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Veröffentlicht von:Petra Pohl Geändert vor über 6 Jahren
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Transkulturelle Kompetenz: Wie kann man sie evaluieren?
Warum sollte man eine charakterbildende ethische Zielsetzung wie inter- bzw. transkulturelle Kompetenz überprüfen? Gibt es geeignete gültige und zuverlässige Verfahren zu ihrer Messung? Darf man transkulturelle Kompetenz überhaupt bewerten, so wünschenswert dies auch erscheinen mag? GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Voraussetzungen für eine Messung von inter- bzw
Voraussetzungen für eine Messung von inter- bzw. transkultureller Kompetenz Definition des Konstrukts Inter- bzw. Transkulturalität mit Blick auf den Fremdsprachenunterricht und schulische Bildung Kompetenzmodell mit einer Art Progression (= Kompetenzstufen und Deskriptoren) vorab: Klärung des Kompetenzbegriffs GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Erweiterter Kompetenzbegriff
Lersch (2007: 36) in Anlehnung an Weinert (2001: 27f.): Erfolgreiche Bewältigung von Anforderungssituationen Wissen und Können Interessen, Motivationen, Werthaltungen und soziale Bereitschaften Kognitive Dispositionen für erfolgreiche und verantwortliche Denkoperationen oder Handlungen N.B.: auch affektive Dimension von Kompetenzen GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Unterscheidung zwischen IC und ICC sowie zwischen kultureller Orientierung und kultureller Identität
Byram (1997): IC = intercultural competence (allgemeinerzieherisch) ICC = intercultural communicative competence (sprachspezifisch sowie sprachübergreifend) Kult. Orientierung: Selbstzuordnung zu kult. Bezugssystemen, auch Wahrnehmung durch andere Kulturelle Identität: Verhalten in realen Begegnungs-situationen Diese Unterscheidungen machen unterschiedliche Mess- bzw. Evaluationsverfahren nötig. GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Interkult. Kompetenz - Transkult. Kompetenz
Toleranz von Verschiedenheit Zeitweiliges empathisches Einfühlen Betonung auf Differenz Verstehen des ‚Fremden‘, des ‚Anderen‘ GMF-Fachtag Universität Gießen Veränderungen und Entwicklungen der eigenen und der ‚fremden‘ kulturellen Orientierungen Betonung auf Gemeinsamkeiten „culture of a third kind“ (Kramsch 1997: 235) Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Kompetenzstufen von Transkulturalität
Byram (1997): Beschreibung von savoirs (=Teilkompetenzen) keine Stufung Endstufe: „the ability to function as an intercultural speaker“ (a.a.O.: 78). N.B.: fremdsprachenbezogenes und kulturbezogenes Curriculum keine zwingende Parallelität; GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Evaluationsmöglichkeiten im Fremdsprachenunterricht
Kulturelle Orientierungen: mündliche und schriftliche Befragungen Kulturelle Identität: Beobachtung von Realsituationen (Austauschfahrten etc.) Verhalten gegenüber Schülerinnen und –schülern mit Migrationshintergrund Essay-Writing mit entsprechender Themenstellung Arbeit mit einem Portfolio GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Beispiel 1: DESI-Studie Schwierigkeiten bei der Messung von IK
Ziele der empir. Bildungsforschung: Zuverlässige Messung für die Bildungspolitik Weiterentwicklung der Bildungsforschung Fazit: Es wird überhaupt nur gemessen, was mit psychometrischen Verfahren messbar ist. GMF-Fachtag Universität Gießen Ziele der Sprachlehr- und –lernforschung: Gültige Messung von Outcome im FSU Weiterentwicklung des Lehrens und Lernens von Fremdsprachen Fazit: Es soll tatsächlich das gemessen werden, was man messen will. Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Hauptkritikpunkte an der DESI-Studie
Aufgabe der Schülerinnen und Schüler: zwei critical incidents (UK): Einschätzung der Begegnungssituation, mögliches eigenes Verhalten, Lerneffekt Definition von ‚interkultureller Kompetenz‘ auf der Grundlage von Lehrplänen und Lehrwerken Verbindung zum Modell von Bennett (1986, 1993) Insistieren auf critical incidents ausschließliche Betonung von Differenz Wichtigstes Ergebnis: entscheidend sind außerschulische Voraussetzungen, bisher weniger ausschlaggebend sind die schulischen Lerngelegenheiten GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Das Modell von Bennett In den 1980er Jahren für US-Amerikaner entwickelt, als Trainingsmaßnahme für Führungskräfte konzipiert, ursprünglich kein Analysemodell, Gebrauch unterschiedlicher Sprachen kaum berücksichtigt. Von ethnocentrism zu ethnorelativism: denial, defense, minimization – acceptance, adaptation, integration GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Ergebnisse der DESI-Studie zur IK
DESI misst eine kognitive Teilkomponente von interkultureller Kommunikationsfähigkeit; die Studie evaluiert Aussagen von SuS zu zwei ausgewählten critical incidents; Kompetenz wird nur ansatzweise evaluiert. Ergebnisse weisen auf Unterschiede hin zwischen Jungen und Mädchen nach Zugehörigkeit zu bildungsnahen und bildungsfernen Schichten aufgrund von lebensweltlicher Mehrsprachigkeit Wichtigstes Ergebnis: entscheidend sind außerschulische Voraussetzungen, bisher weniger ausschlaggebend sind die schulischen Lerngelegenheiten. GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Beispiel 2: Autobiography of Intercultural Encounters
Projekt des Europarats zur Ergänzung des GeR und des EPS Leitung: M. Byram in Zusammenarbeit mit Religionspädagogen Bisher zwei Versionen: für Kinder, die auf der Grundlage von Leitfragen interviewt werden, für Jugendliche und Erwachsene in schriftlicher Form (Art Fragebogen). ( sowie ) GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Ziele der Autobiography of Intercultural Encounters
Anhand einer Reihe offener, detaillierter Fragen sollen die Lernenden: über Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen nachdenken, sich auf wichtige Aspekte der Begegnung(en) rückbesinnen und diese reflektieren, etwas über die eigene kulturelle Identität erfahren, eine transkulturelle Haltung ausbilden. GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Fragenkomplexe der Autobiography of Intercultural Encounters
Diese Ziele, die auf eine mögliche Verhaltensänderung hinauslaufen, strebt die Autobiography durch Fragen zu neun Komplexen an: THE ENCOUNTER THE OTHER PERSON OR PEOPLE YOUR FEELINGS THE OTHER PERSON‘S FEELINGS SAME AND DIFFERENT TALKING TO EACH OTHER FINDING OUT MORE USING COMPARISONS TO UNDERSTAND THINKING BACK AND LOOKING FORWARD (vgl. komprimierte Fassung der Autobiography im Handout) GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Evaluation der Autobiography of Intercultural Encounters
in zwei Lehrveranstaltungen mit Lehramtsstudierenden der Universität Kassel (n = 33) mit Zusatzfragen zum Einsatz und Nutzen der Autobiography im (zukünftigen) FSU in zwei Klassen eines Gymnasiums in Kassel (n = 39) als wissenschaftliche Hausarbeit (1. Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien) Ergebnisse: SuS haben sich der Bearbeitung des Fragebogens im Wesentlichen gern unterzogen und sahen darin in der überwiegenden Mehrzahl einen Nutzen; Studierende schilderten ebenfalls interessante Begegnungen, waren aber mit der Form der Autobiography unzufrieden. GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Kritik der Studierenden an der Autobiography
zu viele Fragen, die oft nicht auf die geschilderte Begegnung passen dadurch Wiederholungen und eine gewisse Abwehrhaltung Vorschlag mehrerer Studierender: erst alle Fragen durchlesen, dann Begegnung auswählen, auf die möglichst viele Fragen passen. Weiterführender Vorschlag der Studierenden: Die SuS mit ausgewählten Fragen vertraut machen und sie anschließend einen zusammenhängenden Text schreiben lassen. GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Vorläufiges Fazit aus dem Einsatz der Autobiography of Intercultural Encounters
Messen von Transkultureller Kompetenz im FSU in Ansätzen möglich, Paradigm shift im erziehungswissenschaftlich ausgerichteten Assessment nötig: Gipps (1994: 167) fordert: „... a suspension of the belief in the absolute status of ‚scientific‘ knowledge“. Byram (1997: 88ff) plädiert für einen Wechsel vom ‚psychometric model of assessment‘ zu einem ‚educational model‘, bei dem ‚shallow learning‘ durch ‚deep learning‘ ergänzt bzw. ersetzt wird. Autobiografische Schilderungen sind ein wichtiges Instrument zur Evaluation und Förderung von transkulturellem Lernen im FSU (Aufnahme in Portfolio). GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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Beispiel 3: LOLIPOP Language On-LIne POrtfolio Project des Europarats
Begründung für die Online-Version des EPS: Papierfassung im schulischen FSU nur schwer handhabbar großer Arbeitsaufwand für alle Beteiligten, insbesondere wenn das EPS in mehreren Fremdsprachen eingesetzt werden soll Neu:Inter-/Transkulturelle Dimension berücksichtigt ( GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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LOLIPOP: Stufung transkultureller Kompetenz
Grundlage: Modellierung von Byram: savoirs, savoir être, savoir comprendre, savoirs apprendre/faire und savoir s‘engager Ergänzung: Modellierung von Bennett: denial, defense, minimization- acceptance, adaptation, integration Raster mit jeweils mehreren Deskriptoren für alle 6 Niveaus des GeR (von A1 – C2) [Beispiel A2 und C2 im Handout] GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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FAZIT (http://www.deflorio.de)
Auch Transkulturelle Kompetenz kann man evaluieren am besten in Absprache mit den Lernenden und unter Einbezug der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund! Man sollte sie aber nicht bewerten! ( GMF-Fachtag Universität Gießen Prof. Dr. Inez De Florio-Hansen
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