Woher und wohin mit der Religionsforschung? Prof. Dr. Janine Dahinden, MAPS, Universität Neuenburg Welche Religion(en) für unsere Gesellschaft – Perspektiven.

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 Präsentation transkript:

Woher und wohin mit der Religionsforschung? Prof. Dr. Janine Dahinden, MAPS, Universität Neuenburg Welche Religion(en) für unsere Gesellschaft – Perspektiven aus Wissenschaft, Medien, Politik”, , Universität Bern

Transformationsprozesse: Neue Fragen für die Religionsforschung?  These  Gegenwärtige gesellschaftliche Transformationsprozesse (Transnationalisierung, Pluralisierung und Diversifizierung wie auch Problematisierung von Religion) wirken grundlegend auf religiöse Phänomene ein, mit gesellschaftlichen Folgen.  Diese Transformationsprozesse werfen neue Fragen für die Religionsforschung auf. Die Untersuchung dieser Prozesse bedingt zudem neue theoretische Zugänge.  Positionierung: Ein sozialwissenschaftlicher Blick auf Religion aus Sicht einer Migrations- und Ethnizitätsforscherin  Religion verstanden als Symbolsystem (Geertz 1973): Religion als Kategorie, die in Grenzziehungsprozessen (“wir-”sie”) mobilisiert wird und für Bedeutungszuschreibungen und Sinngebung zentral ist  Religion als potentiel transformativ, historisch und kontexuell verankert, d.h. religiöse “Differenz” als Folge von sozialen Prozessen, nicht als etwas Gegebenes.

Drei Transformationsprozesse und neue Fragen (I)  Transnationalisierungsprozesse und Religion(en)  Migration, Mobilität, neue Kommunikationstechnologien führen zu einer verstärkten Transnationalisierung von religiösen Systemen (z.B. Levitt 2007, Hüwelmeier und Krause 2010).  Neue Fragen:  Konsequenzen dieser transnationalen Einbettung für Individuen und Gruppen im Zusammenspiel mit lokalen sozio-ökonomischen und politischen Gegebenheiten?  Wie ist reliöse Bedeutungszuschreibung mit solchen Transnationalisierungprozessen verbunden und wie werden Grenzen von solchen transnationalen religiösen Systemen verhandelt?  Welche Rolle spielt der Nationalstaat angesichts solcher transnationalen Religionen und religiöser Netzwerke?  Theoretischer Zugang:  Überwindung des ‘methodologischen Nationalismus” (Wimmer und Glick Schiller 2003) und “ethnischen Gruppismus” (Brubaker 2003) in der Religionsforschung?

(II)  Pluralisierung und Diversifzierung von religiösen Systemen und religiösen Bedeutungszuschreibungen  Folge von Migration, Individualisierung, “Post-Säkularisierung”, etc. (z.B. unter vielen Baumann und Stolz 2007, Gorski und Ates 2008)  Fragen:  Folgen der Pluralisierung und Diversifzierung von Religion werden in Religionsforschung breit diskutiert  Theoretische Zugänge:  Von “traditioneller” Religionsforschung hin zu einem Fokus auf die “Ränder” von religiösen Phänomenen?  Reproduktion von “essentialisierter Differenz” in Forschung oder Fokus auf Prozesse der Herstellung von “religiöser Differenz”? (vgl. These 3) De- Essentialisierung und -Naturalisierung von ‘religiösen Gruppen’

(III)  Religion als zentrales Element in Grenzziehungsprozessen. Religion als Form der sozialen Organisation von “Differenz”  Verstärkte Problematisierung von Religion, insbesondere des Islams, führt zu neuen Formen von Ein – und Ausschluss, interaktiv mit und relational zu ‘eigenen’ Religionen  Neue Fragen:  Inwiefern verstärkt die Problematisierung des Islams die Kategorie der ‘eigenen Religion’ und welche Prozesse sind folgedessen auszumachen?  Welche Effekte haben diese Prozesse auf Muslims, welche Strategien entwickeln sie angesichts dieser Stigmatisierungen und des sozialen Ausschlusses und wie wirken diese zurück auf die Kategorisierungsprozesse der Mehrheitsgesellschaft?  Theoretischer Zugang:  Neben “Religiositätsforschungen” auch Forschungen, welche untersuchen wie Religion zu gesellschaftlicher Positionierung beiträgt, auch in säkularisierten Gesellschaften, mittels anti-essentialistischen Zugängen.