Lehre im Zeichen von Employability Außenansichten Karl-Heinz Minks Bern 30.11. - 2.12.2011 Für eine neue Kultur der Geisteswissenschaften? Schweizerische.

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Lehre im Zeichen von Employability Außenansichten Karl-Heinz Minks Bern Für eine neue Kultur der Geisteswissenschaften? Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften Bern, 30. November bis 2. Dezember 2011

Employability in den Geisteswissenschaften Impressionen aus deutscher Perspektive 1.Geisteswissenschaften stehen im öffentlichen Ansehen hinsichtlich ihrer Relevanz und Nützlichkeit deutlich hinter anderen Fachrichtungen zurück. Anders als die „exakten“ Wissenschaften gelten sie im praktischen Leben als mehr oder weniger nutzlos, weich, zufällig, kritisierbar, ohne Ergebnisse und Strenge. Ihr möglicher Beitrag zu einer rationalen Politik wird unterschätzt (Vortrag Prof. Neirynck). 2.Die Behauptung, es gebe keine fest umrissenen Berufsfelder für Geisteswissen- schaftler(innen) ist falsch. Allerdings sind die Wege in tradierte Arbeitsfelder – Forschung, öffentlicher Kulturbetrieb – für junge Geisteswissenschaftler(innen) verstopft oder zunächst häufig mit prekären Beschäftigungsangeboten (Scheinpraktika) verknüpft (Medien). Nur eine relativ kleine Minderheit verbleibt in der Forschung. Was bleibt? Die gewerbliche Wirtschaft und Neue Dienstleistungen? 3.Auch wenn Forschung der „Goldstandard“ der Geisteswissenschaften ist, so sollte die enorme Wirtschaftskraft der privaten und staatlichen Kulturwirtschaft sowie der „Creative Industries“ nicht unerwähnt bleiben (  Folie 3). Alte und neue Berufsfelder für Geisteswissenschaftler(innen)? Bern

Bruttowertschöpfung in Deutschland nach Branchen (in Mrd. €) Schlussbericht der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ 2007 Bern Wirtschaftsfaktor Kultur

Employability in den Geisteswissenschaften Impressionen aus der deutschen Perspektive 4.Etliche Universitäten in Deutschland haben schon früh mit speziellen Programmen oder Angeboten darauf reagiert, dass ein erheblicher Teil der Absolvent(inn)en geisteswissenschaftlicher Fächer in den tradierten Tätigkeitsfeldern keine Beschäftigung findet, z. B. Universität München „Student und Arbeitsmarkt“ seit Mitte der 1980er Jahre Universität Hannover „Mit Leibniz zu Bahlsen“ seit Überwiegend ging es um den Erwerb von BWL- und IT-Kenntnissen sowie um Soft- Skills. 5.Oft sind es auch Hochschulen, die zu Missverständnissen über die Reichweite des Begriffs „Employability“ beitragen (  Folie 5) Soft-Skills als Zusatzangebote Bern

Employability in den Geisteswissenschaften Impressionen aus der deutschen Perspektive Professionelle Handlungsfähigkeit oder Anpassungsqualifikation? Bern Der Begriff der Employability ist weder auf den „Berufseinstieg“ beschränkt noch darauf, sich „gut [zu] verkaufen“. Employability wurde in den Bologna-Erklärungen – bei aller Unverbindlichkeit – im Sinne nachhaltiger Kompetenzentwicklung zur langfristigen Sicherung von Beschäftigung eingeführt (Prag 2001, London 2007, Leuven 2009). Dennoch ist der Begriff Employability“ im Deutschen „unglücklich“, weil er oft als Anpassungsqualifikation an unmittelbar vorhandene Nachfragen missverstanden wird (Vortrag Prof. Teichler). „Die Praxis gibt Inhalt und Maßstab vor: Welche fachlichen wie überfachlichen Anforderungen werden an Absolventen gestellt, welche Erfahrungen, Kenntnisse und Soft Skills sind gefragt? Unsere Dozenten kommen aus der Praxis und wissen, was man für den erfolgreichen Berufseinstieg im Gepäck haben muss.“ Internet-Auftritt des Programms: Mit Leibniz zu Bahlsen der Leibniz-Universität Hannover „Geisteswissenschaftler müssen nach dem Studium nicht als Taxifahrer enden. Es gebe allerdings kein festes Berufsbild für sie, sagt [D. E.], der Studenten an der Universität München bei der Jobsuche berät …. Absolventen müssen sich daher besonders gut verkaufen können, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben. Daran hapert es aber bei vielen von ihnen.“

Was ist das Spezifische der Kompetenzen von Geisteswissenschaftler(inne)n? 7.Hochschulabsolventen handeln „in Situationen der Ungewissheit, konkurrierender Deutungen und Normenkonflikte, zugleich aber auch des Zeitdrucks und Handlungszwanges“ (Pasternak, P., HSW 5/2009). Junge Geisteswissenschaftler(innen) können in diesem Sinne mit eigenen Kompetenzen besser aufwarten als Absolvent(inn)en anderer Fachgebiete. Geisteswissenschaftler(innen) sind wertvoll in interdisziplinären Teams und bringen die methodischen Kenntnisse für Evaluationen mit (Vortrag Dr. Haering). Besondere Kompetenzen von Geisteswissenschaftler(inne)n? Bern Überdurchschnittliche Kompetenzen von Geisteswissenschaftler(inne)n nach dem Studium (Selbsteinschätzung – im Vergleich mit Befragten anderer Fachrichtungen)  wissenschaftliche Methoden  Methodenkompetenzen (= analytische Fähigkeiten, Problemlösung, Wissenslücken erkennen etc.)  Präsentation  fachübergreifendes Denken  Einarbeiten in neue Fachgebiete  andere Kulturen verstehen HIS-HF Absolventenbefragung 2009, ca. ein Jahr nach dem Studium

Für Geisteswissenschaftler(innen) (Magister/Diplom und Bachelor) typische und untypische Berufe nach Branchen (%) Berufstypen von Geisteswissenschaftlern Traditionelle Branchen Nicht traditionelle Branchen Magister 2005 Typische Berufe5214 Untypische Berufe1024 Bachelor 2009 Typische Berufe449 Untypische Berufe1734 HIS Absolventenbefragungen 2005 und 2009, ein Jahr nach dem Studium Bern Diffusion der Geisteswissenschaften in neue Berufsfelder und Branchen? Beispiele für traditionelle und nicht traditionelle Branchen, in denen Geisteswissen- schaftler(innen) beschäftigt sind: Traditionelle BranchenVerlage, Presse, Rundfunk, Fernsehen, Kunst, Kultur, Hochschulen, Forschungseinrichtungen Nicht traditionelle BranchenLand.-/Forstwirtschaft, produzierendes und verarbeitendes Gewerbe, Sonstige Dienstleistungen, Handel, Berufs-, Wirtschaftsverbände, Parteien, Vereine, internationale Organisationen (rote Schrift: abhängig von der Zielsetzung der Org. ggf. auch „traditionelle Branchen“)

Employability in den Geisteswissenschaften Impressionen aus der deutschen Perspektive 8.Bei Bachelorabsolvent(inn)en der Geisteswissenschaften zeigen sich erstmals deutliche Konturen neuer Tätigkeitsfelder: Es sind Tätigkeiten im Marketing und in verschiedenen Feldern des Organisationsmanagements – beide zum Teil in den Creative Industries (s. Folie 4). 9.Außerhalb der tradierten Tätigkeitsfelder kommen spezifische Kompetenzen von Geisteswissenschaftler(inne)n häufig dort zum Einsatz, wo kommunikative Brücken und Netze erforderlich sind und Prozesse gestaltet werden müssen (Vortrag Dr. Haering): zwischen Betrieb und Kunden, in Richtung Öffentlichkeit, bei der Gestaltung und Moderation innerbetrieblicher Prozesse etc. (  Folie 9). Kompetenzen für neue Berufsfelder I Bern

Besondere Anforderungsprofile verschiedener Berufsfelder von Geisteswissenschaftler(inne)n (Magister/Diplom) (Werte 1+2 einer 5-stufigen Skala von 1=sehr wichtig bis 5=unwichtig) Traditionelle BranchenNicht traditionelle Branchen Typische Berufe Spezielles Fachwissen (64 %) Verhandlungsgeschick (78 %) Analytische Fähigkeiten (74 %) Untypische Berufe Organisationsfähigkeit (98 %) Zeitmanagement (98 %) Sich auf veränd. Umstände einstellen (98 %) Schriftlicher Ausdruck (93 %) Kooperationsfähigkeit (92 %) Fachübergreifendes Denken (81 %) Fremdsprachen (79 %) Konfliktmanagement (71 %) Problemlösungsfähigkeit (94 %) Schriftlicher Ausdruck (83 %) Fremdsprachen (79 %) Wirtschaftskenntnisse (50 %) HIS Absolventenbefragung 2005, ein Jahr nach dem Studium Kompetenzen für neue Berufsfelder II Bern Employability in den Geisteswissenschaften Impressionen aus der deutschen Perspektive

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Karl-Heinz Minks Mail: Bern Für eine neue Kultur der Geisteswissenschaften? s. auch:  Minks, K.-H.; Schneider, H. (2008): Kompetenzanforderungen an junge Geisteswissenschaftler in nicht traditionellen Berufsfeldern. In: Goschler, C.; Fohrmann, J.; Welzer, H.; Zwick, M. (Hg.): Arts and Figures. GeisteswissenschaftlerInnen im Beruf. Göttingen, 2008, Wallstein Verlag, S  