Ökologische Grenzen ernst nehmen Holger Hoff Planetare Grenzen Nationale Verantwortung POTSDAM INSTITUT FÜR KLIMAFOLGENFORSCHUNG Evangelische Akademie.

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 Präsentation transkript:

Ökologische Grenzen ernst nehmen Holger Hoff Planetare Grenzen Nationale Verantwortung POTSDAM INSTITUT FÜR KLIMAFOLGENFORSCHUNG Evangelische Akademie Tutzing, 20. April 2012

2 Anthropozän – ”die große Beschleunigung” Steffen et al

3 Anthropozän – ”die große Beschleunigung” 3 Seit 1972: Weltbevölkerung 3,8 –> 7 Milliarden Getreideproduktion > 2500 Mio. Tonnen Verdopplung des globalen ökologischen Fussabdrucks Biodiversitätsrückgang um 30%, in den Tropen um 60% Welthandelsvolumen 420 -> Mrd. US$ CO 2 Emissionen 13 -> 29 GT pro Jahr (Strom + Ind + Transp) WTO PBL WWF FAO UNPD WWF Rückgang der genetischen Vielfalt von Feldfrüchten um 75% (seit 1960)

Positive Rückkopplungen wirken verstärkend auf angestossene Änderungen Bsp Eis und Schnee Albedo... Feedbacks im planetaren (Erd-)system Bsp: Tauen des Permafrosts Potentielle zusätzliche C-Freisetzungen pro Jahr: Gt C (2040), Gt (2100) (CO 2 -e, Schuur et al 2011) Mögliche zusätzliche positive Rückkopplung: Aufheizen der Böden durch mikrobielle Aktivität (“compost bomb” Luke et al 2010 ) Gegenwärtige Emissionen aus fossilen Brennstoffen: ca. 10 Gt C

5 Zielkonflikte verschärfen den Ressourcendruck photo voltaics concentrating solar power gas coal / oil / nuclear hydropowerbiofuels m 3 / MWh ~ 0~ 2~ 1~ 2~ 60~ 180 Beispiel: Wasserintensität der Stromproduktion Beispiel: Energieintensität der Wasserproduktion surface waterground waterreused wastewater desalination Faktor 10 höher für entsalztes Wasser (”bottled electricity”) Externalitäten sektorale Ressourceneffizienz Hoff 2011

6 Zielkonflikte verschärfen den Ressourcendruck Hoff 2011

7 Anthropozän – ”die große Beschleunigung” OECD 2011 Ressourcenintensität (human impact)

8 Planetare Grenzen Das Konzept dient v.a. der Kommunikation von absoluten Grenzen natürlicher Ressourcen und ”Senken”

9 Planetare Grenzen Süßwasser < 4000 km 3 / Jahr Ackerland < 15 % der Landfläche Biodiversitätsverlust < % / Jahr P < 11 Mio. Tonnen / Jahr Rockström et al 2009

10 Planetare Grenzen – regionale Details Ackerland < 15 % der Landfläche Indien: 53% Äthiopien: 13% Brasilien: 7% FAO 2011 million ha

11 Planetare Grenzen – regionale Details wasserlimitiertes Potential für Ernährungssicherheit (3000 kcal/Person/Tag Gerten et al 2011 Süßwasser < 4000 km 3 / Jahr

12 Planetare Grenzen – regionale Details Biodiversitätsverlust < % / year Downscaling der Planetaren Grenzen Spezifische Lösungen WWF 2009

13 Planetare Grenzen „safe operating space“ kritische Grenzwerte Risiko drastischer Folgen (regime shifts) Störungen die ein System absorbieren kann, ohne kritische Grenzen zu überschreiten (Anpassungs- / Transformationsfähigkeit) Resilienz:

14 Planetare Grenzen Bei Grenzwertüberschreitung (tipping points) oft überraschende und plötzliche Reaktion erhebliche Auswirkungen auf soziale / ökologische Systeme möglicherweise irreversibel „safe operating space“ kritische Grenzwerte Risiko drastischer Folgen (regime shifts) Störungen die ein System absorbieren kann, ohne kritische Grenzen zu überschreiten (Anpassungs- / Transformationsfähigkeit) Resilienz:

15 Planetare Grenzen -> Vorsorgeprinzip „safe operating space“ kritische Grenzwerte Risiko drastischer Folgen (regime shifts) Resilienz Unsicherheit bezüglich Grenzwert

16 Regionale Grenzen wachsendes Risiko eines regime shift, hier: Savannisierung, wenn eine bestimmte Entwaldungsrate überschritten wird Nobre et al 2009 Bsp: Amazonien mit Folgen die potentiell über Amazonien hinausreichend (teleconnections), z.B. Wassserverfügbarkeit im La Plata Basin Ursachen der Entwaldung sind zum Teil extern (teleconnections)

17 Expansion Ackerland Expansion Weideland Regionale Grenzen Wassenaar et al 2007 Bsp: Amazonien

18 Regionale Grenzen Sojaanbau im Cerrado Zuckerrohranbau im Süden Bsp: Amazonien

19 Regionale Grenzen – Globale Treiber WWF 2012 Sojaimporte Deutschlands

20 Regionale Grenzen – Globale Treiber Analog: Bioenergiepflanzungen in sub-Sahara Afrika bestimmen zunehmend die Landnutzung Anseeuw et al 2011 und erfolgen verstärkt aufgrund von Auslandsinvestitionen

21 Planetare Grenzen safe operating space-> safe and just operating space Raworth 2011

22 Planetare Grenzen safe and just operating space Bedeutung der Planetaren Grenzen für die bottom billion d.h. für die Ärmsten die von weniger als 1 $ pro Tag leben und weder über Nahrungs-, noch Wasser-, noch Energie- sicherheit verfügen

23 Planetare Grenzen safe and just operating space Bedeutung der Planetaren Grenzen für die bottom billion am stärksten von natürlichen Ressourcen abhängig und von (multiplen) Preisschocks betroffen (Preise als Knappheitssignale der Ressourcen global) Besonders vulnerabel gegenüber Klimaextremen usw. Sind die Planetare Grenzen normativ?

Ursachen und Wirkungen sind ungleich verteilt Globalisierung der Ressourcennutzung

Ursachen

Ursachen und Wirkungen sind ungleich verteilt Globalisierung der Ressourcennutzung Geo Data Portal

Globalisierung der Ressourcennutzung From dominant net exporting countries (blue) to dominant net importing countries (red). Global Carbon Project Flüsse „virtuellen Kohlenstoffs“ mit dem Handel in Mio. Tonnen

Globalisierung der Ressourcennutzung Auch bei Climate Mitigation, z.B. CDM, REDD+ zu erwarten: Zomer et al 2006 z.B. Auswirkungen von Aufforstungen auf regionale Grenzen (hier Wasserverfügbarkeit) mögliche Reduktionen des Oberflächenabflusses

Globalisierung der Ressourcennutzung zum Vergleich: Deutschlands Verbrauch an häuslichem Trinkwasser pro Jahr: ca. 3,6 km 3 Hoekstra et al 2012 Deutschlands Nettoimporte virtuellen Wassers pro Jahr: ca. 52 km 3 (alle Produkte, grünes + blaues Wasser) Flüsse virtuellen Wassers

Globalisierung der Ressourcennutzung WWF > Environmental Kuznets Kurven außer Kraft gesetzt (nationale Ressourcenintensität sinkt bei wachsendem BSP nicht, sondern wird lediglich ins Ausland verlagert) Flüsse virtuellen Wassers Herkunft auch aus wasserknappen Regionen

Globalisierung der Ressourcennutzung „Soll am ergrünten deutschen Wesen die Welt genesen?“ …. “Vorreiterrolle” Zitate aus der Veranstaltungsankündigung 3,000 kcal p -1 d -1 20% animal foods Lannerstad 2009

Planetare Grenzen – Nationale Verantwortung Mögliche Beiträge zur deutschen Nachhaltigkeitsstrategie in Hinblick auf Planetare Grenzen: Verschwendung reduzieren. Entsprechende Verbraucherinformationen bereitstellen, Konsummuster ändern; Nachhaltigkeitskriterien für die gesamte Wertschöpfungskette erarbeiten, u.a. in Hinblick auf Auslandsinvestitionen & Handel; Mut machen, sich der erhöhten Komplexität integrierter Ansätze zu stellen; Genauere Bestimmung regionaler und globaler ökologischer Grenzen, und Integration mit neuen Entwicklungszielen (SDGs); Multifunktionalen Systeme zum Einsatz verhelfen, für verbesserte Ressourceneffizienz und nachhaltige Intensivierung; Ökosystemmanagement und Landnutzung auf Resilienz (Diversität & Redundanz) ausrichten;