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Veröffentlicht von:Vreni Baumann Geändert vor über 11 Jahren
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Religiöses / spirituelles Coping in belastenden Lebenssituationen.
6. Österr. Tagung KIT / AB / SvE Kulturelle und religiöse Pluralität als Herausforderung in der Akutbetreuung Seggauberg, Workshop Gerhard Baldauf / Karl Heinz Ladenhauf Religiöses / spirituelles Coping in belastenden Lebenssituationen. Auseinandersetzung mit religionspsychologischen Erkenntnissen. Ladenhauf-Religiöses Coping-KIT-Tagung 2008
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Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
Fragen zum Einstieg Fragen: Wie setzen sich Menschen nach Ihrer Erfahrung mit traumatischen Krisen auseinander, wie bewältigen sie belastende Lebensereignisse? Welche Rolle spielen dabei Religiosität, Spiritualität, Glaube? Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Ein literarisches Beispiel
„Ich habe die ganze Nacht einsam hingebracht… und habe schließlich … die Psalmen gelesen, eines der wenigen Bücher, in dem man sich restlos unterbringt, mag man noch so zerstreut und ungeordnet und angefochten sein.“ R.M. Rilke, Briefe an seinen Verleger, o.O., 1934, 247. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Textbeispiele aus den Psalmen
Ps 34,19: Nahe ist der Herr denen, die ein verwundetes Herz haben. Ps 70: Ich aber bin arm und gebeugt. Eile, o Gott, mir zu Hilfe! Meine Hilfe und mein Retter bist du. Herr, säume doch nicht! Ps 54: Gott, höre mein Flehen, vernimm die Worte meines Mundes! Denn es erheben sich gegen mich stolze Menschen, freche Leute trachten mir nach dem Leben; sie haben Gott nicht vor Augen. Doch Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben. Ps 116: Mich umfingen die Fesseln des Todes, (…) mich trafen Bedrängnis und Kummer. Da rief ich den Namen des Herrn an: «Ach Herr, rette mein Leben!» Der Herr ist gnädig und gerecht, unser Gott ist barmherzig. Der Herr behütet die schlichten Herzen; ich war in Not und er brachte mir Hilfe. Komm wieder zur Ruhe, mein Herz! Denn der Herr hat dir Gutes getan. Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen, meine Tränen (getrocknet), meinen Fuß (bewahrt vor) dem Gleiten. So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn im Land der Lebenden. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Textbeispiele aus den Psalmen
Ps 142: Hilferuf in schwerer Bedrängnis: Mit lauter Stimme schrei ich zum Herrn, laut flehe ich zum Herrn um Gnade. Ich schütte vor ihm meine Klagen aus, / eröffne ihm meine Not. Wenn auch mein Geist in mir verzagt, du kennst meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich gehe, legten sie mir Schlingen. Ich blicke nach rechts und schaue aus, doch niemand ist da, der mich beachtet. Mir ist jede Zuflucht genommen, niemand fragt nach meinem Leben. Herr, ich schreie zu dir, ich sage: Meine Zuflucht bist du, mein Anteil im Land der Lebenden. Ps 23: Der gute Hirt: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Theorie der Belastungsverarbeitung
Erklärungsansatz: Transaktionales Stressmodell von R. Lazarus & Folkman: Stress ist das Ergebnis einer dynamischen, prozesshaften Wechselbeziehung von Person und Umwelt individuelle Bewertungsprozesse und situative Faktoren bestimmen das Ausmaß der erlebten Belastung. Die Bewertungsprozesse werden bestimmt durch die Art der Kontrollüberzeugungen (locus of control) (Rotter 1966): internale (selbstbestimmt, aktiv) externale (fremdbestimmt, passiv) - Erklärungs- bzw. Interpretationsstil (Attributionsstil) Ursache einer Situation ist: veränderbar oder nicht / spezifisch oder global / kontrollierbar oder nicht. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Suche nach Sinn, Bedeutung, Kontrolle
Der Coping-Prozess Suche nach Sinn, Bedeutung, Kontrolle Person Situation Ergebnis soziokultureller Kontext Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008 (nach: Dr. Sebastian Murken)
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Definition von Coping „Unter Krankheitsbewältigung (Coping) versteht man die Versuche des Individuums, die Belastungen (z.B. der Erkrankung) seelisch auszugleichen und zu meistern, um nach der emotionalen Krise wieder in ein Gleichgewicht zu kommen. Dabei spielen sowohl bewusste, auf die Realität gerichtete Handlungen eine Rolle als auch unbewusst ablaufende Manöver, die den Zweck haben, allzu belastende Emotionen abzumildern.“ (Faller H., Krankheitsverarbeitung bei Krebskranken, Göttingen 1998,35f.) Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Suche nach Sinn, Bedeutung, Kontrolle
Der Coping-Prozess Suche nach Sinn, Bedeutung, Kontrolle Situation Ergebnis soziokultureller Kontext kognitive Bewertung Coping-Strategie persönliches Orientierungssystem mit Möglichkeiten und Grenzen Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008 (nach: Dr. Sebastian Murken)
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Coping/Bewältigung allgemein (Sigrun-Heide Filipp, 1997)
„Bewältigung ist Geschehen in der Zeit, in dem sich unkontrollierbare Gedanken und absichtsvolles Tun, offensive und defensive Konstruktionen eines ‚guten Lebens‘, Hoffnungen und Befürchtungen, Erinnerungen an bessere Zeiten und Furcht vor dem, was noch kommen mag – also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – in einer spezifischen Weise vermischen und über den Verlauf je ein spezifisches Muster bilden mögen. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Coping/Bewältigung allgemein (Sigrun-Heide Filipp, 1997)
Bewältigung ist „die Verarbeitung ‚schlimmer Nachrichten‘, die Transformation objektiver in subjektive Realität.“ (Sigrun Filipp) Immer ist Bewältigung ein Prozess, an dessen Ende die Menschen nicht mehr die sind, die sie einmal waren.“ (Identität) Krisen- und /oder Krankheitsverarbeitung ist ein Prozess, dessen Ausgang offen ist. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Der Bewertungsprozess
Primäre Bewertung („primary appraisal“): Einschätzung der Situation hinsichtlich ihrer subjektiven Bedeutsamkeit. Nur wenn sich die Person als in irgendeiner Form bedroht oder geschädigt sieht, entsteht Stress, der bewältigt werden muss. Sekundäre Bewertung („secondary appraisal“): Einschätzung der Bewältigungsmöglichkeiten. Es wird abgeschätzt, welche Bewältigungsmöglichkeiten verfügbar sind und mit welcher Wahrscheinlichkeit diese erfolgreich sein werden und wirksam angewendet werden können. Primäre und sekundäre Bewertung sind keine getrennten Prozesse, sie stehen in einer Wechselwirkung und bestimmen gemeinsam den Grad an Stress und die Stärke und Qualität der emotionalen Reaktion, die resultieren. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Der Bewertungsprozess
Primäre Bewertung: hinsichtlich des eigenen Wohlbefindens: irrelevant günstig-positiv stressend: Schädigung/Verlust, Bedrohung oder Herausforderung Sekundäre Bewertung: Einschätzung der eigenen Handlungsmöglichkeiten und deren Effizienz Welche Bewältigungsstrategien stehen konkret zur Verfügung? (Ressourcen der Person und der Umwelt) Suche nach Informationen, direkte Aktionen oder Stillhalten, Intrapsychische Maßnahmen: bagatellisieren, dramatisieren, verdrängen,… wirkt auf primäre Bewertung zurück: Revision der Primäreinschätzung (positiv) oder Bestätigung der Primäreinschätzung (negativ) Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Formen der Bewältigung belastender Ereignisse
Intrapsychische Bewältigungsformen: Kognitive Prozesse wie: Verdrängen, Uminterpretation, Selbst- oder Fremdbeschuldigung … Aktionale Bewältigungsformen: Flucht, Suche nach sozialer Unterstützung … Expressive Bewältigungsformen: Gefühlsausdruck: Trauer, Wut … Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Drei grundlegende Formen von Krisen- / Krankheitsverarbeitung
- Problemorientiertes Coping: zielt auf eine aktive Veränderung der Situation ab, z.B. durch die Veränderung von Umweltbedingungen, durch den Erwerb fehlender individueller Fähigkeiten, durch klärende Gespräche - Emotionsorientiertes Coping: zielt auf eine Regulierung der emotionalen Reaktion ab, z.B. durch kognitive Umbewertung, Ablenkung, Entspannung, Meditation, Gebet - Sinnorientiertes Coping („meaning based coping“) zielt auf Einordnung in größere Lebenszusammenhänge und immanente wie transzendente Sinngebung Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Religiosität und Belastungsverarbeitung (Coping)
Frage der religionspsychologischen Forschung: Welche Wege der Auseinandersetzung (Coping-Stile) werden durch die Religiosität gefördert? Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Bedürfnis nach Sinn und Bedeutung Bedürfnis nach Kontrolle
Grundanforderung menschlichen Lebens: Handeln ohne Instinkte Bedürfnis nach Sinn und Bedeutung Bedürfnis nach Kontrolle Coping: Suche nach Sinn Bedeutung, Kontrolle in Belastungssituationen Religiosität: Bedeutung, Kontrolle mit Transzendenzbezug religiöses Coping Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008 (nach: Dr. Sebastian Murken)
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Einfluss von Religion/Religiosität auf den Stress-/Copingprozess
Weltanschauliche Deutungsmuster in Abhängigkeit von Person, Situation und Kontext religiös nicht religiös religiös (primäre und sekundäre Bewertung) nicht religiös Bewertungsprozess Coping Wohlbefinden Gesundheit Sozialverhalten Ereignis/ Anforderung Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008 (nach: Dr. Sebastian Murken)
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Ein Beispiel religiösen Copings
Einige Tage nach dem Tag X besaß ich die Kraft mich an Kuni’s Bett zu stellen und ein für mich ungeheuer wichtiges Gespräch mit meinem Herrgott zu führen! Ich gab ihm mein ganzes Vertrauen, als ich mich ans Bettende stellte, um ihm zu sagen, dass ich seine Entscheidung so annehmen werde, wie sie komme. „Herrgott, wenn es sein soll, dass mein Mann weiter leben soll, dann hilf uns bitte. Gib uns die Kraft und Segen und zeig uns einen Weg, den wir gehen können. Und wenn dein Weg ein anderer sein sollte und du ihn bei dir haben möchtest, dann nimm ihn zu dir und hilf mir, es zu verstehen!“ Dieses Gespräch war sehr wichtig, es hat mir aber auch meine ganze Kraft geraubt. Einzusehen, dass nur Gott weiß, was für uns richtig und wichtig ist, ihm dieses Vertrauen entgegenzubringen, das war ungleich befreiend. Gott hat entschieden, welchen Weg wir gehen sollen. Er hat uns geführt und wird uns auch weiterhin führen, über Abgründe sind wir oft weitergegangen, mit geschlossenen Augen. Ich allein war der Überzeugung, dass es der richtige Weg war! Kann Gottvertrauen naiv sein? Aus: Kunibert Geiger, Rosemarie Geiger-Ernst, Das Leben neu lernen. Wie mein Körper Flügel bekam, Heiligenkreuz/W. 2000, 148 Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008 Ladenhauf-Religiöses Coping-KIT-Tagung 2008
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Religiöse Problemlösestile
Die Stile beziehen sich auf die Fragen: Wie ist die Beziehung zu Gott? Wem wird die Verantwortung übertragen? Wie ist die Aktivität verteilt? „styles of religious problem-solving“ nach Pargament Aktives, problembezogenes Coping: Self-Directing passives coping: Deferring kooperatives Coping: Collaborative Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Coping-Stile aktives, problembezogenes Coping: Self-Directing Das Individuum löst die Probleme selbständig und eigenverantwortlich, ohne Gottes direkte Hilfe. Diese Einstellung ist getragen von dem Glauben an einen Gott, der im Hintergrund da ist, Sicherheit und Selbstvertrauen gibt: „Gott hat mich mit Fähigkeiten ausgestattet, Probleme zu lösen, jetzt liegt es an mir, sie zu nutzen“. Dieser aktive Stil der Selbststeuerung geht mit traditioneller Religiosität eher nicht konform?? Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Coping-Stile passives coping: Deferring Die Lösung des Problems wird Gott überlassen, dem man sich unterwirft. Die Person lebt in der Vorstellung, selbst nichts tun zu können, sondern passiv Gottes Handeln abwarten zu müssen. Die Verantwortung und die Aktivität werden delegiert. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Coping-Stile kooperatives Coping: Collaborative Kranke übernehmen die Eigenverantwortung, verstehen sich aber als Partner Gottes, den man um Mithilfe bitten kann. Das Bemühen um Bewältigung erfolgt gemeinsam, weder Individuum noch Gott sind dabei passiv. Es weist einen direkten Einfluss auf die psychische Gesundheit auf. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Beispiele für unterschiedliche Wege des religiösen Copings (vgl. B. Spilka et al., The Psychology of Religion, 2003) Coping-Stil Aktives Coping Kooperatives Coping Passives Coping Religiöse Neubewertung Verurteilende Bewertung Dämonische Bewertung Religiöse Unterstützung Religiöse Auflehnung Suche nach Hilfe der religiösen Gemeinschaft Unzufriedenheit mit der religiösen Gemeinschaft Deutung als Passage Religiöse Bekehrung Typische Aussage „Es ist nicht Gottes Aufgabe, sondern meine!“ „Wenn ich mich selbst bemühe unterstützt mich auch Gott!“ Gott wird einen Weg für mich finden!“ „Mit diesem Ereignis prüft mich Gott!“ „Ich habe gesündigt und verdiene diese Strafe!“ „Es ist das Werk des Teufels!“ „Ich weiß, ich kann auf Gottes Liebe vertrauen!“ „Wie kann Gott mir das antun?“ „Ich weiß, ich kann mich immer an meine Pfarre wenden!“ „Ich glaube, die Kirche hat mich vergessen!“ „Ich bin zu einem anderen Menschen geworden!“ „Ich habe meinen Glauben neu gefunden, es ist wie ein Neubeginn in meinem Leben!“ Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Bewertung der Coping-Wege
In der Wahrnehmung der Coping-Wege anderer Menschen ist immer die eigene Wertung zu reflektieren! Reflexionsphase einbeziehen: Welche Formen von Bewältigung kann ich anerkennen, welche halte ich für problematisch etc.! Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Ergebnisse der empirischen Forschung zum religiösen Coping
Religiöse/spirituelle Bedürfnisse kranker Menschen Studie an 126 Pat. mit Krebs, 60 mit MS (Witten-Herdecke, 2003) 86% / 58% (Krebs/MS) suchen Halt und Sinn in ihrem Leben 52% / 30% beschäftigen sich durch die Krankheit wieder mit rel./spir. Fragen 52% / 27% glauben, dass ein Zugang zu einer rel./spir. Quelle ihre Krankheit günstig beeinflussen würde 43% / 17 % suchen einen Zugang zu rel./spir. Quellen 42% / 50 % meinen, dazu keine Anleitung zu brauchen 69% / 68 % vertrauen auf „innere Stärke“ 78% / 40% vertrauen (auch) auf „höhere Macht“ 62% / 14% sind überzeugt, dass die Krankheit einen Sinn hat A. Büssing, T Ostermann, P. Matthiessen, Spiritualität und Krankheitsumgang, in: EZW-Texte Nr.181/2005, Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008 Ladenhauf-Religiöses Coping-KIT-Tagung 2008
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Ergebnisse der empirischen Forschung zum religiösen Coping (u.a. Unterrainer/Ladenhauf, 2006) Bisher gesichert: Coping-Vorteil für Menschen mit höheren Werten in Spiritualität/Religiosität PatientInnen, die ein höheres Ausmaß an religiös- spirituellem Erleben aufweisen, setzen sich aktiver bzw. problemfokussierter mit ihrer Erkrankung auseinander. Es fällt ihnen leichter, sich im Krankheitsprozess neu zu orientieren. Sie sind hoffnungsvoller und neigen weniger zu depressiver Verarbeitung und auch weniger zu Bagatellisierung und unrealistischem Wunschdenken. Aber: noch viele offene Fragen – „work in progress!“ Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Gründe für den Zusammenhang von religiösen Überzeugungen und aktiv-kognitiven Formen der Belastungsverarbeitung Religiosität fördert die Bewältigung eines belastenden Lebensereignisses durch Sinngebung des Lebensganzen: „Sich im Lebenszusammenhang verstehen“ (Petzold, Lückel) Stärkung der Hoffnung (immanent wie transzendent) Gefühl der Kohärenz (vs. Sicht-Ausgeliefert-Fühlen) Verfügbarkeit positiver Interpretationen und Erklärungen für Erfahrungen von Leid, Krankheit, Sterben und Tod Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Gründe für den Zusammenhang von religiösen Überzeugungen und aktiv-kognitiven Formen der Belastungsverarbeitung Einordnung belastender, bedrohlicher Ereignisse in Sinnzusammenhang (Kontingenzbewältigung); soziale Unterstützung durch Einbindung in religiöse Gemeinschaft; Glaube an übergeordnete Instanz vermindert persönlichen Kontrollverlust (-Angst). Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Paradox: Stärkung der Kontrolle durch Hingabe
Grundspannung oder Konflikt vieler Menschen in existentiellen Krisen: Kampf gegen die Realität oder Einwilligung „Widerstand oder Ergebung“ (D. Bonhoeffer) „Spirituelle Hingabe“ als paradoxer Weg zur Stärkung der Kontrolle! (Cole/Pargament): Hingabe ist nicht Aufgabe! Vgl. E. Frick: Frick Eckhard, Widerstand oder Ergebung? Spirituelle und ärztlich-psychotherapeutische Kriterien der religiösen Krankheitsbewältigung, in: Z. f. Med. Ethik 50(2004), , 380. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Ergebnisse der empirischen Forschung zum religiösen Coping: belastende Wirkungen Strafendes Gottesbild, Deutung der Krankheit/Krise als Strafe: fördert negative Emotionen, Angst, Souveränitätsverlust. Strenge moralische Richtlinien („Über- Ich Religiosität“): sog. „negative“ Gefühle (Aggressionen, Auflehnung, Hadern …) können nicht angemessen wahrgenommen und ausgedrückt werden. Kognitive Rigidität (religiöse Ideologisierung) behindert flexible Auseinandersetzung. Naiver Glaube an die Allmacht Gottes behindert die Nutzung der eigenen Fähigkeiten. Sozialer Druck (Konformität) und Angst vor sozialer Ausgrenzung durch die Religionsgemeinschaft (vgl. Dörr, Religiosität und psychische Gesundheit, Hamburg 2001; vg. Pargament/Brant) Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008 Ladenhauf-Religiöses Coping-KIT-Tagung 2008
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Schlussfolgerungen Religiosität und Spiritualität sind nach wie vor lebensrelevant: Religionsmonitor 2007: Ö: 20% hochreligiös, 52% religiös, 28% nicht religiös. 50% bis 60% der Menschen beziehen religiöse/spirituelle Deutungen und Handlungen in ihre Auseinandersetzung mit belastenden Lebensereignissen ein. Religiosität/Spiritualität ist ein bedeutsamer Aspekt der Lebensrealität vieler Menschen und sollte in der Zusammenarbeit von allen beteiligten Professionen wahrgenommen werden. Ob sich die Religiosität/Spiritualität als stützend oder belastend erweist, hängt von der Stärke (Zentralität) und dem Inhalt des Glaubens (z.B. Gottesbild) ab. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Schlussfolgerungen Entscheidend ist die Eröffnung eines „Resonanzraumes“, in dem religiöse/spirituelle Themen in Freiheit und dem „Kairos“ entsprechend anklingen können. Zuständigkeits- und Fähigkeitskompetenz dafür liegt nicht nur bei SeelsorgerInnen. Voraussetzung: Selbstreflexion und Wissen – Voraussetzungen für „Religions-, Spiritualitäts- Kompetenz“, als geschulte Sensibilität Denn: religiöse und spirituelle Themen gehen nicht in psychosozialen Fragen auf. Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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Vielleicht bleibt die Hoffnung …
„Irgendwann aus dem Heulen und Stöhnen heraus wirst du uns helfen, das Lachen anzustimmen, das hüpfende, restlose, goldene Lachen.“ Gottfried Bachl, Mailuft und Eisgang, 51 Herzlichen Dank! Ladenhauf - Religiöses Coping - KIT2008
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