Sozialpsychologische Grundbegriffe für Lehramtsstudierende (17. 10

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 Präsentation transkript:

Sozialpsychologische Grundbegriffe für Lehramtsstudierende (17. 10 Christoph Perleth Institut für Pädagogische Psychologie „Rosa und David Katz“ der Universität Rostock August-Bebel-Str. 28, 18051 Rostock, Tel.: 0381 / 498 – 2650, Mail: christoph.perleth@philfak.uni-rostock.de

Kriterien für attraktive psychologische Theorien Konstruktivistische Perspektive  Innenwelt (Erleben des Menschen). Handlungsrelevanz  Konsequenzen (Verhalten). Erlernbarkeit  Verlernbarkeit (Beeinflussbarkeit!).

3. Kapitel: Attribution Übersicht: Heiders „Naive Handlungsanalyse“. Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen. Kovariations- und Konfigurationsprinzip. Verzerrungen im Attributionsprozess. Attribution und Motivation. Reattributionstraining. Kontrollfragen. Musikstück zur Vorlesung (Klicken zum Download der Noten): Lambert Chaumont (1645-1712): Récit

Vorläufer: Heiders „Naive Handlungsanalyse“ (50er Jahre) Menschen suchen Ursachen für Verhalten: persönliche (interne) und situationale (externe) Ursachen. Vorteil: Welt besser vorhersagbar, Gefühl der Kontrolle. Gegenläufige Beziehung zwischen internen und externen Ursachen!?

Korrespondierenden Schlussfolge-rungen (Jones & Davis, 60er, 70er) Kerngedanke: Wurde ein beobachtetes Ver- halten mit Absicht ausgeführt, korrespondiert es mit einem zugrundeliegendem, stabilen Personmerkmal . Also 2 Teilschritte: Attribution von Absicht: Attribution auf Personmerkmal.

Korrespondierenden Schlussfolge-rungen (Jones & Davis, 60er, 70er) Verzerrungen im Schluss-folgerungsprozess: Motivationale Verzerrungen. Kognitive Verzerrung.

Kovariation und Konfiguration (Kelley, 70er Jahre) Prinzip der Kovariation: Ein Effekt wird einer Bedingung (Ursache) zugeschrieben, wenn die Bedingung zur selben Zeit wie der Effekt zu beobachten ist und wenn sie fehlt, wenn auch der Effekt fehlt. Verwendete Information: Konsensinformation. Konsistenzinformation. Distinktheitsinformation.

Beispiel Steffens Matheleistungen: Steffen erhält eine 5 in Mathe. Steffen hat die einzige 5 in dieser Arbeit.  Konsens niedrig. Steffens bisherige Leistungen: 4-, 5, 5, 4-  Konsistenz hoch. Steffens Leistungen in D/E: 4, 5, 4-/ 5, 5  Distinktheit niedrig. Steffen ist allgemein leistungsschwach  (Schluss auf handelnde Person).

Beispiel Steffens Matheleistungen: Steffen erhält eine 5 in Mathe. Steffen hat die einzige 5 in dieser Arbeit.  Konsens niedrig. Steffens bisherige Leistungen: 4-, 5, 5, 4-  Konsistenz hoch. Steffens Leistungen in D/E: 3, 2, 2/ 2, 4, 2  Distinktheit hoch. Steffen ist leistungsschwach in Mathe  (Schluss auf handelnde Person).

Beispiel Steffens Matheleistungen: Steffen erhält eine 5 in Mathe. Steffen hat die einzige 5 in dieser Arbeit.  Konsens niedrig. Steffens bisherige Leistungen: 2, 3, 2, 3  Konsistenz niedrig. Steffens Leistungen in D/E: 3, 2, 2/ 2, 4, 2  Distinktheit hoch. Ausrutscher (krank,...)  Schluss auf Umstände/Zeitpunkt.

Beispiel Steffens Matheleistungen: Steffen erhält eine 5 in Mathe. Der Notenschnitt der Arbeit liegt bei 4,9  Konsens hoch. Steffens bisherige Leistungen: 4-, 5, 4-  Konsistenz hoch. Steffens Leistungen in D/E: 3, 2, 2/ 2, 4, 2  Distinktheit hoch. Lehrer streng oder schwerer Stoff (Schluss auf Objekt bzw. -person).

Kovariation und Konfiguration (Kelley, 70er Jahre) Konfigurationsprinzip („theoriegeleitete“ Attributionen): Nur eine Informationsquelle. Was tun? Attributionen aufgrund kausaler Schemata. Beispiele für Schemata: Schema der multiplen hinreichenden Ursachen. Schema der multiplen notwendigen Ursachen.

Verzerrungen im Attributionsprozess Der fundamentale Attributionsfehler: Der Person wird zu viel Gewicht, der Situation zu wenig Gewicht beigemessen. Erklärungen?

Attribution und Motivation: Motivationsprozess (Weiner) Ereignis Gefühle Kausalattribution Konsequenzen Verhalten

Attribution und Motivation: Kausalattribution (Weiner) Ort der Kausalität intern extern Zeit-stabi-lität stabil Fähigkeit Aufgaben-schwierigkeit/ Lehrkraft vari-abel Anstrengung Glück Später: Kontrollierbarkeit.

Attribution und Motivation: Kausalattribution und Gefühle Erfolg + internale Attribution Stolz, hoher Selbstwert. Erfolg + stabile Attributionen Zuversicht. Erfolg + externale Attributionen Dankbarkeit.

Attribution und Motivation: Kausalattribution und Gefühle Misserfolg + internal + Kontrollierbarkeit Scham oder Schuld. Misserfolg + stabile Attributionen Hilflosigkeit. Misserfolg + externale Attributionen Wut oder Mitleid.

Reattributionstraining mit Schülerinnen (Ziegler et al.) Design der Studie:   G1 G2 G3 G4 Normaler Unterricht X X X X Normale „Nachhilfe“   X X X Verbale Reattribution     X X Schriftliche Reattribution       X

Reattributionstraining mit Schülerinnen (Ziegler et al.) Rückmeldekategorien (Reattributionen): Fähigkeitszuschreibung („Das beherrschst Du gut“). Anstrengung („Du hast gut mitgemacht“). Zufall („Du hast Pech gehabt“). Konsistenzinformation („Wieder gut gemacht!“). Konsensusinformation („Da scheitern die meisten“). Distinktheitsinformation („Dies liegt dir nicht so“). Ergebnisse: Positive Auswirkungen auf Selbstkonzept. Geringe Auswirkungen auf Leistung.

Reattributionstraining mit Schülerinnen (Ziegler et al.) Tipps für die praktische Anwendung: Wer? Schüler(innen) mit unrealistischen, ungünstigen Attributionen. Zeitpunkt: So früh wie möglich. Verschiedene Settings sind möglich. Welche Attributionen verwenden: Erfolge internal; Konsistenz-, Konsensusinformation. Misserfolge mangelnde Anstrengung; auch selbstwertdienlich external; Distinktheits-, Konsensusinformation,

Reattributionstraining mit Schülerinnen (Ziegler et al.) Tipps für die praktische Anwendung: Interventionszeiträume: Unklar, Integration in Unterricht!? Welche Attributionen bei hilflosen Schü-ler(inne)n mit niedrigem Selbstwertgefühl: Selbstwertdienliche Attributionen vermitteln Langfristig: Anstrengung hervorheben. Keine überzogenen Erwartungen wecken! Trainer/in: Möglich für jede Lehrkraft. Ziel: Realistische Einschätzung der eigenen Handlungskompetenzen.

Kontrollfragen Welches sind nach Heider die beiden Kate-gorien von Gründen, mit denen Menschen ihr eigenes oder das Verhalten anderer erklären? Lehrer zum Schüler: "Verlassen Sie sich nicht auf Ihre Begabung! Etwas anstrengen müssen Sie sich schon!" Wird hier auf das Schema der multiplen hinreichenden Ursachen oder auf das Schema der multiplen notwendigen Ursachen zurückgegriffen? Was ist der fundamentale Attributionsfehler? Was ist das Ziel eines Reattribuierungstrainings?

Sozialpsychologische Grundbegriffe für Lehramtsstudierende (17. 10 Christoph Perleth Institut für Pädagogische Psychologie „Rosa und David Katz“ der Universität Rostock August-Bebel-Str. 28, 18051 Rostock, Tel.: 0381 / 498 – 2650, Mail: christoph.perleth@philfak.uni-rostock.de