Grundlagen und Strategien zum Verhalten in dieser Situation Kenterung ins kalte Wasser - eine seltene aber lebensgefährliche Situation - Grundlagen und Strategien zum Verhalten in dieser Situation
Unterkühlung kann ein Ertrinken verursachen !
Umgang der Ruderer mit dieser Problematik „Ich kentere nicht!“ Erwachsene weniger bedroht als Jugendliche gefühlte Sicherheit - „Unter 12°C wird es gefährlich“ Tragen von Trockenanzügen / Schwimmwesten Vermeiden von Bootsklassen oder Ruderverzicht
Normale Temperatur des Körpers 36 - 37°C Körper nur in engen Grenzen funktionsfähig Abgabe v.a. über Kopf /Hals ca. 30% (Mütze!), ansonsten Achsel/Leiste, Hände
Unterkühlung Körpertemperatur unter 35 C Ausmaß hängt von Luft und Wassertemperatur ab kann Ertrinken zur Folge haben Hauptgefahr des Wassersportlers
Formen der Wärmeabgabe - Verlustes - Wärmeleitung Wärmeströmung Verdunstung Körperstrahlung Atmung
Wärmeleitung Übertragung durch direkten Kontakt Wasser hat eine 25x höhere Wärmeleitfähig-keit als Luft - der Körper kühlt in Wasser 25x schneller als in der Luft aus - Wassertemperaturen unter 25 Grad kann der der Körper nicht dauerhaft kompensieren Wärmeverlust in 27 Grad warmen Wasser entspricht dem Verlust bei 6 Grad kalter Luft
Wärmeströmung Abtransport der Wärme über Luft oder Wasserströmung „Wind chill Effekt “ - vermehrte Abkühlung durch Luftstrom bei 5 Windstärken wird 10 Grad Lufttemperatur als 0 Grad empfunden
Weitere begünstigende Faktoren der Wärmeabgabe Geringe Fettschicht große Körperlänge Kleidung
Beeinflußungsgrößen der Unterkühlung – der Überlebenschance im Wasser – Umgebung - Luft-/Wassertemperatur, Strömung, Wind Ausrüstung - Bekleidung, Rettungsweste allgemeneine körperliche Voraussetzungen
Allgemeine körperliche Voraussetzungen · Aktueller Zustand bei Kenterung –Erschöpfungs-ausmaß, Ernährungsausmaß, Medikamenten/Alkohol-einnahme, Ausmaß der Unterkühlung vor der Kenterung (warmer Tag im Frühjahr,kaltes Wasser),Ausmaß der Wasserbenetzung, Verhalten nach der Kenterung, Überlebensmotivation! Größe, Geschlecht, Fettschicht, Alter, Gesundheit, Kondition
Bei der Unterkühlung werden die Hirnfunktionen gehemmt und damit die Selbstrettung erschwert ! Stadien der Unterkühlung Schockphase bei Eintauchen in Wasser <13°C I° - Erregungsphase - II° - Erschöpfungsphase - III° - drohender Tod -
Schockphase Fakultativ - bei Eintauchen in Wasser < 13°C Dauer 2 -5 min gestörte Atmung Luftnot Störung des Gleichgewichtsinnes
I°- Erregungsphase Körpertemperatur – 34 -35°C Wassertemperatur < 20°C Muskelzittern gestörte Hirnfunktion (Kurzzeitgedächtniss, Reaktionsfähigkeit, Orientierung) Schmerz Kräfteschwund
II° - Erschöpfungsstadium Körpertemperatur > 30°C kein Zittern ! zunehmender Bewußtsseinsverlust Schmerzreaktion vorhanden ! Lethargie
III° - drohender Tod - Körpertemperatur < 30°C keine Schmerzreaktion ! Bewußtlosigkeit Herz und Atemstillstand, Scheintod
Gebrauchsfähigkeit der Hand ist von der Hauttemperatur abhängig > 15° C Tastsinn erhalten > 10° C Störung der Greiffunktion 5° C komplett gebrauchsunfähig
Überlebensdauer im Wasser - 50 % Überlebenwahrscheinlichkeit -
Wahrscheinlicher Tod durch Unterkühlung
Faustregel: Zeit der Handlungsfähigkeit im kalten Wasser (gilt bei Wassertemperaturen < 15°C) Handlungszeit(min) = Wassertemperatur(°C) 10 min = 10°C
Auskühlungszeit ( “Überlebenszeit” ) verlängert bei: Langsamauskühlenden - 2x Verhalten nach der Kenterung - 2x - ”Embryonalhaltung” - Tragen eines Trockenanzuges - 2-3x Tragen einer Rettungsweste - 3-5x
Maßnahmen bei Kenterung Selbstrettung ? Orientierung (Personen/Gegenstände) Verschluß der Kleidung Vermeidung von Schwimmbewegungen Embryonalhaltung, Kopf über Wasser Schockphase abwarten
Maßnahmen bei Kenterung am Boot festhalten Kontakt zu anderen Gekenterten suchen, Päckchenbildung positives Denken regelmäßiges Ansprechen
Rettungsgrundsätze bei Gekenterten - Dreimal Raus ! - Raus aus dem Wasser Raus aus der nassen Kleidung Raus aus dem Wind
Schnelle Bergung aus demWasser Eigenschutz beachten ! keine abrupten Bewegungen bei Bergung und Lagerung! keine Schocklage ! flache Lagerung ! Gefahr des “ Afterdrop “ (- Gefahr des Bergungstodes - kaltes Schalenblut gelangt in Kernbereiche des Körpers und führt zur zusätzlichen Abkühlung) Schutz vor weiteren Auskühlen durch Nässe und Wind
Weitere Rettungsmaßnahmen... Versorgung mit trockener, warmer Umhüllung - passives Aufwärmen - Motivation zur Willensstärkung -“Talk down“ Unterkühlten nicht alleine lassen
Kontrolle Bewußtsein, Puls, Pupillen und Atem Wiederbelebung vor Wiedererwärmung langandauerende Wiederbelebung Verständigung des Rettungsdienstes 112 oder DLRG Transport ins Krankenhaus veranlassen ! (Spätkomplikationen möglich)
Verbotene Maßnahmen bei der Rettung von Unterkühlten kein Rubbeln, kein Massieren/Frottieren kein heisser Kaffee oder schwarzer Tee kein warmes Duschen, kein Warmlaufen keine ruckartigen Bewegungen bei der Bergung, keine Schocklage - Gefahr des Afterdrops mit Bergungstod -
Prophylaxe - „Risiko senken“ Problembewußtsein angepaßte Kleidung, Tragen von Rettungswesten! Fitness Planung der Ruderfahrt unter den gegebenen Bedingungen - Verzicht auf Bootsklassen, Fahren von mehreren Booten in Nachbarschaft Verhaltensregeln bei Kenterung, Erarbeiten von eigenen Standards Winterrettung der DLRG ?
ERTRINKEN Dritthäufigste Unfalltodesursache Ersticken in Flüssigkeit – Wasser Feuchtes (90%) und trockenes (10%) Ersticken
Ertrinkungsunfall - Tod durch Ertrinken Beinaheertrinken - Überleben für mindestens 24 h
Reflextod bei Eintauchen in kaltes Wasser möglich, v.a. Kinder
bei Bergung auf Eigenschutz achten Rettung Ertrinkender bei Bergung auf Eigenschutz achten nach Bergung die Bewußtseinslage, Puls, Atmung kontrollieren
Puls/Atmung nachweisbar - stabile Seitenlage
Keine Atmung, Puls vorhanden - Inspektion/Reinigung der Mundhöhle, Esmarch Handgriff, evtl. Beatmung
Atem und Herzstillstand - sofortige Herz/Lungenwiederbelebung
Grundsätze der Wiederbelebung von Ertrinkenden Sauerstoff ist das Medikament der Wiederbelebung - unverzüglicher Beginn der Wiederbelebung Kein Versuch der Flüsssigkeitsentfernung aus der Lunge Lange Wiederbelebungsmaßnahmen Benachrichtigung DLRG/Rettungsdienst Veranlassen des Transportes auch von Beinahertrinkenden ins Krankenhaus