Schweizer Frühling Liberec, den 27. März 2013 Die direktdemokratischen Instrumente und ihre Wirkungsweise in der Schweiz Dr. Corsin Bisaz c2d-center for research on direct democracy Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) Universität Zürich
IDas Volk als Staatsorgan IIGeschichtlicher Werdegang IIIDirektdemokratische Instrumente: Initiative und Referendum IVBesonderheiten des politischen Systems der Schweiz VVorteile VI Nachteile VIIHerausforderungen Übersicht
Schweizer Frühling, Liberec3 I Das Volk als Staatsorgan Was ist Demokratie? – Die Einsetzung des Volks als Staatsorgan Wer ist das Volk? – Politische Definition («Nation») – Rechtliche Definition (Verfassungsrechtlich bestimmte Stimmbürgerschaft)
Schweizer Frühling, Liberec4 I Das Volk als Staatsorgan Welche Kompetenzen? – Die Kompetenz zu wählen: das Parlament und/oder den Präsidenten – Die Kompetenz abzustimmen: das Referendum – Die Kompetenz Unterschriften zu sammeln: die Volksinitiative Wie? – Versammlung – Urnenabstimmung
IIGeschichtlicher Werdegang Vorfahren: – Hobbes, Locke, Montesquieu, Rousseau – Landsgemeindetradition, weder Monarchie noch Obrigkeitsstaat – Amerikanische Revolution 1770: Verfassungsreferendum – Französische Revolution 1789: Initiative, Gesetzesreferendum, Abberufung Radikalismus und Demokratische Bewegungen in den Kantonen – 1830 – 1845 Versteckte Rezeption revolutionärer Institutionen auf kantonaler Ebene – 1845 – 1890 Ausbreitung, direkte Demokratie gegen Korruption, Erweiterung auf den Bund Nachfahren – US Gliedstaaten Westküste ab 1900; Uruguay 1934; Baltikum Schweizer Frühling, Liberec5
III Direktdemokratische Instrumente Das (Volks-)Referendum Obligatorisches Referendum (seit 1848) – Verfassungsänderungen, besonders wichtige Staatsverträge (191 Abstimmungen: 143 Ja, 48 Nein) Fakultatives Referendum (seit 1874) – Bundesgesetze, wichtige Staatsverträge (171 Abstimmungen: 94 Ja, 77 Nein) – 50’000 Unterschriften innerhalb von 100 Tagen – Integrations- und Bremswirkung, Konkordanzdemokratie Schweizer Frühling, Liberec6
III Direktdemokratische Instrumente Die Volksinitiative (Reuters)(Keystone) Schweizer Frühling, Liberec7
III Direktdemokratische Instrumente Die Volksinitiative (seit 1891) – Verfassungsänderungen (184 Abstimmungen: 20 Ja, 164 Nein), ca. 50% mit Normwirkung – 100’000 Unterschriften innerhalb von 18 Monaten, ausgearbeiteter Entwurf – Einzige Schranken: Einheit der Materie, zwingendes Völkerrecht (ius cogens) – Möglichkeiten: Gegenvorschlag, Rückzug – Mobilisierungs-, Propaganda-, Integrationsfunktion; Verhandlungspfand Schweizer Frühling, Liberec8
IV Besonderheiten des politischen Systems der Schweiz Konkordanzdemokratie Viele politische Parteien, trotzdem nicht die einzigen politisch bedeutsamen Akteure Agendasetting durch Volksinitiativen Starker Föderalismus Schweizer Frühling, Liberec9
VVorteile Legitimierung des Staatshandelns Stabilisierung des politischen Systems Starke Verbindung von Staat und Zivilgesellschaft Wert der Unsicherheit in der Politik Schweizer Frühling, Liberec10
VINachteile Zeitintensiv Nicht besonders effizient Kostenintensiv Birgt Unsicherheit – ist schlechter planbar Kann zu Widersprüchlichkeiten führen Schweizer Frühling, Liberec11
VIIHerausforderungen Menschenrechtswidrige Volksinitiativen Verwahrungs-, Anti-Minarett- und Ausschaffungsinitiative Direkte Demokratie v. Rechtsstaat Ungültigerklärung durch Parlament, durch Bundesgericht? “Globalisierung” der Menschenrechte: EGMR entscheidet Ausländerstimmrecht Die Schweizer Direktdemokratie ist in einem Lernprozess Schweizer Frühling, Liberec12
Schweizer Frühling Liberec, den 27. März 2013 Einführung in die direkte Demokratie der Schweiz Vielen Dank! Online Datenbank über Volksabstimmungen weltweit: Dr. Corsin Bisaz c2d-center for research on direct democracy Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) Universität Zürich