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Kepler Salon Linz Was ist interkulturelle Philosophie?

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Präsentation zum Thema: "Kepler Salon Linz Was ist interkulturelle Philosophie?"—  Präsentation transkript:

1 Kepler Salon Linz Was ist interkulturelle Philosophie?
Ausgangsfragen Begriffe Aufgaben Verfahren

2 Ausgangsfragen Entstehung einer Weltkultur Extern universell!
Intern universell? Gestaltung: primär durch eine der früheren Kulturen durch Entwicklungen aus mehreren Kulturen mit Weiterbestehen kultureller Differenzen Vgl. Franz Martin Wimmer: Interkulturelle Philosophie. Vom Dilemma der Kulturalität zum Polylog. Hg.: IWK. Vol. , (IWK-Texte Bd. 4). Wien: IWK, Oder auch: Globalität und Philosophie. Studien zur Interkulturalität. Wien: Turia & Kant, 2003. Ad 1) extern universell - intern universell? Eine expandierende Kultur oder Neues aus Vielem? 2004, 47f: drei verschiedene Annahmen denkbar:a) Die künftige Weltkultur organisiert sich weltanschaulich auf eine Weise, die aus keiner der bisherigen Traditionen vorrangig bestimmt ist, sondern stellt etwas Neues dar. b) Die globale Kultur beschränkt sich auf technische und wissenschaftliche Bereiche, während lebensweltlich bestimmende Anschauungen different bleiben und immer wieder neue staatliche oder regionale Organisations- und Lebensformen, sowie regional dominante Weltanschauungen hervorbringen.c) Diese Weltkultur wird intern universell dadurch, dass primär eine der früheren intern universellen Kulturen für sie durchgehend bestimmend wird. Ad 2) es gibt sie und sie entwickeln sich unterschiedlich Ad 3) Möglich, wenn auch selten: Orientierungsreflexionen (Bsp. MRe, Ethik eher als Mephy oder Erkth.)

3 Ausgangsfragen Vielheit philosophischer Traditionen
Entstehung einer Weltkultur Vielheit philosophischer Traditionen unterschiedliche Welt- und Menschenbilder unterschiedliche Wertvorstellungen unterschiedliche Gesellschaftsideale Vgl. Franz Martin Wimmer: Interkulturelle Philosophie. Vom Dilemma der Kulturalität zum Polylog. Hg.: IWK. Vol. , (IWK-Texte Bd. 4). Wien: IWK, Oder auch: Globalität und Philosophie. Studien zur Interkulturalität. Wien: Turia & Kant, 2003. Ad 1) extern universell - intern universell? Eine expandierende Kultur oder Neues aus Vielem? 2004, 47f: drei verschiedene Annahmen denkbar:a) Die künftige Weltkultur organisiert sich weltanschaulich auf eine Weise, die aus keiner der bisherigen Traditionen vorrangig bestimmt ist, sondern stellt etwas Neues dar. b) Die globale Kultur beschränkt sich auf technische und wissenschaftliche Bereiche, während lebensweltlich bestimmende Anschauungen different bleiben und immer wieder neue staatliche oder regionale Organisations- und Lebensformen, sowie regional dominante Weltanschauungen hervorbringen.c) Diese Weltkultur wird intern universell dadurch, dass primär eine der früheren intern universellen Kulturen für sie durchgehend bestimmend wird. Ad 2) es gibt sie und sie entwickeln sich unterschiedlich Ad 3) Möglich, wenn auch selten: Orientierungsreflexionen (Bsp. MRe, Ethik eher als Mephy oder Erkth.)

4 Begriffe: Philosophie
„Philosophie“ ist ein griechisches Wort Ist Philosophie nur in Griechisch entstanden? Ist die faktische Gleichsetzung von Philosophie mit griechisch-okzidentaler Philosophie berechtigt? Hans-Georg Gadamer: "Europa und die Oikoumene." In Europa und die Philosophie, Hg.: Hans-Helmuth Gander, Frankfurt/M.: Klostermann, 1993. 67: die Philosophie, in deren Zeichen wir hier beisammen sind, ganz und gar in Europa entstanden [...] 68: Es ist im Grunde völlige Willkür, ob wir das Gespräch eines chinesischen Weisen mit seinem Schüler Philosophie nennen oder Religion oder Dichtung. ((Vergleichbares treffe auf indische Traditionen zu. Es sei der)) Begriff der Philosophie ... noch nicht auf die großen Antworten anwendbar, die die Hochkulturen Ostasiens und Indiens auf die Menschheitsfragen, wie sie in Europa durch die Philosophie immer wieder gefragt werden, gegeben haben. Mall, Ram Adhar; Hülsmann, Heinz: Die drei Geburtsorte der Philosophie. China, Indien, Europa. Bonn: Bouvier 56: Bis jetzt haben die Philosophen, Hegel eingeschlossen, mehr oder minder eine Einheit gedacht, spekulativ sich vorgestellt und von einem bestimmten mehr oder minder nationalen philosophischen Standpunkt her, diesen fast immer verabsolutierend, das Schema einer Weltgeschichte der Philosophie entworfen. Heute ist ein solches Schema nicht mehr am Platze.

5 Begriffe: Philosophie
„Philosophie“ ist ein griechisches Wort Philosophie ist eine Menschheitsleistung Es gibt mehrfache Ursprünge und Traditionen: im antiken Ost-, Süd- und Westasien, in Griechenland, im Islam, in Afrika, möglicherweise in Zentralamerika. Einige dieser Traditionen wirken stark bis in die Gegenwart. Wenn sie für eine globale Welt fruchtbar sein sollen, brauchen wir einen „generischen“ Begriff. Jaspers, Karl: Ursprung und Ziel der Geschichte. Frankfurt/M.: Fischer 1956 (zuerst: 1949) Achsenzeit14: In dieser Zeit drängt sich Außerordentliches zusammen. In China lebten Konfuzius und Laotse, entstanden alle Richtungen der chinesischen Philosophie, dachten Mo-Ti, Tschuang-Tse, Lie-Tse und ungezählte andere, - in Indien entstanden die Upanischaden, lebte Buddha, wurden alle philosophischen Möglichkeiten bis zur Skepsis und bis zum Materialismus, bis zur Sophistik und zum Nihilismus, wie in China, entwickelt, - in Iran lehrte Zarathustra das fordernde Weltbild des Kampfes zwischen Gut und Böse, - in Palä-15: stina traten die Propheten auf von Elias über Jesaias und Jeremias bis zu Deuterojesaias, - Griechenland sah Homer, die Philosophen - Parmenides, Heraklit, Plato - und die Tragiker, Thukydides und Archimedes. Alles, was durch solche Namen nur angedeutet ist, erwuchs in diesen wenigen Jahrhunderten annähernd gleichzeitig in China, Indien und dem Abendland, ohne daß sie gegenseitig voneinander wußten. Ralf Moritz, Hiltrud Rüstau und Gerd-Rüdiger Hoffmann (Hg.): Wie und warum entstand Philosophie in verschiedenen Regionen der Erde? Berlin: Akademie-Verlag, Indien, China, Japan, Griechenland, die islamischen Länder, das subsaharische Afrika, das präkolumbianische und kolonialzeitliche Mittelamerika.

6 Begriffe: Philosophie
„Philosophie“ ist ein griechisches Wort Philosophie ist eine Menschheitsleistung Generischer Begriff von Philosophie Fragen nach der Grundstruktur von Wirklichkeit Fragen nach der Erkennbarkeit von Wirklichkeit Fragen nach der Begründbarkeit von Normen Entwicklung von Begrifflichkeit und begrifflicher Argumentation 2004, 26: Bezüglich des Inhalts kann Philosophie ausgehend von einem (okzidental) traditionellen Verständnis damit charakterisiert werden, dass es sich um die Behandlung von ontologischen oder erkenntnistheoretischen oder wert- und normentheoretischen Fragen handelt. Es geht somit entweder um die Frage, was wirklich ist; oder darum, was erkennbar ist; oder drittens um die Begründung von Normen und Werten. Werden Antworten auf solche Fragen mit Mitteln des Denkens gesucht, so können wir von Philosophie in einem aus der okzidentalen Geschichte vertrauten Sinn sprechen und zwar auch dann, wenn einzelne Mittel des Erkennens, des Ausdrückens und der Kommunikation entsprechender Ideen vollkommen anders als in dieser Tradition sein sollten. Einzelne Traditionen oder Epochen legen mehr oder weniger Gewicht auf die eine oder die andere dieser Fragestellungen, aber wenn wir bereit sind, Bemühungen, auch nur eine davon zu klären, unserem Begriff von Philosophie zuzuordnen, so dürften damit sehr viele, Denktraditionen darunter fallen, die auch noch ein formales Kriterium erfüllen, das lautet: Philosophie sucht Antworten auf diese Grundfragen, indem sie Begriffe definiert, Argumente entwickelt, Methoden des Erkenntnisgewinns und der Irrtumsvermeidung reflektiert. Eben so wenig wie bei den inhaltlichen Kennzeichnungen handelt es sich bei diesem formalen Kriterium um ein Merkmal, das etwa auf die okzidentale Denktradition beschränkt wäre.

7 Begriffe: Kulturalität
Menschen sind von Natur kultürlich Die kulturelle Geprägtheit von Menschen betrifft Weltbilder, Verhaltensweisen, Ästhetiken, Normensysteme. Eine dieser Prägungen ist durch differente Sprachen gegeben - sie ist für die jeweilige Philosophie von großer Bedeutung, weil Philosophierende jeweils (nur) mit ihrer Sprache zeigen können, was sie denken. 2004, 49: Zweifach steht Philosophie im Prozess der Herausbildung einer globalen Menschheitskultur: in kritischer Selbstreflexion auf ihre eigene Möglichkeit und als Reflexion auf das Geschehen selbst. In der ersten Hinsicht handelt es sich um eine Auseinandersetzung der Philosophie mit ihrer eigenen kulturellen Bedingtheit, den daraus folgenden Vorurteilen, Stärken und Schwächen, die in wechselseitigen Begegnungen bewusst werden können. In zweiter Hinsicht kann und soll Philosophie analysierend und argumentierend zu problematischen Entwicklungen im Globalisierungsprozess Stellung nehmen.

8 Begriffe: Kulturalität
Menschen sind von Natur kultürlich Kulturalität betrifft (auch) die jeweilige Philosophietradition Entstehungsbedingungen verschieden Weltbilder und Gesellschaftsformen Sprachstrukturen Ad 1) Autochthon, rezeptiv - Rolle von Traditionen - Stellung von Religion(en) Ad 2) Mythenkritik (Griechenland, Israel, etc.), Frage nach gerechter Gesellschaft (China), Erlösung aus Schicksal (Indien), Begründung von Religion (Christentum, Islam) etc. Ad 3) Kopula (fehlte im Arabischen), Substantivierung (griechisch, deutsch), Lokativ-Existenz (Bantu) etc.

9 Begriffe: Kulturalität
Menschen sind von Natur kultürlich Kulturalität betrifft (auch) die jeweilige Philosophietradition Philosophie kann monokulturell, multikulturell oder interkulturell orientiert sein Diese Orientierungen entsprechen jeweils einem Typus „zentristischen“ Denkens, nämlich einem expansiven bzw. integrativen, einem separativen oder einem tentativen Zentrismus Dazu ausführlicher unten unter Verfahren Zentrismuskritik Monologe, Dialoge, Polyloge

10 Begriffe: Dilemma der Kulturalität
Wenn Philosophie stets kulturell geprägt ist, nur bestimmte kulturelle Ausdrucksmittel hat, in bestimmter kultureller Tradition geschieht, aber Allgemeingültigkeit intendiert muss sie ein Bewusstsein davon haben und Verfahren zur gegenseitigen Aufklärung entwickeln Jede Philosophie, auch die des Mainstream, ist zunächst einmal als Ethnophilosophie zu betrachten, sofern sie für sich allein steht. Einige philosophische Traditionen haben das Merkmal, als Kolonialisierte geprägt oder entwickelt worden zu sein. Sie haben die Möglichkeit/Notwendigkeit stärker als die durch Kolonialisierung geprägten, das Dilemma zu überwinden in einer „Entkolonialisierung philosophischer Begriffe“, vgl. Kwasi Wiredu: "The Need for Conceptual Decolonization in African Philosophy." In Philosophy and Democracy in Intercultural Perspective. Philosophie et démocratie en perspective interculturelle, Hg.: Heinz Kimmerle und Franz Martin Wimmer, Amsterdam: Rodopi, 1997.By conceptual decolonization I mean two complementary things. On the negative side, I mean avoiding or reversing through a critical conceptual self-awareness the unexamined assimilation in our thought ... of the conceptual frameworks embedded in the foreign philosophical traditions that have had an impact on African life and thought. And, on the positive side, I mean exploiting ... the resources of our own indigenous conceptual schemes in our philosophical meditations on even the most technical problems of contemporary philosophy. The negative is ... only the reverse side of the positive. But I cite it first because the necessity for decolonization was brought upon us in the first place by the historical superimposition of foreign categories of thought...

11 Aufgaben: Kritik der Philosophiehistorie
Neuzeitliche Philosophiehistorie ist im Allgemeinen eurozentrisch: Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Geschichte der Philosophie zunehmend als Geschichte der europäischen Philosophie dargestellt, kulminierend im 19. Jahrhundert und so als Standardsicht immer noch präsent. Darin bekommt die menschliche Vernunft ein Geschlecht (männlich), eine Hautfarbe (weiß) und eine kulturelle Normalität (christlich-abendländisch). Aufgrund starker Affinität zu ihrer Geschichte prägt dies den Begriff von Philosophie in irreführender Weise. Vgl. dazu meine Vorlesungen zur Geschichte der Philosophiehistorie: Beispiel: Elmar Holenstein: China ist nicht ganz anders. Vier Essays in global vergleichender Kulturgeschichte. Zürich: Ammann, 2009. China - eine altsäkulare Zivilisation 41: „Wer in Ostasien lebt, reibt sich die Augen, wenn er Publikationen europäischer und nordamerikanischer Intellektueller zur Säkularisation, ihren Ressourcen und ihren Folgen liest. So schreibt Slavoj Žižek (2006): "What makes modern Europe unique is that it is the first and only civilization in which atheism is a fully legitimate option, not an obstacle to any public post. Atheism is a European legacy worth fighting for." Das ist säkularisierter Parochialismus in Reinkultur. In China ist Atheismus seit der vorchristlichen Achsenzeit mit größter Selbstverständlichkeit eine legitime Wahl. Einem bekennenden Atheismus (oder Theismus) zog man in Staatsdiensten freilich einen zurückhaltenden Agnostizismus vor.“

12 Aufgaben: Globalgeschichte der Philosophie
Komparative Philosophie, bislang vor allem auf Ost- und Südasien im Vergleich mit dem Westen konzentriert, soll auch andere Regionen erfassen. Curricula und Lehrmaterialien der Philosophie sollen alle großen Menschheitstraditionen vermitteln. Periodisierungen und Interpretamente der Philosophiehistorie sollen möglichst mit Bezug auf alle Traditionen anwendbar sein. Komparative Philosophie als Voraussetzung: Franz Martin Wimmer: "Interkulturelle versus komparative Philosophie – ein Methodenstreit?" In: Zeitschrift für Kulturphilosophie 3, Nr. 2 (2009): Entwicklung von Curricula und Materialien Enrique Dussel: "Eine neue Epoche in der Geschichte der Philosophie: Der Weltdialog zwischen philosophischen Traditionen." (in polylog Nr. 24) Beispiele globaler Philosophiegeschichte: Randall Collins: The Sociology of Philosophies. A Global Theory of Intellectual Change. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard Univ. Pr., 2000. Preface XVIII: „Further on in the twenty-first-century, when economic linkage and intermigration will indeed produce a common world culture, educated people will likely be embarrassed to know so little about the intellectual history of other parts of the world than their own.“ Ninian Smart: Weltgeschichte des Denkens. Die geistigen Traditionen der Menschheit. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2002. Elmar Holenstein: Philosophie-Atlas. Orte und Wege des Denkens. Zürich: Ammann Verlag, 2004. John C. Plott: Global History of Philosophy. Vol Delhi: Motilal Banarsidass,

13 Aufgaben: Kritik zentristischer Universalismen
Universalität vs Partikularität - eine irrige Alternative? Universelle Wahrheit/Gültigkeit nur in praktizierten Dialogen/Polylogen zu entwickeln Minimalregeln der Praxis: Negativ: Halte keine philosophische These für gut begründet, an deren Zustandekommen nur Menschen einer einzigen kulturellen Tradition beteiligt waren. Positiv: Suche wo immer möglich nach transkulturellen „Überlappungen” von philosophischen Begriffen, da es wahrscheinlich ist, dass gut begründete Thesen in mehr als nur einer kulturellen Tradition entwickelt worden sind. Raúl Fornet-Betancourt: Zur interkulturellen Transformation der Philosophie in Lateinamerika. Frankfurt/M.: IKO - Verlag für Interkulturelle Kommunikation, (Ik Phil.) 14: „setzt weiterhin die Notwendigkeit der Universalität voraus. ... aber doch die Zurückweisung einer Universalität, die 15: konstruiert ist auf der Grundlage der Differenz zwischen dem Universellen und dem Partikulären und gegenüber der sich das Partikuläre immer rechtfertigen muss, da sie sich als die regulierende Ordnung des Zusammenlebens oder als Ausdruck des Maßstabs der Menschheit darstellt. ... Es wird also nicht das Universelle, sondern der Mangel an Universalität ... kritisiert.“ z.B. Menschenrechte: Yersu Kim: "Entwicklung von Universalität. Zur Begründung der Universalität von Menschenrechten." �Übersetzt von Franz Martin Wimmer. In: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren, Nr. 14 (2005): Diskussion und Interpretation der Minimalregeln

14 Aufgaben: Sachfragen der Philosophie universell behandeln
Wenn Philosophie Grundfragen ontologischer, erkenntnistheoretischer oder normativer Art als Gegenstand hat, so sind alle bisher hier formulierten Aufgaben bloße Präliminarien. Philosophie hat in interkultureller Orientierung keine besonderen Gegenstände, sondern eben die Klärung von Grundfragen, aber in bewusst globaler Zugangsweise. Dazu sind geeignete Verfahren zu entwickeln. Diskussion der Minimalregeln Evtl. Beispiel der Menschenrechte Polylog-Hefte z.B.: 6: Gerechtigkeit, 9: Ästhetik, 13: Biotechnologie, 14: Menschenrecht, 16: Gerechter Krieg usw. Zu den Verfahren unten

15 Verfahren: Argumentationen angesichts von Differenz
Monologisch Dialogisch - Polylogisch

16 Verfahren 1: Monologisch
Voraussetzungen monologischer Argumentationen Es gibt eine objektiv überlegene Position/Tradition. Die überlegene Position ändert sich nicht in Prozessen der Argumentation gegen andere Positionen. Differente Positionen können und sollen restlos überwunden werden. Zu den Voraussetzungen: Ad 1) das ist ein Glaubenssatz, solange keine wirklichen Diskurse (in Gleichrangigkeit) stattfinden, jedenfalls ist die Annahme nicht geprüft durch europ. Phil.hist, oder Philosophie-Curricula, in denen keine Auseinandersetzung mit nicht-westlichem Denken stattfindet. Ad 2) das ist historisch einfach falsch, wie z.B. die Religionsgeschichte deutlich zeigt: das jüdische Christentum wird hellenisiert, germanisiert etc. der Islam ändert sich in Persien etc. -der Buddhismus in Tibet, China, Japan etc. entwickelt sich Ähnliches gilt für die vielen Modernen aufgrund eines Prozesses der Okzidentalisierung Ad 3) natürlich widerspricht das eklatant einem „Recht auf kulturelle Identität“, Erklärungen der UNESCO etc. Aber in einem theoretischen Modell ist es ebenso konsequent wie in gewissen Phasen der Kolonisierung:Sofern das Andere nicht kompatibel ist, soll es verschwinden, durch Werbung, Schulung oder Drohung und Zwang. Vgl.: H.C. Felipe Mansilla: Die Trugbilder der Entwicklung in der Dritten Welt. Elemente einer kritischen Theorie der Modernisierung. (Internationale Gegenwart Bd. 7). Paderborn: Schöningh, 1986: 182: ((�Überschrift:)) Entwicklung als Nachahmung exogener Zielsetzung

17 Monolog gleichförmig Theoretisches Modell, in der Realität werden
die Pfeile (Interesse) nie gleich stark in alle Richtungen gehen immer Gegenwirkungen stattfinden -mögliche Wirkungen auch von B auf C oder D (o.ä.) der Fall sein - obwohl genau dies ein Problem in der Realität ist: es gibt so gut wie keine Süd-Süd-Diskurse und wenn Afrikaner die europäische Rationalität kritisieren, so denken sie meist nicht an eine mögliche chinesische, indische etc. oder wenn Geschichte der osmanischen Philosophie beschrieben wird, so wird als Vergleichsfolie stets die europäische, keine andere, herangezogen, vgl.: Remzi Demir: Osmanl�ı Döneminde İmparatorluğu Türk Felsefesi. Eski ile Yeni Felsefe Arasında. (Philosophia Ottomanica Bd. 2). Ankara: Lotus Yayınevi, 2005. Was schon Cemil Meri�ç: Jurnal. Cılt 1, Hg.: Mahmut Ali Meri�ç, (Bütün Eserleri Bd. 1). İstanbul: İletişim, 1992 wortreich beklagt: 147: Tanımıyoruz Hint’ı.

18 Verfahren 2: dialogisch und polylogisch
Voraussetzungen dialogischer und polylogischer Argumentationen Keine Position/Tradition kann ohne ernsthafte Auseinandersetzung mit konkurrierenden Positionen als überlegen vorausgesetzt werden. Jede Position steht in dialogischen oder polylogischen Prozessen zur Gänze zur Disposition. Differente Positionen können und sollen einander kritisieren und aufklären. Dieses ebenso theoretische Modell (insbes. Polylog) ist dem monologischen als Denkmöglichkeit entgegengesetzt. Es ist jedoch etwas realistischer und hat keine epistemischen, sondern nur argumentationstheoretische Voraussetzungen. Ad 1) Aus Zeiten starker Konfrontationen gibt es immer wieder (z.T. literarische) Beispiele dafür, etwa im MA: Peter Abailard: Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen. Hg.: Hans-Wolfgang Krautz. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Oder der frühen Neuzeit das Heptaplomeron von: Jean Bodin: Colloquium of the Seven about Secrets of the Sublime. �Übersetzt von Marion Leathers Kuntz. Princeton: Princeton University Press, (Teilnehmer: Katholik, Jude, Skeptiker, Deist; Lutheraner, Naturwissenschaftler, kritisch gegen Aristoteles; Kalvinist; Muslim, vom Katholizismus konvertiert) Ad 2) Das ist die methodologisch anspruchsvollste Voraussetzung, wohl nur theoretisches Regulativ, denn jede Position hat Terminologie etc. vorweg. Ad 3) dh. Mehr als einander (nur) erklären, was sie „eigentlich“ denken, meinen etc, also mehr als Komparatistik.

19 Polylog gleichförmig Gleichrangigkeit bei Verschiedenheit:
In der reinen Form unrealistisch, auch wenn nur A und B betrachtet würden. Das Modell würde erfordern, dass z.B. eine Theorie über globale Gerechtigkeit völlig gleich stark wahrzunehmen sei, ob sie nun bei der PrincetonUP, in einer kenianischen Zeitschrift, einem chinesischen Sammelband veröffentlicht oder von einem indischen Guru seinen Schülern mündlich vermittelt wird. Ist also kein deskriptives Modell, sondern regulativ - aber konsequent und notwendig als solches. setzt allerdings einen Begriff von „Philosophieren“ als einem geordneten intellektuellen Prozess von Begriffs- und Theorieentwicklung voraus, der tatsächlich keine anderen Autoritäten als Argumentation anerkennt (also beispielsweise nicht politische, technische Überlegenheit, nicht Tradition, nicht akademische Mainstreams)

20 Verfahren 3: Zentrismuskritik
Zentristisches Denken - die Interpretation des Andern mit eigenen Kategorien - ist kultürlich normal und allgemein. Für globale philosophische Diskurse spielen mehrere Zentrismen eine Rolle, z.B.: Eurozentrismus, Sinozentrismus, Afrozentrismus, Islamozentrismus Zentrismen sind unterschiedlichen Typs und von unterschiedlicher Wirksamkeit: expansiv, integrativ, separativ und tentativ. Vgl. z.B.: Franz Martin Wimmer: "Kulturelle Zentrismen - zum Umgang mit kulturellen Differenzen in der Philosophie." In Kultur und Ökonomie. Globales Wirtschaften im Spannungsfeld kultureller Vielfalt, Hg.: Johannes Wallacher, Karoline Scharpenseel und Mattias Kiefer, Stuttgart: Kohlhammer, 2008. Alfred Tennyson: "Locksley Hall." In The Early Poems of Alfred Lord Tennyson by Baron Alfred Tennyson Tennyson, Hg.: John Churton Collins. Place Published: ]Better fifty years of Europe, than a cycle of Cathay. Dagegen: Li Shenzi: Globalisierung und chinesische Kultur. �ersetzt von Katrin Fiedler und Martina Grönegres. Hg.: Karl-Heinz Pohl und Petra Poenaru. Trier: Zentrum für Ostasien-Pazifik-Studien, 1997. 16: Wir können nur hoffen, daß China in der Lage sein wird, seine eigene moralische Ordnung relativ bald zu errichten, so daß es in der Lage ist, einen vergleichsweise großen Beitrag zu leisten, wenn erstmals in der menschlichen Geschichte eine Ordnung der gesamten Menschheit - eine globale Ordnung - verwirklicht werden soll. Oder: Hegel vs Senghor über Afrika

21 Zentrismus 1: expansiv Die Anstrengung des Zentrums besteht in dieser Perspektive darin, sich stets weiter auszudehnen und so das jeweils Andere schließlich zu beseitigen. Dies ergibt die Vorstellung von einem monologischen Prozess als Heilsver- kündigung im religiösen oder säkularen Sinn. Expansiver Zentrismus beruht auf der Idee, dass „die Wahrheit“ über eine bestimmte Sache, oder „das Optimum“ in einer bestimmten Lebensform irgendwo bereits endgültig gegeben sei und darum lediglich verbreitet werden müsse. Diese Idee findet sich im Neuen Testament ebenso wie in Thesen über die Notwendigkeit der Modernisierung und Zivilisierung der nicht-europäischen Menschheit im Gefolge der Aufklärung. Im Zentrum steht hier jeweils der wahre Glaube oder das sichere Wissen, der objektive Fortschritt oder der allein seligmachende Glaube; an der Peripherie gibt es Heidentum und Aberglaube, Unwissenheit oder Rückständigkeit und Unterentwicklung. Zu denken ist als Idealvorstellung dieses Typus, dass alle einflussnehmenden Kräfte in diesem Prozess in einer Richtung verlaufen – vom Zentrum aus in alle Peripherien, ohne dass Einflüsse in umgekehrter Richtung anzunehmen wären.

22 Schema 5: Zentrismus, expansiv
Grafik: David Griedl

23 Exkurs zum Logo mono-zentrisch kon-zentrisch
abnehmend nach außen (expansiv verlaufend) ODER: zunehmend nach innen (integrativ verstärkend)

24 Zentrismus 2: integrativ
“Integrativer Zentrismus” geht von derselben Überzeugung einer objektiven Überlegenheit des Eigenen aus, wobei aber angenommen wird, dass dessen Attraktivität als solche bereits ausreicht, um alles Fremde anzuziehen und einzuverleiben. Integrativer Zentrismus geht von derselben Überzeugung einer objektiven Überlegenheit des je Eigenen aus, wobei aber angenommen wird, dass dessen Attraktivität als solche bereits ausreicht, um alles Fremde anzuziehen und einzuverleiben. Diese Idee findet sich etwa im klassischen Konfuzianismus ausgeführt im Zusammenhang mit der Frage, wie „Herrschaft“ zu erlangen sei. Die Anstrengung des Zentrums nach dieser Strategie besteht darin, die als richtig erkannte oder erfahrene Ordnung aufrechtzuerhalten bzw. immer wieder herzustellen. Eine weitere Anstrengung des Zentrums wird idealiter nicht als notwendig gedacht, da auf dessen Attraktionsfähigkeit so sehr zu vertrauen ist, dass alle weiteren Aktivitäten von den Peripherien selbst ausgehen werden. Auch dies ergibt, wie im ersten Typus, einen monologischen Prozess – im Sinn des Angebots eines guten Lebens, zu dem allerdings ebensowenig Alternativen gedacht werden wie im ersten Fall. In beiden Fällen gibt es nur die vollständige Entgegensetzung des Eigenen und einzig Richtigen einerseits und andererseits des Fremden mit derselben Zielvorstellung – dass letzteres schließlich ohne Rest verschwindet.

25 Schema 6: Zentrismus, integrativ
Grafik: David Griedl

26 Zentrismus 3: separativ
Als “multiplen” oder “separativen” Zentrismus kann man eine Haltung bezeichnen, in der angenommen oder sogar angestrebt wird, dass mehrere oder viele Überzeugungen von Wahrheit oder von der Optimalität des je Eigenen nebeneinander bestehen. Hier wird Vielheit und nicht Einheitlichkeit als das Grundlegende und auch als Ideal angenommen. Damit ist jene Haltung gegenüber differenten Kulturen und Gesellschaftsformen gemeint, in der keine absolute Superiorität irgendeiner über irgendeine andere behauptet wird, zumindest nicht in der Theorie. In der europäischen Geistesgeschichte kann diese Idee mit dem Relativismus von Montaigne, oder mit den Arbeiten von Vico und Herder in Verbindung gebracht. Sie hat als Idee bis heute in Multikulturalitätsdiskursen nicht an Einfluss verloren. Als theoretisch reine Form gedacht handelt es sich um die Annahme wirklicher Gleich-Gültigkeit von differenten Weltbildern. Praktisch kann eine solche Auffassung zu gegenseitigem Tolerieren vieler möglicher Denkformen, im besten Fall sogar zur gegenseitigen Hochschätzung führen. Grundlegend ist die Annahme von Verschiedenheit und Vielheit, nicht von Homogenität und Einheit. Dies ist, theoretisch rein gedacht, mit der Gefahr verbunden dass differente Denkformen nicht mehr selbst als Gegenstand von Diskursen, sondern als unüberwindbar, gleichsam als naturgegeben betrachtet würden. Die Aufgabe der Zentren in einer solchen Perspektive besteht in der Erhaltung ihrer jeweiligen Identität und ihres Erbes, auch der Unterscheidung von den jeweils anderen. Sie können bei gesellschaftlich- politischer Nähe doch deutlich von einander getrennt existieren. Wenn sie einander tolerieren, so werden sie doch in Dingen, die sie unterscheiden, nicht Fragen nach Wahrheit oder Gültigkeit zulassen.

27 Schema 7: Zentrismus, separativ
Grafik: David Griedl Unterschiedliche Diskurse, aber jeweils innerhalb von geschlossen gedachten Einheiten (“Kulturen”) Keine Interaktion Jedes Zentrum hat zwei Probleme: das Außen und das Innen zu definieren und “rein” zu halten Intoleranz nach innen bei möglicher Toleranz nach außen

28 Zentrismus 4: tentativ Die jeweils eigene, aus begründeter Überzeugung vertretene Sichtweise, so wird angenommen, ist eine notwendige Voraussetzung dafür, die ebenso subjektiv begründete andere Überzeugung der Anderen zu verstehen, nicht nur in ihrer Tatsächlichkeit, sondern auch in ihrer Berechtigung. Auch hier wird Vielheit als das Grundlegende gedacht, aber so, dass es sich bei dessen jeweiliger Gestalt um etwas Vorübergehendes handelt. Eine transitorische oder tentative Strategie besteht darin, dass sowohl die Überzeugung, in einer Frage im Recht zu sein, als auch die Offenheit gegenüber den differierenden Ansichten anderer leitend ist, die gleicherweise überzeugt sind, im Recht zu sein. Es kann sogar eine notwendige Bedingung dafür sein, die Überzeugung des Anderen wirklich zu verstehen, dass ich meiner Überzeugung „absolut“ gewiss bin. (Mall: „Meine Mutter ist die Schönste.“, vgl. Ram Adhar Mall: Zur Theorie und Praxis der Toleranz. Eine interkulturelle und interreligiöse Perspektive. Frankfurt/M.: Verlag Otto Lembeck, 2003) Auch in dieser Perspektive ist Vielheit und nicht Einförmigkeit als grundlegend gedacht, jedoch so, dass jeder konkrete, historisch-kulturell erreichte Stand des Denkens nicht als endgültig, sondern als vorläufig gedacht wird. Nehmen wir an, es gebe mehrere TeilnehmerInnen an einem Dialog oder Polylog in einer bestimmten Frage, so kann jede/r von ihnen an den anderen in unterschiedlichem Maß interessiert und für sie offen sein. Jede/r von ihnen handelt und denkt von einem jeweils anderen Feld von Evidenzen aus, alle sind „kulturell geprägt“ und wissen dies auch. Solche Bedingungen können zu Prozessen des Beeinflussens – zum gegenseitigen Manipulieren, Überreden oder Überzeugen – führen, die auf die Entwicklung gegenseitiger Argumentation abzielen.

29 Schema 8: Zentrismus, tentativ

30 Homepages Polylog-Zeitschrift: http://www.polylog.net
Polylog-Internet-Forum: WiGiP (Wiener Gesellschaft f. interkulturelle Philosophie) Franz M. Wimmer:


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