Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses für die Geisteswissenschaften – Kommentare aus Sicht der Hochschulforschung Beitrag zur Tagung.

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Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses für die Geisteswissenschaften – Kommentare aus Sicht der Hochschulforschung Beitrag zur Tagung „Für eine neue Kultur der Geisteswissenschaften“ der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften Bern, 30. November bis 2. Dezember 2011 Ulrich Teichler International Centre for Higher Education Research Kassel INCHER-KASSEL Kassel University Kassel, Germany

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 2 Dauerthemen der Beziehungen von Hochschule und Beruf in OECD- Ländern seit fünf Jahrzehnten  Führt die Hochschulexpansion zu „over-education“, oder brauchen Wirtschaft und Gesellschaft noch mehr Absolventen, als der Expansionstrend bereit stellt?  Sollen die Universitäten direkter berufsvorbereitend qualifizieren, als das traditionell der Fall war?  Soll die Zahl der Studierenden in denjenigen Studienfächern, die nicht auf bestimmte Berufsbereiche zuführen, deutlich unterdurchschnittlich expandieren?

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 3 Hochschulexpansion und gesellschaftlicher Bedarf  Seit fünf Jahrzehnten widersprüchliche Diskussion: Einerseits „Bildungsexpansion und Wirtschaftswachstum“ – andererseits Sorge vor „akademischen Proletariat“, „Verdrängungswettbewerb“, „Überqualifikation“ usw.  Vorbehalte gegenüber Hochschulexpansion vor allem in Ländern mit „Beruflichkeit“-Konzepten, vor allem in A, D und CH, vor allem in den 1970er und 1980er Jahren  Seit den 1990er Jahren Stimmungsumschwung zugunsten Expansion in A, D und CH

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 4 Studium und berufliche Qualifizierung  „Wissenschaftlich kompetent für den Beruf qualifizieren“ – eine traditionelle Maxime  Dramatische Unterschiede in der direkten Berufsvorbereitung nach Fachrichtung und Hochschulart  Berufliche Relevanz des Studiums: Auch schon ein Thema der Geisteswissenschaften in der „take off“- Phase der Hochschulexpansion

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 5 Funktionen der Hochschulbildung  Verstehen und ggf. Beherrschen von wissen- schaftlichen Theorien, Methoden und Stoffen  Kulturelle Bereicherung und Persönlichkeits- entwicklung  Vorbereitung auf spätere Berufstätigkeit bzw. andere zentrale Lebensbereiche durch Einführung in bzw. Vermittlung von den „rules“ und „tools“ in der vorfindlichen Praxis  Förderung der Befähigung, die bestehenden „rules“ und „tools“ der Praxis in Frage zu stellen: Skeptisch und kritisch zu sein, unbestimmte Aufgaben bewältigen zu können, zu Innovationen beizutragen

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 6 Das deutsche Hochschulrahmengesetz von 1976 (I) Meine Interpretation: HRG 1976 – erstmals Verpflichtung aller Hochschulen und Fachbereiche, die berufliche Relevanz aller Studiengänge zu reflektieren „Die Hochschulen … bereiten auf berufliche Tätigkeiten vor, die die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnis und wissenschaftlicher Methoden oder die Fähigkeit zu künstlerischer Gestaltung erfordern“ (S. 21). „Lehre und Studium sollen den Studenten auf ein berufliches Tätigkeitsfeld vorbereiten und ihm die dafür erforderlichen fachlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden dem jeweiligen Studiengang entsprechend so vermitteln, dass er zu wissenschaftlicher oder künstlerischer Arbeit und zu verantwortlichem Handeln in einem freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaat befähigt wird“ (S. 7).

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 7 Das deutsche Hochschulrahmengesetz von 1976 (II) Nach anfänglicher kontroverser Diskussion  entwickelte sich stillschweigende Überein- stimmung, dass das HRG zur Reflexion beruflicher Relevanz bei allen Studiengängen aufruft, aber keine genauen Mandate des Berufsbezugs erteilt,  wurden weitere Formulierungen des Berufs- zugangs des Studiums in fachrichtungsüber- greifenden Rahmenrichtlinien nicht verbindlich,  wurden fachspezifische Richtlinien entwickelt.

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 8 Bologna-Erklärung 1999 Die Bologna-Erklärung enthält keinen Aufruf zu einer stärkeren „Beschäftigungsorientierung“ der Hochschulen. Einzige Forderung zu Studium und Beruf: „The degree awarded after the first cycle shall also be relevant to the European labour market as an appropriate level of qualification.“ („Der nach dem ersten Zyklus erworbene Abschluss attestiert eine für den europäischen Arbeitsmarkt relevante Qualifikationsebene.“) Die Formulierung wurde als Reaktion auf die Befürchtung gewählt, dass die Universitäten in Europa, die zuvor nur Langstudiengänge hatten, das Bachelor- Studium nur als ein Durchgangsstadium zum Master- Studium anlegen könnten (wie früher das französische DEUG oder das deutsche „Vor-Diplom“).

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 9 Zunahme der curricularen Überlegungen in den Kommuniqués der Nachfolgekonferenzen Gegenüber dem strukturpolitischen Impetus der Bologna-Erklärung haben die Nachfolgekonferenzen immer mehr curriculare Aspekte angesprochen (Qualitätssicherung, employability, qualification frameworks usw.) Gründe: a) „Ausbuchstabieren“ der ursprünglichen Implikationen im Implementationsprozess? b) Enttäuschung über geringen Wirkungsgrad von Strukturmaßnahmen per se? c) Politik-Verschiebung in Richtung Konvergenz der Substanz des Studiums?

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 10 Notwendige und ergänzende curriculare Themen im Bologna-Prozess A. Notwendig aus der Logik des Kerns der Bologna-Erklärung: - Berufliche Relevanz des universitären Bachelors (d.h. kein „Vor-Diplom“) - Unterschiedliche Ansprüche an das Kompetenz-Niveau von Bachelor und Master (damit der Bachelor nicht die „Bonsai“-Version des alten universitären Studiengangs wird) - „International education“ und „the European dimension“ - Meiner Erachtens auch: Spannungen zwischen Tendenzen zur stärkeren vertikalen Differenzierung und großen „zones of mutual trust“ als Basis für Mobilitäts- chancen B. Ergänzend und primär dem Zeitgeist geschuldet: - „Output awareness“ und „outcome awareness“ - „Employability“

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 11 „Output Awareness“ und „Outcome Awareness“ (I) Wir akzeptieren nicht mehr, dass sich Wissen- schaftler(innen) und Studierende allein „auf die Sache“ konzentrieren und dass der Erfolg höchstens in Form des Beherrschens der „Sache“ geprüft wird (insofern – und nur insofern – ist „Humboldt tot“). Wir erwarten heute zunehmend in Ergänzung, dass alle Beteiligten sich der Wirkungen der Befassung mit der Sache bewusst sind und dies in ihr Handeln strategisch einbringen (z.B. „kompetenz-orientiertes Lernen“, „learning outcomes“, „professional relevance“).

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 12 „Output Awareness“ und „Outcome Awareness“ (II) Dies impliziert - Institutionelle Dauerreflexion der Wirkungen (unterstrichen durch Evaluation, Akkreditierung, leistungsbezogene Vergütung, antragsbezogene Bereitstellung von Ressourcen usw.) - Explizites Training über den Wissenserwerb hinaus: Kompetenz-Orientierung, Förderung der Handlungskompetenz, Training von Transfer- Qualifikationen - Ergänzung der Fachstoffe durch professionell bedeutsame Sachgebiete (z.B. Verhaltens- psychologie und soziale Determinanten des Schulerfolgs als Gegenstand der Lehrerbildung)

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 13 Employability – ein verunglückter Terminus „Employability“ – in zweifacher Hinsicht unglücklich  „ Employability“ ist ein Fachbegriff aus der Arbeitsmarktpolitik und - forschung, der sich auf Probleme und Maßnahmen für „youth at risk“ befasst, d.h. Personen, die man überhaupt kaum beschäftigen kann. Das ist nicht das Problem der Hochschulen.  „Employment“ spricht allein die „Tausch-Dimension an: Überhaupt beschäftigt, Einkommen und Position; Vertragsdauer, Arbeitsumfang, Sozialleistungen u.ä.; bei den Studienreformen geht es jedoch primär um die „Gebrauchs“-Dimension des Studiums (Verwendung von Qualifikationen, Problemlösungsfähigkeit, selbständiges und verantwortliches Handeln u.ä.), ergänzt durch die Beschäftigungsdimension.  Vorschlag Ulrich Teichler: „Berufliche Relevanz“  „Professional relevance“ wie U.T. es der EAU in einer keynote speech vorgeschlagen hat, greift im Englischen wegen der Enge von „professions“ nicht. (Englische Termini in diesem Bereich sind ohnehin unglücklich: „professions“, „vocations“, „academic“ vs. „professional programmes“, „science“ nur für Naturwissenschaften u.a.m.)

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 14 Kompetenz-Defizite in der Vergangenheit Analyse Selbsteinschätzung deutscher Absolventen im europäischen Vergleich vor „Bologna“. - Niedrig in ausgewählten sozialen Kompetenzen (Teamarbeit, Verhandeln, Führung, Anpassungsfähigkeit) - Aber nicht niedrig in Kommunikationsfähigkeit - Niedrig in ausgewählten Aspekten der Arbeitsorganisation (Zeiteinteilung) - Aber nicht niedrig in Problemlösungsfähigkeit - Nicht niedrig in Zusatzqualifikationen (Fremdsprachen, EDV, ökonomisches Verständnis) - Stärken in Fachwissen und interdisziplinärem Denken Folgerungen - Defizite in ausgewählten Bereichen von „Schlüsselqualifikationen“ - „Schlüsselqualifikation“ ist zu heterogen und schwammig, um Leitlinie bei der Studienreform zu sein - Stärken und Schwächen von gesonderter Förderung von Schlüsselqualifikationen

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 15 Hohe Kompetenzen beim Studienabschluss: Selbsteinschätzung der Absolventen 1994/95 (%) DFESUKFIEUR Fachspez. Theor. Kenntnisse Breites Allgemeinwissen Fremdsprachenbeherrschung EDV-Fertigkeiten Kritisches Denken Reflektierendes Denken Interdisziplinäres Denken Problemlösungsfähigkeit Anpassungsfähigkeit Zeiteinteilung Planungs-, Koordinationsfähigk Wirtschaftliches Denken Teamarbeit Mündl. Kommunikationsfähigk Andere führen/Mitarbeiter führen Verhandeln Quelle: CHEERS-Studie (Schomburg und Teichler 2006)

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 16 Verbleib der Absolventen deutscher Universitäten 1 ½ Jahre später (Prozent) ________________________________________________________________________ BA-U Trad-U MA-U GWSWWWReGWSWWWReGWSWWWRe ________________________________________________________________________ Ausschließl. Erwerbstätig Berufliche Qualifizierung Stud./Prom. + erwerbst Ausschl. Studium/ Promotion Arbeitslos Sonstiges Ingesamt ________________________________________________________________________ Quelle: KOAB

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 17 Beruflicher Erfolg der Absolventen deutscher Universitäten 1 ½ Jahre später (Prozent) ____________________________________________________________________________________ BA-U Trad-U MA-U GWSWWWReGWSWWWReGWSWWWRe ____________________________________________________________________________________ Suchdauer (Monate)3,13,33,13,73,64,63,32,74,44,23,33,5 Bruttoeinkommen (1.000)1,82,12,82,52,22,53,31,42,52,63,43,2 Unbefristet beschäftigt (%) Einzig mögl./ bestes Fach (%) Hohe Verwendbar- keit (%) Passendes Abschluss- niveau (%) Berufszufrieden- heit (%) ____________________________________________________________________________________ Quelle: KOAB

Ulrich Teichler: Der Stellenwert des „Employability“- und „Bologna“-Diskurses 18 Abschließende Überlegungen  „Employability“-Forderung nicht neu, aber dringlicher gefordert  Jedes Fach hat seine „berufliche Relevanz“ zu klären  Bei stark berufsorientierten Fächern gelten „Schlüsselqualifikationen“ als Reform-Rezept, aber welche Reform steht in den anderen Fächern an?  Wo sehen die Geisteswissenschaften berufliche Relevanz für Berufe „unterhalb“ des akademischen Berufsspektrums?