Die Fachsprache im Chemieunterricht

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 Präsentation transkript:

Die Fachsprache im Chemieunterricht Fachseminar Chemie Patricia Quandt Lehrer als Wissender – SuS ohne Vorkenntnisse  „Misere des Chemieunterrichts“

Gliederung Chemische Fachsprache Sprachtheorie Sprachliche Zeichen der Chemie Verknüpfung sprachlicher Zeichen Begriffsbildung Fachsprachliche Bedingungen im Unterricht Unterrichtsplanung Leitsätze

1. „chemische Fachsprache“ Fach und Sprache miteinander verbunden Wissenschafts-sprache (ggf. international) Unterrichtssprache (Lehr-/Lernsprache) Alltagssprache („Laborjargon“) Exaktheit Anschaulichkeit Verständigung zwischen Chemikern untereinander aber auch zwischen Chemikern und Nichtfachleuten Abbildung: - Grenzen fließend - Umgangssprache im Unterricht gebraucht um Fachsprache einzuführen (Modifiziert nach Hallpap et.al,2002, S. 74)

2. Sprachtheorie Objekt  sigmatischer Aspekt sprachliches Zeichen „H“ Objekt  sigmatischer Aspekt der Stoff Wasserstoff gedankliches Abbild  semantischer Aspekt 1 Wasserstoffatom 1 mol Wasserstoff Zeichenreihe  syntaktischer Aspekt Elementsymbol zu Formel Formel zu Reaktionsgleichung Mensch  pragmatischer Aspekt Knallgas Luftballonfüllung Objekt: umkehrbare Zuordnung von Zeichen und Bezeichnetem; Wofür steht das Zeichen?  Homonyme - H=Haltestellen/ Wasserstoff/ Enthalpie  Synonyme - Wasserstoff = Hydrogenium - konkreten sigmatischen Inhalt aus dem Kontext schließen gedankliches Abbild: Bedeutungsfunktion; Was muss man sich darunter vorstellen? Zeichenreihe: Bildungs- und Umwandlungsregeln Mensch: Zweck; Was kann ich damit anfangen? (Modifiziert nach Hallpap et.al,2002, S. 75ff)

3. Sprachliche Zeichen der Chemie Wofür sind sie da? Benennung von Stoffen und Stoffklassen Charakterisierung von Stoffeigenschaften Benennung von chemischen Reaktionen und Reaktionstypen Charakterisierung von Wesensmerkmalen chemischer Prozesse Bezeichnung chemischer Arbeitsprozesse und -methoden (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 76)

3. Sprachliche Zeichen der Chemie Symbole Namen zur Benennung Termini Elemente chemische Verbindungen stoffspezifische Eigenschaften elektronische Situation in Atomen und Molekülen Reaktionsgleichungen und -schemata physikalische Größen und deren Maßeinheiten Wortkürzel Namen von Stoffen Reaktionen und Reaktionstypen Konstanten, Regeln und Gesetze Terminologie - sehr umfangreich oft adjektivisch beschreiben das „wie“ eines Zustands, einer Aktivität oder eines Vorgangs Beispiele in Tabelle  Grenze zwischen Namen und Termini fließend  Name oft Personennamen - keine Ansatzpunkte  Prinzip von Le Chatelier  Termini - geben Hinweise  Prinzip des kleinsten Zwanges  Namen können allerdings historische Dimensionen öffnen (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 77)

4. Verknüpfung sprachlicher Zeichen a) Rechtschreibung …Regeln zur Verknüpfung von Buchstaben zu Wörtern chemische Formeln = Wörter aus chemischen Symbolen spiegelt auch Stand der Erkenntnisse über Struktur der Verbindungen wider Stöchiometrie  Summenformel Valenzlehre  Konstitutionsformeln & Valenzstrichformeln Stereochemie  Raumformeln für Namen und Termini gelten Regeln der deutschen Rechtschreibung  Stöchiometrie - in Bezug auf die Zusammensetzung - Summenformel Valenzlehre - in Bezug auf die Zahl der direkt gebundenen Partner um ein Atom – Konstitutionsformeln  Valenzlehre - in Bezug auf die Elektronenstruktur - Elektronenformeln/ Valenzstrichformeln - richtige Schreibweise von entscheidenden Bedeutung (z.B. Isomerie - siehe Text) - Zusammenfassungen möglich (CH3-Gruppen) - zeigen bestimmte Teile des Moleküls/ Aspekte der Struktur die von Bedeutung sind  Stereochemie - in Bezug auf die Konfiguration und die Konformation - Raumformeln Problem: - Raumstrukturen in Zeichenebene darstellen - Konstitution eine mögliche und sinnvolle Konformation zuzuschreiben - projizierte Formelbilder in dreidimensionale Darstellungen übersetzen - dafür weltweit verständlich - unabhängig von der Muttersprache   - für Namen und Termini gelten Regeln der deutschen Rechtschreibung - Ausnahmen: - Verbindungsnamen durch IUPAC vergegeben - c-Schreibweise statt k/z-Regel (Calcium) - bestimmte Schreibungen verbindlich (Ethan, Iod, Hydroxid, …) (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 78ff)

4. Verknüpfung sprachlicher Zeichen b) Wortbildung …Bildung von komplizierten Wörtern aus Einfachen Namen von Verbindungen nach IUPAC eindeutiger Zusammenhang zwischen Struktur und Namen zum Teil Trivialnamen von IUPAC zugelassen (Phenol, Kohlensäure, …) (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 82)

4. Verknüpfung sprachlicher Zeichen c) Satzbildung …nach den Regeln der Grammatik Reaktionsgleichungen (Regeln: ASTRP, Stoff- und Ladungsbilanz) Verknüpfung zwischen Satzbildung und inhaltlichen Aspekten Bedeutung verschiedener Zeichen und Symbole Verknüpfungszeichen „=; Pfeil; Doppelpfeil“ haben hohen inhaltlicher Bezug beim Sprechen von Reaktionsgleichungen muss auf Interpretationsebene geachtet werden (qualitativ/ quantitativ) ASTRP – Berücksichtigung aller umgesetzten und entstehenden Stoffe - SuS muss Bedeutung verschiedener Zeichen und Symbole verständlich gemacht werden (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 82f)

5. Begriffsbildung …Inhalte der Sätze zentrale Denkoperation im wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn gedankliche Widerspiegelung eines Sachverhaltes Vergleichen (mit schon Bekanntem) Differenzieren (Unterschiede herausstellen) Abstrahieren (Vernachlässigung unwesentlicher Merkmale) Generalisieren (Verallgemeinern) Typisieren/ Klassifizieren (Zuordnungen mit schon Bekanntem) (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 83ff)

5. Begriffsbildung Begriffsbildung wird mit Definition beendet Symbol, Namen oder Terminus Begriffsinhalt eindeutig zuordnen Benennen und Beschreiben des Begriffsinhaltes Definition muss enthalten: Unterordnung (Einordnung in größeres Gebiet) Beschreibung der Merkmale (Unterscheidung zu Begriffen im größeren Gebiet) Bedeutungsveränderung Beschreibung der Merkmale: - kann anderen Begriff enthalten - identisch mit ihm sein - überlappende Merkmale - disjunkt sein (keine übereinstimmenden Merkmale) Bedeutungsveränderung: - Erweiterung (Arrhenius, Brönsted, Lewis) - Verengung (spezieller werden) - Präzisierung (detaillierter werden) (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 83ff)

6. Fachsprachliche Bedingungen im Unterricht Fachsprache als: angepasstes Kommunikationsmittel -Fachleute- Vermittlungsgegenstand -Schüler-Lehrer-Verhältnis- Fachleute auf gleicher Ebene Schüler-Lehrer-Verhältnis ungleich; kann sich jedoch anpassen Bedeutungsinhalte gespeist von eigenen Erfahrungen und Überlegungen SuS treten Definitionen endgültig und richtig entgegen entwickeln vorhanden Wortschatz weiter steht den SuS nicht zur Verfügung (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 85f)

7. Unterrichtsplanung Ausgangsniveau der SuS fachsprachliches Niveau Sprachgestaltung Schreib- und Leseweise von Formeln und Reaktionsgleichungen  Ausgangsniveau der SuS Ausdrucksvermögen schon zur Verfügung stehende Zeichen semantischer Inhalt der anwendbaren Zeichen syntaktische Regeln  fachsprachliches Niveau welche Zeichen, dessen Bedeutung welche bereits eingeführten Zeichen müssen präzisiert werden Wertung des Bedeutungswandels welche Definitionen neu und welche wiederholen  Sprachgestaltung wann muss Lehrer exakt sein - mögliche methodische Verstärkungseffekte wann freie Formulierungen den SuS zulassen, selbst tun fachliche Schwerpunkte fachsprachlich verknüpfen anfangs Umgangssprache - Synonyme in der Prägung vermeiden, auf korrekte Formulierungen achten, Def. und Merksätze mehrfach wiederholen, Eselsbrücken, Reime  Schreib- und Leseweise von Formeln und Reaktionsgleichungen wann verschiedene Arten von Formelbildern einsetzen wann und wie Übergang zwischen ihnen welche Inhalte transportieren sie (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 86f)

8. Leitsätze Schlechte Sprachgewohnheiten erschweren das gegenseitige Verstehen. Fachsprache muss dem Entwicklungsstand der SuS entsprechen. Die Fachsprache ist keine Geheimsprache, übertreibe deshalb nicht. Akzeptiere die fachsprachlichen Spielregeln und halte dich daran. Betrachte die chemische Welt dreidimensional. Verknüpfe geschriebene Symbole mit gesprochenen Namen und Termini. Sei sprachlich besonders treffsicher wenn es um Pfeile geht. Das Orchester spielt nur so gut wie sein Dirigent. (vgl. Hallpap et.al,2002, S. 87ff)

„Eine exakte Wissenschaft braucht eine exakte, aber auch verständliche Sprache!“ (Hallpap et.al,2002, S. 89)