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Probleme der italienischen Etymologie

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Präsentation zum Thema: "Probleme der italienischen Etymologie"—  Präsentation transkript:

1 Probleme der italienischen Etymologie
1. Sitzung am

2 Themenübersicht WISSENSCHAFTSGESCHICHTE
Die vorwissenschaftliche Etymologie (Antike bis 18. Jahrhundert) Die Etablierung der Etymologie als wissenschaftliche Disziplin im Jahrhundert Die italienische Etymologie des Jahrhunderts Die italienische Etymologie des 20. und Jahrhunderts Etymologische Großprojekte – Max Pfisters Lessico etimologico italiano

3 Themenübersicht FALLSTUDIEN
Die Entstehung lexikalischer Einheiten: die Wortbildung und semantische Begriffsschöpfung Die Entstehung lexikalischer Einheiten: die Entlehnung Vorrömischer Substrateinfluss im Italienischen sowie in den italienischen Dialekten Das Problem der Dubletten: lateinischer Erb- und Lehnwortschatz

4 Themenübersicht FALLSTUDIEN LEISTUNGSKONTROLLE (je nach Studiengang)
Germanischer Superstrateinfluss im Italienischen Der Einfluss von Kulturadstraten im Italienischen LEISTUNGSKONTROLLE (je nach Studiengang) Allgemeine Wiederholung Abschlussklausur

5 Themenübersicht HEUTIGE SITZUNG
Allgemeine Einführung – Faktoren des etymologischen Arbeitens Der Etymologiebegriff Aufgabe der Etymologie Voraussetzungen des etymologischen Arbeitens

6 Der Etymologiebegriff
Die Etymologie (gr. ἔτυμος étymos ‚wahrhaftig‘, ‚wirklich‘, ‚echt‘ und -logie) wird als Wissenschaftszweig der historischen Linguistik zugeordnet.

7 Allgemeine Einleitung
Die Methodik etymologischer Forschung anhand gesamtromanischer BEispiele

8 Aufgaben und Voraussetzungen
Der Wortschatz einer Sprache setzt sich aus drei Teilen zusammen Erbwörter Innersprachliche Derivate (Ableitungen und Zusammensetzungen) Lehnwörter

9 Aufgabe der Etymologie…
Bestimmung der drei Elemente einer gegebenen Sprache Vergleich der Erbwörter mit den Wörtern verwandter Sprachen und Dialekte Zurückverfolgung der formalen und inhaltlichen Entwicklung bis in die Ausgangssprache

10 Aufgabe der Etymologie…
Identifizierung von Ableitungen hinsichtlich ihrer Bestandteile Ihres Wortstammes und der Formantien (Suffixe, Präfixe)

11 Aufgabe der Etymologie…
Erkennung und Beurteilung von Lehnwörtern nach phonetischen und chronologischen Gesichtspunkten

12 Aufgabe der Etymologie…
Für die Beurteilung soziokultureller Hintergründe, welche die Entlehnung ermöglichten, ist es das Alter von Lehnwörtern zu bestimmen. Hinweise ergeben die Erstbelege oder auch phonetische Merkmale des Lehnwortes

13 Die Etymologie: Kunst oder Wissenschaft?
Leo Spitzer [1925]: „Finde Etymologien, suche sie nicht! […]. Und wie das Kunstwerk, so trägt jede etymologische Arbeit ihre Eigengesetzlichkeit in sich – es gibt kein Schema, das sich in allen Fällen treffsicher anwenden läßt. Aus dem Grundsatz ‚jedes Wort hat seine eigene Geschichte‘ folgt der andere: ‚jede wortgeschichtliche Untersuchung ist auf eigene Art zu führen‘. Die etymologische Untersuchung muß sich elastisch ihrem Gegenstand anpassen. Jeder Rigorismus ist vin Übel.“

14 Bedingungen etymologischer Forschung
1. Umfangreiche Materialsammlung, die im Idealfall alle erreichbaren Belege umfasst. Alle historisch fassbaren Dokumente der Schriftsprachen und der Dialekte Nur auf einer breiten Materialbasis ist in Zeit und Raum die Vitalität eines Wortes feststellbar

15 Bedingungen etymologischer Forschung
2. Genaue Kenntnis der lautlichen Entwicklungen in den Schriftsprachen wie auch in den Dialekten, die ermöglicht, Wortstamm und Wortbildungselemente zu erkennen und zu interpretieren und Erbwörter von Lehnwörtern zu trennen

16 Bedingungen etymologischer Forschung
3. Sachkenntnisse und Vorstellungskraft, die erlauben, von der Wortdefinition aus die Verbindung mit der außersprachlichen Realität herzustellen. Dabei sind vor allem bei Bezeichnungen von Geräten, Techniken, Tieren und Pflanzen Fachkenntnisse erforderlich, auch um eventuell vorkommende Metaphern oder Übertragungen interpretieren zu können.

17 Bedingungen etymologischer Forschung
4. Verschiedendlich hilft erst eine vertiefte Kenntnis der untersuchten Sprache oder des betroffenen Dialekts, ein Lexem in seinen soziokulturellen Kontext einzuordnen und soziolinguistische Komponenten oder konnotative Elemente zu erfassen.

18 Bedingungen etymologischer Forschung
5. Ohne Findigkeit und Phantasie können keine Etymologien entdeckt werden. Viele etymologische Wörterbücher sind individuelle Einzelleistungen Max Leopold Wager hatte große Bedenken gegenüber Teamarbeit

19 Wichtige Tätigkeiten etymologischer Forschung
Datierung und Feststellen der Erstbelege Überprüfen der Erstbelege in ihrem Kontext und Eruierung ihrer Bedeutung Sprachgeographische Interpretation dialektaler Formen

20 Faktoren wissenschaftlicher Etymologie
Lautliche, morphologische und morphosyntaktische Gegebenheiten Lautliche Entwicklung Diez [1853]: „Im gegensatze zur unkritischen methode unterwirft sich die kritische schlechthin den von der lautlehre aufgefundenen principien und regeln, ohne einen fußbreit davon abzugehen, sofern nicht klare thatsächliche ausnahmen dazu nöthigen…“

21 Die Rekonstruktion der romanischen Ursprache
Meyer-Lübke: Die lateinische Sprache [1888] Hugo Schuchardt, Vokalismus des Vulgärlateins [ ] Seit dem 1. Jh. n. Chr. Indizien für einen Wandel des lat. Vokalismus in Inschriften, z.B. ĭ statt ē: rĭgna statt rēgna mĭnsis statt mēnsis prĭndere statt prēndere

22 Erscheinungsformen und Phasen des Lateinischen

23 Die Rekonstruktion der romanischen Ursprache
Übergang vom Quantitätensystem zum Qualitätensystem Der roman. Vokalismus geht auf offene und geschlossene Vokale des Vulgärlateinischen zurück: vlat. [e] (< klat. ĭ, ē, oe) wird in freier und betonter Stellung zu afrz. [éj] (> nfrz. wa): klat. tēla > vlat. *tela > afrz. teile > nfrz. Toile vlat. [] (< klat. ĕ, ae) wird in freier und betonter Stellung zu afrz./nfrz. [jé]: klat. pĕdĕ(m) > afrz. piet > nfrz. pied

24 Der vlat. Vokalismus (das sog. italische Vokalsystem)

25 Konsonantismus: die intervok. Plosiva
Lat. intervokalisches [-p-] entwickelt sich zu: > frz. [-v-] săpĕre > savoir rĕcĭpĕre > recevoir > sp. [--] săpĕre > saber rĕcĭpĕre > recibir > it. [-p-], [-v-] săpĕre > sapere rĕcĭpere > ricevere

26 Erb- oder Lehnwort? Lat. apis (Akk. apem)
Lat. Diminutiv apĭcŭla(m), *apicla > *apecla Frz. abeille Okz. abelha Sp. abeja Pg. abelha It. ape, pecchia

27 Faktoren wissenschaftlicher Etymologie
Lautliche Entwicklung Der Konflikt zwischen den Anhängern und Gegnern der Lautgesetze hat der etymologischen Forschung hinsichtlich ihrer Weiterentwicklung zunächst geschadet

28 Faktoren wissenschaftlicher Etymologie
Lat. apicula(m) führt nicht automatisch zu frz. abeille, d.h. die Abweichung muss erklärt und begründet werden. Vgl. sp. abeja, pg. abelha, kat. abella (vgl. it./tosk. pecchia) Lat. apis / Akk. apem > afrz. ef. Weitere mfr. Formen waren avette und mouche à miel

29 Faktoren wissenschaftlicher Etymologie
Etymologie und lautliche Entwickung am Beispel von frz. abeille Nfrz. abeille (vgl. lat. apicula „Bienchen“) kann mittels lautlicher Kriterien als okzitanisches Lehnwort identifiziert werden (< abelha) Cf. mfrz. aveille intervokal. [p] wird im Norden der Galloromania nicht nur bis zur Stufe [b] sonorisiert (wie im Okzitanischen), sondern (gesetzmäßig) bis zur Spirantisierungsstufe [v].

30 Afrz. Formen für „Biene“

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32 Die Etymologie von abeille in frz. Wb.
DDM = A. Dauzat, J. Dubois, H. Mitterand, Nouveau dictionnaire étymologique et historique, Paris 1964. Picoche = J. Picoche, Nouveau dictionnaire étymologique du français, Paris 1971. BlWbg = O. Bloch, W. von Wartburg, Nouveau dictionnaire étymologique de la langue française, Paris (11932).

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35 APIS und APICULA

36 Interpretation Zunächst „lautgesetzliche Entwickung“ in Nordfrankreich: Lat. Akk. apem > ef, é; Pl. apes > és (phonetisch schwaches Wort), bisweilen auch wés Vgl. lat. aucellus „Vogel“ > ézé (Pl. ézés) (lautliche Ähnlichkeit mit és „Bienen“) Ungenauigkeit insbes. in syntaktischen Konstruktionen wie le vol des és vs. le vol d‘ezés

37 Interpretation wés „Wespe“ (< lat. vespa) vs. és/wés „Bienen“ (Homophonie) In einigen Gegenden Nordfrankreichs wurde és unter dem Einfluss von wep (< lat. vespa) zu ep, insbes. in der Gegend um Paris; guêpe (< lat. vespa x fränk. wespa) Verstärkung oder Ersetzung von é, és, éf, ép etc. durch mouche („Fliege“) oder mouchette („kleine Fliege“) mouche à miel

38 Zur Etymologie der frz. Bezeichnungen für „Biene“

39 Zur Etymologie der frz. Bezeichnungen für „Biene“
avette < vlat. *apitta (?) essaim < lat. examen essette < Abl. von es (-ette) mouche < lat. mŭsca mouchette < Abl. von mouche

40 Die lautliche und semantische Entwicklung von lat. ĕxāmĕn
ĕxāmĕn, -ĭnĭs (n) (< indoeur. *eks-ag-smen „das Heraustreiben“) → examinare „die Waage ins Gleichgewicht bringen“ → examinatio „Prüfung“ → examinator „Prüfer“ Schwarm (z.B. ĕxāmĕn apium „Bienenschwarm“) „Schar“, „Haufen“, „Menge“ das Zünglein an der Waage (eigentlich: „das Heraustreiben aus der Ruhelage“) Metonymie: „Prüfung“ Mlat. „Urteil“, „Gottesurteil“

41 Erbwort: mündliches Kontinuum   
ĕxāmĕn sciame [ame] essaim [es̃] enjambre [eambre]

42 Die lautliche und semantische Entwicklung von lat. ĕxāmĕn
Lat. ĕxāmĕn „Bienenschwarm“ > frz. essaim [es̃] (essaim d‘abeilles „Bienenschwarm“) → essaimer „(aus)schwärmen“, „sich zerstreuen“, „Niederlassungen gründen“ > it. sciame [ame] „Bienenschwarm“ → sciamare „(aus)schwärmen“ > sp. enjambre [eambre] „Bienenschwarm“, (fig.) „große Menge“ → enjambrar „schwärmen“, „schwärmende Bienen einfangen“ > kat. eixam „Bienenschwarm“ > okz. eisa „Bienenschwarm“ > pg. enxame „Bienenschwarm“

43 Buchwort: Entlehnung aus schriftlich überlieferten Texten 
esame examen examen [] [] EXAMEN examen [eze]

44 Dubletten

45 Die Darstellung im REW (31935)

46 Die Erstdatierung von Erb- und Lehnwörtern
frz. essaim [1160] vs. frz. examen [1307] sp. enjambre [1335] vs. sp. examen [1438] it. sciame [frühes 14. Jh.] vs. it. esame [1. isolierter Beleg 1306; allgem. gebräuchlich seit dem 18. Jh.]

47 Beobachtungen auf lautlichem Gebiet
Lat. ĕxāmĕn > it. sciame: 1. Aphärese/Prokope von vortonigem e- 2. Palatalisierung des Nexus [ks] zu [] 3. Apokope von auslautendem -n

48 Beobachtungen auf lautlichem Gebiet
Lat. ĕxāmĕn > sp. enjambre: 1. Epenthese von -n- 2. Palatalisierung des Nexus [ks] zu [] im Altspanischen (enxamre [eamre]) und Velarisierung zu [] im Neuspanischen 3. Epenthese von -b- zwischen -mr- 3. Apokope von auslautendem -n

49 Beobachtungen auf lautlichem Gebiet
Lat. ĕxāmĕn > frz. essaim: 1. Assibilierung des Nexus [ks] zu [s] 2. Palatalisierung von [ā] in offener Silbe zu [] 3. Nasalierung zu [] durch auslautendes [m] 4. Apokope von -en

50 Allgemeine Gesetzmäßigkeit?
lat. ĕxa- lat. exalbare „weiß machen“ > it. scialbare vlat. *exaquare „ausspülen“ (parasynthetische Bildung von aqua) > it. sciacquare > sp. enjuaguar (über asp. enxaguar)

51 Literaturhinweise H.-M. Gauger / W. Oesterreicher / R. Windisch: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft. Darmstadt 1981, S M. Pfister: Einführung in die romanische Etymologie. Darmstadt 1980, S ;

52 Faktoren etymologischen Arbeitens – gesamtromanischer Kontext

53 Faktoren etymologischen Arbeitens
Morphosyntaktische Faktoren „In Einzelfällen sind nicht nur phonetische und morphologische Gegebenheiten zu beachten, sondern auch morphosyntaktische Faktoren, die in einen chronologischen Rahmen passen müssen“ (Pfister, Einf. i. d. rom. Etymol., 1980, 47)

54 Morphosyntaktische Faktoren
Beispiel Frz. fesse-mathieu „Wucherer“, „Geizhals“ Das Wort wurde im 16. Jh. als Verbalkompositum aufgefasst; vgl. fesser „den Hintern versohlen“; Belegt bei Noël du Fail (ca ): „A Rennes on l‘eust appellé fesse-mathieu comme il dirait batteur de saint Mathieu, qu‘on croit avoir esté changeur“ FEW 6/I, 518: „daher kann der Ausdruck … nur bedeuten ‚hau den juden‘, womit einmal mehr der haß der christen früherer zeiten gegenüber wuchernden jüdischen geldverleihern zum durchbruch kommt“ [H.E. Keller]

55 Morphosyntaktische Faktoren
Motivation der etymologischen Erklärung Matthäus war Zöllner Der Name wurde einem jüdischen Geldverleiher als Spitzname gegeben Existenz analoger Bildungen fess le „geizig“ fesse-pinte „Trunkenbold“ fesse-cahier „Kopist“

56 Morphosyntaktische Faktoren
Lindfors-Nordin (Zeitschrift für französische Sprache und Literatur 36) hingegen interpretiert fesse-mathieu als Substantiv-Komposition: fesse-mathieu = Gürtel des Matthäus, da er auf künstlerischen Darstellungen häufig mit einem vergoldeten Gürtel erscheint („Matthäus-Gürtel“).

57 Morphosyntaktische Faktoren
Diese These wird von Ernst Gamillscheg in seinem Etymologischen Wörterbuch der französischen Sprache (21969) übernommen: „fesse steht für afrz. faisce (s. faisse) und bedeutet noch im 16. Jh. ‚Gürtel‘; ‚Schärpe‘, am Gürtel wird im späten Mittelalter der Geldbeutel getragen; faisse Mathieu bedeutet also ‚Gürtel (mit dem Geldbeutel) des hl. Mathaeus‘. Der Ausdruck wird zum Symbol für St. Mathieu als Wucherer.“

58 Morphosyntaktische Faktoren
Die etymologische Streitfrage kann nur nach morphosyntaktischen Kriterien entschieden werden: fesse-mathieu ist zum 1. Mal 1585 in Rennes belegt Ist im 16. Jh. Eine neugebildete Wortzusammensetzung mittels Juxtaposition in der Funktion eines possessiven Genetivs noch möglich?

59 Morphosyntaktische Faktoren
Ist die Bildungsweise Subst. + Subst. statt Subst. + de + Subst. im 16. Jh. noch vital? Eher unwahrscheinlich. Verbalkompositum

60 Die ikonographische Darstellung des hl. Matthaeus in der Kunst
Geldbeutel

61 Faktoren etymologischen Arbeitens
Semantische Faktoren Die Grundlage der wissenschaftlichen Etymologie wurde durch die historische Lautlehre geschaffen. Erst zum Beginn des 20. Jh. verstärkte Hinwendung zur Semantik: Wilhelm Meyer-Lübke: „Die erneuerte und verschärfte Betrachtung der Wörter bringt es mit sich, daß auch ihrem Inhalt, der Wortbedeutung größere Aufmerksamkeit geschenkt wird.“ (German.-roman. Monatsschrift 1 [1909]).

62 Semantische Faktoren Alle Versuche, die Gesetzmäßigkeiten des Bedeutungswandels aufzuzeigen, scheiterten. Dennoch gibt es gewisse Tendenzen… z.B. Oberbegriff wird zur Bezeichnung eines Unterbegriffs Afrz. ble „Getreide“ bezeichnete ursprünglich den Oberbegriff“ Je nach Anbaugebiet kann blé für die in einer Gegend hauptsächlich angepflanzte Getreideart verwendet werden (blé = froment „Weizen“ [Palsgrave 1530]; Wall. blé = seigle „Roggen“) etc.

63 Semantische Faktoren klat. FRUMENTUM „Getreide“  „Weizen“ (= wichtigstes Brotgetreide) = klat. TRITICUM > fr. froment (blé tendre) „Weizen“ > it. frumento „Weizen“ > kat. forment (oder blat) „Weizen“ > asp. hormiento „Weizen“ (nsp. trigo < lat. triticum „Weizen“)

64 Semantische Faktoren Exkurs
Frz. blé (afrz. blet) < fränk. blad (vgl. dt. Blatt) oder kelt. *blato (blawd) „Mehl“ Kat. blat (s.o.)

65 Die Getreidebezeichnungen im klassischen Latein

66 Bedeutungsverengung

67 Die diatopische Differenzierung in der Romania

68 Die Fortsetzung lateinischer Getreidebezeichnung in den romanischen Literatursprachen: TRITICUM „Weizen“ FRUMENTUM > froment TRITICUM > trigo FRUMENTUM > frumento

69 Die Fortsetzung lateinischer Getreidebezeichnung in den romanischen Literatursprachen: SECALE „Roggen“ SECALE > seigle *CENTENUM „hundertmalig“ > centeno SECALE > segala/-e Allgem. Glaube: für jedes gesäte Samenkorn gibt es 100 neue.

70 Die Fortsetzung lateinischer Getreidebezeichnung in den romanischen Literatursprachen: HORDEUM „Gerste“ HORDEUM > orge HORDEUM > orz cibada HORDEUM > orzo HORDEUM > ordi Ursprüngliche Bedeutung „Gewicht“, später Übertragung auf die Gerste. Abl. von cebar „ein Tier füttern“ < lat. *CIBARE, Abl. von CIBUS „Nahrung“.

71 Bedeutungsverengung lat. BĒSTĬA „Tier“, „Raubtier“
> fr. biche „Hirschkuh“ > it. biscia „Natter“ > sp. bicha „Schlange“ > pg. bicha „Schlange“, „Eidechse“, „Wurm“ It./sp. bestia, frz. bête etc. sind spätere Entlehnungen aus der lat. Schriftsprache.

72 Bedeutungsverbesserung: CABALLUS
CABALLUS vs. EQUUS (> ) Fortsetzung der Wortform Übernahme der Bedeutung von EQUUS* cheval caballo cavallo cavalho *Das Wort EQUUS wurde im 6. Jh. nach Chr. aufgegeben

73 Wortschwund und Bedeutungswandel
Oppositionen (männl. – weibl.) In klassischer Zeit EQUUS – EQUA In nachklass. Zeit CABALLUS – EQUA rum. iapă logud. ebba kat. egua sp. yegua Hat sich nur in Randgebieten der Romania erhalten

74 Wortschwund und Bedeutungswandel
Oppositionen CABALLUS – EQUA (Spanien: caballo - yegua) CABALLUS – CABALLA (Italien: cavallo - cavalla) CABALLUS – IUMENTUM (Frankreich: cheval - jument) IUMENTUM „Lasttier“ → „Stute“

75 Wortschwund und Bedeutungswandel

76 Bedeutungsverbesserung
DOMUS CASA casa duomo

77 Sprache und Gesellschaft
„Frau“ FEMINA MULIER > afrz. oissour „Ehefrau“ > okz. oisor „Ehefrau“ UXOR 1. Frau im Gegensatz zum männlichen Wesen (VIR, MASCULUS) 2. Tierweibchen (z.B. CANIS FEMINA) Ehefrau im Gegensatz zu VIRGO „Jungfrau“ > it. femmina „Weibchen“ > frz. femme „Frau“ > sp. hembra „Weibchen“ > it. moglie „Ehefrau“ > afrz. moillier „Ehefrau“ > sp. mujer „Frau“ im Gegensatz zu „Mann“ „Ehefrau“

78 Sprache und Gesellschaft
Mit fortschreitender römischer Zivilisation wurde die Doppelbedeutung von „Frau“ und „Tierweibchen“ problematisch. Im südlichen (ländlich geprägten) Italien (d.h. südlich der Linie Rom-Ancona) und in Sardinien ist die Doppelbedeutung bis heute erhalten geblieben. Dies gilt auch für das Veneto. Die meisten Gebiete der Romania haben nur eine der beiden Bedeutungen akzeptiert.

79 Sprache und Gesellschaft
FEMINA „Frau“ „Weibchen“ > frz. femme > altokz. femna > altkat. fembra > it. femmina > sp. hembra > pg. fémea Ergänzung der Lücke durch Diminutivbildung: „Tierweibchen“ frz. femelle, okz. femela, kat. femella durch Ersatzwörter (mit Bedeutungswandel): „Frau“ it. donna, kat. dona (< DOMINA „Herrin“)

80 Sprache und Gesellschaft

81

82 Von der pejorativen Bezeichnung zur Standardbezeichnung: lat. TESTA

83 Von der pejorativen Bezeichnung zur Standardbezeichnung
frz. tête it. testa asp. tiesta Lat. TESTA (TESTUM) sp. tiesto

84 Die Bezeichnung des Kopfes: sprachliche Register im Lateinischen
in Gallien und Italien CAPUT TESTA TESTA

85 Die Bezeichnung des Kopfes: sprachliche Register im Italienischen
testa capo (poet.) zucca zucca

86 Die Bezeichnung des Kopfes: sprachliche Register im Französischen
tête citrouille citrouille

87 Die Bezeichnung des Kopfes: sprachliche Register im Lateinischen
CAPUT in Hispanien CAPITIA (< Pl. von CAPITIUM „Kopföffnung einer Kutte“)

88 Die Bezeichnung des Kopfes: sprachliche Register im Spanischen
cabeza coco coco

89 Literaturhinweise Andreas Michel, Italienische Sprachgeschichte. Hamburg 2005, S. 269. Max Pfister, Einführung in die romanische Etymologie. Darmstadt 1980. Gerhard Rohlfs, Romanische Sprachgeographie. München 1971.


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