DER KALTE KRIEG ALS EPOCHE IN GESCHICHTE UND ERINNERUNG Vorlesung – Teil 13: Erinnerungen an den Kalten Krieg HS 2014 Prof. tit. Dr. Markus Furrer.

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DER KALTE KRIEG ALS EPOCHE IN GESCHICHTE UND ERINNERUNG Vorlesung – Teil 13: Erinnerungen an den Kalten Krieg HS 2014 Prof. tit. Dr. Markus Furrer

Literatur David Lowe und Tony Joel, Remembering the Cold War. Global Contest and national stories, New York 2013.

Bereiche A. Thesen zum Kalten Krieg – ein Rückblick B. Erinnerungen an den Kalten Krieg (I) C. Erinnerungen an den Kalten Krieg (II)

A. Thesen zum Kalten Krieg – ein Rückblick Der Kalte Krieg Aussagen – Thesen (im ähnlichen Wortlaut – siehe den Auszug mit den Markierungen) von Eric J. Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, aus dem Englischen von Yvonne Badal, München, 2010.

Zur Periodisierung: Die fünfundzwanzig Jahre seit dem Abwurf der Atombombe und dem Ende der Sowjetunion bilden keine homogene ungebrochene Periode. Die frühen 1970er Jahre bilden so etwas wie eine „Wasserscheide“ (Weltwirtschaftskrise, Ende des Vietnamkriegs, neue Revolutionswellen in der Dritten Welt, Schieflage der amerikanischen Weltpolitik …). Dennoch: Diese ganze Periode war durch eine aussergewöhnliche internationale Lage mit dem Muster einer permanenten Konfrontation der Supermächte geprägt. Der Kalte Krieg endete, sobald eine oder beide Supermächte die Absurdität des atomaren Rüstungswettlaufs erkannte und sobald eine oder beide an den aufrichtigen Wunsch der Gegenseite zu glauben begannen, mit diesem Wettlauf Schluss zu machen.

Merkmale des Kalten Krieges Das Merkwürdige am Kalten Krieg war, dass „objektiv betrachtet keine unmittelbare Kriegsgefahr bestand“. „Jede rationale Analyse hätte also festgestellt, dass die Sowjetunion keine unmittelbare Bedrohung für irgend jemanden darstellte, der sich ausserhalb der Reichweite der Roten Besatzungsarmee befand.“ Die sowjetischen Planer nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sahen jedoch keine Anhaltspunkte für eine Krise des Kapitalismus als solchem. Und sie hegten keinerlei Zweifel, dass er unter der Hegemonie der USA, deren enormer Zuwachs an Wohlstand und Macht nun allzu offensichtlich war, noch eine lange Zeit bestehen würde. (hier Hobsbawm in Anlehnung an Loth) Es gibt zwei Elemente, die dazu beigetragen haben, die Konfrontation aus den Höhen der Staatsräson in die Ebenen der Emotionen zu verlagern. Ebenso wie die Sowjetunion vertraten auch die USA eine Ideologie, die von den meisten Amerikaner aufrichtig als beispielhaftes Vorbild für die Welt empfunden wurde. Doch im Gegensatz zur Sowjetunion waren die USA eine Demokratie. Leider muss man sagen, dass ebendieser Umstand wahrscheinlich der gefährlichere war. (…)

Öffentliche Hysterie machte es US-Präsidenten viel einfacher, die riesigen Summen von notorisch unwilligen Steuerzahlern einzufordern, wie sie für die Umsetzung einer amerikanischen Weltpolitik erforderlich waren. Und so verschrieben sich beide Seiten nicht nur einem wahnsinnigen Rüstungswettlauf, sondern begaben sich auch in die Hände „jener Nuklear-Generäle und Nuklear-Intellektuellen“, welche aus Eigeninteressen das System am Laufen hielten. Wer verantwortete den Kalten Krieg? Dem Kalten Krieg ist die „Europäische Gemeinschaft“ zu verdanken. Diese Gemeinschaft wurde, wie so vieles im Kalten Krieg, sowohl von den USA als auch gegen sie gegründet. Das Beste, was die Franzosen tun konnten, war, die westdeutschen und die französischen Angelegenheiten derart miteinander zu verknüpfen, dass ein neuer Konflikt zwischen den beiden Ländern verunmöglicht wurde.

Warum die „Wasserscheide“ Mitte 1970er? Auch wenn die USA nicht in der Lage waren, den Europäern ihre politisch- wirtschaftlichen Pläne in den Einzelheiten aufzuzwingen, so bestimmten sie dennoch ihr aussenpolitisches Handeln (z.B anlässlich des anglo- französischen Suezkriegs gegen Ägypten). Mitte der siebziger Jahre trat die Welt in den sogenannten zweiten Kalten Krieg ein. Er traf zusammen mit einen entscheidenden Umbruch in der Weltwirtschaft … Die UdSSR pflegte in diesem Zeitraum eine Art Selbstzufriedenheit. Das Breschnew-Regime hatte sich bereits 1964 einem Rüstungsprogramm verschrieben, das in Zukunft immer grössere Summen verschlang. Weltweit begann die UdSSR offen Flagge zu zeigen und pflegte die Gebärden einer globalen Supermacht, d.h. sie akzeptierte ihre regionalen Beschränkungen nicht mehr. Der Kreuzzug gegen das „Reich des Bösen“, dem die Reagan-Administration zumindest in der Öffentlichkeit nachhing, war denn auch eher als Therapie für die USA, denn als Wiederherstellung des Gleichgewichts der Supermächte gedacht.

Läutete das Ende des Kalten Krieges das Ende des Sozialismus ein? Der Sozialismus nach sowjetischem Muster hatte für sich in Anspruch genommen, die globale Alternativen zum kapitalistischen Weltsystem zu sein. Die Aussichten des Sozialismus als Weltalternative waren also von der Fähigkeit abhängig, mit der kapitalistischen Weltwirtschaft konkurrieren zu können. Aber nicht die feindselige Konfrontation des Kapitalismus und seiner Supermacht unterminierte den Sozialismus. Was ihm den Hals brach, war das Eindringen einer weit dynamischeren, fortgeschritteneren und dominanteren kapitalistischen Weltwirtschaft in ein durch strukturelle Schwächen zunehmend gelähmtes sozialistische System. Erst die Verknüpfung der Wirtschaftssysteme sowjetischen Typs mit der kapitalistischen Weltwirtschaft, die sich seit den sechziger Jahren anbahnte, zerstörte den Schutzwall des Sozialismus.

Die Wirkungen des Kalten Krieges: Erstens hat er all jene Rivalitäten und Konflikte eliminiert oder überschattet, die die Weltpolitik vor dem Zweiten Weltkrieg geprägt hatten. Zweitens fror er die internationale Lage ein und stabilisierte so den relativ ungefestigten und nur provisorischen Stand der Dinge. Drittens hat der Kalte Krieg die Welt mit einem Ausmass an Waffen angefüllt, was auf die Post-Phase des Kalten Kriegs nachwirkte und nachwirkt. Mit dem Ende des Kalten Kriegs waren plötzlich alle Stützpfeiler eingebrochen, die das internationale Gefüge und die Strukturen der innenpolitischen Systeme getragen hatte. Was zurückblieb, war eine wacklige und an vielen Stellen in sich zusammenstürzende Welt.

B. Erinnerungen an den Kalten Krieg (I) Der „kalte“ Krieg, der – abseits von den Epizentren in Ost und West – durchaus auch „heisse“ Phasen erfuhr, war nicht ausschliesslich ein militärisch-diplomatischer Konflikt. Die sich formierende Blockkonfrontation entlang ideologischer Konfliktlinien, begleitet vom ständigen Bedrohungsdiskurs, prägte das Feld der Kultur wesentlich mit. Der Kalte Krieg als Kulturkrieg forderte bestehende Gesellschaftsentwürfe, Alltagskonzepte, Medienkulturen sowie Formen in Kunst, Religion und Philosophie heraus und prägte diese tiefgreifend. Neuere Ansätze und Forschungsfragen tragen dieser Sichtweise Rechnung und haben – subsumiert unter dem Namen „Cold War Studies“ – in den letzten Jahren eine Vielzahl an neuen historischen Arbeiten hervorgebracht.

„Nach kulturwissenschaftlicher Lesart ist Erinnerung zunächst einmal ein individueller Prozess, bei dem gemachte Erfahrungen, Erlebnisse und Wahrnehmungen aktiv ins Bewusstsein gehoben werden. Dabei können Erinnerungen auf tatsächliche oder vorgestellte Erfahrungen beziehen. Nicht weniges, an das sich Menschen tagtäglich zu erinnern glauben, ist lediglich vorgestellt und hat sogar nie stattgefunden. Diese Erfahrung, die also Teil der eigenen Vergangenheit sein können aber nicht unbedingt müssen, werden immer wieder zusammengefügt. Dabei werden Vergangenheitsversionen entwickelt, die aus der jeweils gegenwärtigen Perspektive und unter aktuellen Erfordernissen Teil der eigenen Vergangenheit sein können.“ Peter Gautschi et.al., Umgang mit Geschichte und Erinnerung in Schule und Hochschule, in: Derselbe/Barbara Sommer (Hg.), Der Beitrag von Schulen und Hochschulen zu Erinnerungskulturen, Schwalbach/Ts. 2014, S. 7-24)

C. Erinnerungen an den Kalten Krieg – Geschichtsbilder in Schweizer Lehrmitteln vor und nach (II) Ausgangslage a) Punktuelle Bemerkungen b) Der Kalte Krieg und seine zeitliche Einordnung 2. Ausgangsfragen und Untersuchungsergebnisse a) Das Narrativ – Deutungen b) Die erzählerische Einbettung und Positionierung der Schweiz im Kalten Krieg 3. Bilanz – und die Frage nach der Zeit

1. Ausgangslage a) Punktuelle Bemerkungen zur Gesellschaft im Kalten Krieg b) Das Narrativ des Kalten Krieges vor und nach 1989/91 «Stalin brauchte nur alte Absichten der Zaren aufzugreifen – Zugang zu den warmen Meeren, Vorstoss nach Westen – und sie mit dem Plan zu verbinden, den Siegeszug des Kommunismus in Europa und der Welt zu verbinden.» (Hakios/Rutsch, 1966, 198) Zu Walter Ulbricht wird im Buch von Meyer (1974) geschrieben: „Er gehorchte seinem Meister Stalin aufs Wort und arbeitete mit denselben Mitteln wie Hitler.“ Oder: „Stalin zeigte in der UNO und im Kontrollrat immer wieder sein freundliches asiatisches Lächeln. Damit täuschte er die Welt, nicht aber den alten Fuchs Winston Churchill.“ (329) Auch Gruner/Sieber 1961 (Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts) sind noch klar der traditionellen Sichtweise verpflichtet. So ist zu lesen: „Das Machtvakuum, das bei Kriegsende infolge des Zusammenbruchs Deutschlands und des früheren britisch- französischen Machtsystems in Europa entstanden war, musste Russland geradezu einladen, seine expansionistische Politik fortzusetzen.“ (S. 250)

2. Ausgangsfragen und Untersuchungsergebnisse GRUNER Erich, SIEBER Eduard, Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 5. Band, Zürich/Stuttgart HAKIOS Albert, RUTSCH Walter, Welt- und Schweizergeschichte, 2 Bde., Zürich (Lehrmittelverlag des Kantons Zürich), JAGGI Arnold, Welt- und Schweizergeschichte. Von den Anfängen der Reformation bis zur Gegenwart, Lehrbuch für untere Mittelschulen, Bern (Paul Haupt) MEYER Franz, Wir wollen frei sein, Bd. 3: "Weltenweit und heimattreu", Aarau (Sauerländer) WELTGESCHICHTE IM BILD 9, Buchs (Lehrmittel­verlag des Kantons Aargau) 1989 und 1996 (unverändert). GESCHICHTE 9, Lehrmittel für das 9. Schuljahr Bern (Staatlicher Lehrmittelverlag) MEYER Helmut, SCHNEEBELI Peter, Durch Geschichte zur Gegenwart, Bd. 4, Zürich (Lehrmittelverlag des Kantons Zürich) 1991 und CHEVALLAZ Georges André, Histoire générale. De 1798 à nos jours, Lausanne (Payot) Menschen in Zeit und Raum. Viele Wege – eine Welt. Erster Weltkrieg bis Globalisierung 9, Buchs (Lehrmittelverlag des Kantons Aargau) 2005.

Synoptische Darstellung: Lehrmittel und der Kalte Krieg THEMEN Schulen (traditionell – revisionistisch – postrevisionistisch – neuer kulturgeschichtlicher Zugang Narrativ: Fragmentarisch (noch kein eigentliches Narrativ)– Konkurrenznarrativ – Trennungsnarrativ Gewicht: Deutschland Punktuelle - Kapitel Einbezug Schweiz (nicht einbezogen – punktuelle Hinweise – ein eigenes Unterkapitel) Pfulg, 1960Traditionellfragmentarischpunktuellnicht einbezogen GRUNER/SIEBER, 1961traditionell punktuell: Deutschland als Hauptschauplatz nicht einbezogen JAGGI Arnold, 1961traditionellfragmentarisch punktuell: Deutschlands Trennung nicht einbezogen HAKIOS Albert, RUTSCH Walter, 1966 traditionellKonkurrenznarrativ punktuell: Deutschland im Kontext der Kalte-Kriegs- Ereignisse nicht einbezogen MEYER Franz, 1974post-revisionistischKonkurrenznarrativpunktuellnicht einbezogen WELTGESCHICHTE IM BILD 9, 1989 und 1996 post-revisionistischKonkurrenznarrativ Kapitel: Deutsche Ostpolitik unter Brandt nicht einbezogen CHEVALLAZ Georges André, 1994 traditionellKonkurrenznarrativ Kapitel: „L’Allemagne divisée“ ebenso „Las RDA et la réunification allemande“ nicht einbezogen HISTOIRE GÉNÉRALE, 1999post-revisionistischTrennungsnarrativ punktuell: Einbezug Deutschlands bezüglich Trennung nicht einbezogen GESCHICHTE 9, 1991 und 2007 post-revisionistischTrennungsnarrativ Kapitel: breit thematisiert sowie längeres Kapitel zum „Sozialismus in der DDR“ Antikommunismus in der Schweiz Durch Geschichte zur Gegenwart, 2007 post-revisionistischTrennungsnarrativ Kapitel: deutsche Frage Wiedervereinigung Antikommunismus in der Schweiz Menschen in Zeit und Raum, 2005 kulturgeschichtlicher ZugangTrennungsnarrativ Kapitel: Bau und Fall der Mauer als symbolische Aufhänger Antikommunismus in der Schweiz SCHWEIZER GESCHICHTSBIUCH, 2008 post-revisionistischTrennungsnarrativpunktuell: „DDR und friedliche Revolution Neutralität, Staatsschutz und Antikommunismus in der Schweiz

Das Narrativ – Deutungen «Zweierlei hält heute und wohl noch lange die Welt in Atem: erstens der Gegensatz zwischen den kommunistischen und nicht-kommunistischen Teilen der Erde und zweitens das Erwachen der Farbigen und ihre Kämpfe und Nöte.» (Jaggi, 1969, 364)

PH Luzern / Autor / Anlass Franz Meyer (1974): Am Anfang steht die Teilung Deutschlands und die sogenannte „Verteilung der Beute“ in Jalta; im Mittelteil werden der Chronologie folgend, politische Ereignisse des Konflikts aufgezählt und punktuell beschrieben; der Schluss endet mit einer Zusammenfassung und dem Hinweis zu den „Männern, die heute an der Macht sind“. „Menschen in Zeit und Raum“ (2005): Der Erzählstrang setzt mit Mauerbau und Mauerfall an und erfasst dann im Mittelteil „Elemente des Kalten Krieges“, „Alltag im kommunistischen Ungarn“, „Phasen des Kalten Krieges“ und „Kalter Krieg in der Schweiz“. Ende und Anfang der zu beschreibenden Epoche sind hier zusammengenommen und werden fragend zu Beginn eingeleitet.

Die erzählerische Einbettung und Positionierung der Schweiz im Kalten Krieg Innen ist nicht Aussen – die Schweiz als Antithese „Neutralität“ und der Selbstausschluss aus der Geschichte

Innen ist nicht Aussen – die Schweiz als Antithese «Die Frage, in welchem internationalen Konflikt und zwischen welchen Parteien er und sein Land denn eigentlich neutral seien, vermag heute [1961] den mittleren Schweizer Bürger in grosse Verlegenheit zu stürzen… Es genügt, seinen Kommentaren zur Weltpolitik zuzuhören oder einen Blick in eine der zahlreichen großen Schweizer Zeitungen zu werfen, um festzustellen, dass dieses neutrale Land … mit großer Einmütigkeit in leidenschaftlichen Beifalls- und Pfuirufen zu den grundlegenden Konflikten der Gegenwart Partei nimmt – wäre es auch mit der Einmütigkeit eines Schauspielpublikums, das ganz und gar auf der Seite der Guten ist, aber nicht daran denkt, in die Handlung einzugreifen.» (Herbert Lüthy, 1961)

„Neutralität“ und der Selbstausschluss aus der Geschichte «Beide Mächte treiben imperialistische Weltpolitik. Russland kreuzt im Mittelmeer auf. Amerika kontrolliert den Pazifik und setzt sich im Fernen Osten fest. Im Volksmund sagt man: Es ist Hans was Heiri!» (Meyer, 1974, 338)

«Die Auseinandersetzungen zwischen Ost und West wirkten sich auch auf die Schweiz aus. Aus dem weltpolitischen wurde auch ein nachbarschaftlicher Konflikt. Für zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer wirkten die Anhängerinnen und Anhänger kommunistischer und sozialistischer Ideen mit ihren Äußerungen bedrohlich. Wollten diese die Schweiz am Ende an die Sowjetunion verraten, die dann hier eine Diktatur errichten würde? Viele glaubten, die Schweizer Kommunisten und Kommunistinnen seien Marionetten der Sowjetregierung.» (Viele Wege – eine Welt, 2005, 128).

3. Bilanz – und die Frage nach der Zeit Der „Hunger der Gegenwart nach Geschichte“ … Nationalkonservatives Geschichtsbild der «Souveränisten» und «Isolationisten» Kritisches Geschichtsbild Die Beschwörung des «Immergleichen» im Geschichtsprozess