Repetitorium im öffentlichen Recht Föderalismus
Eigenheiten des Föderalismus Bundesstaatlichkeit souveräner Bund plus Gliedstaaten Multikulturalität –Vereinigung verschiedener Ethnien, Sprachen, Religionen, Kulturen –historisch-soziale Willensnationen Zusätzliche Effekte: –Minderheitenschutz –kulturelle und sprachliche Vielfalt –Stärkung von Subsidiarität und Kleinräumigkeit historischer Ursprung: USA im 19. Jht. (Madison, Hamilton, Jay)
Geographische Verbreitung 25 Bundesstaaten weltweit –Europa: CH, D, A, B, E, RUS, SRB, BOS –Amerika: USA, CDN, MEX, BRA, ARG, VEN, St. Kitts and Nevis –Afrika: SA, NIG, ETH, Komoren –Asien: IND, PAK, MAL, VAE –Ozeanien: AUS, Mikronesien meist grossflächig oder Archipele –Ausnahmen: CH, B, A, SRB, BOS, VAE
Abgrenzungen als Gegensatz zum Staatenbund gleichwertige souveräne Gliedstaaten, Bund nicht souverän (z.B. CH 1815) als Gegensatz zur Zentralstaatlichkeit keine Gliedstaaten, nur Verwaltungseinheiten (z.B. F) als Gegensatz zur Supranationalität Zentraleinheit mit eigenen Kompetenzen und Teilsouveränität (z.B. EU; vgl. auch Art. 140 Abs. 1 lit. b BV)
Unterscheidung: Staatenbund - Bundesstaat StaatenbundBundesstaat Kompetenzhoheit liegt bei den Gliedstaaten Kompetenzhoheit liegt beim Bund Grundlage: VertragGrundlage: gemeinsame Verfassung regelt einzig Verhältnis zwischen den Staaten regelt auch unmittelbar Lebens- verhältnisse der Menschen Einstimmigkeitsvorbehalt für Willensbildung Mehrheitsprinzip für Willens- bildung ist kein eigener Staatist ein eigener Staat
Definition des schweizerischen Bundesstaates Art. 1 BV Bund = Schweizervolk + Kantone Parallelität zu Doppelmehr bei Abstimmungen Dualität, d.h. Bund tritt neben Kantone Schweizervolk –Summe aller Völkerschaften der Kantone –Begriff unscharf (Ausländer? Auslandschweizer?) kein eigenes Bundesgebiet –Summe aller Kantonsgebiete
Gliedstaaten: Kantone 26 Kantone, wovon drei geteilte (6 « Halb- kantone ») Reihenfolge in Art. 1 BV: gemäss BV 1848 bzw. Bundesvertrag 1815 alte Vorortskantone ZH, BE, LU vorweg, danach Reihenfolge der Aufnahme in Bund
Stellung der Kantone im Bund bedingte Eigenstaatlichkeit und Autono- mie (« relative Souveränität »; Art. 3 BV) weitgehende Organisations-, Aufgaben- und Finanzautonomie Gleichbehandlung und Gleichstellung der Kantone Ausnahme für geteilte Kantone: Ständemehr und Ständerat
Bundesgarantien Kantonsverfassungen verfassungsmässige Ordnung Bestand und Gebiet der Kantone
Kantonsverfassungen (Art. 51 BV) Inhaltliche Voraussetzungen –Demokratie, obligatorisches Verfassungsreferendum und obligatorische Verfassungsinitiative –Vereinbarkeit mit Bundesrecht Gewährleistung des Bundes: –durch Bundesversammlung –deklaratorische Wirkung –Bundesgericht erachtet sich daran gebunden ausser bei nachträglich ergangenem (und bei Gewähr- leistung nicht geprüftem) Bundesrecht
Verfassungsmässige Ordnung (Art. 52 BV) bei Abweichung: Bundesintervention, d.h. Eingreifen des Bundes mit geeigneten Mitteln –Koordination, Bundesbeauftragter, Armee –Generalstreik 1918, Genfer Unruhen 1932
Bestand und Gebiet der Kantone (Art. 53 BV) Bestandesveränderungen z.B. JU Gebietsveränderungen z.B. Laufental Grenzbereinigungen: Kantone selbst
Föderalistische Kompetenzenordnung Kompetenzenhoheit bei Bund subsidiäre Generalkompetenz der Kantone (Art. 3 BV) –alle Rechte, die nicht beim Bund sind –Kantone bestimmen ihre Aufgaben selbst (Art. 43 BV) mit gewissen zwingenden Ausnahmen (z.B. Grundschulunterricht) –bedingte Staatsvertragskompetenz in eige- nem Zuständigkeitsbereich (Art. 56 BV)
Bundeszuständigkeit Bund nur, wo dazu in BV ermächtigt (Art. 42 Abs. 1 BV) Grundsätze für Kompetenzzuweisung (Art. 43a BV), insbes.: –Subsidiaritätsprinzip (Art. 5a und 43a BV) –Kostentragung durch begünstigtes Gemeinwesen –Grundversorgung für alle –Bedarfsgerechte und wirtschaftliche Leistungserfüllung Wirkung solcher Prinzipien?
Arten von Bundeskompetenzen ausschliessliche (« ist Sache des Bun- des »; z.B. Armee) konkurrierende (nachträglich derogie- rende; « Bund kann »; z.B. Berufsbildung) parallele (z.B. Sicherheit) Grundsatzgesetzgebung (nur Grundzüge; z.B. Raumplanung)
Verhältnis von Bundesrecht zum kantonalen Recht derogatorische Kraft des Bundesrechts (Art. 49 Abs. 1 BV) verfassungsmässiges Recht bundesrechtskonforme Auslegung von kantonalem Recht widersprechendes kantonales Recht ist nichtig
Bundesaufsicht Überwachung der Einhaltung des Bundes- rechts zuständig: Bundesrat Durchsetzung durch Bundesexekution Ersatzvornahme, Einstellung von Vorteilen (Subventionen etc.), Armee (1884 TI ange- droht)
Kooperativer Föderalismus vertikal (Teilnahme an Willensbildung des Bundes) –Ständemehr –Kantonsreferendum (8 Kantone; 2003 Steuerpaket) –Kantonsinitiative (jeder Kanton; häufig) –Vernehmlassungsverfahren horizontal (Zusammenarbeit unter Kantonen) –Konkordate neu: Möglichkeit der Allgemeinverbindlicherklärung und der Beteiligungspflicht (Art.48a BV) –interkantonale Organe –Exekutivzusammenarbeit (« Konferenzen ») –Verwaltungszusammenarbeit –Amts- und Rechtshilfe
Gemeinden unterstes Gemeinwesen im dreistufigen Staatsaufbau Bestand abhängig von Kantonen Gemeindeautonomie –relativ erhebliche Entscheidungsfreiheit –verfassungsmässiges Recht –von Gemeinde anrufbar
Weitere föderale Gebilde Art. 50 Abs. 3 BV: Pflicht des Bundes zur Rücksichtnahme auf: –Städte –Agglomerationen –Berggebiete