Grundlagen und Strategien zum Verhalten in dieser Situation

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Abschnitt 2: Erste Hilfe Grundlagen
 Präsentation transkript:

Grundlagen und Strategien zum Verhalten in dieser Situation Kenterung ins kalte Wasser - eine seltene aber lebensgefährliche Situation - Grundlagen und Strategien zum Verhalten in dieser Situation

Unterkühlung kann ein Ertrinken verursachen !

Umgang der Ruderer mit dieser Problematik „Ich kentere nicht!“ Erwachsene weniger bedroht als Jugendliche gefühlte Sicherheit - „Unter 12°C wird es gefährlich“ Tragen von Trockenanzügen / Schwimmwesten Vermeiden von Bootsklassen oder Ruderverzicht

Normale Temperatur des Körpers 36 - 37°C Körper nur in engen Grenzen funktionsfähig Abgabe v.a. über Kopf /Hals ca. 30% (Mütze!), ansonsten Achsel/Leiste, Hände

Unterkühlung Körpertemperatur unter 35 C Ausmaß hängt von Luft und Wassertemperatur ab kann Ertrinken zur Folge haben Hauptgefahr des Wassersportlers

Formen der Wärmeabgabe - Verlustes - Wärmeleitung Wärmeströmung Verdunstung Körperstrahlung Atmung

Wärmeleitung Übertragung durch direkten Kontakt Wasser hat eine 25x höhere Wärmeleitfähig-keit als Luft - der Körper kühlt in Wasser 25x schneller als in der Luft aus - Wassertemperaturen unter 25 Grad kann der der Körper nicht dauerhaft kompensieren Wärmeverlust in 27 Grad warmen Wasser entspricht dem Verlust bei 6 Grad kalter Luft

Wärmeströmung Abtransport der Wärme über Luft oder Wasserströmung „Wind chill Effekt “ - vermehrte Abkühlung durch Luftstrom bei 5 Windstärken wird 10 Grad Lufttemperatur als 0 Grad empfunden

Weitere begünstigende Faktoren der Wärmeabgabe Geringe Fettschicht große Körperlänge Kleidung

Beeinflußungsgrößen der Unterkühlung – der Überlebenschance im Wasser – Umgebung - Luft-/Wassertemperatur, Strömung, Wind Ausrüstung - Bekleidung, Rettungsweste allgemeneine körperliche Voraussetzungen

Allgemeine körperliche Voraussetzungen · Aktueller Zustand bei Kenterung –Erschöpfungs-ausmaß, Ernährungsausmaß, Medikamenten/Alkohol-einnahme, Ausmaß der Unterkühlung vor der Kenterung (warmer Tag im Frühjahr,kaltes Wasser),Ausmaß der Wasserbenetzung, Verhalten nach der Kenterung, Überlebensmotivation! Größe, Geschlecht, Fettschicht, Alter, Gesundheit, Kondition

Bei der Unterkühlung werden die Hirnfunktionen gehemmt und damit die Selbstrettung erschwert ! Stadien der Unterkühlung Schockphase bei Eintauchen in Wasser <13°C I° - Erregungsphase - II° - Erschöpfungsphase - III° - drohender Tod -

Schockphase Fakultativ - bei Eintauchen in Wasser < 13°C Dauer 2 -5 min gestörte Atmung Luftnot Störung des Gleichgewichtsinnes

I°- Erregungsphase Körpertemperatur – 34 -35°C Wassertemperatur < 20°C Muskelzittern gestörte Hirnfunktion (Kurzzeitgedächtniss, Reaktionsfähigkeit, Orientierung) Schmerz Kräfteschwund

II° - Erschöpfungsstadium Körpertemperatur > 30°C kein Zittern ! zunehmender Bewußtsseinsverlust Schmerzreaktion vorhanden ! Lethargie

III° - drohender Tod - Körpertemperatur < 30°C keine Schmerzreaktion ! Bewußtlosigkeit Herz und Atemstillstand, Scheintod

Gebrauchsfähigkeit der Hand ist von der Hauttemperatur abhängig > 15° C Tastsinn erhalten > 10° C Störung der Greiffunktion 5° C komplett gebrauchsunfähig

Überlebensdauer im Wasser - 50 % Überlebenwahrscheinlichkeit -

Wahrscheinlicher Tod durch Unterkühlung

Faustregel: Zeit der Handlungsfähigkeit im kalten Wasser (gilt bei Wassertemperaturen < 15°C) Handlungszeit(min) = Wassertemperatur(°C) 10 min = 10°C

Auskühlungszeit ( “Überlebenszeit” ) verlängert bei: Langsamauskühlenden - 2x Verhalten nach der Kenterung - 2x - ”Embryonalhaltung” - Tragen eines Trockenanzuges - 2-3x Tragen einer Rettungsweste - 3-5x

Maßnahmen bei Kenterung Selbstrettung ? Orientierung (Personen/Gegenstände) Verschluß der Kleidung Vermeidung von Schwimmbewegungen Embryonalhaltung, Kopf über Wasser Schockphase abwarten

Maßnahmen bei Kenterung am Boot festhalten Kontakt zu anderen Gekenterten suchen, Päckchenbildung positives Denken regelmäßiges Ansprechen

Rettungsgrundsätze bei Gekenterten - Dreimal Raus ! - Raus aus dem Wasser Raus aus der nassen Kleidung Raus aus dem Wind

Schnelle Bergung aus demWasser Eigenschutz beachten ! keine abrupten Bewegungen bei Bergung und Lagerung! keine Schocklage ! flache Lagerung ! Gefahr des “ Afterdrop “ (- Gefahr des Bergungstodes - kaltes Schalenblut gelangt in Kernbereiche des Körpers und führt zur zusätzlichen Abkühlung) Schutz vor weiteren Auskühlen durch Nässe und Wind

Weitere Rettungsmaßnahmen... Versorgung mit trockener, warmer Umhüllung - passives Aufwärmen - Motivation zur Willensstärkung -“Talk down“ Unterkühlten nicht alleine lassen

Kontrolle Bewußtsein, Puls, Pupillen und Atem Wiederbelebung vor Wiedererwärmung langandauerende Wiederbelebung Verständigung des Rettungsdienstes 112 oder DLRG Transport ins Krankenhaus veranlassen ! (Spätkomplikationen möglich)

Verbotene Maßnahmen bei der Rettung von Unterkühlten kein Rubbeln, kein Massieren/Frottieren kein heisser Kaffee oder schwarzer Tee kein warmes Duschen, kein Warmlaufen keine ruckartigen Bewegungen bei der Bergung, keine Schocklage - Gefahr des Afterdrops mit Bergungstod -

Prophylaxe - „Risiko senken“ Problembewußtsein angepaßte Kleidung, Tragen von Rettungswesten! Fitness Planung der Ruderfahrt unter den gegebenen Bedingungen - Verzicht auf Bootsklassen, Fahren von mehreren Booten in Nachbarschaft Verhaltensregeln bei Kenterung, Erarbeiten von eigenen Standards Winterrettung der DLRG ?

ERTRINKEN Dritthäufigste Unfalltodesursache Ersticken in Flüssigkeit – Wasser Feuchtes (90%) und trockenes (10%) Ersticken

Ertrinkungsunfall - Tod durch Ertrinken Beinaheertrinken - Überleben für mindestens 24 h

Reflextod bei Eintauchen in kaltes Wasser möglich, v.a. Kinder

bei Bergung auf Eigenschutz achten Rettung Ertrinkender bei Bergung auf Eigenschutz achten nach Bergung die Bewußtseinslage, Puls, Atmung kontrollieren

Puls/Atmung nachweisbar - stabile Seitenlage

Keine Atmung, Puls vorhanden - Inspektion/Reinigung der Mundhöhle, Esmarch Handgriff, evtl. Beatmung

Atem und Herzstillstand - sofortige Herz/Lungenwiederbelebung

Grundsätze der Wiederbelebung von Ertrinkenden Sauerstoff ist das Medikament der Wiederbelebung - unverzüglicher Beginn der Wiederbelebung Kein Versuch der Flüsssigkeitsentfernung aus der Lunge Lange Wiederbelebungsmaßnahmen Benachrichtigung DLRG/Rettungsdienst Veranlassen des Transportes auch von Beinahertrinkenden ins Krankenhaus