Ausbildungsreport NRW 2013 Ergebnisse einer Befragung von Auszubildenden zur Ausbildungsqualität in NRW
Bedeutung der Ausbildungsqualität Die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule stellt für rund 60 Prozent der SchulabgängerInnen in Nordrhein-Westfalen den Einstieg ins Berufsleben dar. Die Kombination aus theoretischem und praktischem Lernen und die vielseitigen und anspruchsvollen Aufgaben durch den hohen Praxisbezug geben den jungen Menschen die grundlegenden Qualifikationen für die Arbeitswelt. Der Qualität der Berufsausbildung kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu: Sie stellt sicher, dass die Auszubildenden, die notwendigen Inhalte und berufliche und soziale Kompetenzen lernen, um anschließend in der Arbeitswelt mit ihren Fähigkeiten und Kenntnissen zu recht zu kommen. Eine gute und qualitativ hochwertige Ausbildung ist die Voraussetzung für die jungen Menschen, sich auf dem Arbeitsmarkt zurechtzufinden und eine reguläre, unbefristete und fair bezahlte Arbeitsstelle zu finden.
Der Ausbildungsreport der DGB-Jugend Ziel des Ausbildungsreports ist es, ein möglichst genaues Bild der Qualität der Ausbildungslandschaft zu zeichnen. Dies ermöglicht einen Überblick darüber zu gewinnen, in welchen Berufen junge Menschen eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten und wo es Mängel gibt. Der Ausbildungsreport fragt die Auszubildenden in Deutschland wie diese ihre berufliche Ausbildung selber einschätzen. Da diese die Expertinnen und Experten dafür sind, können sie am besten die Qualität der Ausbildung beurteilen.
Der Ausbildungsreport der DGB-Jugend Auszubildende aus den 25 am stärksten frequentierten Ausbildungsberufen beteiligten sich schriftlich an der Befragung der Gewerkschaftsjugend. Die hohe Zahl stellt im Vergleich zum Vorjahr eine weitere Steigerung dar. Es ergibt sich somit erneut eine repräsentative sowie noch detailliertere und verlässliche Bewertung der Ausbildungssituation in NRW. Besonderheit des Ausbildungsreports: die Befragung durch die DGB-Jugend wird vor Ort in den Berufsschulen durchgeführt.
DGB-Ausbildungsreport Kriterien für die Ausbildungsqualität Fachliche Qualität der Ausbildung Einhaltung des Ausbildungsplanes - Ausbildungsfremde Tätigkeiten - Betreuung durch AusbilderInnen – Fachliche Qualität des Betriebs Ausbildungszeiten und Überstunden Wöchentliche Arbeitszeit - Regelmäßigkeit, Häufigkeit und Ausgleich von Überstunden - Anrechnung des Berufsschulunterrichts Ausbildungsvergütung Höhe der Vergütung - Regelmäßigkeit der Zahlung Persönliche Beurteilung der Auszubildenden individuelle Zufriedenheit - Übernahmeperspektiven
„Die fachliche Qualität der Ausbildung in meinem Betrieb ist meiner Meinung nach...“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die auf die Frage geantwortet haben. 70,9 Prozent der Auszubildenden sind mit der fachlichen Qualität der Ausbildung im Betrieb zufrieden
„Ein Ausbildungsplan für den betrieblichen Teil meiner Ausbildung liegt mir vor“ Angaben in Prozent von Auszubildenden 36,3 Prozent der Auszubildenden liegt kein Ausbildungsplan vor
„Die Vereinbarungen aus dem Ausbildungsplan werden eingehalten“ Angaben in Prozent von 708 Auszubildenden 87,4 Prozent der Auszubildenden die ihren Ausbildungsplan gut kennen, gaben an, dass ihr Ausbildungsplan eingehalten wird
„Ich muss Tätigkeiten verrichten, die eindeutig nicht zu meiner Ausbildung gehören.“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die angaben ihren Ausbildungsplan ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘ zu kennen und die auf die Frage geantwortet haben. 10,3 Prozent der Auszubildenden müssen regelmäßig ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten
„MeinE AusbilderIn erklärt mir Arbeitsvorgänge…“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die angaben eineN AusbilderIn zu haben und die auf die Frage geantwortet haben. 13,3 Prozent der Auszubildenden bekommen nie oder selten etwas von ihren AusbilderInnen beigebracht.
„Ich mache regelmäßig Überstunden.“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die auf die Frage geantwortet haben. 35,5 Prozent der Auszubildenden müssen regelmäßig Überstunden machen. Im Durchschnitt 4,8 Stunden pro Woche.
„Wenn ich Überstunden geleistet habe, werden diese (1) mit Freizeit ausgeglichen, (2) bezahlt, (3) weder noch, (4) weiß nicht.“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die auf die Frage geantwortet haben. 18,7 Prozent der Auszubildenden bekommen keinerlei Ausgleich für ihre Überstunden.
„Pro Woche arbeite ich durchschnittlich (einschl. Berufsschule) tatsächlich … Stunden.“ Angaben in Prozent von 747 Auszubildenden unter 18 Jahren, die auf diese Frage geantwortet haben. 14,9 Prozent geben an, durchschnittlich mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten zu müssen.
Im Gesamtdurchschnitt bekommen die Auszubildenden 670 Euro (brutto) pro Monat. Die Summe liegt deutlich unter dem tarifvertraglich geregelten Durchschnitt, den das BIBB auf 730 Euro im Monat berechnet hat. „Meine Ausbildungsvergütung beträgt brutto … Euro.“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die auf die Frage geantwortet haben.
Auszubildende, mit Interessen- vertretung im Rücken sind deutlich zufriedener mit ihrer Ausbildung (70,8 Prozent) als Auszubildende ohne Interessen- vertretung (59,8 Prozent). Ein klares Votum für betriebliche Mitbe- stimmung.
Nach wie vor ist ein Großteil der handwerklichen und technischen Ausbildungs- berufe männlich geprägt, während sich die eindeutig weiblich geprägten Berufe vor allem im Dienst- leistungsbereich finden.
Angaben von Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr. In weiblich dominierten Ausbildungsberufen liegt die Ausbildungsvergütung im dritten Ausbildungsjahr um 97 Euro niedriger als in männlich dominierten Berufen. Die Chancen stehen schlecht, dass die jungen Frauen dieses Manko im Laufe ihres Berufslebens abstreifen können.
Angaben in Prozent von Auszubildenden. Die Auszubildenden in den weiblich geprägten Berufen haben deutlich mehr Probleme damit, nach der Arbeit „abzuschalten“ und sich in ihrer Freizeit zu erholen (35,6 Prozent), als die Männer in den männlich geprägten Berufen (19,2 Prozent).
Alle diese Faktoren führen dazu, dass Auszubildende in weiblich dominierten Berufen durchschnittlich weniger zufrieden mit ihrer Ausbildung sind (65 Prozent) als Auszubildende in männlich dominierten Berufen (73,9 Prozent). Angaben in Prozent von Auszubildenden.
Zugang zur Ausbildung Nach wie vor ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt für viele Ausbildungsinteressierte schwierig: lediglich 70 Prozent der institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen bekommen überhaupt einen Ausbildungsplatz Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist 2013 erneut um 2,7 Prozent gesunken, auf nur noch Trotz Anstieg der Bewerberzahl auf Nur noch jeder fünfte Betriebe bilden überhaupt noch aus Das Ergebnis der jahrelangen Entwicklung: 22 Prozent an junge Menschen in der Altersgruppe der 20 bis 29 jährigen haben keinen berufsqualifizierenden Abschluss
Angaben in Prozent von Auszubildenden. Knapp die Hälfte der befragten Auszubildenden hat direkt den Übergang von der Schule in die Ausbildung geschafft. Bei den übrigen lagen aber mehrere Jahre zwischen Schulaustritt und Ausbildungsbeginn.
Angaben in Prozent von Auszubildenden. Etwa ein Drittel der Auszubildenden – denen wohlgemerkt der Übergang in Ausbildung gelungen ist – erlernen ihren Wunschberuf, weitere 42,2 Prozent machen ihre Ausbildung in einem von mehreren für sie interessanten Berufen. Immerhin ein Viertel der Auszubildenden lernt allerdings eine Alternative, die sie nicht geplant hatten.
Angaben in Prozent von Auszubildenden. Auszubildende mit einer nicht gewählten Alternative als Ausbildungsberuf sind mit ihrer Ausbildung deutlich unzufriedener als Auszubildende in ihrem Wunschberuf. Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung eines auswahlfähigen Ausbildungsplatzangebots.
Zugang zur Ausbildung Unter den Ausbildungsinteressierten entwickelt sich zunehmend eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Ein Teil der Jugendlichen, vor allem jene mit gutem Schulabschluss, profitieren von der demografisch bedingten leichten Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt. Es fällt ihnen leichter als noch vor wenigen Jahren, einen Ausbildungsplatz zu finden. Für einen Teil der jungen Menschen dagegen erhöht sich das Risiko, dauerhaft aus dem Ausbildungsmarkt ausgeschlossen zu bleiben. Deutliches Anzeichen dafür ist der hohe Anteil junger Menschen ohne qualifizierenden Berufsabschluss.
„Ich werde im Anschluss an meine Ausbildung übernommen…“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die auf die Frage geantwortet haben. Gerade einmal 29,2 Prozent der Auszubildenden wussten, ob sie im Anschluss an ihre Ausbildung von ihrem Betrieb übernommen werden.
„Ich werde im Anschluss an meine Ausbildung übernommen…“ / „Mein Betrieb hat folgende Größe …“ / „Ich werde im Anschluss an meine Ausbildung unbefristet übernommen“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die auf ersten beiden und Auszubildende, die auf die letzte Frage geantwortet haben. Größere Betriebe übernehmen ihre Auszubildenden zwar öfter nach der Ausbildung, kleinere Betriebe allerdings häufiger unbefristet.
„Was meine berufliche Zukunft angeht, bin ich …“ / „Ich fühle mich durch meine Ausbildung … auf die spätere Arbeit vorbereitet“ Angaben in Prozent von Auszubildenden, die auf die beiden Fragen geantwortet haben. Je besser sich die Auszubildenden auf ihre spätere Arbeit vorbereitet fühlen, desto zuversichtlicher sind sie, was ihre berufliche Zukunft angeht.
Forderungen Ausbildungsplatzgarantie für alle Ausbildungsplatzinteressierten Einhalten der gesetzlichen Regelungen und Verordnungen Erhalt und Verbesserung des Jugendarbeitsschutzgesetzes Keine Schmalspurausbildungen Unbefristete Übernahme Verbesserung der Qualität der Berufsschule
Kontakt Martin Müller DGB-Jugend XY Tel.: Der gesamte Ausbildungsreport als Download unter: