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Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

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Präsentation zum Thema: "Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit"—  Präsentation transkript:

1 Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit
Modul 2: Das Christentum in seiner Geschichte Frömmigkeitseliten Frömmigkeitseliten nenne ich solche Gruppierungen im Christentum, denen die bloße Zugehörigkeit zu einer Kirchengemeinde mit sonntäglichem Gottesdienst etc. nicht ausreicht, die also intensiverer christliche leben wollen als der ‚ normale Durchschnittschrist ‘. Bildhintergrund: Ritter, Tod und Teufel, Kupferstich von Albrecht Dürer, 1513, 25cm x 19cm, Kupferstichkabinett Berlin Details stellt den christlichen Ritter dar, "für den das Leben ein Kriegsdienst ist – Kriegsdienst gegen das Laster und gegen das Böse - und der, gewappnet mit dem Glauben, sich nicht fürchtet vor Tod und Teufel" (Heinrich Wölfflin, Schweizer Kunsthistoriker, ) Das Motiv des christlichen Streiters und seine Transformation zu einem Ordensideal behandeln wir im 2. Kap. Alternative Formen christlichen Lebens Universität Duisburg-Essen, Winter-Semester 2006/07

2 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten
Übersicht Täufer und Spiritualisten Das „miles christianus“ (christlicher Ritter bzw. christl. Streiter) Motiv und die Jesuiten Dem Bedürfnis, eine intensivere christliche Existenz zu führen kann man als Einzelner oder in der Gruppe Gleichgesinnter nachkommen, durch Rückzug aus der Welt, die man für Verdorben hält (Anachorese), oder im Dienst an der Welt (Bettelorden). Im 1. Kap. sprechen wir von Leuten, die sich von der Welt trennen, weil sie eine christliche Existenz für unvereinbar mit den Spielregeln der Machtsteigerung und der Gewinnmaximierung unvereinbar halten. Im 2. Kap. nehmen wir und eine Gruppierung vor, die sich als Elitetruppe für die römische Kirche versteht, den Machtbereich der römischen Kirche zu stärken und zu erweitern sucht, weil sie nur dort Heilschancen für die Menschheit sehen. In der 3. Strömung, dem Pietismus, finden wir nun beides: eine Elitebildung zur Verbesserung christlichen Lebens, eine Verwandlung der Welt durch eine Verwandlung der Menschen, und eine Elitebildung in der Abkehr von der Welt, die man in Anlehnung an die Apk. als die „Hure Babylon“ (Offb. 17) anprangert Die Pietisten zwischen innerkirchlicher Erneuerung und Separatismus KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

3 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten
1.1 die Täufer - Begriffe Täufer, polemisch auch Wiedertäufer oder Anabaptisten genannt Gemeinschaft, die die Kindertaufe als unbiblisch ablehnt; der Taufe muss ein bewusst vollzogener Bekenntnisakt vorausgehen; Ziel: authentisches, den Evangelien gemäßes Christentum; pazifistisch gesinnt, waren sie strengen Verfolgungen ausgesetzt. Schleitheimer Artikel, ältestes und wichtigstes Bekenntnisformular der Täufer von Michael Sattler¹ redigiert; der Name leitet sich her vom Tagungsort der Synode im Kanton Schaffhausen; Ziel: Abwehr libertinistischer und schwärmerischer Bestrebungen im oberdeutsch-schweizerischen Raum; sind geprägt durch eine elitäre - pazifistische Frömmigkeit. Gottesreich zu Münster, – endzeitliche Täuferdiktatur Anführer Jan Matthys, Jan Bockelson (von Leiden), Berhard Rothmann, Bernd Knipperdolling; die Idee verdankt sich der apokalyptischen Prägung des Täufertums seit 1530 vor allem durch Melchior Hofmann; das Reich wurde von einer Koalition aus alt- u. neugläubigen Fürsten vernichtet 1) Michael Sattler, 1490ca.-1527; Benediktiner Prior, 1525 Anschluss an Züricher Täufer; leitet im Februar 1527 die Täufersynode in Schleitheim (Kanton Schaffhausen): Abwehr libertinistischer und schwärmerischer Bestrebungen; am in Rottenburg (Neckar) hingerichtet KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

4 1.2 die Täufer – der Separatismus
Zum vierten haben wir uns über die Absonderung geeinigt. Sie soll geschehen von den Bösen und vom Argen, das der Teufel in die Welt gepflanzt hat, damit wir ja nicht Gemeinschaft mit ihnen haben, ... Nun gibt es nie etwas anderes in der Welt und in der ganzen Schöpfung als Gutes und Böses, gläubig und ungläubig, Finsternis und Licht, Welt und solche, die die Welt verlassen haben, Tempel Gottes und die Götzen, Christus und Belial, und keins kann mit dem andern Gemeinschaft haben ... Conrad Grebel (1498 – 1526) Felix Manz (*1498 – 1527) seit 1523 Mitstreiter Zwinglis, seit 1525 wegen der Erwachsenentaufe harte Gegner (KTGQ 3, 141f) Zitat aus den Art. die man auch die Magna Charta des Täufertums nennen könnte Sattler fasst nur zusammen, was sich bereits kurz zuvor ausgebildet hatte: Die erste Täufergemeinde bildete sich 1525 im schweizerischen Zollikon; sie geht auf > Conrad Grebel und Felix Manz zurück. Ihre kleine Gemeinschaft wollte nicht die Großkirche reformieren, sondern hatte die individuelle Heiligung und Sündlosigkeit ihrer Mitglieder zum Ziel; die Orientierung an der Schrift ließ sie Eid, Kriegsdienst und Zinsnahme ablehnen. Obwohl sie zum friedliebenden Vorbild der spirituellen Täufergemeinden wurden, fand ihr Leiter Manz wie viele andere bereits 1527 den Tod durch Ertränken oder am Galgen. Michael Sattler, Schleitheimer Artikel (1527) Art. IV KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

5 1.3 die Täufer – kein Zweck kann die Mittel heiligen
Nun wird von vielen ... gefragt, ob auch ein Christ das Schwert gegen den Bösen zum Schutz und Schirm des Guten und um der Liebe Willen führen könne und solle. Die Antwort ist einmütig folgendermaßen geoffenbart: Christus lehrt und befiehlt uns [Mt11,29] dass wir von ihm lernen sollen; ... Nun sagt Christus zur heidnischen Frau, die im Ehebruch ergriffen worden war, nicht, dass man sie steinigen solle nach dem Gesetz seines Vaters ..., sondern spricht 'nach dem Gesetz‚ der Barmherzigkeit und Verzeihung ... Michael Sattler, Schleitheimer Artikel (1527) Art. VI KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

6 1.4 die Täufer – der Gewaltverzicht
Aus dem allen sollen wir lernen, dass alles, was nicht mit unserem Gott und mit Christus vereinigt ist, nichts anderes ist als Greuel, die wir meiden und fliehen sollen. ... So werden dann auch zweifellos die unchristlichen, ja, teuflischen Waffen der Gewalt von uns fallen, als da sind Schwert, Harnisch und dergleichen und jede Anwendung davon, sei es für Freunde oder gegen Feinde - kraft des Wortes Christi: «Ihr sollt dem Übel nicht widerstehen» [Mt 5,39]. Zitat --- Wenn von Täufern die Rede ist, denken wir nicht nur an eine durch und durch pazifistische Bewegung, die sich allein der Bergpredigt und dem Urchristentum verpflichtet weiß, sondern auch an die revolutionären Ereignisse in Münster Mitte der 30er Jahre des 16. Jh. Wie war das möglich? Michael Sattler, Schleitheimer Artikel (1527) Art. VI KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

7 1.5 das aggressive apokalyptische Täufertum
1. Phase: innerstädtische Opposition zwischen Rat und Gilden; Zünfte radikal reformatorisch, um den Prediger Bernhard Rothmann; um Frieden zu wahren, gibt der Rat nach; der Fürstbischof Franz von Waldeck 1533 erkannte im Dülmener Vertrag die reformatorische Neuordnung des Gottesdienstes in den städtischen Pfarrkirchen an. 2. Phase: die radikale Predigt Rothmanns zieht Täufer aus den Niederlanden und anderen Teilen des Reiches nach Münster; Täufer gewinnen die Mehrheit im Stadtrat. Die Belagerung der Stadt beginnt. Zunächst ein Blick auf die Fakten: > > > 1) The British Museum, London; Vorlage für den Kupferstich des folgenden Jahres > Das Porträt des Jan van Leiden zeigt ihn in seiner königlichen Pracht. Die Inschrift lautet: "JOHANN VAN LEIDEN EY KONINCK DER WEDERDOPER THO MONSTER" und erhält den Zusatz: WAERHAFTICH CONTER (= wahrheitsgetreues Porträt). Der Text am unteren Rand gibt weitere Auskunft in Latein, Griechisch und Niederdeutsch. Sie lautet übersetzt: "Dieses war (mein) Antlitz, dies das Staatsgewand, als ich das Zepter führte, ich König der Wiedertäufer, aber nur für kurze Zeit. Heinrich Aldegrever aus Soest fertigte (den Stich) im Jahre 1536". Darunter steht der Wahlspruch Jan van Leidens: "Gottes Macht ist meine Kraft." Vorgeschichte: „Es wurde damals auch prophezeit, Straßburg sollte das neue Jerusalem sein, und nach der Prophezeiung des alten Mannes in Ostfriesland sollte Melchior [Hoffman], nachdem er ein halbes Jahr gefangen gewesen war, mit wahrhaftigen Predigern, Aposteln und Sendboten Gottes aus Straßburg mit Kraft, Zeichen und Wundertaten ausziehen, und zwar mit solcher Kraft des Geistes, dass ihr niemand widerstehen konnte. Dabei sollten Elia und Henoch als zwei Fackeln und Ölbäume auf der Erde stehen ...“ Obbe Philips, Bekenntnisse, 1565ca, über das Jahr 1533 (KdP IV.327) Plausibilisierungen solcher Visionen: Die Bauernkriege, die nach Europa vordringenden Türken und seltene Naturerscheinungen wie Nordlichter und Nebensonnen wurden als Vorzeichen des Weltendes gedeutet. Jan van Leiden, Zeichnung, Heinrich Aldegrever, 1535¹ 3. Phase: Das erwartete Weltende bleibt aus. Der prophetische Führer der Täufer, der Holländer Jan Matthijs, wird bei einem Ausfallversuch getötet. Sein Nachfolger, Jan van Leiden, will aus Münster ein „Vorbild für die Welt“ machen: Abschaffung des Geldverkehrs, Gütergemeinschaft, Ehepflicht für Frauen, Mehrehe für Männer, Errichtung eines Königreiches: Wie im Alten Testament David der Friedensherrschaft König Salomons voranging, so wollte er als neuer David die Friedensherrschaft Christi vorbereiten. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

8 1.6 Mennoniten und Spiritualisten
Mennoniten, auf Menno Simons ( ) zurückgehende Religionsgemeinschaft hervorgegangen aus niederländischen und norddeutschen Täufergruppen; für Trennung von Kirche und Staat, gegen Kindertaufe, Eidesleistung, Ehescheidung, Wehrdienst; Ideal: Nachfolge Jesu Christi im Sinne der Bergpredigt; heute weltweit ca Anhänger Spiritualisten, polemisch auch Schwärmer oder Schwarmgeister genannt auch als "linker Flügel" der Reformation bezeichnet; verbanden urchristliches Ideal der Reform mit der mystischen Tradition innerer Erneuerung (Geistchristentum); Kritik am starren Biblizismus, sakramentalem Realismus und dem Kompromisschristentum der verfassten Kirchen (Denk, Schwenckfeld, Franck u.a.) Das Täufereich zu Münster war eine atypische Episode des sonst streng pazifistisch gesonnenen Täufertums. Jedoch lange noch waren die Ereignisse von Münster ein beliebter Vorwand für obrigkeitliche Verfolgungsmaßnahmen. Bevor wir zu den Spiritualisten übergehen, hier noch 2 Begriffsdefinitionen: Es ist das Verdienst von Menno Simons, nach der Katastrophe von Münster die versprengten Täufer neu zu sammeln. > Den Täufern verwandt, aber ohne das explizite Merkmal der Erwachsenentaufe, ist die Gruppe der Siritualisten. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

9 1.7 der mystische Spiritualismus – Kaspar von Schwenckfeld
Zum sechsten wird der neue gläubige Mensch ... gesalbt ... durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung durch den Heiligen Geist, ... Zum zehnten und letzten wendet der beschriebene Christenmensch allen Fleiß daran, dass er in Christus allen Sünden, allen Begierden ganz und gar absterbe ... Darum ist auch der Tod ein auserwähltes Mittel für alle Heiligen Gottes, obwohl das Fleisch sich dagegen sträubt und sich davor fürchtet. Denn dadurch kommen sie von Angst und Not in Wonne, Freude und ewige Seligkeit Lebensdaten , das Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde eines unbekannten Künstlers und ist 1556, als 5 Jahre nach Schwenkfelds Tod entstanden; es befindet sich heute in der Schwenkfelder Library, Pennsburg, Pennsylvania. > der mystische Spiritualismus verbindet humanistisch reformatorisches Gedankengut mit der platonisch – mystische Tradition, wie sie in der Frömmigkeitsliteratur des Spätmittelalters sehr verbreitet war. das innere Zeugnis des Geistes macht alles Materielle, auch die Sakramente, Taufe und Abendmahl, an denen die Reformatoren noch festgehalten haben, hinfällig, (KTGQ 3, 154) Kaspar von Schwenckfeld, Von den Graden der Wiedergeburt (1529) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

10 1.8 die unsichtbare Kirche der Spiritualisten
Die Kirche ist ja nicht etwa ein besonderer Haufen und eine mit Fingern zu zeigende Sekte, gebunden an ein Element, eine Zeit, Person und Stätte, sondern ein geistlicher, unsichtbarer Leib aller Glieder Christi, aus Gott geboren, und in einem Sinn, Geist und Glauben; aber nicht in einer Stadt oder etwa an einem Ort äußerlich versammelt, dass man sie sehen und mit Fingern zeigen könnte, sondern [eine Gemeinschaft], die wir glauben und nicht sehen, es sei denn mit gleich geistlichen Augen des Gemüts ... „Ich glaube aber bestimmt, dass die äußerliche Kirche Christi gleich nach den Aposteln verwüstet und zerstört worden ist. Das beweisen mir die Wölfe, d.h. die Kirchenväter zur Genüge, obwohl die Schrift nichts davon bezeugt. Denn es ist doch alles, was sie lehren, eitel Kinderspiel, wenn man sie mit den Aposteln vergleicht. Weil nun aber die äußerlichen Satzungen und Sakramente ... missbraucht und besudelt worden sind, ließ Gott alle Dinge ... in Wahrheit durch den Geist in seiner unsichtbaren Kirche geschehen“ (Sebastian Franck an Johann Campanus, 1531) Zitat >Der Titel des Buches, dem die Passage über die ecclesia invisibilis entnommen wurde, ist Programm: die wesentlichen Inhalte des christlichen Glaubens lassen sich nicht, wie die etablierten Religionen meinen, in logischen Schlüssen erheben, sondern nur indirekt, in paradoxen Formulierungen. Während die Humanisten und Reformatoren noch von einer intakten Alten Kirche ausgingen, vom einem consensus quinquesaecularis, erst nachher, mit der Ausprägung des Papsttums sei sie verdorben worden, setzen die Spiritualisten den Zerfallsprozess des reinen Urchristentums sehr früh an; die sonst so hochgeschätzten Kirchenväter werden als Wölfe bezeichnet: > weiteres Zitat „Ich glaube aber bestimmt, dass die äußerliche Kirche Christi gleich nach den Aposteln verwüstet und zerstört worden ist. Das beweisen mir die Wölfe, d.h. die Kirchenväter zur Genüge, obwohl die Schrift nichts davon bezeugt. Denn es ist doch alles, was sie lehren, eitel Kinderspiel, wenn man sie mit den Aposteln vergleicht. Weil nun aber die äußerlichen Satzungen und Sakramente ... missbraucht und besudelt worden sind, ließ Gott alle Dinge ... in Wahrheit durch den Geist in seiner unsichtbaren Kirche geschehen“ (Sebastian Franck, Brief an Joh. Campanus, 1531, zit. nach KdP IV.224) Sebastian Franck, Paradoxa (1534) , fol. VIII KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

11 1.9 der pietistische Individualismus – Friedrich Christoph Ötinger
Geist und Wahrheit sind die wesentlichen Stücke meiner selig machenden Religion; die genau und pünktliche Erfüllung aller Arten einer echten und uneigennützigen Liebe ist mein unausgesetzter Gottesdienst. Meine Kirche ist der Tempel meines Leibes, der .. zur Wohnung des dreieinigen Gottes bereitet ist. Jesus ist darin allein der Prediger, der mein Gewissen zur Kanzel auserlesen und bestimmt hat. .. Wenn er auftritt und sein leibliches Evangelium verkündet, ist's Sonntag .. Mit dem letzten Zitat zum Thema: Spiritualisten, spiritualistische Geistkirche sind wir schon mitten in der Zeit, die wir im 3. Kap. behandeln werden. KdP VI.207f Friedrich Christoph Oetinger, Ein Glaubensbekenntnis, um 1762 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

12 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten
Übersicht Täufer und Spiritualisten Das miles christianus Motiv und die Jesuiten Die Pietisten zwischen innerkirchlicher Erneuerung und Separatismus Im 2. Kap. nehmen wir und eine Gruppierung vor, die sich als Elitetruppe für die römische Kirche versteht, die den Machtbereich der römischen Kirche zu stärken und zu erweitern sucht, weil sie nur dort Heilschancen für die Menschheit sahen. Thematisiert wird die Gesellschaft Jesu, die Societas Jesu, die erfolgreichste Ordensgründung der frühen Neuzeit KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

13 2.1 die Legende vom hlg. Georg
Divus Georgus christianorum militum propugnator Der hl. Georg, der Anführer der christlichen Streiter Georg war ein aus Kappadokien stammender römischer Soldat, der nach seiner Bekehrung unter Diokletian den Märtyrertod starb. Als Heiliger wurde er zur Identifikationsfigur der Ritter und Krieger. Königstochter und Lamm, die zur Beschwichtigung des Drachens geopfert werden sollten. der Drache, Sinnbild des Bösen, liegt besiegt am Boden. Aus der östlichen Herrscherikonographie übernommen wurde der hl. Georg auch in Westeuropa immer häufiger im Drachenkampf zu Pferde dargestellt. Der Legende nach wurde die Stadt Selena durch einen bösen Drachen bedroht. Um ihn zu beschwichtigen, mussten ihm täglich anfangs zwei Lämmer, später ein Lamm und ein Mensch geopfert werden. Als das Los auf die Tochter des Königs fiel, kam Georg und rettete beide. Übliches Symbol des Heiligen ist seine Lanze, die hier zerbrochen dargestellt ist. Statt des Siegbanners bildet Burgkmair das Kreuz in der Helmzier und auf der Schabracke ab. Darüber findet sich ein Medaillon mit dem Pelikan. In der christlichen Ikonographie gilt der Pelikan als Symbol der Nächstenliebe. Hans Burgkmair d.Ä., 1518 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

14 2.2 der ritterliche Kampf gegen das Laster
Erasmus von Rotterdam Enchiridion militis Christiani, Handbuch eines christlichen Ritters, Antwerpen 1503, Neuausgabe Löwen 1515 Untertitel: mit den heilsamsten u. gegen alle Verführungen der Sünden wirksamsten Anweisungen angefüllt, u. systemat. Erörterung des wahren Christentums 1520/1521 mehrfach ins Deutsche übersetzt Zur spirituellen Verwendung des Motivs des christlichen Ritters hat Erasmus viel beigetragen Während die erste Aufl. keine allzu großer Erfolg war, bedeutete die zweite Aufl. von 1515 ein großer Erfolg Man braucht nur „Laster“ mit „Häresie“ zu übersetzen – und das tat die römische Gegenreformation - und das Ideal der Jesuiten, der papsttreuen Kampftruppe der Gegenreformation, ist formuliert. miles christianus - Metapher für den täglichen Kampf der Tugend gegen das Laster KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

15 2.3 Regel des Jesuiten-Ordens, 1539, 1540 bestätigt
Jeder, der in unserer Gemeinschaft... unter dem Banner des Kreuzes Gott Kriegsdienste leisten und allein dem Herrn und dem röm. Papst als seinem Stellvertreter auf Erden dienen will, muss sich nach dem feierlichen Gelübde ewiger Keuschheit vor Augen halten, dass er Teil jener Gesellschaft ist, die vor allem dazu gegründet wurde, dass sie sich um den Fortschritt der Seelen in christl. Leben und christl. Lehre und um Ausbreitung des Glaubens durch Predigten... geistl. Übungen... christl. Unterweisung... Beichte bzw. Beichthören und Seelsorge. … Da wir wissen, dass unser Herr Jesus Christus seinen Dienern, die allein nach dem Reiche Gottes trachten [Mt 6,33], alles Notwendige an Nahrung und Kleidung zur Verfügung stellen wird, so sollen alle für sich und als Gemeinschaft ewige Armut geloben ... Hier der Begründer der Societas Jesu, des erfolgreichsten Mönchs-Orden der frühen Neuzeit. Ich zitiere aus der 1539 redigierten und im darauf folgenden Jahr bestätigten Regel: Zitat das Armutsgelübde ist ähnlich wie bei den Bettelorden formuliert: > Dennoch war ein ganz neuer Ordenstyp von Ignatius v. Loyola geschaffen worden: Verzicht auf Ordenskleidung und gemeinsames Chorgebet, keine stabilitas loci, im Gegenteil, starke Mobilität; Der Einsatz erfolgte ganz gezielt an dem Nerv künftiger Entwicklung: im Bildungswesen (Schulen, Hochschulen) und an den Fürstenhöfen (Beichtväter von Politikern); auf beiden Gebieten waren sie äußerst erfolgreich. Regel (1539), Bestätigung (1540), Konstitutionen (1541); KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

16 2.4 die Verschärfung des Gehorsamsgelübdes in den Konstitutionen
Alles müssen wir als gut und richtig ansehen, ... unser eigenes Urteil gewissermaßen in blindem Gehorsam verleugnen, und zwar ausnahmslos allen Anordnungen des Oberen gegenüber, von denen nicht klar erkennbar ist, dass sie mit einer Sünde im Zusammenhang stehen. Jeder, der unter dem Ordensgehorsam lebt, muss darin einwilligen, dass seine Oberen nach Gottes Vorsehung so mit ihm umgehen können, wie wenn er ein lebloser Körper wäre, d.h., dass er sich überall hinschicken und auf jede Weise behandeln lässt. Ein typisches Merkmal der Gesellschaft Jesu ist die besonders nachhaltige Formulierung des Gehorsamsgelübdes. Hier ein Zitat aus den Konstitutionen - Mirbt/Aland 54 Ignatius von Loyola, Konstitutionen (1541) , VI.1 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

17 2.5 Ignatius von Loyola (1491-1556)
Analysieren Sie das nebenstehende Bild - obere Bildhälfte Gott Vater, von Putten umgeben, darunter der hlg. Geist - untere Bildhälfte. links Christus, seine Botschaft ist auf dem Kreuzarm eingraviert - untere Bildhälfte, rechts Ignatius und seine Pariser Gefährten - Kapelle und Stadt im Hintergrund La Storta, südlich von Rom - Was soll mit der Vision legitimiert werden? der Zug nach Rom, anstatt das Gelübde, ins heiligen Land zu pilgern, zu erfüllen Ignatius vor der Kapelle von La Storta (bei Rom) Gottvater empfiehlt Ignatius und seine Gefährten dem mit dem Kreuz beladenen Sohn Jesus zu Ignatius: 'Ich werde Euch in Rom gnädig sein' Test Kurzbiographie Bekehrung nach Verwundung bei Belagerung von Pamplona 1521, Studium Theol u. Philos. in Paris, 1535 Magister, Pilgerfahrt ins Hlg. Land scheitert in Venedig (Krieg mit Türken); Entschluss, sich in Rom Paul III. zur Verfügung zu stellen Heilige werden gemacht von ihren Verehrern Jesus von Nazareth - Paulus Antonius – Athanasius von Alexandrien Benedikt – Gregor d. Gr. Ignatius – Ribadeneira Pedro de Ribadeneira, Leben des hl. Ignatius, Neapel 1572 In dieser Biographie ist die Szene überliefert, die von einem anonymen Maler festgehalten wurde > Zusammenfassung >… Canisiuskonvikt, Ingoldstadt, um 1610 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

18 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten
2.6 Petrus Canisius ( ) der entscheidende Vertreter der S. J. in Deutschland PETRUS CANISIUS ( ): Theologiestudium (bei Peter Faber), 1543 Jesuit, 1546 Priester, 1547 beim Trienter Konzil, große Bedeutung für den Wiederaufbau der kathol. Kirche in Deutschland als Lehrer in Prediger, Religionspädagoge (Katechismen) nur das Porträt ist authentisch, nicht das Beiwerk. Es ist das älteste Porträt von ihm Museum für Kunst und Geschichte, Freiburg Ue. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

19 2.7 Il Gesù – die Hauptkirche des Jesuitenordens
Hauptkirche des Jesuitenordens von Giacomo Vignola und Giacomo della Porta, 1568 im Auftrag des Kardinals Alessandro Farnese begonnen Rom: »Il Gesù«. Mit der 1568 im Auftrag des Kardinals Alessandro Farnese begonnenen Hauptkirche des Jesuitenordens schufen Giacomo Vignola und Giacomo della Porta einen Initialbau der Barockarchitektur. Die Verschmelzung von Longitudinalbau und Zentralbau wurde bis in den Spätbarock hinein von zahlreichen europäischen Sakralbauten übernommen. >Grabmal des Ignatius Ignatius Grabaltar KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

20 2.8 das Verbot des Jesuiten-Ordens
Papst Clemens XIV. löst die Gesellschaft Jesu auf, 1773 Rückseite: Christus, von Petrus und Paulus begleitet, weist die Jesuiten von sich Umschrift: Numquam novi vos descedite a me omnes; Unterschrift: EXAVG[uratio] SOC[ietatis] IESV MEMOR[ia], MDCCLXXIII, PS CXVII 23[?] Niemals habe ich euch gekannt - weichet alle von mir; Unterschrift: Zur Erinnerung an die Aufhebung der Gesellschaft Jesu, 1773 alles hat seine Zeit ... mit der Restauration des 19. Jh. kamen auch die Jesuiten wieder zurück. Pius VII., Bulle "Sollicitudo omnium" (1814) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

21 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten
Übersicht Täufer und Spiritualisten Das miles christianus Motiv und die Jesuiten Die Pietisten zwischen innerkirchlicher Erneuerung und Separatismus Im Pietismus, finden wir nun beides: eine Elitebildung zur Verbesserung christlichen Lebens, eine Verwandlung der Welt durch eine Verwandlung der Menschen (Kurzdefinition Martin Schmidt), und eine Elitebildung in der Abkehr von der Welt, die man in Anlehnung an die Apk. als die „Hure Babylon“ (Offb. 17) anprangert. Im folgenden werden wir uns allerdings nahezu ausschließlich mit dem ersten Typus beschäftigen. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

22 3.1 Johann Arndt, Vier Bücher vom wahren Christentum (1605)
«Vater» der lutherischer Frömmigkeitsliteratur, Was für ein großer und schädlicher Missbrauch des heiligen Evangeliums in dieser letzten Welt sei, ..., bezeugt genugsam das gottlose unbußfertige Leben derer, die sich Christi und seines Worts mit vollem Munde rühmen und doch ein ganz unchristliches Leben führen, gleich als wenn sie nicht im Christentum, sondern im Heidentum lebten. Solch gottlos Wesen hat mir zu dem Büchlein Ursach gegeben, ... Es ist nicht genug, Gottes Wort wissen, sondern man muss auch dasselbe in die lebendige tätige Übung bringe IOHANN ARNDT THEOLOGUS ET SUPERINTENDENS LÜNEBURGENSIS Exigit hicce novam genesin, mentemque beatam, Christicolas priscos quam tenuisse patet. Er forderte eine neue Schöpfung und einen glücklichen Geist, den ganz offensichtlich die altehrwürdigen Christen besaßen. Bildquelle: Boissard, Jean-Jacques; Bry, Theodor de: Bibliotheca chalcographica, hoc est Virtute et eruditione clarorum Virorum Imagines. Heidelberg: Clemens Ammon, Partes 1-5: Pars 6: Frankfurt a.M.: Johann Ammon, o.J.- Pars 7: Frankfurt a.M.: Clemens Ammon, Pars 8: Frankfurt a.M.: Johann Ammon, Pars 9: Heidelberg: Johann Ammon, ° Vorwort KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

23 3.2.1 Philipp Jakob Spener, der Hauptvertreter des Pietismus
1666 Senior in Frankfurt/M 1675 Pia Desideria 1686 Oberhofprediger Dresden 1691 Propst Nicolaikirche Berlin Vorwort von Philipp Jakob Spener zur einer der vielen Neuauflagen von Johann Arndts «Kirchenpostille», also einer Predigtsammlung, im Jahre 1675; als Separatdruck wurde dieses Vorwort unter dem Titel «Pia Desideria» die Programmschrift des Pietismus. > hier zunächst die Daten Folie Der volle Titel der Programmschrift lautet: > Pia desideria. Herzliches Verlangen nach Gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche samt einigen einfältig dahin abzweckenden christlichen Vorschlägen. Pia desideria. Herzliches Verlangen nach Gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche samt einigen einfältig dahin abzweckenden christlichen Vorschlägen. Kupferstich v. B. Kilian nach einem Gemälde von Joh. Georg Wagner (1683) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

24 3.2.2 Spener; Pia Desideria – die Programmschrift des Pietismus
Sollte auch ... vielleicht nicht undienlich sein, wenn wir wiederum die alte apostolische Art der Kirchenversammlungen in Gang brächten: Wo neben unseren gewöhnlichen Predigten auch andere Versammlungen gehalten würden auf die Art, wie Paulus 1. Kor. 14 dieselbe beschreibt, wo nicht einer allein auftritt zu lehren ..., sondern auch andere, welche mit Gaben und Erkenntnis begnadet sind, jedoch ohne Unordnung und Zank, mit dazu reden und ihre gottseligen Gedanken über die vorgelegte Materie vortragen ... I Kor 14,26-40: Sooft ihr zusammenkommt, hat jeder einen Psalm, oder er hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Zungenrede, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung (26), [Frauen schweigen (34)], aber wohlanständig und in Ordnung (40) KTGQ 4/1, 35, auch in 02zitate nachtragen Reformzelle: Collegium pietatis KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

25 3.3.1 August Hermann Francke und der Hallesche Pietismus
Pastor an St. Georgen in Glaucha, Vorstadt von Halle Prof. f. Griech. u. orient. Sprachen Uni. Halle ab 1695 Aufbau der Anstalten: Volksschule Lateinschule Paedagogium Regium Apotheke Buchhandlungen Verlag Hallescher Pietismus = Umsetzung des pietistischen Reformprogramms in die Praxis Erziehungsprinzip: ständige Fremd- u. Selbstkontrolle Kupferstich von Wolfgang S. R. Sc., Berlin, (1729) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

26 3.3.2 August Hermann Francke – die Bekehrung
Erst konnte ich gleichsam die Sünden zählen, aber bald öffnete sich auch die Hauptquelle [der Sünde], nämlich der Unglaube oder bloße Wahnglaube, womit ich mich selbst so lange betrogen. Und da wurde mir mein ganzes Leben und alles, was ich getan hatte, als Sünde und ein großer Greuel vor Gott vorgestellt. .. In solcher Angst legte ich mich nochmals nieder auf meine Knie und rief an den Gott .. Da erhörte mich der Herr … wie man eine Hand umwendet, so war mein Zweifel hinweg; ich war versichert in meinem Herzen ... ich konnte Gott nicht allein Gott, sondern meinen Vater nennen, alle ... Unruhe des Herzens wurde auf einmal weggenommen Meine Vernunft stand nun gleichsam von ferne, der Sieg war ihr aus den Händen gerissen, denn die Kraft Gottes hatte sie dem Glauben untertänig gemacht Der großen sozialen und bildungspolitischen Aktivität in Halle voraus geht eine schwere Glaubenskrise, die Francke in seinem Bekehrungsbericht festgehalten hat. Zitat Hinweis auf die Punkte Was bei Luther der Taufe zugeschrieben wurde (Adelsschrift), wird im Pietismus der Wiedergeburt und dann bei Francke und später in der Erweckung der Bekehrung zugeschrieben: die Bekehrung wird zum konstitutiven Akt, der den Menschen, ob er auch schon getauft ist, erst zum richtigen Christen macht. Typisch für die Ausgestaltung der Wiedergeburt (Joh. 3) als Bekehrung ist der hohe Stellenwert des Zweifels, den dieser im Lasterkatalog nun einnimmt. Die Gegenüberstellung von Gewissheit des Herzens und Zweifel der Vernunft droht in der Folgezeit in eine neue Positivität, in Fundamentalismus umzuschlagen. Pietismus, zunächst Weggenosse der Aufklärung gegen eine „blutleere“ Orthodoxie wird zunehmend emotional und antirationalistisch. Der Bekehrungsbericht, um 1690 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

27 3.4 die Reaktion der konservativen Orthodoxie gegen die Pietisten
2. Dass sie das evangelische Predigtamt unter dem Namen Babel .. verlästern. 4. Dass sie sich des heiligen Nachtmahls, welcher einiger Meinung nach nur für die auserwählten Jünger Christi, anderer nach nur für die Schwachgläubigen eingesetzt, entweder gänzlich oder wenigstens in öffentlicher Versammlung aus der Ursache enthalten, weil ihre pharisäische Einbildung nach unter den übrigen Kommunikanten auch Unwürdige befindlich. 12. Dass sie das Lachen und Tanzen für eine Todsünde ausgeben, ... KTGQ 4/1, 75f Der Landesherr hatte ein Edikt gegen bestimmte kirchliche Gruppierungen erlassen, von denen man eine Unterminierung der reinen evangelischen Lehre befürchtete. Um den Gemeinden zu helfen, die inkriminierten Leute ausfindig zu machen, hatte die Kirchenleitung einen Kriterienkatalog formuliert, dem die obigen Setze entnommen sind. Braunschweigisch-Lüneburgische Landes-Ordnungen (1703) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

28 3.5.1 Zinzendorf und die Herrnhuter Brüdergemeine
Nikolaus Graf von Zinzendorf, Gründer und Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine Laientheologe, verbindet pietistische Ideen mit der Tradition der böhmischen Brüder kombiniert ekstatisch, spiritualistische Ideen, oft in höchst sinnlicher Metaphorik mit Gemeinde-Strukturierung Entscheidungsfindung durch «Losung» Losung (Zufall) ist der Wille Gottes, angewandt bei der Zusammenstellung der Bibelverse für das Jahr (Losungsbuch), aber auch bei der Partnerwahl künftiger Ehen KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

29 3.5.2 Zinzendorf und der sentimentale Pietismus
... dass in unserer Gemeine nicht ein Herz übrig bleibe, das nicht an die Wunden glaube, das nicht in die Wunden hineinfahre und darinnen hier in der Zeit seinen Sitz und Ruhestätte bestelle, das sanfte Bett der Sabbatherzlein, davon .. alle Tage erfahren wird, insonderheit zu solchen Stunden und Augenblicken, wenn sich aus unserem Kämmerlein, aus unserer bestellten Wohnung, der Blutstrom ergießt und übers ganze Täublein fließt, wie es so geschieht bei des Herrn Mahl im Sakrament ... Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, Öffentliche Gemeindereden (1747) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

30 3.6 reformierter Pietismus am Niederrhein: Gerhard Tersteegen
* 25. November 1697 in Moers † 3. April 1769 in Mülheim an der Ruhr "Verschreibung“, Gründonnerstag 1724 "Meinem Jesus! Ich verschreibe mich dir, meinem einzigen Heiland ... zu deinem völligen und ewigen Eigentum. Ich entsage von Herzen allem Recht und aller Macht über mich selbst. Von diesem Abend an sei dir mein Herz und meine ganze Liebe auf ewig zum schuldigen Dank ergeben und aufgeopfert. ... Befehle, herrsche und regiere in mir!" Beispiel für reformierten Pietismus Wurzel: spanischen und französischen quietistische Mystik (Teresa v. Avila, Johannes vom Kreuz, M. de Molinos, J. de Bernières-Louvigny, Madame J.-M. Bouvière de la Mothe Guyon u.a. Bekehrungserlebnis Am: Gründonnerstag 1724 hatte er sein Bekehrungserlebnis, das seine "dunklen Jahre" beendete. Mit seinem eigenen Blut hielt er seine "Verschreibung" fest: < separatistische, mystische Frömmigkeit auch in seinen Liedern, die er 1729 unter dem Titel: Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen veröffentlichte > Im EG sind 10 Lieder von Gerhard Tersteegen aufgenommen. das letztgenannte Lied: Ich bete an die Macht der Liebe, Die sich in Jesu offenbart; Ich geb' mich hin dem freien Triebe, Wodurch ich Wurm geliebet ward; Ich will, anstatt | an mich zu denken, Ins Meer der Liebe mich versenken. Ironie des Schicksals: diese stille mystische Frömmigkeit hat ihren Weg zum lärmenden Kasernenhof gefunden: „Helm ab zum Gebet“, heißt es im Großen Zapfenstreich, und danach spielt die Blasmusik dieses Melodie dieses Liedes. »Gott ist gegenwärtig« »Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr Engel in Chören« »Ich bete an die Macht der Liebe« KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

31 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten
3.7 Erweckungsbewegung Charakteristika: anti-rationalistisch, gegen die Vernunftsreligion der Aufklärung Bekehrung als bewusste Hinwendung zu einem christlichen Leben emotionale Vergewisserung des Glaubens Heiligung des familiären Alltags soziales Engagement (Diakonie) Bekehrung, die emotionale Überwindung des Zweifels KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten

32 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten
3.8 der Methodismus Erweckungsbewegung der 1720er Jahre, hervorgegangen aus der anglikanischen Kirche Initiatoren: John und Charles Wesley Milieu: Studentenzirkel Oxford Ziel: individuelle Vergewisserung des eigenen Glaubens und des Angenommenseins durch Gott Medium: Kleine Gruppen (Klassen), angeleitet von einem Klassenleiter, systematische, methodische Anleitung zum geistlichen Fortschritt Bekehrung: emotionale Selbstvergewisserung des Angenommenseins durch Gott Methodistische Kirche: weltweit, allein in den USA ca. 13 Mio. Mitglieder John Wesley Charles Wesley KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Frömmigkeitseliten


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