfft ‘du fluchst und bittest auf unschickliche Weise und ohne Notwendigkeit’ (Ackermann 12,2f.). … Bedeutungserweiterung: der kryg ist nicht gar ane sach, jr habent beyde wol gefochten ‘der Streit ist nicht gegenstandslos; ihr habt beide gut gestritten’ (Ackermann 33,19f.). … Metapher: ein verheirateter Mann hat: eynen hantslag, einen anhang, einen hantslieten, ein joch, ein kumat, ein pürde, einen sweren last, ein fegetewfel, ein tegeliche rostfeyln, der er mit recht nit enberen mag, die weil wir mit jm nicht thun vnser genade (ebd., 28,7-11) … Metonymie: des babstes stule mit seiner dreykronter jnfel wer wir nun gewaltig (ebd., 6,27f.) ‘über des Papstes Stuhl mit seiner dreifach gekrönten Mitra hätte ich dann Macht’. … Euphemismus: Do han wir mit einer seligen tochter vnser genad gewürcket (ebd., 4,9f.). … Ironie: Lere es baß, willtu vor kluckheyt gaczen ‘lerne es besser, wenn du vor Klugheit gackern willst’ (ebd., 12,28) … Implikatur: wir muessen etwas mit dem Kazmair teutsch reden, daz er anders red; er redt rotwelsch mit uns (Kazmair 488)