Konservatorische Sofortmaßnahmen – Erstversorgung im Arbeitsalltag und Notfallboxeinsatz im Ernstfall Dr. René Wiese

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 Präsentation transkript:

Konservatorische Sofortmaßnahmen – Erstversorgung im Arbeitsalltag und Notfallboxeinsatz im Ernstfall Dr. René Wiese Carmen Wallow Ulrike Krüger Landesarchiv M-V

Aufbewahrung und Lagerung in geeigneten Archivräumen zu beachten sind Sicherheit und Brandschutz – Brandschutzordnung DIN (Alarmanlage, sichere Verschließbarkeit der Räume/ Absprachen mit Feuerwehr bzw. Sicherheitsfirma) stabile klimatische Verhältnisse/ Klimaüberwachung saubere, schadstoffarme Räume, ohne Teppich bzw. PVC- Boden, (regelmäßige Reinigung, Staubsauger mit Hepa- Filter nutzen, feucht wischen) regelmäßige Reinigung der Kartons, Regale und Bücher möglichst keine Wasserleitungen in den Magazinen kein Tageslicht (Fenster mit Wärme - und UV- Schutzfolien abkleben bzw. Rollos anbringen) optimal sind einbrennlackierte bzw. pulverbeschichtete Regale, Foto- und Planschränke

Aufbewahrung und Lagerung in geeigneten Archivräumen Verpackung des Archivgutes in alterungsbeständige Umschläge oder Mappen sowie Archivschachteln; regelmäßige Kontrolle, um vor Staub und Schädlingen zu schützen Magazinraum von Druckern- bzw. Kopierern freihalten Schaffung der benötigten Arbeits- und Stellflächen (keine Dauerarbeitsplätze) Geruchsneutralisierung, Räume mit geruchsbelasteten Objekten, einige Wochen lüften schimmelbefallene Akten und Bücher vom Bestand separieren bei Insektenbefall muss der Bestand sofort separiert, luftdicht verpackt und Fachleute zu Rate gezogen werden auch hier sollte eine stattfinden

Lagerung im Magazin vor und nach der Kartonierung

Optimales Klima Materialien, wie z.B. Pergament, Papier, Holz und Leder reagieren auf Luftfeuchtigkeitsveränderungen, weil sie durch ihre hygroskopischen Eigenschaften in der Lage sind, Feuchtigkeit aufzunehmen, sich auszudehnen und nach der Feuchtigkeitsabgabe wieder zusammenzuziehen erfolgt der Wechsel der Auf- und Abnahme von Feuchtigkeit zu schnell und zu oft hintereinander, kann es innerhalb des Materialgefüges zu großen Spannungen kommen, die wiederum zu Rissen im Objekt führen können eine ständig zu hohe Luftfeuchtigkeit kann zu Schimmelwachstum führen, besonders wenn auch die Temperaturen im Raum stark schwanken Mitarbeiter und Benutzer sind dann durch die Belastung der Umwelt mit Schimmelpilzsporen hochgradig gesundheitsgefährdet

Schäden durch unsachgemäße Lagerung

Schäden durch zu hohe Feuchtigkeit

Optimales Klima die Temperatur in den Magazinen sollte eher kühl sein, dadurch werden Alterungsprozesse verlangsamt zu hohe Temperaturen beschleunigen Abbauprozesse innerhalb der unterschiedlichen Archivgutarten sollte sie zwischen 14 – 18°C (+/-1°C) liegen die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen % (+/-3%) liegen (60% für Leder und Pergament) für fotografisches Material sowie digitale Medien sollte eine kühle und frostfreie Lagerung mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50% (+/-5%) vorhanden sein Tageslicht und elektrisches Licht möglichst gering halten (unter 75 Watt), um vor irreversiblen Lichtschäden zu schützen

Optimales Klima das Klima in den Magazinen muss regelmäßig kontrolliert werden zu feuchte Luft bzw. zu trockene Luft kann durch Luftent- bzw. befeuchter reguliert werden, ggf. kann auch über Fenster kontrolliert gelüftet werden das Mikroklima in Raumecken sollte extra beachtet und gemessen werden zu hohe Raumtemperatur kann durch eine Klimaanlage geregelt werden tägliche Schwankungen sollten +/-1°C und +/- 3% relative Feuchte nicht überschreiten Objekte sollten nie direkt an der Wand stehen, sondern immer einen Abstand von mindestens 10 cm haben

Messgeräte und Hilfsmittel für ein stabiles Klima: Thermohygrometer und andere digitale Messgeräte, Heizung, sowie Luftbe - und entfeuchter

Materialschäden

Rost

mechanische Schäden an Einzelblättern Risse und Fehlstellen müssen behandelt werden, wenn sie eine große Angriffsfläche für das Objekt darstellen, bzw. die Funktion beeinträchtigen und damit ein Informationsverlust droht unsachgemäße Nutzung und auch Einwirkung von Schädlingen führen zu mechanischen Schäden Metalle wie Metallhefter, Büro- und Heftklammern, ungeeignete säurehaltige Papierhüllen, PVC-Folien sowie Gummiringe sind zu entfernen durch Metall entstehen Rostschäden, Gummiringe, PVC- Folien und unsachgemäße Papierhüllen beschleunigen die Papieralterung

mechanischer Schaden

beschädigte Archivalien kennzeichnen!

Maßnahmen: konservatorische Verpackung in säurefreie, alterungsbeständige Schutzbehältnisse für lose Teile Schutztaschen aus alterungsbeständigem Papier oder weichmacherfreier Folie verwenden bei größeren Schäden einen Restaurator hinzuziehen Sicherung der Information durch Verfilmung und Digitalisierung das Digitalisat bzw. der Film wird unter Schonung des Originals benutzt

Mechanische Schäden an Büchern hängen u. a. vom verwendeten Material, von der mechanischen Beanspruchung und der Einbandtechnik ab mechanische Schäden sind z. B. lose Heftungen und Einbandteile, (Buchdeckel, Buchrücken, Lagen und einzelne Blätter), „Roter Zerfall“ an Ledereinbänden, fehlende Schließen und zerstörte Schließmechanismen

Buchteilbezeichnungen

Buchschließe

gebrochener Buchfalz

Schadensbilder an Büchern Ledereinbände, bei denen das Leder rötlich zerfällt und beim Anfassen färbt, leiden unter dem „Roten Zerfall“ Leder ist eine gegerbte Tierhaut, die früher mit alten Techniken in einem langen Gerbprozess hergestellt wurde durch die Industrialisierung der Gerbverfahre und die beschleunigte Behandlungsdauer in der zweiten Hälfte des 20. Jh. veränderte sich die Qualität des Leders eher zum Nachteil

gebrochener Buchblock

Rostschäden durch Drahtheftung

Schäden durch Wurmfraß

falsches Abstellen im Bücherregal

Maßnahmen Baumwollband mit Kordelstopper verwenden, um den Verlust von Bucheinzelteilen zu verhindern kennzeichnen, digitalisieren, verfilmen und aus der Benutzung nehmen, Schuber anfertigen lassen Digitalisat bzw. Film benutzen konservatorisch Verpacken, historisch besonders wertvolle Bücher in die Restaurierung geben Leder nicht fetten, keine Lederpflegemittel aus dem Handel verwenden keine Selbstklebefolien für historisch wertvolle Bücher und Einzelstücke verwenden

Baumwollband mit Kordelstopper

Schäden an Pergamenturkunden und Siegeln Pergament ist eine nicht gegerbte tierische Haut, die unter guten klimatischen Bedingungen sehr widerstandsfähig ist die Aufbewahrung erfolgt meist in gefaltetem Zustand bei starker Benutzung sollte die Urkunde möglichst durch einen Restaurator plan gelegt werden, da bei häufigem Auf- und Zusammenfalten neue Schäden entstehen können das Material ist eiweißhaltig und eine willkommene Nahrung für einige Nagetiere

Schimmelpilz mit Substanzverlust im Pergament

Schäden an Pergamenturkunden und Siegeln aufgrund seines stark hygroskopischen Charakters besteht die Gefahr, dass es von Mikroorganismen befallen, schwammig und brüchig wird Mikroorganismen scheiden Farbstoffe aus, die sich im Pergament als unlösliche Flecken bilden können bei direktem Kontakt mit Wasser verändert sich das Material, dann können sich harte, durchsichtige Bereiche bilden, die oft auch zu Verformungen führen, wenn das Pergament ohne Spannung getrocknet wird auch zu wenig Umgebungsfeuchtigkeit (< 40%) kann sich negativ auf Pergament auswirken, es wird steif und damit sehr empfindlich

Wachssiegel vor und nach der Restaurierung

Siegel ab – bzw. anhängende Siegel bestehen meist aus Bienenwachs mit unterschiedlichen Zusätzen, wie Harz, Weißpech, Farbstoffe und Pigmente oder Leinöle sowie Sägespäne als Streckmittel Schadensbild: Austrocknen und Verspröden der Wachsmasse aufgedrückte Siegel können aus Wachs, gefärbten Harzen, Mehlkleister oder gebackenem Teig bestehen dadurch ist das Material wenig widerstandsfähig und sehr empfindlich gegenüber Druck Siegel dürfen nicht übereinander gelegt werden und können in PE-Vliese verpackt, bzw. sollte PE-Vlies als Polsterung aufgelegt werden

Verpackung von Siegeln

Maßnahmen Stabilisierung des Klimas im Lagerraum stark benutzte Urkunden sollten aufgefaltet aufbewahrt werden steife und stark geschädigte Urkunden sollten von einem Restaurator plan gelegt und restauriert werden optimale Verpackung zum Schutz gegen Nagetiere Verpackung von Siegeln in luftdurchlässige PE Vliese zerbrochene Siegel restaurieren lassen und verpacken und auflegen in und von PE Vliesen

Verklebung mit Selbstklebestreifen und Selbstklebefolien seit den fünfziger Jahren werden in Archiven und Bibliotheken Selbstklebematerialien zur Reparatur und Bezeichnung von Objekten verwendet, die inzwischen vielfältige Schäden an Originalen hinterlassen der komplette Klebefilm wandert ins Objekt, in vor- und nachliegende Objekte und ist, wenn überhaupt, nur sehr mühsam mit Lösungsmitteln zu entfernen

Selbstklebefolie im Falz

Reparatur mit Selbstklebefolie

Verklebung mit Selbstklebestreifen und Selbstklebefolien auch als „archivtauglich“ verkaufte Klebestreifen verursachen Schäden es gibt keine zufriedenstellende Alternative auf dem Markt, die eine schnelle, durchsichtige und wasserfreie Verklebung von Rissen im Alltag erlaubt eine Möglichkeit stellen die wasseraktivierbaren Reparaturstreifen aus Japanpapier dar sie werden wie Briefmarken aufgeklebt, sind aber weder fein noch dünn genug, um auf Schriften geklebt werden zu können eigene Verklebungen müssen immer rückgängig zu machen, reversibel, sein (nur mit geeigneten wasserlöslichen Klebstoffen ausführen)

Maßnahmen Kennzeichnung der Beschädigung Separierung des Objektes (einpacken) Digitalisierung und Verfilmung Benutzungssperre des Originals bei größeren Schäden einen Restaurator zu Rate ziehen

Säurehaltiges Papier Papiere, die vor 1850 hergestellt wurden, altern unter guten Lagerungsbedingungen und optimalen klimatischen Verhältnissen nur sehr langsam Papiere, die nach 1850 hergestellt wurden, tragen schon durch die Herstellung einen großen Säureanteil in sich, der den Abbauprozess beschleunigt nur bei einer längeren wässrigen Behandlung und einer Nachleimung kann eine wirkliche Festigung des Papiers erfolgen Problem: Einzelblattrestaurierung ist zeit – und kostenaufwendig

säurehaltiges Papier

Massenentsäuerung für die Massenentsäuerung gibt es nichtwässrige Verfahren für Bücher bzw. gebundene Objekte und das wässrige Verfahren für Einzelblätter und ungebundene Objekte Vorteil: es kann eine große Menge bearbeitet werden

Massenentsäuerung Nachteil: alle drei Verfahren haben zahlreiche Nebenwirkungen wie z. B. Ausführung vieler Vorarbeiten, Verfärbungen und Auslaufen von Druckfarben, Nachbräunen des Papiers, mechanische Verformungen von Einbänden, Auslaufen von Schriften und Farben, der Wirkstoff dringt nicht stark genug ein, weißliche Ablagerungen auf Objekten bei einer eventuellen Auftragsvergabe sollte man sich unbedingt zusammen mit dem Anbieter und einem vom Anbieter unabhängigen Restaurator beraten, ob und welches Verfahren geeignet ist

Maßnahmen Herstellung optimaler klimatischer Bedingungen in den Magazinen lichtgeschützte Aufbewahrung gute konservatorische Verpackung Kennzeichnung der säurehaltigen Objekte bzw. Bestände Restaurierung, Digitalisierung und Verfilmung, Benutzungsschonung oder Benutzungssperre

Tinten – und Farbfraß Eisengallustinten bestehen meist aus einer gerbstoffhaltigen Lösung, einem metallischen Salz, das häufig auch Kupfer enthält und einem Bindemittel die sich bei der Zersetzung der Eisengallustinte bildende freie Schwefelsäure, häufig kombiniert mit Kupfer-Ionen, verursacht den Tintenfraß

Tintenfraß Vor- und Rückseite einer Karte

Farbfraß auf der Rückseite einer Karte

typisches Schadensbild von fortgeschrittenem Tintenfraß

Schadensbild um den Schriftzug bildet sich ein gelblicher, später bräunlicher Rand, der sich immer mehr um die Schrift herum und in die Papiertiefe ausbreitet, bis er von der Rückseite mit dem bloßen Auge zu erkennen ist im weiteren Verlauf der Beschädigung bilden sich Risse und Brüche im Papier, die bis zum Herausfallen des mit Tinte beschriebenen Papiers führen können ähnliche Schadensursprünge hat auch der Farbfraß, der Kupferanteil in einigen Farben trägt zur Papierschädigung bei

Maßnahmen Separierung der Objekte konservatorische Verpackung Herstellung optimaler klimatischer Bedingungen in den Magazinen Restaurierung der Objekte Schutzverfilmung Benutzungsschonung, Benutzungssperre Nutzung der Digitalisate

Schimmelbefall kann entstehen durch Verschmutzungen sehr starken klimatischen Schwankungen besonders bei warmen Temperaturen, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit als Folge bei Schäden an Gebäuden durch Wassereinbruch z. B. bei Bauarbeiten Wassereinbruch bei Naturkatastrophen Löschwassereinwirkung nach einem Brand

vom Schimmelpilz befallenes Buch

Maßnahmen gründliche mechanische Reinigung, der mit Schimmelpilz kontaminierten Archivalien unter strenger Beachtung des Eigenschutzes (Ausputzen unter dem Abzug mit Handschuhen und Mundschutz) Verpackung und Separierung vom Bestand Benutzungseinschränkung oder Benutzungssperre Restaurierung

großformatige Objekte die Papierqualität von Plakaten und Plänen ist oft schlecht, sie sind deshalb sehr empfindlich gegen mechanische Beanspruchung großformatige Objekte sollten in Mappen aus gepufferten Pappen oder Karton aufbewahrt werden zur Verpackung und Stabilisierung wird ein großformatiger möglichst säurefreier Karton, auf dem das Objekt liegt, in eine weichmacherfreie Folientasche gelegt für „Notfälle“ eignet sich als Kern auch eine Papprolle mit einem Durchmesser von mindestens 18 – 20 cm sollte die Rolle nicht aus säurefreiem Material bestehen, wird sie mit zwei Lagen alterungsbeständigem Papier oder Karton umwickelt

Schutz-, Sicherungs- Ersatzverfilmung Digitalisierung von Text und Foto mit Buchscanner, Auflichtscanner, Digitalkamera Vorteil: schont die Originale Nachteil: empfindliche Materialien können geschädigt werden

Schutz-, Sicherungs- Ersatzverfilmung Microverfilmung: auf Rollfilm, Mikrofiche, seit 2010 auch als Farbmikrofilm Vorteil: langlebiges Speichermedium bei optimalen Lagerungsbedingungen 500 Jahre haltbar zusätzliche Digitalisierung möglich Nachteil: oft kein angemessener Ersatz für farbige Originale

Schutz-, Sicherungs- Ersatzverfilmung Reprint: Fotomechanischer Nachdruck Vorteil: Schutz des Originals, gleiche Form, Druck auf alterungsbeständigen Materialien möglich Nachteil: hohe Kosten, sehr aufwendig

Notfallvorsorge

Prävention äußerst wichtig ist die Prävention, das heißt, dass die bestehenden Verhältnisse immer wieder überprüft und nach Möglichkeit verbessert werden dabei geht es hauptsächlich um bauliche, sicherheitstechnische oder organisatorische Verbesserungen, aber auch um die Aktualisierung der Übersicht der Bestände und Lagerorte und um Fragen der Lagerung und Verpackung

Notfallvorsorge ideal wäre eine Vernetzung mit anderen Kultureinrichtungen, um sich im Notfall gegenseitig zu helfen tragbare Feuerlöscher sollten in ausreichender Anzahl an zentralen Orten mit reinem Wasser als Löschmittel (für Papier) vorhanden sein für den Notfall sollte es einen Notfallbeauftragten und Stellvertreter geben

Alarmplan ( Verzeichnis wichtiger Adressen für Notfälle)

Basisnotfallplan (Abfolge) 1. Ruhe bewahren 2. Rettungskräfte und Verantwortliche benachrichtigen 3. Sicherheit von Personen hat absoluten Vorrang (Gebäude erst nach Freigabe durch die Feuerwehr betreten) 4. Klimatechnik / Gebäudetechnik (Wasserhahn, Gashahn schließen) 5. Dokumentation für Versicherung (Überblick über die Schadenssituation verschaffen)

Basisnotfallplan 6. Dienstleister anrufen 7. Sicherung des unversehrten Archiv- bzw. Bibliotheksguts 8. Notfallboxen bereitstellen 9. Maßnahmen mit dem Notfallteam abstimmen (Prioritäten klären) 10. Bergung leicht beschädigter Bestände 11. Transportkapazitäten organisieren 12. Verpacken der Bestände 13. Abtransport zum Gefriertrocknen

Verpackung von nassem Archivgut

Im Notfallplan findet man Telefonnummern der Notfallbeauftragten, Notrufnummern, Direktion, Mitarbeiterliste Telefonliste der Rettungskräfte und Dienstleister, wie Transportunternehmen, Kühlhäuser zur Zwischenlagerung, Firmen mit der Möglichkeit zur Gefriertrocknung und Adressen von Restauratoren allgemeine Informationen wie Lagepläne, Anfahrtswege, Lage der Brandmeldezentrale, Löschwasserversorgung, Stellflächen für Fahrzeuge, müssen der Polizei und Feuerwehr vorliegen Bergungsinformationen wie Bestandspläne, Bürobesetzungspläne, Magazinpläne Verzeichnisse wichtiger Adressen für Personen- und Sachschäden

konservatorische Sofortmaßnahmen nach einem Brand oder Wassereinbruch alles bergen, was gefunden wird und in dem Zustand belassen Vorsortierung nach: Trocken / Leichtfeucht / Feucht grobe Verschmutzungen mit Handfeger entfernen Objekte, die mit Öl oder Brennstoffen in Berührung gekommen sind, sofort separieren und extra verpacken leichtfeuchte Bestände können aufgestellt oder ausgelegt und an der Luft getrocknet werden

konservatorische Sofortmaßnahmen nach einem Brand oder Wassereinbruch wasserdurchnässte Objekte werden in Stretchfolie gewickelt, gut sichtbar beschriftet in Kisten verpackt und so schnell wie möglich eingefroren Packmengen nicht dicker als 10 cm Inhalt der Transportbehältnisse kurz auflisten Alu - oder Kunststoffkiste auf Europaletten (auch nummerieren) stapeln später kann nach und nach gefriergetrocknet und wenn nötig restauriert werden