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Suchtentwicklung - eine Beziehungsgeschichte

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Präsentation zum Thema: "Suchtentwicklung - eine Beziehungsgeschichte"—  Präsentation transkript:

1 Suchtentwicklung - eine Beziehungsgeschichte
Martin Kurz Fachtagung SehnSUCHT und Wirklichkeit , St. Veit/Glan

2 Ein (zum Teil) tiefenpsychologischer Beitrag

3 Themen Entwicklungsbedingungen – Bindung - Affektsystem
Folgen von belastenden Lebensereignissen Substanzen als Bindungsersatz Psychodynamik und Beziehungsgestaltung Kinder von Suchtkranken Verstrickungen – Dilemmata der Angehörigen Beziehungsgeschichte der SuchtHILFE Genesung durch Partnerschaftlichkeit - eine Vision

4 Wie alles beginnt

5 Bindung und Affektsystem

6 Neuroanatomie/-chemie: 7 elementare Emotionssysteme (nach Panksepp 2013):
Such-, Erwartungs-, Antriebs-, Belohnungssystem (SEEKING) sexuelles Lustsystem (sexual LUST) Fürsorgesystem (maternal CARE ) Spielsystem (joyful PLAY ) Wutsystem (RAGE) Angstsystem (FEAR) Traurigkeits-/Trennungsstress-System (separation-distress PANIC/GRIEF) Diese Systeme reagieren auf sensorische Wahrnehmungen und können sich gegenseitig verstärken oder hemmen. Auf der Basis dieser primären Affekte vollzieht sich das Lernen und Speichern komplexer Beziehungsgestaltung.

7 Risikofaktoren für die Destabilisierung des Bindungssystems
Gewalterfahrung (körperliche, sexualisierte, psychische) Existenzielles Angst- und Ohnmachtserleben Vernachlässigung Verluste von engen Bezugspersonen, sozialen Kontexten oder sinnstiftenden Rollen Ausgrenzung, Isolation Verlust persönlicher Freiheitsgrade durch Krankheit oder funktionelle Beeinträchtigung Kognitive Beeinträchtigung Fehlende Möglichkeit der Stressregulation Misstrauen

8 Kategorien belastender Kindheitserlebnisse MACE (dt
Kategorien belastender Kindheitserlebnisse MACE (dt. KERF; Maltreatment and Abuse Chronology of Exposure Scale) Körperliche Gewalt durch Eltern Verbale Gewalt durch Eltern Nonverbale emotionale Gewalt durch Eltern Sexuelle Gewalt durch Eltern, fremde Erwachsene, Gleichaltrige Emotionale Vernachlässigung Körperliche Vernachlässigung Bezeugte körperliche Übergriffe auf Eltern Bezeugte Übergriffe auf Geschwister Emotionale Gewalt durch Gleichaltrige Körperliche Gewalt durch Gleichaltrige

9 ACE Score vs. Alcoholism
ACE Score vs. Depression

10 Substanzen als Bindungs-/Beziehungsersatz
Beruhigen das Bindungssystem wie durch Körperkontakt mit Bindungsperson. Das Erleben der „sicheren Bindungsbasis“ ist an eine Endorphinausschüttung gekoppelt und hat einen ähnlichen emotionalen Effekt wie der Konsum exogener Opiate. Schaffen Autonomie bei der Selbstberuhigung Machen unabhängig von Bindungsperson. Die Gabe von Opiaten verringert den Wunsch nach emotionaler Zuwendung und lindert im Tierversuch den „Trennungsschmerz“. Dämpfen sozialen Stress Ermöglichen Explorationsverhalten Wenn man die Sucht als „Opiat-/Dopamin/Oxytocin -Defizitsyndrom“ verstehen will, macht es auf dem Boden der erfahrenen Bindungstraumatisierung Sinn. „Auf der neurochemischen Ebene sind wir denen, die wir lieben, suchtartig verbunden“ (Panksepp, 2013)

11 Beziehungsgestaltung Abhängigkeitskranker Abwehrende Externalisierung (WURMSER 1997)
Einsatz einer magisch-mächtigen stimmungsverändernden, Selbstwertgefühl steigernden und affektdämpfenden Substanz oder Sache Einsetzung einer allmächtigen, alles gebenden Person in Form einer symbiotischen Bindung oder durch Kampf gegen einen als nur böse erlebten Feind Provokation von Vergeltungsmaßnahmen (Beschämung, Bestrafung, diffuse Angriffe) Direkte Gewalttaten, um symbolischen Selbstanteil zu zerstören und/oder Vergeltung zu provozieren

12 Die nächste Generation

13 La mère à boire – The fortunate son Claude Brie

14 Was erleben die Kinder (1). Nach: Cork, M
Was erleben die Kinder (1) ? Nach: Cork, M. (1969): The forgotten children. Keine Freunde nach Hause einladen können. In der Schule mit den Gedanken zu Hause sein, was dort gerade Schlimmes passiert oder bald passieren wird. Andere Kinder beneiden oder (abwertend) eifersüchtig auf diese sein, wenn sie Spaß und Leichtigkeit mit ihren Eltern erleben. Sich als Kind unter Gleichaltrigen isoliert, abgewertet und einsam fühlen. Sich von den Eltern vernachlässigt, bisweilen als ungewolltes Kind fühlen, Angst, fortgeschickt zu werden.

15 Was erleben die Kinder (2). Nach: Cork, M
Was erleben die Kinder (2) ? Nach: Cork, M. (1969): The forgotten children. Für die Eltern sorgen, sich um sie ängstigen, insbesondere wenn die Mutter süchtig trinkt. Als Jugendlicher die Eltern nicht im Stich lassen wollen (z. B. keine Unternehmungen planen, nicht von zu Hause ausziehen können). Die Eltern für ihr Fehlverhalten entschuldigen. Lieber andere Menschen oder sich selbst beschuldigen. Vielfache Trennungen, Trennungsdrohungen und Versöhnungen der Eltern erleben und sich nicht auf einen stabilen, dauerhaften Zustand verlassen können.

16 Wie lösen die Kinder das Unlösbare ?

17 „Rollen“ – Übernahmen, Bindungsmuster Der Preis für das Überleben
Rollenfixierungen in Familien mit suchtkranken Eltern: Held, Macher, verantwortungsbewusstes Kind, Partnerersatz, Vorzeigekind Sündenbock, ausagierendes Kind, schwarzes Schaf Verlorenes Kind, Schweiger, fügsames Kind, unsichtbares Kind Clown, Friedensstifter, Maskottchen, Nesthäkchen Bindungsstörungen von Kindern mit suchtkranken Eltern Alkoholprobleme: % Drogenprobleme: bis 85% Meist ambivalente Bindungstörung

18 Was wird aus den Kindern ?

19 Wie meistern sie ihr Leben heute (1) ?
Signifikante Nachteile in Ausbildung und Beruf - sind häufiger krank - kommen seltener zur Matura - sind häufiger arbeitslos zu Beginn des Arbeitslebens (Effertz) Ca. ein Drittel wählt einen suchtkranken Partner Die Mehrheit (ca. 2/3) wird aber nicht selbst sucht- oder anderweitig psychisch krank, leidet jedoch häufig an subklinischen Einbußen der Lebensqualität: - Probleme vertrauensvoller Beziehungsgestaltung - sozialer Stress, Konfliktscheu - mangelnde Selbstfürsorge - Erschöpfung - somatische Störungen

20 Wie meistern sie ihr Leben heute (2)?
Entwicklung besonderer Ressourcen durch die früh (über-) erlebte chronische Ausnahmesituation: - soziale Intelligenz und Einfühlungsvermögen (Held) - Loslösung von der Familie, Orientierung nach außen (Sündenbock) - Autarkie, Pflege von Begabungen und Hobbies (verlorenes Kind) - Vermeidung, Opfer aggressiver Attacken zu werden - Beliebtheit erlangen, unterhaltsam sein (Clown)

21 Meisterung

22 Wie blicken sie heute zurück (1) ?
(Ambivalente) Erleichterung, dass es vorbei ist (andere Zeit, suchtkranke Eltern gestorben) Chronischer Ärger und Schuldzuweisung (auch dem gesunden Elternteil gegenüber) Ungelöster Schmerz über Versäumtes mit Eltern und im eigenen Leben Späte irritierende Erkenntnis zu vergangenen Verleugnungs- und Tabuisierungsmechanismen und hemmende Anpassungsleistungen

23 Wie blicken sie heute zurück (2) ?
Kein Gefühl für Abnormalität der Situation trotz kognitiver Einsicht Kein emotional stimmiger phantasierter Alternativ-Entwurf zum Verhalten der Mitglieder der Herkunftsfamilie Vermeidung des Themas und der damit zusammenhängenden Affekte der Ohnmacht, Leere und Niedergeschlagenheit Persistierende Idealisierungen, Insuffizienzgefühle, Verantwortungs- und Schuldübernahme

24 Das Mitgefühl für das „jüngere Ich“ hält sich in selbstschützenden Grenzen

25 Lösungsmöglichkeit auf individueller Ebene (auch für Erwachsene geeignet)
Die 3+4 C´s: I didn´t Cause it. I can´t Control it. I can´t Cure it. But I can help take Care of myself by Communicating feelings Making good Choices and Celebrating myself.” (aus: Children´s program kit, SAMHSA, 2003) „Versagen“ Entwicklung

26 Klassischer Umgang mit Suchtkrankheiten
Traumatisierte Menschen in der Suchttherapie Problembereiche für Professionisten Klassischer Umgang mit Suchtkrankheiten Abstinenzdogma, Beziehungsabbruch bei „Rückfällen“ Konfrontativer Umgangsstil; „Wahrheit und Lüge“ Pädagogisches Paradigma; Lenkung und Führung statt Ressourcenorientierung Defizitorientierte medizinalisierte Sichtweisen Einsteigen auf „Problemtrance“ und Selbstverachtung der PatientInnen Motivation auf der Ebene negativer Folgeerscheinungen

27 „Passung“

28 Gesellschaft und Institutionen in der „Not“
Institutionelle Gewalt entsteht durch das Ineinanderwirken von Falschen Aufträgen (Instrumentalisierung) Intransparenz der Rollen und Verantwortlichkeiten Isolation Selbstreferenzialität und –überhöhung (Wahrheit) Verleugnung von Frustration und Angst Unlösbare Konflikte zwischen Ideal-Selbst und Real-Selbst Ohnmacht

29 A b´soffene G´schicht

30 Genesung wovon ? “In fact, I use the term recovery to refer not only to the process of recovering from mental illness, but also to refer to recovering from the effects of poverty, second class citizenship, internalized stigma, abuse and trauma sustained at the hands of some "helping professionals", and the spirit breaking effects of the mental health system.” Patricia Deegan, 1996

31

32 „Verantwortung“ - Partizipation
Eigenverantwortung ist nicht das Gleiche wie Handlungsmächtigkeit Mit-Verantwortung für den Gesundungsprozess ist nicht das Gleiche wie die Erlaubnis zum Mit-Entscheiden in der Behandlung Entscheidungskompetenz vs. krankheitsbedingte Einbußen der Realitätswahrnehmung und Impulskontrolle Paternalistische Behandlungsprogramme, die Eigenverantwortung fordern, schaffen double-bind Situationen und verstrickte abhängige Beziehungen Durchsetzung der Patientenrechte (Partizipation) führt daher auch zu besseren Arbeitsbedingungen für Professionisten

33 Visionen zum Umgang mit allen Beteiligten
Schutz Keine Motivation durch Angst Keine Gewalt Keine (Ent-)wertung Keine Ausgrenzung Respekt Spiel Präsenz „Teil eines größeren Ganzen“

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