PFLEGEN OHNE EMOTIONEN, GEHT DAS ? 5. Altenpflegekongress/ Bruck an der Mur 3.Februar 2011.

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 Präsentation transkript:

PFLEGEN OHNE EMOTIONEN, GEHT DAS ? 5. Altenpflegekongress/ Bruck an der Mur 3.Februar 2011

„ Für mich sind Emotionen ein Störfaktor!“ „Emotionen behindern meinen Arbeitsablauf, weil ich von ihnen abgelenkt werde.“ Altenpflegekongress 3. Februar 2010

„Du musst dich an den Ekel gewöhnen!“ „Gefühle darfst du nicht zulassen!“ Du musst lernen sie zu beherrschen!“ „Emotionen sind unerwünscht!“ Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Es gehört zu den unausgesprochenen Normen insbesondere der Pflegeberufe, dass man die eigenen Gefühle unterdrückt und sich ganz den sozialen und emotionalen Bedürfnissen anderer widmet.“ ( Badura, 1990) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

E MOTIONEN Bewegung, eine Reaktion …. physische und psychische Komponenten Verhaltensänderung durch Emotionen Altenpflegekongress 3. Februar 2010

„Emotionen sind die Sprache der körperlichen Intelligenz. Sie verbindet die Person mit der gelebten Situation.“ Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Wenn eine bestimmte Emotion unerwünscht ist oder als störend empfunden wird und die Person eine Linderung des betreffenden Gefühls anstrebt, ist es gerade die Fähigkeit zur Emotion die eine Bewältigung des unerwünschten Gefühls möglich macht. (Benner, Wrubel) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Teil unserer Gefühlswelt Über den Auslöser sind wir uns nicht immer bewusst. Emotionen ergeben sich aus komplexen, sozialen und kulturellen Begebenheiten. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

E MOTIONEN am Leben zu bleiben spezifische Reaktion möglich regulieren den inneren Zustand des Organismus Altenpflegekongress 3. Februar 2010

N EUROLOGISCH ZEIGT SICH …. Strukturen die Emotionen auslösen liegen unter der Großhirnrinde. z.B. Amygdala. Abschnitte des anterioren cingulären Cortex und der ventromedialen frontalen Region sind für die Auslösung von Emotionen zuständig. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

D AMASIO (2000) MEINT, DASS …. ….Emotionen komplizierte Kombinationen von chemischen und neuronalen Reaktionen des Gehirns sind. …..Emotionen durch somatische Marker verursachte Körperzustände sind und ….sie auf angeborene Gehirnfunktionen beruhen, die einer langen evolutionären Entwicklung entstammen. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

K LASSIFIKATION NACH D AMASIO Primäre Emotionen Ekel, Freude, Angst, Furcht, Überraschung, Trauer Sekundäre Emotionen Hintergrundemotionen Altenpflegekongress 3. Februar 2010

E MOTIONSARBEIT …“ EMOTIONAL LABOR “ Die Arbeit an den eigenen Gefühlen. ( Hochschild 1990) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

E MOTIONSARBEIT WIRD DEFINIERT …. ……als bezahlte Arbeit, bei der ein Gefühlsmanagement notwendig ist, um nach außen in Gestik, Mimik und Stimme ein konkretes Gefühl zu vermitteln. Der Gefühlsausdruck ist jedoch unabhängig davon, ob er mit der inneren Empfindung dieser Person kongruent ist. ( Hochschild, 1990) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Widerspruch zwischen dem was die Pflegeperson fühlt und dem was sie aus Rücksicht zu dem zu pflegenden Patienten fühlen sollte. Bemühungen diesen Widerspruch zu vermindern nennen wir nach Hochschild „Emotionsarbeit“.(Anpassungsarbeit) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

E MOTIONSARBEIT IST ALLERDINGS AUCH …... die Emotionslage des Patienten überhaupt erst wahrnehmen zu können. Sensibel in Bezug auf Emotionen des Anderen sein und über diese Beobachtung nachdenken zu können. ( Büssing&Glaser, 2003) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

G EFÜHLE SIND …. …bewusst wahrgenommene und steuerbare Empfindungen. …„fühlen“ bezieht sich immer auf etwas Spezifisches. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Gefühle haben eine „schlechte Presse“, weil sie als Bedrohung von Rationalität, Kontrolle und Selbstbeherrschung verstanden werden. Gefühle werden zu einem „Ding“ das es zu managen und zu kontrollieren gilt. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

G EFÜHLE, E MOTIONEN, A FFEKTE Gefühle stellen das bewusste Wahrnehmen der emotionalen Körperzustände dar. Emotion kann als Ordnungsbegriff über Affekte und Gefühle gesehen werden. Affekte sind Empfindungen großer Intensität, die sich kurzfristig und situationsgebunden einstellen. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Ein Gefühl oder eine Emotion tritt immer dann auf, wenn ein Umstand von einer Person als bedeutsam wahrgenommen werden. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

G EFÜHLSARBEIT ….( SENTIMENTAL WORK )..die Arbeit mit und an den Gefühlen des Patienten. Gefühle sind Gegenstand der Arbeit. (Wittneben 2002) Gefühle und Emotionen werden selbst zur Arbeit: Konzept der Gefühlsarbeit. ( Strauß 1980) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

G EFÜHLSARBEIT Befindlichkeit bzw. Gefühlszustand des Patienten erkennen, darauf reagieren um so eine positive Beeinflussung bzw. ein Ziel erreichen zu können. Erreichung von Handlungszielen Im Mittelpunkt der Gefühlsarbeit steht die Pflegehandlung. Gefühlsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Empathie. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

G EFÜHLSARBEIT ALS P RAXISKONZEPT Erreichung eines definierten Gefühlziels. Fürsorge und die Beziehung zum Menschen wird in den Mittelpunkt des Handelns gerückt. Ein bewusster gesteuerter Einsatz von Gefühlen in der Gegenwart mit dem Ziel, die Ursachen von auftretenden Irritationen im Pflegekonzept zu identifizieren, zu interpretieren und gemeinsam mit dem Patienten zu bearbeiten. ( Neumann-Ponesch, Höller 2010) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

M ÖGLICHE A USWIRKUNGEN MANGELNDER G EFÜHLSARBEIT …. Verbitterung, Erniedrigung, Verletzung der Privatsphäre……. ( Bischoff-Wanner 2002,) …… emotionale Erschöpfung; …….reduzierte Leistungsfähigkeit;.…….Depersonalisierung …….Burnout …… Altenpflegekongress 3. Februar 2010

M ÖGLICHE U RSACHEN DAFÜR Mangel an Leistung auf dem Gebiet der Empathie Mangel an der Verarbeitung der Belastungen in der Pflege Mangel am Umgang mit Belastungen in der Pflege …und noch andere Ursachen…… Altenpflegekongress 3. Februar 2010

B ELASTUNGEN Durch körpernahe und intime Pflegehandlungen werden Tabugrenzen beim Patienten erreicht bzw. auch überschritten. Es entstehen für den Patienten als auch für die Pflegeperson Gefühle wie Scham, Angst, Peinlichkeit, Ekel und Abneigung. All dies führt zu Belastungen. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Pflegende durchwandern eine Gratwanderung zwischen zwei Polen. Zum einen die gelebte, erlebte Empathie und das Mitgefühl und gleichzeitig aber auch die Identifikation und professionelle Distanz die von einem selbst aber vor allem von Anderen erwartet wird. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

A LL DIES FÜHRT ZU ….. …einer inneren Diskrepanz zwischen dem, was nicht gefühlt und nicht gezeigt werden darf und soll ( Ekel, Abscheu, Zorn..) und dem was gezeigt werden muss ( Freundlichkeit, Zuwendung). Altenpflegekongress 3. Februar 2010

M AßNAHMEN eigene Emotionen reflektieren, Gefühle erkennen, zugestehen, belastenden Gefühlen einen Platz und Ausdruck ohne Bewertung geben. Regelmäßiger Austausch mit Kollegen bzw. gemeinsame Bewältigung Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Kognitiv anregende und emotional befriedigende soziale Beziehungen ( Badura ) Supervision Fort und.-Weiterbildung um die sozialen Wahrnehmungs.-und Handlungskompetenzen zu erweitern um mit den eigenen Belastungen besser umgehen zu lernen. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Psychohygiene, Selbstfürsorge Entspannungsübungen Atemübungen Jobrotation …………………………………. Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Ich gehe meinen Weg, und du gehst deinen Weg. Ich lebe nicht in dieser Welt, um deinen Erwartungen zu entsprechen, und du lebst nicht in dieser Welt um meinen zu entsprechen. Ich bin ich und du bist du, und wenn wir uns begegnen sollten - ist es wunderschön. (Fritz Perls) Altenpflegekongress 3. Februar 2010

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Altenpflegekongress 3. Februar 2010