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Claus-Stephan Holdermanna
Alfred Pawlikb Dieter Schäfera Josef Ullmanna in Zusammenarbeit mit Heiko Mannerc Aspekte der funktionalen Rekonstruktion am altmesolithischen Alpinfundplatz Ullafelsen* (Stubaier Alpen/Nordtirol) U a Universität Innsbruck b Universität Tübingen c Universität Kiel * Projekt des FWF Wien (P15237)
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MitarbeiterInnen Projekt ‚Mittelsteinzeit Ullafelsen‘ (FWF P15237)
Wegesysteme, arch. Prospektionen C.-St. Holdermann, J. Ullmann, K. und N. Kompatscher Geoinformatik, arch. Prospektion H. Manner Datenbank, Grabungsbefunde, Grundformen, Modifikationen, interne Dynamik C.-St. Holdermann, D. Schäfer, J. Ullmann, U. Wierer, C. Scharf Bearbeitung Schlämmfunde B. Weishäupl Gebrauchsspurenanalyse A. Pawlik Geologie / Geomorphologie / Silexprospektion A. Gruber, C.-St. Holdermann Glaziologie / Paläoklimatologie E. Schlosser, H. Kerschner Bodenkunde C. Geitner, A. Ikinger, D. Tscherko, R. Traidl Paläobotanik W. Schoch, K. Oeggl Vegetationskunde I. Kemmer Mineralogie / Petrographie / Mikropaläontologie S. Bertola, G. Niedermayr, R. Tessadri, J. Affolter (bis 2004) In Vorbereitung: ‚Gebirgsarchäologische Forschungen in Tirol‘ (Bd.1) Inhalt siehe
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U Ullafelsen www.hochgebirgsarchaeologie.info
Grundlage: H. Manner 2005 Der altmesolithische Fundplatz Ullafelsen (U) liegt eingebettet in einer Reihe weiterer urgeschichtlicher bis frühneuzeitlicher Fundplätze im Fotscher-, Senders- und Oberbergtal.
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Stubaier Alpen – 1869 m, Kristallin der Ötztaler/Stubaier Masse
Ullafelsen Stubaier Alpen – 1869 m, Kristallin der Ötztaler/Stubaier Masse : 9 Grabungsmonate, 25 m2, 8000 eingemess. Artefakte 14 AMS-Daten, 12 x 9200…9600 conv BP - 2 x 8600…8800 conv BP 5 Holzkohlekonzentationen (Waldgrenz-entwicklung) + 2 (?)verziegelte Teilflächen div. Prozesse – Rohmaterialeinbringung – GruFoHerst (meist Abschläge) – Kerbbruchtechnik – Geräteherstellung/-nachbearbeitung – hafting/retooling
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Gerät-Modifikationen – Beuronien-/Sauveterien-Aspekte
Ullafelsen Gerät-Modifikationen – Beuronien-/Sauveterien-Aspekte Geräte-Inventar – mikrolithische/makrolithische Anteile jagdlich (mikrol. Spitzen, Dreiecke, rückenret. Lamellen…) und ‚base camp‘-basierte Nutzung (Kratzer, Stichel, Bohrer…), zahlr. Kittreste Überregionale/transalpine Silex-versorgung – ortsfremder Hämatit Ullafelsen - temporäres Basislager für jägerische Unternehmungen ausgewählte Inventaranteile 41 Kerne (incl. K.-trümmer) 22 Kratzer (incl. gleichzeitig lateral ret. Stck.) 10 Endretuschen 13 Bohrer 18 Stichel 6 Stichellamellen, sicher (angepasst) 24 Stichellamellen, möglich (bisher nicht angepasst) 26 versch. Kerbtechnik-Belege 25 mikrolithische Spitzen 22 Dreiecke 14 rückenretuschierte Lamellen 4 Segmente 1 langeschmales Trapez 36 mikrolithische Gerätebruchstücke
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Ullafelsen – Untersuchungen am Gesteinsrohmaterial für die Artefaktherstellung
Untersuchungen an Artefakten aus Hornstein-/Radiolarit durch J. Affolter (Neuchatel) und S. Bertola (Ferrara) sowie Untersuchungen an Artefakten aus Bergkristall durch G. Niedermayr (Wien) erbrachten folgende Hauptanteile (Stand April 2005) Südalpiner Silex (Scaglia rossa, S. variegata) 25,8 % Silex Nördliche Kalkalpen 23,7 % Silex aus Kelheimer Becken 14,2 % Bergkristall (aus westlichem Tauernfenster) 8,1 % Silex unklarer Herkunft 4,6 % Silex, versch. kl. Gruppen nordalpiner Herkunft 3,5 % Silex, nicht untersucht (kleinste Absplisse) 18,5 % Grundlage: alle Artefakte (100 %=7959)
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Ullafelsen – Untersuchungen am Gesteinsrohmaterial für die Artefaktherstellung
Die identifizierbaren Rohmaterialanteile der Artefakte aus Hornstein und Radiolarit ohne Silices unklarer Herkunft [n=363], ohne den Anteil der nicht untersuchten Silices [Kleinstfunde, n=1442], ohne Artefakte aus Bergkristall u.a. Quarzen [n=697] ergeben folgende wesentliche Anteile: (Stand April 2005) Südalpiner Silex (Scaglia rossa, S. variegata) 37,9 % Silex Nördliche Kalkalpen 34,8 % Silex aus Kelheimer Becken 20,9 % Silex, versch. kl. Gruppen nordalpiner Herkunft 5,2 % Grundlage: alle Hornstein-/Radiolarit-Artefakte (100 %=5427) Aus diesen Angaben ergeben sich weitgespannte Rohmaterialversorgungsstrategien in einer Zeit vor bis Jahren vor heute, die z.T. mehrere hundert km entfernte Lagerstätten umfassen als auch die Überquerung des Alpenhauptkammes realisierten.
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Ullafelsen – Untersuchungen am Gesteinsrohmaterial für die Artefaktherstellung
- Revision südalpiner Silices - Die Untersuchungen durch J. Affolter sahen bisher mehrere geologische Quellen für die Herkunft der südalpinen Silices vor (siehe M. Baldo, M. Lessini, Nonsberg, M. Avena auf nachfolgender Folie). Eine Revision dieser und weiterer Rohmaterialgruppen durch S. Bertola ergab als einziges südalpines Herkunftsgebiet das Gebiet um den Nonsberg. Für eine durch J. Affolter bisher allgemein dem Tiroler/Bayerischen Gebiet zugewiesene nordalpine Silexgruppe konnte S. Bertola ebenfalls ihre südalpine Herkunft nachweisen (Bertola, i. Vorb.).
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Gebrauchsspurenanalyse
Hired gun: Alfred Pawlik An sämtlichen Geräten und deren Fragmenten durchgeführt! 256 Artefakte seit 1998 analysiert Zunächst im Labor des Tübinger Instituts für Urgeschichte
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Gebrauchsspurenanalyse
...im Tübinger Schloß
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Gebrauchsspurenanalyse
Seit 2001 im neu eröffneten „Lithic Studies Laboratory“ an der University of the Philippines
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Gebrauchsspurenanalyse
Das Labor von innen...
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...und von außen!
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Methodik Low Power Analyse High Power Analyse
Abrasionen Aussplitterungen Brüche Residuen Mikropolituren Striae Residuen Visuell Röntgenmikroanalyse Low Power Analyse High Power Analyse Rasterelektronenmikroskopie
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Resultate: Rasterelektronenmikroskopie
Residuen auf über 100 Geräten vorhanden Einzigartige Fundsituation (außerhalb von Seeufern) Birkenrindenpech Hinweise zum Herstellungsverfahren Nachweis der Schäftung der Geräte
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Resultate: Lichtmikroskopie
Ähnliches Mengenverhältnis von Geschoßeinsätzen und Werkzeugen Derzeit identifiziert: 55 Arbeitsgeräte 43 Geschoßeinsätze 23 „geschäftet“ Jagdwaffen als Kompositgeräte
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Resultate: Lichtmikroskopie
Bearbeitung von: Fell / Leder Knochen / Geweih Holz Mineralischem Material
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Resultate: Lichtmikroskopie
Zahlreiche Arbeitsgeräte an härteren organischen Materialien benutzt. Zusammenhang mit der Bearbeitung von Schäften dabei erkennbar. Auffallend oft „Gravieren“ als Verwendung: Handwerklich/künstlerisches Werken? Oder aber Anbringen bzw. Nachbearbeiten von Schaftlöchern? Reparatur und Wartung der Jagdausrüstung „hafting and retooling“
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Resultate: Lichtmikroskopie
Einige Artefakte und Funktionsbereiche zeigten Mehrfachverwendung: Geschoß und Arbeitsgerät Wechsel der Funktionsbereiche Schneide/Spitze Schäftungszone Arbeitsgerät mit mehreren Funktionsbereichen Arbeitsgerät an verschiedenen Werkstoffen?
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form follows function Kantenretuschierte Stücke v.a. Arbeitsgeräte
Mikrospitzen fast nur Geschoßbewehrungen Bohrer: Durchbohren, Gravieren oder beides. Sowohl weiche als auch harte Materialien
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form follows function Kratzer werden gern als reine Fellbearbeitungswerkzeuge angesehen. Am Ullafelsen wurden sie vielseitig verwendet: Fell / Leder Knochen / Geweih Holz Geschäftet und ungeschäftet Jedoch ausschließlich zum Schaben und NICHT zum Kratzen! (wer hat sich nur diese unsinnige Bezeichnung einfallen lassen?)
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Einige „Exoten“ Rekonstruktionsvorschlag anhand der Gebrauchsspuren
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Einige „Exoten“ Noch so einer... Rekonstruktionsvorschlag
anhand der Gebrauchsspuren Noch so einer...
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...und exotische Analogien
C8-6: Eigenartige Spuren auf der Spitze. Schon irgendwo mal gesehen... ?
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Funktionale Kartierung
Arbeitsbereich Einzelfundeinmessung ist lästig, lohnt sich aber... Schäftungsspuren & Geschoßeinsätze: „hafting & retooling“ Arbeitsbereich Arbeitsbereich & „Retooling“
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Transformationsvorgänge und Zusammensetzungen
- am Prozess der Werkstückbildung beteiligte Artefaktindividuen: n = 1843 - Ergebnis: n = 144 (Aneinander/Aufeinanderpassungskomplexe) - beteiligte Einzelindividuen: n = 385 Arbeitsstand: April 2005
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Geologie der Ostalpen (vereinfachter Überblick), ausgewählte Rohmaterialprovinzen: Walsertäler, Karwendel, Rofan, Nonsberg
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Vereinfachte Rohmaterialzuweisung der prozessbeteiligten Artefakte größer 5 mm:
Abensberg-Arnhofen: n = 454 Allgemein Nordalpin: n = 18 Rofan-Gebirge: n = 409 Karwendel-Gebirge: n = 304 Südalpin: n = 658
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Kernpräparation und Kernreduktion
Silex-Rohmaterial (Jura-Hornstein) aus Abensberg-Arnhofen, Raum Kelheim a.d.Donau (Bayern) - Aneinander/Aufeinanderpassungskomplexe: n = 37 - beteiligte Einzelindividuen: n = 99 Werkstück: unipolarer Kern mit Anpassungen Handstückauswahl aus Abensberg-Arnhofen
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Kernpräparation und Kernreduktion
Silex-Rohmaterial aus dem Nordalpinen (ohne Rofan, Karwendel) - Aneinander/ Aufeinanderpassungskomplexe: n = 2 - beteiligte Einzelindividuen: n = 4 Stark tektonisiertes Werkstück: polygonaler Kern mit Anpassung (Walsertäler)
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Kernpräparation und Kernreduktion
Silex-Rohmaterial (alpiner Hornstein) aus dem Rofan-Gebirge Aneinander/ Aufeinanderpassungskomplexe: n = 33 - beteiligte Einzelindividuen: n = 89 Handstück aus dem Rofan-Gebirge (Auswahl) Werkstücke: Unipolare Kerne mit Anpassungen, verschiedene Rohmaterialvarietäten
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Kernpräparation und Kernreduktion
Silex-Rohmaterial aus dem Südalpinen - Aneinander/ Aufeinanderpassungskomplexe: n = 47 - beteiligte Einzelindividuen: n = 119 Kernrest Werkstück: bipolarer Kern mit Anpassungen
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Kernpräparation und Kernreduktion
Silex-Rohmaterial aus dem Südalpinen - Aneinander/ Aufeinanderpassungskomplexe: n = 47 - beteiligte Einzelindividuen: n = 119 Werkstück: bipolarer Kern mit Anpassungen Werkstück: unipolarer Kern an Abschlag, mit Anpassungen
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Herstellung und Instandsetzung von Werkzeugen
Silex-Rohmaterial (alpiner Hornstein) aus dem Karwendel-Gebirge Aneinander/ Aufeinanderpassungskomplexe: n = 25 - beteiligte Einzelindividuen: n = 74 Herstellung und Instandsetzung von Werkzeugen Handstück aus dem Karwendel- Gebirge (Auswahl) Werkstück: Kratzerproduktion
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Herstellung und Instandsetzung von Werkzeugen
Silex-Rohmaterial aus dem Südalpinen - Aneinander/ Aufeinanderpassungskomplexe: n = 47 - beteiligte Einzelindividuen: n = 119 Werkstück: Stichelproduktion Werkstück: Instandsetzung
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Herstellung und Instandsetzung von Werkzeugen
Silex-Rohmaterial aus dem Südalpinen - Aneinander/ Aufeinanderpassungskomplexe: n = 47 beteiligte Einzelindividuen: n = 119 Werkstück: Kratzerproduktion und Instandsetzung
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