Elias Canetti ( ) Die gerettete Zunge (1977) Canettis 'Geschichte einer Jugend' erzählt grossartig aus dem Leben des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts, unter den autobiographischen Erzähltexten ragt Die gerettet Zunge wegen ihres Inhaltes und ihrer Sprachkunst heraus. Canettis Jugend ist farbig: sie spielt in Rustschuk, im noch türkischen Reich, in Manchester, Wien und Zürich, und gibt damit Einblicke in das Leben in diesen Ländern vor und nach dem ersten Weltkrieg. Gleichzeitig ist Canettis Geschichte reich an Ueberlegungen zum Verhältnis des eigenen Leens zu den anderen, die Familienbeziehungen erschienen ihm beispielhaft zu sein für grössere Verhältnisse in der Gesellschaft. Erkennbar wird auch sein Interesse an Macht- und Gewaltverhältnissen, aber auch seine grosse Liebe zu Kunst und Literatur. Reizend ist sicher auch der Lokalkolorit in der Beschreibung der Schweiz Geburt und Kindheit in Rustschuk (heute: Ruse, Bulgarien) 1994 gestorben in Zürich (Grab Friedhof Fluntern: neben James Joyce) Jugend in Manchester, Wien, Zürich, Frankfurt 1913 lernt Deutsch Wien, Studium der Chemie Beginn der schriftstellerischen Arbeit 1934 Heirat mit Veza Taubner-Calderon (Schrifstellerin, gest. 1963) 1938 Emigration nach London 1972 Heirat mit Hera Buschor, zwei Wohnsitze in London und in Zürich 1981 Nobelpreis für Literatur Viele andere Literaturpreise Weitere Werke: Die Blendung (Roman, 1935), Dramen (u. a. Komödie der Eitelkeit, 1950), 1960 Masse und Macht (Studie, 1960), Die Stimmen von Marrakesch (1967), Aphorismen und Aufzeichnungen Der Text und seine Kontexte Welche Kenntnisse und Interessen sind bei der Lektüre wichtig? Biographische Kontexte Elias Canettis sachliche Kontexte Oesterreich-Ungarn; Europa im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts literaturhistorisch: Autobiographie und Konstruktion von Sinn Leitmotive / Anspielungen als literarische Mittel Lektüre und Vokabelarbeit Die Wörter des Buchs: bis Mitte Oktoberl sollten Sie die angegebenen Auszüge des Buchs lesen und einzelne Vokabeln am Rand übersetzen. Dann sollten Sie die – für Sie – wesentlichen Themen identifizieren und zu diesen Themen einen Aktivwortschatz erarbeiten, der die Wörter enthält, die Sie aktiv benutzen wollen, um das Buch zu präsentieren; dafür sind Wortigel (Assoziogramme von zirka 15 Wörtern jeweils) zu diesen Feldern denkbar: - erinnern/deuten/interpretieren - Familienbeziehungen / Psychologie - Sprache, Schule und Kultur - Kunsterlebnisse -- Körper und Gewalt… Martin Suter: Small world. Zürich: Diogenes Taschenbuch (und öfter). © Text: A. Westerhoff; Grafik und Idee: Dominik Müller. „Rustschuk war ein alter Donauhafen und war als solcher von einiger Bedeutung gewesen. Als Hafen hatter er Menschen von überall angezogen, und von der Donau war immerwährend die Rede. (…) Es wird mir schwerlich gelingen, von der Farbigkeit dieser frühen Jahre in Rustschuk, von seinen Passionen und Schrecken eine Vorstellung zu geben. Alles, was ich später erlebt habe, war in Rustschuk schon einmal geschehen. Die übrige Welt hieß dort Europa, und wenn jemand die Donau hinauf nach Wien fuhr, sagte man, er fährt nach Europa, Europa beginnt dort, wo das türkische Reich einmal geendet hatte. Die Geschichte Der Autor und sein Werk Ausgabe