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6. Reputation und stochastische Angebotsschocks

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Präsentation zum Thema: "6. Reputation und stochastische Angebotsschocks"—  Präsentation transkript:

1 6. Reputation und stochastische Angebotsschocks
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau WS 2006/07 6. Reputation und stochastische Angebotsschocks

2 Literatur Jarchow, H.-J.: Theorie und Politik des Geldes, Band 1: Geldtheorie, 11. neu bearb. und wesentl. erw. Aufl., Göttingen: UTB, S

3 Mehrperiodenansatz Die bisherigen Ergebnisse erscheinen in einem veränderten Licht, wenn der Zeithorizont der Zentralbank nicht eine, sondern viele Perioden umfasst. Im Rahmen einer Mehrperiodenplanung wird bedacht, dass aktuelle Maßnahmen die zukünftigen Inflationserwartungen beeinflussen. Die kurzfristigen Vorteile einer produktionstimulierenden Überraschungsinflation müssen mit den längerfristigen Nachteilen erhöhter Inflationserwartungen erkauft werden. Bild: Trapper hinterlässt Geld auf Baumstumpf für einen Kaufmann, der hierfür Nahrungsmittel zu hinterlassen hat. Sanktion indem kein Geld hingelegt wird. Sanktionsende besteht darin, wieder mit einem Glaubensvorschuss das Geld zu hinterlegen.

4 Der disziplinierende Effekt kommt nur zum Tragen, wenn der Planungshorizont der Zentralbank nicht von vornherein bekannt ist. Bei endlichem Zeithorizont bleibt er aus. In diesem Fall wird nämlich die Zentralbankleitung in der letzten Periode (t=n) keinen Anlass mehr sehen, die zukünftigen Nachteile erhöhter Inflationserwartungen in ihre Überlegungen einzubeziehen. Da dieses jedoch von den privaten Wirtschaftssubjekten antizipiert wird, erhält man für t=n die diskretionäre Lösung mit der Inflationsrate pd und damit den inflation bias.

5 Stehen somit Bestrafung und Ergebnis für die letzte Periode ohnehin fest, dann liegt für die Zentralbank-leitung kein Grund mehr vor, in der vorletzten Periode (t=n–l) auf eine produktionstimulierende Überraschungsinflation zu verzichten. Auch dieses wird antizipiert mit der Folge, dass sich auch in der Periode t = n - l die diskretionäre Lösung ergibt. Es folgt aus dieser Rückwärtsinduktion, dass sich bei einem Zeithorizont mit bekanntem Endpunkt die diskretionäre Lösung mit einem inflation bias für alle Perioden ergibt.

6 Die Implikationen eines endlichen Planungszeitraums lassen sich durch zeitlich versetzte Amtszeiten der Mitglieder der Zentralbank vermeiden. Die zeitliche Überlappung bewirkt, dass der Planungszeitraum kein von vornherein bekanntes Ende aufweist. Bei unendlichem Planungszeitraum beträgt der Anreiz zur Täuschungslösung bei einer erwarteten Inflationsrate von null: 2005: 8. Vorlesung!

7 Es droht aber ein Verlust an Glaubwürdigkeit (Reputation).
Dies hat eine Kostenerhöhung zur Folge, deren Ausmaß von den „Sanktionen" der privaten Wirtschaftssubjekte abhängt. Verschiedene Sanktionsstrategien (trigger-strategies) sind vorstellbar. Hier wird angenommen, dass die privaten Wirtschaftssubjekte die (höhere) Inflationsrate der diskretionären Lösung (pD) erwarten und für eine bestimmte Zahl von Perioden, t=s, diese ihren Lohnforderungen zugrunde legen.

8 Die diskretionäre Inflationsrate bedeutet gegenüber der Regelbindung eine Kostenerhöhung.
Diese bewirkt somit einen Abschreckungseffekt. In s zukünftigen Perioden entsteht eine Kostenerhöhung i.H.v.: Da dies zukünftige Kostenzugänge, sind sie für die Länge des Sanktionszeitraums mit der Zeitpräferenzrate der Zentralbankakteure (r) abzuzinsen, um ihren Gegenwartswert zu ermitteln.

9 Die Zentralbank wird genau dann eine geldwertstabile Politik beibehalten, wenn
Dies impliziert: Offensichtlich ist dies um so eher erfüllt, je höher l und je kleiner r.

10 Ein Spezialfall liegt vor bei einem Sanktionszeitraum (punishment-Intervall) von nur einer Periode. Die privaten Wirtschaftssubjekte begnügen sich hierbei mit einer kurzfristigen Sanktion und ermöglichen in der zweiten Periode erneut eine kooperative Lösung mit Geldwertstabilität. Ist r klein, so wird der Abschreckungseffekt weniger abdiskontiert und dadurch größer.

11 Ist l groß, so haben Zentralbankakteure eine starke Präferenz für eine Produktionsstimulierung. Trotzdem ergibt sich die paradox erscheinende Lösung, dass in diesem Fall eine preisniveaustabile Lösung angestrebt wird. Durch einen steigenden Wert für l wird nicht nur der Anreizeffekt, sondern auch der Abschreckungseffekt vergrößert. Die Wirkung auf den Abschreckungseffekt ist dabei sogar größer.

12 Der Abschreckungseffekt überwiegt, da der beschäftigungspräferierende Zentralbanker von der verstärkten Auswirkung eines „Fehltritts“ weiß. Dies ist vergleichbar damit, dass es für einen in einer Selbsthilfegruppe engagierten, anonymen Alkoholiker unwahrscheinlicher ist, alkoholisiert beim Autofahren erwischt zu werden. Während die Versuchung für ihn größer ist, fürchtet er zusätzlich den Rückfall in die Sucht. Eltern hätten Grund, ihre Kinder eher einem solchen Fahrer anzuvertrauen.

13 Die Modellergebnisse gelten jedoch nur für einen Zentralbanker, der die langfristig negativen Auswirkungen einer Überraschungsinflation analog zu dem dargestellten Modell prognostiziert. Glaubt ein Zentralbanker mit einer hohen Beschäftigungspräferenz, die privaten Wirtschaftssubjekte würden dies nicht sanktionieren, oder hat er eine hohe Diskontrate, so würde er keine preisniveaustabile Politik betrieben. Der Abschreckungseffekt ergibt sich hier also nur, sofern ein beschäftigungspräferierender Zentralbanker das dargestellte Modell anerkennt. Um im Bild zu bleiben: Ein praktizierender Alkoholiker wäre somit eine schlechte Wahl …

14 Eine preisniveaustabile Politik wird um so eher durchgeführt, je länger der Sanktionszeitraum ausfällt. Ist er im Extremfall unendlich groß (s  ), dann lassen sich die Quotienten auf der rechten Seite zu 1/r zusammenfassen: Offenbar wird eine preisniveaustabile Politik immer dann beibehalten, wenn r nicht exorbitant groß wird.

15 Eine institutionelle Möglichkeit, die Diskontrate, r, zu senken, wird oftmals in der Gewährung von Zentralbankunabhängigkeit gesehen. Dieser Effekt wird sich insbesondere dort einstellen, wo die politischen Akteure mit Arbeitslosigkeit konfrontiert sind und um ihre Wiederwahl fürchten. Werden Zentralbanker gegenüber solchem politischen Einfluss abgeschirmt, so können sie sich gegen die durch Wahlzyklen induzierte Kurzsichtigkeit durchsetzen.

16 Ferner werden auch überlappende Arbeitsverträge von Zentralbankern für eine notwendige Bedingung einer geringen Diskontrate. Sollten die Arbeitsverträge von Zentralbankern gleichzeitig enden, so ergäbe sich das Problem eines „letzten Spiels“. Bei diesem Spiel hätten die Akteure nicht mehr die Folgen eines Reputationsverlustes zu tragen und wären daher zu einer Überraschungsinflation bereit.

17 Stochastische Angebotsschocks
Schocks können auf dem Geldmarkt sowie auf der Nachfrage- und Angebotsseite des Gütermarktes auftreten. Die Auswirkungen von Geldmarktschocks können durch Anpassung der Geldmenge ausgeglichen werden. Das gleiche gilt für Nachfrageschocks auf dem Gütermarkt. Problematisch sind jedoch Angebotsschocks, da diese ein Dilemma für den Zentralbanker implizieren. Hierbei müssen die Vorteile einer Regelbindung ggü. einer diskretionären Politik neu beleuchtet werden.

18 p*= p p A(p*= p D, w) A(p*= pD) D A(p*=0, w) A(p*=0) T R Yr Y* Yr

19 Es gilt folgende Reihenfolge:
Es wird erneut nur ein Einperiodenmodell unterstellt. Ein normalverteilter Schock, w, mit Erwartungswert E(w)=0 und Varianz V(w)=s2 erhöht hierbei die Inflationsrate bzw. reduziert bei konstanter Inflationsrate das Inlandsprodukt: Es gilt folgende Reihenfolge: t Basierend auf der Inflations-erwartung werden Löhne ausgehandelt. Die Natur bestimmt die Höhe des Schocks Die Zentralbank bestimmt die Inflationsrate

20 Letzteres folgt aus und E(w)=0.
Ist die Zentralbank zu einer starren Regelbindung verpflichtet (p=0), so bleiben die Auswirkungen von Angebotsschocks auf die Produktion unberücksichtigt. Es folgt pR =p *=0 und Als Varianz für die Schwankungen des Inlandsprodukts folgt mit dem Erwartungsoperator, E, Da gilt: Letzteres folgt aus und E(w)=0. V(Y)=E(Y-w-Y)^2=E(-w)^2=E(w-0)^2=E(w-e(w))^2=V(w)

21 Für die erwarteten Kosten folgt aufgrund von pR=p *=0:
Für die Kosten gilt: Für die erwarteten Kosten folgt aufgrund von pR=p *=0: Mit und E(w)=0 folgt: Die Inkaufnahme von Schwankungen des realen Inlandsprodukts erhöht die Kosten, da Änderungen des Inlandsprodukts überproportional steigende Kosten verursacht. Ende 2004: 7. Vorlesung 2005: 9. Vorlesung!

22 Im Falle der diskretionären Politik optimiert die Zentralbank bei Kenntnis des Schocks, w. Sie minimiert also Im Minimum muss daher gelten: Die Zentralbank wird daher gemäß folgendem Kalkül die Inflationsrate setzen:

23 Im Mittel ist dann folgende Inflationsrate zu erwarten:
Aufgrund rationaler Erwartungen ist den Wirtschaftssubjekten das Kalkül der Zentralbank bekannt. Sie lassen sich nicht systematisch täuschen: p *= E(p). Damit folgt:

24 Wird dieses Ergebnis in das Zentralbankkalkül eingesetzt, so folgt:
Hiermit folgt für die Inflationsrate in der diskretionären Lösung: Zur Bestimmung des Inlandsprodukts gilt wegen p-p*=l/(1+l)·w: Ende 7. Vorlesung!

25 Als Varianz für die Schwankungen des Inlandsprodukts gilt:
Dies verdeutlicht, dass die Auswirkung eines negativen Schocks auf das Inlandsprodukt im Falle der diskretionären Politik gedämpft wird.

26 Dieser Vorteil wird allerdings mit einer höheren Inflationsrate erkauft. Die Inflationsrate ist im Mittel aufgrund des inflation bias angestiegen. Ferner wird dies erkauft durch erhöhte Schwankungen der Inflationsrate. Während in der Regelbindung p=0 gilt, ist nun mit Schwankungen der Inflationsrate in Abhängigkeit des Schocks gemäß dem Term l/(1+l)w zu rechnen.

27 Eine starre Regelbindung beseitigt die „Schlagseite zur Inflation“, sie verhindert aber auch eine flexible Reaktion der Zentralbank auf Angebotsschocks und damit eine mögliche Stabilisierung des realen Inlandsprodukts. Es besteht offenbar ein Substitutionsverhältnis bzw. ein „trade off“ zwischen Glaubwürdigkeit und Flexibilität in der Geldpolitik. Dies lässt sich auch anhand eines Vergleichs der im Mittel erwarteten Kosten belegen.

28 Im Falle der diskretionären Lösung gilt:
Einsetzen erbringt:

29 Dies folgt wegen E(w)=0:
Für die erwarteten Kosten bei einer starren Regelbindung gilt hingegen: Ein Vergleich zeigt, dass die diskretionäre Lösung trotz Inflationsbias vorzuziehen ist, falls:

30 Auflösen dieser Gleichung erbringt:
Eine diskretionäre Politik ist vorzuziehen, bei einer hohen Varianz des stochastischen Angebotsschocks, einer hohen Präferenz für Preisniveaustabilität (l ist klein), einer geringen Abweichung des Zielwerts für das Inlandsprodukt von seinem potentiellen Niveau (z).

31 Optimales Design der Zentralbank
Die starre Regelbindung weist Vorteile in Hinblick auf die Inflationsbekämpfung auf, die diskretionäre Politik hat Vorteile in Hinblick auf die Stabilisierung der Produktion. Gibt es eine optimale „Zwischenlösung“? Hierzu bietet sich an: eine flexible Regelbindung ein Anreizvertrag für die Zentralbank ein moderat konservativer Zentralbanker eine Regelbindung mit einer Ausstiegklausel

32 Die flexible Regelbindung besagt, dass die Zentralbank gemäß folgender Reaktionsfunktion handelt:
a ist die von der Zentralbank langfristig angestrebte Inflationsrate. b bezeichnet die von der Zentralbank durchgeführte Dämpfung eines kontraktiven Schocks (w > 0). Die Regelbindung ist hier nicht situationsunabhängig wie bei der starren Regelbildung.

33 Die beiden Parameter werden im Rahmen eines Kostenminimierungskalküls bestimmt. Die (verbindliche) geldpolitische Reaktionsfunktion wird vorab bekannt gegeben. Es gilt offensichtlich p*=a. Wird dies und die flexible Regel in die Kostenfunktion eingesetzt, so folgt:

34 Partielle Ableitung nach a und b erbringt:
Die optimale geldpolitische Regel lautet daher: Im langfristigen Mittel wird also Preisniveaustabilität realisiert, aber in durchschaubarer Weise bei Auftreten von Angebotsschocks Abweichungen hiervon zugelassen.

35 Hierdurch werden Schwankungen des realen Inlandsprodukts gedämpft
Hierdurch werden Schwankungen des realen Inlandsprodukts gedämpft. Es gilt nämlich: Das Inlandsprodukt ist genauso groß wie im Fall der diskretionären Politik. Aber die Inflationsrate fällt geringer aus. Daher erweist sich die flexible Regelbindung als vorteilhaft. Diese Folgerung wird durch einen Vergleich der Kosten bestätigt.

36 Um die Kosten der flexiblen Regelbindung zu ermitteln, werden die Ergebnisse des Optimierungskalküls mit a=0 und b=l/(1+l) in die Kostenfunktion eingesetzt: Ein Vergleich zeigt, dass

37 Eine solche flexible Regelbindung ist aber u. U
Eine solche flexible Regelbindung ist aber u.U. mit hohen Transaktionskosten verbunden. Alle möglichen und evtl. unwahrscheinlichen Schocks (Krieg, Börsencrash) sind zu antizipieren und die Reaktion hierauf im voraus festzulegen. Hierbei muss die Zentralbank zwischen konjunkturellen Störungen und Veränderungen des potentiellen Inlandsprodukts unterscheiden können.

38 Eine Lösung wird dann nicht erreicht, wenn sich die Größe des Schocks nicht öffentlich verifizieren lässt. In diesem Fall könnte die Zentralbank z.B. behaupten, dass das potentielle Inlandsprodukt größer wäre und nur aufgrund eines kontraktiven Schocks nicht erreicht wird. Dies gäbe ihr die Möglichkeit, die Täuschungslösung zu erreichen. Die Wirtschaftssubjekte werden dann aber die Ankündigung a=0 für unglaubwürdig halten. 2005: 10. Vorlesung!

39 Eine optimale Lösung kann auch dadurch erreicht werden, dass der Zentralbank ein Anreizvertrag mit angedrohter Vertragsstrafe auferlegt wird. Wird diese Strafe i.H.v. Kp=2lzp festgelegt, so folgt insgesamt für die Zielfunktion des Zentralbankers: Im Optimum gilt dann: Mit Bildung des Erwartungsoperators folgt:

40 Die Lösungen entsprechen denjenigen der flexiblen Regelung
Die Lösungen entsprechen denjenigen der flexiblen Regelung. Als Reaktion auf einen Schock werden daher die Auswirkungen auf das Inlandsprodukt gedämpft. Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass der Schock nicht verifizierbar sein muss. Auch bei einem Schock, der nur der Zentralbank bekannt ist, wird diese optimal reagieren. Ein Nachteil kann darin bestehen, dass Zentralbanker mit einer starken Schwankung ihres Einkommens rechnen müssen. Bei Risikoaversion werden sie dies ablehnen.

41 Eine weitere Option besteht darin, einen moderat konservativen Zentralbanker einzusetzen.
Dieser sollte eine positive Präferenz für Beschäftigungsstimulierung (lk>0) haben. Aber diese Präferenz sollte geringer sein als diejenige der Regierung (lk<l). Hierdurch wird eine kostenminimale Mischung aus beiden „Übeln“ erreicht. Es wird nur ein geringer Inflationsbias erzeugt und gleichzeitig werden Produktionsschwankungen ein wenig abgeschwächt.

42 Eine letzte Option besteht darin, der Zentralbank eine einfache Regel aufzuerlegen, hierbei aber eine Ausnahmeklausel zu ermöglichen. Bei Existenz gravierender Schocks könnte sie dann von der einfachen Regel abweichen. Preisniveaustabilität in „normalen Zeiten“ wäre aber nur dann glaubwürdig, wenn die Inanspruchnahme der Ausnahmeklausel mit erhöhter Mühe und organisatorischen Kosten verbunden ist. So wäre es denkbar, ein Abweichen von der einfachen Regel an eine parlamentarische Zustimmung zu binden. Ende 2004: 8. Vorlesung!


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