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Zum Wandel der Semantik von grauer Farbe zwischen Moderne und Postmoderne (Rilke, Mann, Ortheil, Modick) Levan Tsagareli, Ilia State University.

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Präsentation zum Thema: "Zum Wandel der Semantik von grauer Farbe zwischen Moderne und Postmoderne (Rilke, Mann, Ortheil, Modick) Levan Tsagareli, Ilia State University."—  Präsentation transkript:

1 Zum Wandel der Semantik von grauer Farbe zwischen Moderne und Postmoderne (Rilke, Mann, Ortheil, Modick) Levan Tsagareli, Ilia State University

2 Zur Gliederung der Vortrags Einleitung Forschungsüberblick Allgemeines zur literarischen Semantisierung von Grau Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der klassischen Moderne Exkurs: Dekonstruktion Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der Postmoderne Fazit

3 Einleitung Forschungshintergrund Zielsetzung: ◦ die etablierte Interpretation der grauen Farbe zu überprüfen und mit Bezug auf die Poetik des postmodernen Romans zu revidieren ◦ den Wandel der Semantik der grauen Farbe in den deutschsprachigen Kunstnarrativen des 20. Jahrhunderts zu beschreiben Forschungsgegenstand – 4 Kunstnarrative: ◦ Rainer Maria Rilkes Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910), ◦ Thomas Manns Der Tod in Venedig (1911), ◦ Klaus Modicks Das Grau der Karolinen (1986), ◦ Hanns-Josef Ortheils Im Licht der Lagune (1999) Zur methodischen Vorgehensweise: textimmanente, semantische Analyse + diachroner Vergleich

4 Forschungsüberblick Feulner, Gabriele. 2010. Mythos Künstler, Konstruktionen und Dekonstruktionen in der deutschsprachigen Prosa des 20. Jahrhunderts. Berlin: Erich Schmidt. Meuthen, Erich. 2001. Eins und doppelt oder vom Anderssein des Selbst: Struktur und Tradition des deutschen Künstlerromans, Tübingen: Niemeyer (Studien zur deutschen Literatur; Bd. 159). Mosthaf, Franziska. 2000. Metaphorische Intermedialität. Formen und Funktionen der Verarbeitung von Malerei im Roman. Theorie und Praxis in der englischsprachigen Erzählkunst des 19. und 20. Jahrhunderts. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier. Müller, Dominik. 2009. Vom Malen erzählen. Von Wilhelm Heinses „Ardinghello“ bis Carl Hauptmanns „Einhart der Lächler“. Göttingen: Wallstein. Zima, Peter V.. 2008. Der europäische Künstlerroman. Von der romantischen Utopie zur postmodernen Parodie, Tübingen u. Basel: Francke.

5 Allgemeines zur literarischen Semantisierung von Grau 1. Kennzeichen devitalisierender Prozesse  ◦ Symbol des Schwindens und Erlöschens des Lebens, des Leblosen, der Zerstörung und der Toten ◦ Symbol des Unheimlichen, des Grauenvollen, des Gespenstischen ◦ Symbol der Melancholie, des Vergehens 2. Der aus Schwarz und Weiß zusammengesetzte Mischton der Farbe  ◦ Symbol eines existentiellen Zwischenraums (Raum zwischen Leben und Tod, Diesseits und Jenseits) ◦ Symbol der Vermittlung, der angleichenden Gerechtigkeit ◦ Symbol der Auferstehung der Toten (im Christentum) 3. Symbol des Alters und der Weisheit Kurz 2008, 137-138 Becker 1999, 107

6 Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der klassischen Moderne 1 (Rilke) Raum (Sememe: tot, verfallen) „Das Angeschienene war vom Nebel verhangen wie von einem lichtgrauen Vorhang. Grau im Grauen sonnten sich die Statuen in den noch nicht enthüllten Gärten. “ (722) die Angst, daß das Granit sei, worauf ich liege, grauer Granit (767) Eine perlgraue Häusergruppe (722) „Blau in schimmliches Grün, Grün in Grau und Gelb in ein altes, abgestandenes Weiß, das fault. “ (750) „die Wände waren ringsum mit tiefen, grauen Wandschränken verschalt“ (802) graue, staubige Spuren am Rande der Decken (749) eine gewisse schmierig-graue Mulde in dem Lehnstuhl (753)

7 Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der klassischen Moderne 1 (Rilke) Figuren (Semem: alt) Christoph Detlevs große, graue Hand (717) „auf einmal war dieses Gesicht fort, und sein grauer Kopf lag auf dem Tische“ (740) die große Maske des Alten mit ihrem grauen Lächeln (741) jene graue, kleine Frau (744) sein graues, gespanntes Gesicht (754) Olfaktorisches (Semem: abgestanden) graue Kartoffeldunst (750- 751) grauriechende Kälte (904) Zeit (Semem: alltäglich, langweilig) an einem grauen Pariser Nachmittag (726) das Wetter hatte sich inzwischen geschlossen, trotz der Kälte, und war grau und undurchsichtig geworden. (888)

8 Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der klassischen Moderne 2 (Mann) Figuren (Sememe: alt, bürgerlich, apollinisch) Aschenbach: ◦ einen grauen Wetterkragen ◦ stark ergrautes / graues (x2) Haar; grauhaariger Mann; der Grauhaarige ◦ Spiegelbild – „Grau“ „graues Haar bedeutet unter Umständen eine wirklichere Unwahrheit“ eine große Frau, grau-weiß gekleidet Tadzio: seine eigentümlich dämmergrauen Augen (x2), dieser dämmergraue Blick Raum (Sememe: apollinisch, vital) Der Himmel war grau; „Das Meer hatte eine blaßgrüne Färbung angenommen, die Luft schien dünner und reiner, der Strand mit seinen Hütten und Booten farbiger, obgleich der Himmel noch grau war.“ die graue und flache See - belebt von watenden Kindern

9 Exkurs: Dekonstruktion Dekonstruktion als ein literaturwissenschaftliches Verfahren: ◦ „Dezentrieren der zentral gesetzten thematisch- strukturellen Instanzen eines Textes aus der Perspektive dessen, was durch sie marginalisiert wird, sich aber dennoch als textkonstitutiv erweist (Dezentrierung); ◦ Auflösung binärer, hierarchischer Bedeutungsoppositionen im Text und deren Einbeziehung in einen enthierarchisierten Prozeß von Differenzen“ Zapf 2004, 22 Dekonstruktion als poetisches Prinzip

10 Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der Postmoderne 1 (Ortheil) Farbe (Sem: Dezentrierung, Auflösung semantischer Oppositionen) Personen und Dinge „gingen über in einen Farbton, in Kälte und Wärme, in Anziehung und Abstoßung, so unmittelbar, daß ihm schließlich der Gedanke kam, auf das Sichtbare ganz zu verzichten. […] Jetzt berührte der Oberhimmel der Luft die Unterhimmel des Wassers“ (286), „unaufhörlich versuchte, solche reinen, sich von den Gegenständen entfernenden Farbtöne zu finden“ (287) „Es gab keinen Halt, keine Zentren, nichts mehr dergleichen, die Farben gebärdeten sich auf diesen Bildern ganz selbständig, wie wilde Tiere, die man zu zähmen versucht hatte und die jetzt wieder den Weg ins Freie fanden.“ (300), „Jetzt verschwanden selbst noch die leuchtenden Farben, und man sah nichts mehr als was: Flächen aus hunderterlei Grau“ (300)

11 Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der Postmoderne 2 (Modick) Farbe (Sem: Dezentrierung, Auflösung semantischer Oppositionen) „Das Mischungsergebnis aller Komplementärfarben ist ein dunkles Grau. Das Grau ist ein Ton, in dem alles zusammenfällt.“ (60) „Die Formen steigerten sich zu immer höheren und einfacheren Verhältnissen, über Kristallerscheinungen wie in einem Schneegestöber, in dem jede einzelne Flocke unendlich vergrößert war, zu Kreis- und Kugelformen, in denen endlich auch der Gegensatz von Rand und Mitte erlosch.“ (207) „Man hat ja immer versucht […] sich die Welt schwarz-weiß vorzustellen. So abstrahierte man beispielsweise aus der Welt der Urteile die sogenannten wahren und die sogenannten falschen und baute aus diesen Abstraktionen die aristotelische Logik mit ihrer Identität, Differenz und dem ausgeschlossenen Dritten. Dies Dritte ist aber in der Kunst oft gerade das Wichtige, vielleicht das Entscheidende. Die auf dieser Logik gegründeten modernen Wissenschaften funktionieren tatsächlich, obwohl kein Urteil je vollkommen wahr oder vollkommen falsch war.“ (247-248)

12 Semantik von Grau in den deutschsprachigen Kunstnarrativen der Postmoderne 2 (Modick) Farbe (Sem: Dezentrierung, Auflösung semantischer Oppositionen) „wenn diese Trennungen wirklich durcheinander geraten, wenn sich Grauzonen einstellen. […] Da passiert nämlich folgendes: Die Trennung zwischen Gut und Böse, moralisch und unmoralisch, Recht und Unrecht löst sich auf. Im Grunde löst sich unser Weltbild auf, und zwar mit gutem Grund zu Grautönen.“ (248) „Letzte Wahrheiten, endgültige, autoritative Aussagen, selbst über Dinge, die völlig eindeutig erscheinen, werden ständig durch andere Ansichten, und häufig sogar von derselben Person in einer neuen Situation, bestritten. Widersprüchliche Wahrheiten sind hier keine Konflikte, sondern sie verhalten sich zueinander wie Komplementärfarben auf der Palette. So sind die Leute von Ponape in ihrem Denken und Tun vorzügliche Maler von Schattierungen und Nuancen. Das Denken der Europäer ist aber schwarz-weiß, das der Mikronesier zeigt alle nur möglichen Grautöne auf, die zwischen und um Schwarz und Weiß liegen – oder doch liegen könnten.“ (406)

13 Fazit Semantik von Grau im Kunstnarrativ der Moderne monosemantisch negativ konnotiert steht in semantischer Opposition zu: Grün (Natur) und Blau (Kunst) Verfall, Alter, Tod (=etablierte Semantik) Alltag, Bürgerliches Leben, Vitalität, Rationalität (  etablierte Semantik) Semantik von Grau im Kunstnarrativ der Postmoderne polysemantisch positiv (bzw. neutral) konnotiert steht in semantischer Opposition zu: Schwarz und Weiß (Dualistische, hierarchische Denkweise) etwas jenseits des Dualismus und der Hierarchie: Kunst (  etablierte Semantik) Harmonie (  etablierte Semantik)

14 Literaturverzeichnis Becker, Udo. 1999. Lexikon der Symbole. – 3. Aufl. – Freiburg; Basel; Wien: Herder. Köppe, Tilmann & Simone Winko. 2008. Neuere Literaturtheorien. Eine Einführung. Stuttgart; Weimar: Metzler. Kurz, Gerhard. 2008. Grau. In Metzler Lexikon literarischer Symbole, hg. v. Günter Butzer & Joachim Jakob. Münker, Stefan & Alexander Roesler. 2000. Poststrukturalismus. Stuttgart, Weimar: Metzler. Nünning, Vera & Ansgar Nünning (Hg.). 2010. Methoden der litaratur- und kulturwissenschaftlichen Textanalyse. Ansätze – Grundlagen – Modellanalysen. Stuttgart; Weimar: Metzler. Zapf, Huber. 2004. Dekonstruktion. In Grundbegriffe der Literaturtheorie, hg. v. Ansgar Nünning. Stuttgart; Weimar: Metzler, 22-23.


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