Grundlagen der Stadt und Stadtentwicklung

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 Präsentation transkript:

Grundlagen der Stadt und Stadtentwicklung Johanna Böhlen Susann Anker

Was ist eine Stadt? …ist nicht eindeutig definierbar. …ist mehrdimensional statistisch-administrativer (EW-Zahl) historisch-juristisch (Stadttitel) soziologisch (Sozialstruktur/Subkulturen/Milieus/…) geographisch () …

Merkmale des geographischen Stadtbegriffs hohe Bebauungsdichte größere, geschlossene Siedlung deutliche funktionale innere Gliederung hohe Wohn- und Arbeitsplatzdichte …

Definition „Stadt“ …“im Gegensatz zum Land bzw. ländlichen Raum größere, verdichtete Siedlung mit spezifischen Funktionen in der räumlichen Arbeitsteilung und politischen Herrschaft, abhängig von der gesellschaftlichen Organisation und Produktionsform. Als städtische Siedlungen gelten z.B. in der Bundesrepublik Deutschland laut amtlicher Statistik Gemeinden mit Stadtrecht ab 2.000 und mehr Einwohnern (Landstadt 2.000–5.000 Einwohner, Kleinstadt 5.000–20.000 Einwohner, Mittelstadt 20.000–100.000 Einwohner, Großstadt mehr als 100.000 Einwohner).“ (Haas/Neumaier)

Naturräumliche Gründe für Stadtgründungen (1) nach Lautensach: 1. Meidung extremer Klimalagen 2. Meidung extremer Höhenlagen 3. Nähe zum Meer 4. Westseite der Kontinente

Naturräumliche Gründe für Stadtgründungen (2) Weitere günstige Lagen (bes. wirtschaftlich bestimmt): Verkehrswege Knotenpunkte Verkehrsbündelung Unterbrechungen Gebirgsrandlagen Schutzlagen

Stadtentstehungstheorien Nach Carter: Hydraulische Theorie Religiöse Theorie Ökonomische Theorie Militärische Theorie meist Zusammenspiel mehrerer Faktoren günstige Lage führt nicht unbedingt zur Stadtgründung

Historisch-genetische Stadttypen 1. keltisch-germanische oppida / Volksburgen 2. Römerstädte (in Dtld. 1.-2. Jh. n.Chr.) 3. Wik- und Marktorte (8.-11. Jh.) 4. Mittelalterliche Stadt 4. a Gründungen des Hochadels (12.-13. Jh.) 4. b Gründungen des niedrigen Adels (14.-15. Jh.) 5. Frühneuzeitliche Städte / Planstädte Absolutismus (16.-18. Jh.) 6. Verwaltungsneustädte, Vorhäfen und Industriestädte (19. Jh. und Hälfte 20. Jh.) 7. Neue Städte (ab Mitte 20. Jh.)

Ober-, Mittel- und Grundzentren = Unterteilung von Städten nach wirtschaftlicher Größe Grundzentrum: 3.000 -10.000 EW Abdeckung der Grundversorgung (kurzfristiger Bedarf)  unter 2.500 EW Gefährdung dieser Struktur Mittelzentrum: 15.000-100.000 EW über Grundversorgung hinaus Abdeckung des mittelfristigen Bedarfs Oberzentrum: ab 100.000 EW Abdeckung des kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Bedarfs

Zentrale Orte (1) nach Christaller:  Verhältnis zwischen Land und Stadt bezüglich der wirtschaftlichen Funktion Stadt als Mittelpunkts-Funktion (zentraler Ort) Hierarchie von der Stadt ausgehend Beste Versorgung bei gleichen Abständen

Zentrale Orte (2) Prämissen  Kritik: Bedeutung nach Anzahl von Telefonanschlüssen zu ungenau Annahme gleichmäßiger Verteilung der Bevölkerung ausschließlich Wahl des nächstgelegenen Zieles / Angebot Transportkosten proportional zur Entfernung einheitliches Kaufverhalten / Gewinnerzielung gleich verteilt Nachfrage bleibt konstant Stadt- / Landgrenzen bleiben konstant Bedeutung der Industrie kaum berücksichtigt Möglichkeit, dass mehrere kleine Städte in dichter Nachbarschaft wie große Stadt wirken Jeweils größere Orte haben mind. Gesamtes Angebot des nächstkleineren (so die Prämisse)

Zentrale Orte (3) Anwendung: 1966 für BRD vierstufige zentralörtliche Bereichsgliederung mit vier Zwischenstufen  u. A. Anwendung dieser Stufen auf Städte Anwendung des Modells bes. hinsichtlich Geschäftsstraßen und -zentren Nutzung bei der Raumplanung  Einordnung von Angeboten an Gütern und Dienstleistungen in Kategorien je nach Bedarf

Stadtmodelle – Stadtstrukturmodelle – Modelle der Stadtentwicklung Chicagoer Schule der Sozialökologie:  empirische Studien „und darauf basierend drei klassische Modelle und Ansätze […].Dabei handelt es sich um ´Versuche zur theoretischen Durchdringung des Stadtwachstums und der Stadtstruktur´“ (Albers 1974 nach Heineberg 2006: 109).  Ringmodell nach Burgess  Sektorenmodell nach Hoyt  Mehrkernemodell nach Harris und Ullman  Starke Gebundenheit an Gegebenheiten in Chicago (einwanderungsbedingtes Bevölkerungswachstum, zahlreiche verschiedene ethnische Gruppen mit erheblichen sozialen und ökonomischen Konflikten

Stadtmodelle – Chicagoer Schule grundlegende Fragestellung: Kampf menschlicher Individuen um soziale Positionen im Sinne des Darwinschen Verständnisses vom Daseinskampf  d.h.: natürliches Konkurrenzverhalten/Wettbewerb der Menschen: durch Gesellschaft zu kontrollieren  Stadt als räumlich organisierte Bevölkerung, Mitglieder in gegenseitiger Abhängigkeit (Arbeitsteilung)  durch Bevölkerungswachstum: neue Konkurrenz/Wettbewerb  neue Spezialisierungen  größere Arbeitsteilung  …

Stadtmodelle (1) Ringmodell nach Burgess (1925) Zwei grundsätzliche Annahmen von Burgess:  „Städte verändern sich ständig unter dem Einfluss der Konkurrenz um die Standortvorteile“  „Städte sind integrale Einheiten, in denen kein Teilgebiet sich verändern kann, ohne dass daraus Folgen für alle anderen Teilgebiete entstehen.“

..Ringmodell nach Burgess geht zurück auf empirische Untersuchungen in Chicago Stadt ist in konzentrische Ringe um das Hauptgeschäftszentrum gegliedert Wachstum erfolgt von innen nach außen  durch Ausbreitung des Kerns („city“): Verdrängung der Wohnfunktion, Entstehung von slumartigen Vierteln einkommensschwacher EW  Arbeiterbevölkerung mit höheren Ansprüchen weicht in 2. Ring aus = Facharbeiter-Wohnzone  3. Ring: Mittelschicht  4. Ring: Pendlerwohngebiet der Oberschicht  Zuzug in diese Zone = Suburbanisierung

Stadtmodelle: „Gartenstadt“ als Reformvorstellung Reformbedarf des Städtebaus im 20. Jhd.:  vorherrschende Wohnungsnot, Industrialisierung, Verstädterung, Großstadtbildung Großstadtfeindlichkeit der Reformbemüher Auseinandersetzung mit dem Stadtwachstum mit Freiflächensicherung Howard: Gründer der Gartenstadtbewegung

Stadtmodelle (2) Gartenstadt nach Ebenezer Howard (1990) kreisförmige Gartenstadt = maximal 32.000 EW, Abstand zu Großstadt (Zentralstadt; max. 250.000 EW) Trennung durch geschützten Grüngürtel, viel unbebautes Land mit Gärten, Grünflächen, Parks; Geringe Wohndichte, Gliederung in Nachbarschaften Alle erforderlichen Arbeitsplätze enthalten (eigene Industrie!) Zentrale Versorgungseinrichtungen (v.a. Kultur und Bildung) Eisenbahnstrecke am Rand Nach Errichtung keine weitere Ausdehnung, nur Tochtergründungen von Gartenstädten, getrennt durch Grüngürtel

Stadtmodelle (3) Bandstadt nach Miljutin Alternative Umsetzung des Klimaaspektes Idee der Unterscheidung von Industrie- und Wohngebieten nach 1. Weltkrieg Stadt sollte nur in 2 Richtungen entlang eines Verkehrsbandes expandieren In Sowjetunion seit ´30er Jahren Neugründung von Städten, freie Hand bei deren Gestaltung  z.B. Wolgograd; Magnitogorsk: Gruppierung von Vierteln durch Hauptwindrichtung bestimmt (Luv = Grünflächen&Wohnflächen; Lee = Grünflächen mit Hauptverkehrsader) Ähnlich: London, Glasgow

Stadtmodelle (4) Maschinenstadt nach Le Corbusier Stadt sollte Ansprüchen einer modernen Industriegesellschaft gerecht werden „Die Stadt zerbröckelt, die Stadt kann nicht weiter bestehen, die Stadt ist eine Unmöglichkeit“ (1979). Forderung einer technisch verbesserten Architektur & verbesserten Gesellschaft; Leitlinien; Grundprinzipien des modernen Städtebaus Vertikale Gartenstadt anstelle von horizontaler Gartenstadt „Wohnmaschinen“: Wohnbereich = wichtigstes Element der Stadt

Stadttypen im interkulturellen Vergleich Stadtstruktur kann in folgende Typen eingeteilt werden (nach Hofmeister 1996) Europäische Russische Chinesische Orientalische (und israelische) Indische Südosteuropäische Tropisch-Afrika Lateinamerikanische Angloamerikanische Südafrikanische Australisch-neuseeländische japanische

Stadtstrukturtypen - Gruppenarbeit

Urbanisierungstrend / Mexico City Beispiel: Mexiko City = Hauptstadt Mexicos höchstgelegene Megastadt der Welt einzige Megastadt die nicht an Fluss oder Meer liegt über 19 Mio. EW starker Zuzug der Landbevölkerung Probleme: Versorgung mit Trinkwasser, Anschluss an Kanalisation, Luftverschmutzung, Verkehrschaos, Versorgung der Randbezirke, illegaler Wohnungsmarkt, Armut (60% der Bevölkerung)

Quellen Ernst, S. (2006):Mexiko-Stadt. Selbstbausiedlungen als Lösung. Heineberg, H. (2006): Stadtgeographie. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh Hofmeister, B. (1999): Stadtgeographie. Braunschweig: Westermann. Lichtenberger, Elisabeth (1998): Stadtgeographie. Begriffe, Konzepte, Modelle, Prozesse Paesler, R. (2008): Stadtgeographie. Darmstadt: WBG. Schwarz, Gabriele (1989): Allgemeine SIedlungsgeographie (4. Aufl.) Teil 2. Die Städte Zimmermann, Clemens (Hrsg.) (2001): Dorf und Stadt. Ihre Beziehung vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

Danke für Eure Aufmerksamkeit und Mitarbeit! ;)