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Veröffentlicht von:Cornelia Maier Geändert vor über 7 Jahren
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Phase 2 Prozessschritte und Starter-Kit – Phase 2
Nachhaltigkeitsauswirkungen erfassen und bewerten 2.1. Themen ermitteln 2.2. Themen zuordnen 2.3. Bewerten und priorisieren
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Phase 2: Nachhaltigkeitsauswirkungen erfassen und bewerten
Ziele der Prozessphase Module Das Unternehmen kennt die für seine Lieferkette wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen und -risiken und kann auf dieser Basis wichtige Handlungsfelder zur Gestaltung und Optimierung einer nachhaltigen Lieferkette ableiten. 2.1. Themen ermitteln Das Unternehmen verschafft sich einen Überblick über Nachhaltigkeitsthemen (z. B. Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch; Arbeitsschutz), die relevant sind. Voraussetzungen 2.2. Themen zuordnen Die in Prozessschritt 1 erarbeiteten Informationen und die Visualisierung der Lieferkette bilden die Grundlage für die Bewertung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen. Das Unternehmen sollte darüber hinaus einplanen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam ermitteln, welche Nachhaltigkeitsthemen wesentlich sind und welche Handlungsfelder sich daraus ergeben. Die Themen werden dann den einzelnen Stufen der Lieferkette bzw. den Unternehmen in der Lieferkette zugeordnet. Bei der Themenermittlung im ersten Teilschritt sollte das Unternehmen die Zuordnung zu Lieferkettenstufen bzw. Prozessen mitdenken, aber noch nicht durchführen. Auf diese Weise kann das Unternehmen einerseits die Schritte bereits verbinden, andererseits vermeidet es aber, dass Arbeitsschritte – zum Beispiel im Rahmen eines internen Workshops – zu komplex werden. Ergebnisse Zuordnung von Prozessen in der Lieferkette zu Nachhaltigkeitsthemen Risikoanalyse durch Bewertung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen Auflistung von Handlungsfeldern zur Gestaltung und Optimierung (basierend auf der Risikoanalyse) 2.3. Bewerten und priorisieren Abschließend erfolgt eine Bewertung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen. Dieses Wissen liefert die Grundlage für die Erstellung einer Liste mit Handlungsfeldern. Phase 2
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2.1 Themen ermitteln Einstieg: Drei Schritte zur Ermittlung von Nachhaltigkeitsthemen umsetzen Im Sinne eines sorgfältigen Managementansatzes sollte das Unternehmen alle Nachhaltigkeitsthemen, die sich aus den Prozessen und Aktivitäten in seiner Lieferkette ergeben, erfassen und mit Blick auf die Wesentlichkeit bewerten. Auch wenn je nach Branche und Unternehmensgröße (und weiteren Einflussfaktoren wie Standorten) unterschiedliche Nachhaltigkeitsthemen wesentlich sein können, lassen sich auf Basis von Nachhaltigkeitsinitiativen, Leitfäden und Standards Kernthemen identifizieren, die Unternehmen als Grundlage und Startpunkt ihrer Analyse nutzen können. Darauf basierend kann das Unternehmen die für sich wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen ermitteln. Schritt 1 Das Unternehmen verschafft sich einen Überblick über die grundlegenden Nachhaltigkeitsthemen. Schritt 2 Das Unternehmen ermittelt die unternehmensspezifischen Nachhaltigkeitsthemen. Schritt 3 Das Unternehmen gibt eine erste Einschätzung darüber ab, welche Nachhaltigkeitsthemen wesentlich sind. Hinweis: Es geht an dieser Stelle für das Unternehmen noch nicht darum, den eigenen Verantwortungsrahmen abzustecken, d. h. zu prüfen, ob es für Auswirkungen in der Lieferkette verantwortlich ist. Es geht ferner noch nicht darum, dass das Unternehmen analysiert, welche Einflussmöglichkeiten es auf Lieferanten zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung in der Lieferkette hat. Phase 2
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Branchenübergreifende Nachhaltigkeitsthemen ermitteln
Das Unternehmen verschafft sich einen Überblick über grundlegende/branchenübergreifende Nachhaltigkeitsthemen. Angelehnt an die ISO 26000, die internationale Norm zur gesellschaftlichen Verantwortung, gibt es vier Kernthemen mit denen das Unternehmen diesen Prozessschritt starten kann. Die ISO gibt zudem Hinweise, welche Prozesse welchen Nachhaltigkeitsthemen zugeordnet werden können. Schritt 1 Übersicht über Nachhaltigkeitsthemen Handlungsfelder Umwelt Arbeitspraktiken Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken Menschenrechte Vermeidung von Umweltbelastungen & Gefahrenstoffen Beschäftigung und Beschäftigungsverhältnisse Korruptionsbekämpfung Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit Abschwächung des Klimawandels & Anpassung Arbeitsbedingungen und sozialer Schutz Verantwortungsbewusste politische Wirkung Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung Steigerung der Ressourceneffizienz Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz Fairer Wettbewerb Vereinigungsfreiheit Vermeidung des Biodiversitätsverlustes Sozialer Dialog Achtung von Eigentumsrechten Vermeidung von Mittäterschaft Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf DIN ISO 26000:2011. Phase 2
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Leitfragen zur Orientierung:
Unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsthemen ermitteln und bewerten Das Unternehmen ermittelt unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsthemen: Je nach Branche können unterschiedliche Themen relevant sein; in bestimmten Branchen besteht zum Beispiel das Risiko, dass „Konfliktmineralien“ verwendet werden. Das heißt mineralische Rohstoffe, bei denen es bei der Gewinnung und Vermarktung zu gewaltsamen Konflikten kommt. Im Informationsteil werden für einige Branchen Kernthemen aufgelistet. Die Auflistung ist nicht als abschließende Liste zu verstehen. Sie ersetzt nicht die sorgfältige Analyse der Situation im eigenen Unternehmen (siehe Informationsquellen auf Folie 8 für weitere Informationen). Schritt 2 Leitfragen zur Orientierung: Welche negativen Auswirkungen haben Aktivitäten/Prozesse in der Lieferkette auf Mensch und Umwelt? Welche Auswirkungen hat dies auf das Unternehmen (bspw. in Bezug auf Haftungsrisiken, Reputation etc.)? Das Unternehmen führt eine erste Einschätzung zur Wesentlichkeit des jeweiligen Nachhaltigkeitsthemas auf einer Skala von 1 bis 5 durch, wobei 5 die höchste Wertung darstellt. Leitfragen (siehe rechts) bieten eine Orientierung. Diese erste Einschätzung ist dann besonders hilfreich, wenn eine Vielzahl von Themen im 2. Schritt identifiziert wurde und das Unternehmen die weiterführende Analyse zu Beginn eingrenzen möchte, um sie umsetzbar zu gestalten. Schritt 3 Phase 2
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Unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsthemen
Erste Einschätzung zur Wesentlichkeit Anwendungsbeispiel Unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsthemen ermitteln und bewerten Beispiel Lebensmittelbranche (Konfitürenhersteller) 1 5 Emissionen bzgl. Transport und Viehhaltung X 1 5 Einhaltung von Arbeitsstandards X 1 5 Landnutzung/Erhalt der Biodiversität X 1 5 Wassermanagement X Die Bewertung kann im Sinne eines unternehmensinternen „Brainstormings“ ablaufen. Darüber hinaus liefern diverse Publikationen erste Hinweise (siehe Folie 8). Bei der Konfitürenherstellung werden beispielsweise die Auswirkungen des Wassermanagements besonders hoch eingestuft, was mit dem Zucker- und Palmölanbau zusammenhängen kann. * Angaben basieren nicht auf Informationen eines realen Unternehmens. Phase 2
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Arbeitsblatt Nachhaltigkeitsthemen & Bewertung
Zu Schritt 2 Das Unternehmen ermittelt die unternehmensspezifischen Nachhaltigkeitsthemen. Unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsthemen Das Unternehmen führt eine erste Einschätzung zur Wesentlichkeit des jeweiligen Nachhaltigkeitsthemas auf einer Skala von 1 bis 5 durch, wobei 5 die höchste Wertung darstellt. Leitfragen bieten eine Orientierung. Zu Schritt 3 Erste Einschätzung zur Wesentlichkeit 1 5 1 5 1 5 1 5 Phase 2
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Informationsquellen zu Nachhaltigkeitsauswirkungen erfassen und bewerten
Folgende Leitfäden und weitere Publikationen bieten eine Übersicht über (branchenspezifische) Nachhaltigkeitsthemen: Das Bundesumweltministerium hat eine Orientierung zur ISO ( veröffentlicht, welche für die Ermittlung von branchenübergreifenden Nachhaltigkeitsthemen herangezogen werden kann. Darüber hinaus können auch die zehn Prinzipien des Global Compacts der Vereinten Nationen ( helfen, sich einen ersten Überblick über Kernthemen zu verschaffen. Für den Umweltbereich gibt es für acht ausgewählte Branchen im bereits genannten „Umweltatlas Lieferketten“ ( Analysen zur Umweltwirkung in der Lieferkette. Das niederländische Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten hat einen Internet-basierten Risiko-Check (auf Englisch) entwickelt, der neben Länderrisikoanalysen auch wesentliche Nachhaltigkeitsthemen für bestimmte Land-Produkt-Kombinationen ermittelt. Darüber hinaus lohnt sich der Blick in Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen aus der gleichen Branche. Im Ranking der Nachhaltigkeitsberichte des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung und der Unternehmensvereinigung future finden sich Beispiele für besonders gelungene Nachhaltigkeitsberichte. Phase 2
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Informationsquellen zu Standards und Leitlinien
Diverse Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards und -initiativen bieten eine gute Übersicht über (potenzielle) Nachhaltigkeitsthemen. ISO 26000: Internationale Norm zur gesellschaftlichen Verantwortung. Die Norm, die im Gegensatz zu anderen ISO-Standards nur Leitfaden-Charakter besitzt, liefert eine umfassende Übersicht zu Nachhaltigkeitsthemen. Einen Einstieg in die Norm liefert eine Publikation des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ( EMAS: Europäischer Umweltmanagement-Standard, der über die Anforderungen an ISO hinausgeht. Im Rahmen von EMAS berichten Unternehmen zu sechs Schlüsselbereichen des Umweltschutzes. Die Schlüsselbereiche können auch auf Prozesse in der Lieferkette übertragen werden. Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK): Der DNK ist ein Standard, der Unternehmen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützt und mithilfe dessen Unternehmen Nachhaltigkeitsthemen und Indikatoren identifizieren können. Global Compact der Vereinten Nationen: Die Initiative basiert auf zehn Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung und fungiert als Forum und Rahmen für den Austausch zwischen Unternehmen und anderen Organisationen. Die Prinzipien können Unternehmen als Orientierung bei der Ermittlung wichtiger Themen nutzen Global Reporting Initiative (GRI): GRI entwickelt die am häufigsten verwendeten Rahmenwerke für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Mit den neuen GRI Sustainability Reporting Standards haben Unternehmen die Möglichkeit, zu einem breiten Spektrum an Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsthemen zu berichten. Nachhaltigkeitsbrancheninitiativen: Für eine Reihe von Branchen existieren Initiativen, die die Förderung von Nachhaltigkeit in Lieferketten zum Ziel haben. In der Regel bieten die Initiativen Informationen zu branchenspezifischen Nachhaltigkeitsthemen. Eine Übersicht über Brancheninitiativen finden Unternehmen unter Weitere Informationen zu den gelisteten und weiteren Standards finden Unternehmen unter: Phase 2
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2.2 Themen zuordnen Einstieg: Schritte zur Zuordnung von Nachhaltigkeitsthemen zu Prozessen in der Lieferkette Prozesse bei Lieferanten zur Herstellung von Vorprodukten und Materialien können negative Auswirkungen auf Umwelt (z. B. Luftverschmutzung durch den Ausstoß von Emissionen) oder Menschen (Gesundheitsschäden von Arbeiterinnen/Arbeitern) haben. In diesem Modul geht es darum, dass das Unternehmen ermittelt, welche Nachhaltigkeitsthemen in den Produktionsprozessen entlang der Lieferkette auftreten. Schritt 1 Das Unternehmen listet die Nachhaltigkeitsthemen auf und erstellt Symbole für die einzelnen Themen, sodass diese in die Lieferkettenmatrix übertragen werden können. Das Unternehmen prüft, in welcher Lieferkettenstufe und in welchem Prozess welche Themen auftreten. Es ordnet die Symbole für Nachhaltigkeitsthemen entsprechend den Prozessen in der Lieferkettenmatrix zu. Schritt 2 Phase 2
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Unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsthemen
Auflistung relevanter Themen für die Zuordnung zu Prozessen in der Lieferkette Auf Basis der Liste von Nachhaltigkeitsthemen, die das Unternehmen im vorangegangenen Modul ermittelt hat, ordnet es den Themen ein Symbol zu. Wie bereits im vorangegangenen Modul erwähnt, kann im Sinne eines praktischen Einstiegs eine TOP-Themenliste erstellt werden, mit der erreicht wird, dass sich das Unternehmen am Anfang nicht „verzettelt“ und nicht zu viele Themen in die detailliertere Bewertungs- und Priorisierungsphase (die folgt) mit aufnimmt. Jedes dieser Themen sollte mit einem Symbol dargestellt werden, um die Visualisierung zu vereinfachen. Schritt 1 Das Unternehmen prüft, in welcher Lieferkettenstufe und in welchem Prozess welche Themen relevant sind. Es ordnet die Symbole für Nachhaltigkeitsthemen entsprechend den relevanten Prozessen zu. Bei der Zuordnung sollte das Unternehmen internes Wissen nutzen. In den meisten Fällen werden Unternehmen damit viele Verbindungen erarbeiten können. Die im vorigen Prozessschritt genannten Nachhaltigkeitsstandards/-initiativen können Unternehmen zusätzlich helfen. Schritt 2 Unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsthemen Landnutzung/Erhalt der Biodiversität Wassermanagement Einhaltung von Arbeitsstandards Emissionen bzgl. Transport und Viehhaltung Phase 2
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Produktion von Vorprodukten
Anwendungsbeispiel Zuordnung von Nachhaltigkeitsthemen Beispiel Lebensmittelbranche (Konfitürenhersteller) Rohmaterial Rohstoffgewinnung Weiter- verarbeitung Produktion von Vorprodukten Vor-Fertigung Direkte Lieferanten Werkstor Zuckerplantage Brasilien und Kuba Ernte von Zuckerrohr Zuckerfabrik Brasilien und Kuba Pressung von Rohrzucker Zuckerfabrik Deutschland Raffination von Zucker Zucker Durch die Zuordnung der einzelnen Symbole zu den Prozessschritten der Lieferkette werden diese mit den identifizierten Nachhaltigkeitsthemen in der Lieferkettenmatrix verschnitten. Ein möglicher Ansatz: Die Reihenfolge der aufgelisteten Symbole entspricht der ersten Einschätzung zur Relevanz des Nachhaltigkeitsthemas im jeweiligen Prozessschritt. Haselnussplantage Türkei Ernte der Haselnüsse Haselnussplantage Türkei Röstung + Verpackung der Haselnüsse Haselnüsse Ölplantage Indonesien Ernte der Palmfrucht Palmölfabrik Indonesien Pressen/ Sterilisierung von Palmöl Palmöl * Angaben basieren nicht auf Informationen eines realen Unternehmens. Phase 2
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2.3 Bewerten und priorisieren
Einstieg: Vier Schritte zur Bewertung und Priorisierung wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen Auf Basis der Ermittlung relevanter Nachhaltigkeitsthemen und der Zuordnung zu Prozessen in der Lieferkette kann die Bewertung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsrisiken in vier Schritten erfolgen. Die Frage „Welche Nachhaltigkeitsthemen sind für mein Unternehmen wesentlich?“ sollte das Unternehmen aus zwei Perspektiven betrachten: Es geht sowohl um das Risiko für Umwelt und Betroffene als auch um das Risiko, das sich für das eigene Unternehmen ergibt (siehe dazu Schritte 1 & 2). Auch wenn das nachhaltige Lieferkettenmanagement mehr ist als Risikomanagement, ist es ratsam, zu Beginn den Weg über diese Perspektive(n) zu wählen, da der Ansatz erfahrungsgemäß anschlussfähig an bestehende Prozesse und Diskussionen im Unternehmen ist. Im Mittelpunkt eines nachhaltigen Lieferkettenmanagements steht die Bewertung des Risikos für Umwelt und Betroffene. Gleichzeitig ist klar, dass das Unternehmen die Nachhaltigkeitsleistung in der Lieferkette dort am besten verbessert, wo der Bezug zum eigenen Unternehmen am größten ist und es seine Stärken einbringen kann. Daher sollte das Unternehmen – nachgelagert – auch bewerten, wie wesentlich ein Nachhaltigkeitsthema aus der Perspektive des Unternehmens ist. Diese zwei Perspektiven werden dann zusammengeführt (Schritt 3) und in die Lieferkettenmatrix übertragen (Schritt 4). Perspektive 1: Das Unternehmen bewertet und priorisiert das Risiko für Umwelt und Betroffene, das sich aus Aktivitäten/Prozessen in der Lieferkette ergibt. Schritt 1 Perspektive 2: Das Unternehmen bewertet und priorisiert das Risiko für das eigene Unternehmen (z. B. Haftungs- oder Reputationsrisiken). Schritt 2 Das Unternehmen führt beide Risikodimensionen zusammen und ermittelt die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. Schritt 3 Schritt 4 Das Unternehmen überträgt die Ergebnisse in die Lieferkettenmatrix. Phase 2
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Nachhaltigkeitsrisiken bewerten – Risiko für Umwelt und Betroffene
Schritt 1 Perspektive 1: Die Ausgangsbetrachtung fokussiert sich auf die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Betroffene. Beispiel: Hoher Wasserverbrauch bei Produktionsprozessen, der zu Wasserstress in einer Region führt. In der Praxis nutzen Unternehmen eine Matrix zur Bewertung des Risikos für Umwelt und Betroffene, die die Eintrittswahrscheinlichkeit (E: Wie wahrscheinlich ist das Auftreten der Auswirkung?) und die Schwere des Ausmaßes negativer Auswirkungen (A: Wer ist in welchem Maße von der Auswirkung betroffen?) beinhaltet, wobei der Schwere der Auswirkung besonders Rechnung zu tragen ist. Das Unternehmen sollte bei der Wahl einer sinnvollen Skalierung (hier Bewertung exemplarisch von 1 [niedrig] bis 3 [hoch]) auf bestehende interne Ansätze (zum Beispiel im Kontext des Umweltmanagements) aufbauen, damit eine Anschlussfähigkeit gewährleistet ist. Bei der Frage, wie man das Ausmaß negativer Auswirkungen definiert, sollten Unternehmen pragmatisch starten. Eine Möglichkeit ist zu prüfen, wie schwer das Ausmaß ist (z. B. lebensbedrohlich), welchen Umfang das Ausmaß hat (z. B. wie viele Personen betroffen sind) und wie unabänderlich/irreparabel die Auswirkung ist. Es ist durchaus üblich, dass die Bewertungsergebnisse von der ersten Einschätzung (siehe Folie 6) abweichen. Leitfragen zur Orientierung: Wie wahrscheinlich ist das Auftreten einer negativen Auswirkung? Wer ist in welchem Maße von der Auswirkung betroffen? Phase 2
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Anwendungsbeispiel Risiko für Umwelt und Betroffene
Beispiel Lebensmittelbranche (Konfitürenhersteller) Beispielhafte Bewertung und Priorisierung von Auswirkungen auf Umwelt und Betroffene* Auswirkung Prozess in der Lieferkette E A Begründung Gesamt Arbeitsunfälle aufgrund unzureichender Sicherheitsstandards in einer Fabrik Weiterverarbeitung > Zuckerfabrik 3 Es hat bereits Arbeitsunfälle mit Todesfolge gegeben. Kein Arbeiter hat bisher ein Training erhalten. Die negativen Auswirkungen sind irreversibel. Hoch Wasserstress durch hohen Wasserverbrauch in einer durch Wasserknappheit geprägten Region Rohstoffgewinnung > Ernte von Haselnüssen in der Türkei 2 Die Auswirkung ist bereits zu spüren; allerdings ist nur eine begrenzte Anzahl von Menschen betroffen; es gibt die Möglichkeit, über technische Lösungen die Auswirkung zu minimieren. Mittel Verlust von Artenvielfalt durch Landnutzung Produktion von Vorprodukten > Raffination von Zucker 1 Es gibt bisher keine nachgewiesenen negativen Auswirkungen, und es werden keine zusätzlichen Flächen in Anspruch genommen. Es sind bereits Maßnahmen von behördlicher Seite umgesetzt worden, die Flächen mit besonderer Artenvielfalt ausweisen und für Bebauungen sperren. Niedrig * Angaben dienen Illustrationszwecken und basieren nicht auf Informationen eines realen Unternehmens. Phase 2
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Bewertung und Priorisierung von Auswirkungen auf Umwelt und Betroffene
Arbeitsblatt Risiko für Umwelt und Betroffene Bewertung und Priorisierung von Auswirkungen auf Umwelt und Betroffene Auswirkung Prozess in der Lieferkette E A Begründung Gesamt
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Nachhaltigkeitsrisiken bewerten – Risiko für das eigene Unternehmen
Perspektive 2: Das nachhaltige Lieferkettenmanagement ist immer dann am wirkungsvollsten, wenn es die unternehmerische Perspektive mit aufnimmt. Daher sollte das Unternehmen ermitteln, wie sich Risiken für Umwelt und Betroffene auf die eigene Geschäftstätigkeit auswirken. Es geht an dieser Stelle noch nicht darum zu prüfen, welche Einflussmöglichkeiten das Unternehmen hat, um Verhaltensänderungen in der Lieferkette zu erwirken. Es geht ausschließlich um die Frage der Auswirkungen. Schritt 2 Leitfragen zur Orientierung: Welche Rückwirkungen ergeben sich für das Unternehmen aus den Risiken für Umwelt und Betroffene? Welche rechtlichen Anforderungen sind von dem Unternehmen mit Blick auf die Lieferkette zu beachten? Welche bestehenden unternehmerischen Ziele sind ohne mehr Nachhaltigkeitsengagement in der Lieferkette in Gefahr? Oder: Welche Geschäftschancen ergeben sich aus mehr Nachhaltigkeitsengagement in der Lieferkette? Es existieren eine Reihe von Risiken, die sich auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens auswirken können. Unter anderem: Physische Risiken: z. B. Produktionsausfälle durch Extremwetterereignisse Regulatorische Risiken: z. B. Verschärfung von Grenzwerten für Anlagen Marktpreisrisiken: z. B. Mehrausgaben für Energiebeschaffung oder höhere Wasserkosten Marktrisiken: z. B. Veränderung von Kundenverhalten Rechtsrisiken: z. B. Verstoß gegen geltende Gesetze Reputationsrisiken: z. B. Kampagnen von Nichtregierungsorganisationen Phase 2
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Anwendungsbeispiel Risiko für das eigene Unternehmen
Beispiel Lebensmittelbranche (Konfitürenhersteller) Beispielhafte Bewertung und Priorisierung von Auswirkungen auf das Unternehmen Auswirkung auf die Umwelt Auswirkung auf Unternehmen Begründung Gesamt Arbeitsunfälle aufgrund unzureichender Sicherheitsstandards in einer Fabrik Rechtsrisiko; Reputationsrisiko; Marktrisiken Das Unternehmen verstößt gegen geltendes Recht. Zudem ergeben sich Risiken für den Markenwert – sowohl mit Blick auf Konsumenten als auch potenzielle Arbeitnehmer. Konsumenten wenden sich vom Unternehmen ab. Hoch Wasserstress durch hohen Wasserverbrauch in einer durch Wasserknappheit geprägten Region Physische Risiken; regulatorische Risiken Wassermangel betrifft auch die Verfügbarkeit von Betriebsmitteln. Eine Verschärfung der Auflagen für die Produktion ist nicht sehr wahrscheinlich, wäre aber nur schwer technisch umsetzbar. Mittel Verlust von Artenvielfalt durch Landnutzung Rechtsrisiko; Reputationsrisiken Mögliche Klage gegen das Unternehmen als (Mit-)Verursacher des Verlustes der Artenvielfalt. Stigmatisierung als „Umweltzerstörer“, einhergehend mit dem Entzug der regionalen „license to operate“. Niedrig * Angaben dienen Illustrationszwecken und basieren nicht auf Informationen eines realen Unternehmens. Phase 2
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Bewertung und Priorisierung von Auswirkungen auf das Unternehmen
Arbeitsblatt Risiko für das eigene Unternehmen Bewertung und Priorisierung von Auswirkungen auf das Unternehmen Auswirkung auf die Umwelt Auswirkung auf Unternehmen Begründung Gesamt
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Verbinden der zwei Risiko-Perspektiven
Schritt 3 Für die Ermittlung wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen in der Lieferkette führt das Unternehmen die beiden vorgestellten Risiko-Perspektiven zusammen. In der Praxis wird dafür oftmals eine Matrix verwendet, bei der auf der x-Achse die Einschätzung der Wesentlichkeit aus der Perspektive des Unternehmens erfolgt und auf der y-Achse die Einschätzung zur Auswirkung auf Umwelt und Betroffene eingetragen wird. Welche Nachhaltigkeitsthemen abschließend als wesentlich eingestuft werden bzw. wo die Grenze gezogen wird, ist eine Entscheidung, die jedes Unternehmen individuell für sich treffen muss. Maßgeblich ist die Liste der Risiken für Umwelt und Menschen, die durch Aktivitäten in der Lieferkette des Unternehmens entstehen. Allerdings empfiehlt es sich gerade zu Beginn, die Liste nicht zu lang werden zu lassen. Zugleich ist zu betonen, dass die Liste immer wieder auch überprüft und ggf. angepasst werden muss. Beispielsweise dann, wenn neue Lieferanten hinzukommen, in anderen Ländern produziert wird oder das eigene Unternehmen wächst. Die Ergebnisse der Einschätzung werden dann abschließend in die bereits entwickelte Lieferkettenmatrix übertragen. Phase 2
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Anwendungsbeispiel Verbinden der zwei Risiko-Perspektiven
Beispiel Lebensmittelbranche (Konfitürenhersteller) Beispielhafte Ermittlung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen Auswirkungen auf Umwelt und Betroffene Arbeitsunfälle Wasserstress durch hohen Wasserverbrauch Verlust von Artenvielfalt durch Landnutzung Wesentlich für das Unternehmen * Angaben dienen Illustrationszwecken und basieren nicht auf Informationen eines realen Unternehmens. Phase 2
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Arbeitsblatt Verbinden der zwei Risiko-Perspektiven
Schritt 3 Das Unternehmen führt beide Risikodimensionen zusammen und ermittelt die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. Ermittlung und Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen Auswirkungen auf Umwelt und Betroffene Wesentlich für das Unternehmen Phase 2
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Anwendungsbeispiel Priorisierung in der Lieferkettenmatrix
Schritt 4 Das Unternehmen überträgt die Ergebnisse der Priorisierung in die Lieferkettenmatrix. Beispiel: Konfitürenhersteller Legende Rohmaterial Rohstoff-gewinnung Weiter- verarbeitung Produktion von Vorprodukten Vor-Fertigung Direkte Lieferanten Werkstor Hoch/Priorität A Mittel/Priorität B Zuckerplantage Brasilien und Kuba Ernte von Zuckerrohr Zuckerfabrik Brasilien und Kuba Pressung von Rohrzucker Zuckerfabrik Deutschland Raffination von Zucker Zucker Niedrig/Priorität C Haselnussplantage Türkei Ernte der Haselnüsse Haselnussplantage Türkei Röstung + Verpackung der Haselnüsse Die Priorisierung der Nachhaltigkeitsthemen innerhalb der jeweiligen Prozessschritte nimmt die beiden Risiko-Perspektiven aus den vorangegangenen Schritten auf. Beispiel: Die Weiterverarbeitung von Zucker hat hier höchste Priorität, da das Thema „Arbeitssicherheit“ problematisch ist. Haselnüsse Ölplantage Indonesien Ernte der Palmfrucht Palmölfabrik Indonesien Pressen/ Sterilisierung von Palmöl Palmöl * Angaben basieren nicht auf Informationen eines realen Unternehmens. Keine vollständige Bewertung. Phase 2
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Informationsquellen zu Einflussfaktoren auf das Risiko
Bei der Gestaltung und Optimierung der nachhaltigen Lieferkette geht es für das Unternehmen darum, Erfahrungswissen aus der Praxis aufzunehmen und in die Analyse des eigenen Unternehmens aufzunehmen. Eine Reihe von Faktoren haben Einfluss darauf, wie hoch das Risiko für negative Auswirkungen auf Umwelt und Menschen einzuschätzen ist, unter anderem: Standort (Land/Region) des Lieferanten: Risiken sind dann besonders hoch einzuschätzen, wenn Lieferanten in Ländern angesiedelt sind, in denen Umwelt- und Sozialstandards niedrig sind. Das Unternehmen sollte insbesondere prüfen, ob Lieferanten aus Konflikt- und Hochrisikogebieten kommen. Hinweise dazu liefern Datenbanken wie die BSCI-Liste (Fokus auf soziale Themen) oder der Bertelsmann Transformations Index. Branche: Je nach Branche variieren Schwerpunktthemen. Während in der Lebensmitteleinzelhandelsbranche der Wasserverbrauch ein wesentliches Umweltthema ist, stehen im Maschinenbau vor allem Treibhausgasemissionen im Mittelpunkt. Der „Umweltatlas Lieferkette“ bietet eine Übersicht über „Umwelt-Hot-Spots“ für acht Branchen der deutschen Wirtschaft. Das Unternehmen sollte prüfen, ob über Brancheninitiativen Wissen über Schwerpunktthemen abrufbar ist. Die Publikation „Ansätze für Lieferantenabfrage und -management“ von econsense ( liefert eine Übersicht über verschiedene Initiativen. Vorkommen von „Konfliktmineralien“: Gerade auf Ebene der Rohstoffgewinnung liegen oftmals keine Informationen vor, gleichzeitig ist diese Ebene häufig ein Risikofaktor. Es empfiehlt sich der Rückgriff auf gesammelte Informationen, beispielsweise vom Umweltbundesamt. Nachhaltigkeitsniveau von Lieferanten: Nutzen Direkt- oder Unterlieferanten Managementsysteme wie EMAS oder berichten transparent und glaubwürdig über ihr Nachhaltigkeitsengagement, sinkt erfahrungsgemäß die Wahrscheinlichkeit, dass negative Nachhaltigkeitsauswirkungen auftreten. Eine Übersicht über einschlägige Zertifizierungen und Standards liefert die Internetseite die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales betrieben wird. Die Publikation „Vom Emissionsbericht zur Klimastrategie“ ( listet diverse Risiken für Unternehmen auf und beschreibt diese. Mithilfe von Beispielen werden die negativen Auswirkungen auf das Unternehmen skizziert. Phase 2
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Informationsquellen für die Ermittlung wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen
Das Unternehmen sollte die Bestimmung wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen vor allem zu Beginn pragmatisch angehen. Es ist legitim, mit einer begründeten Vermutung zu starten, vor allem, wenn Detailwissen über einzelne Lieferanten oder Lieferkettenstufen fehlt. Gespräche mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Das Unternehmen sollte das interne Wissen gezielt nutzen, beispielsweise im Rahmen von Workshops, direkten Gesprächen oder Umfragen. Austausch mit Direktlieferanten Das Unternehmen sollte prüfen, ob Direktlieferanten ihrerseits Informationen über die Lieferkette gesammelt haben, die genutzt werden können. Sofern Lieferantenselbstauskünfte genutzt werden, bietet sich eine Verknüpfung mit diesem Instrument an. Austausch mit Kunden Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind oftmals sowohl Lieferant eines Kunden als auch ihrerseits Kunde von eigenen Lieferanten. Speziell in Fällen, in denen der Kunde ein Großunternehmen ist, sollte geprüft werden, ob bereits Informationen zu wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen in der Branche/Lieferkette vorliegen, die genutzt werden können. Veröffentlicht der Kunde einen Nachhaltigkeitsbericht, kann dies ein erster Bezugspunkt sein. Weitere Quellen Der Blick „von außen“ auf das Unternehmen bzw. die Branche ist erfahrungsgemäß sehr hilfreich, um wesentliche Themen zu ermitteln. Neben den bereits genannten Brancheninitiativen können zivilgesellschaftliche Akteure wie WWF, Greenpeace oder Germanwatch wichtige Informationsträger sein. Darüber hinaus können Online-Datenbanken zur Lieferantenbewertung von (kommerziellen) Anbietern wie Ecovadis oder Sedex Informationen liefern. Phase 2
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Impressum Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160 86179 Augsburg Tel.: Fax: Internet: Bearbeitung/Text/Konzept: adelphi – Büro Berlin Daniel Weiss Alt-Moabit 91 10559 Berlin adelphi – Büro München Rainer Agster Landwehrstraße 37 80336 München Redaktion: LfU, Referat 11, Infozentrum UmweltWirtschaft (IZU) Stand: September 2017 Copyright: Dieses Dokument ist Teil des Bausteins „Nachhaltige Lieferkette“ des „Online-Tools Nachhaltigkeitsmanagement für KMU“. Die Arbeitsmaterialien wurden im Rahmen des Umweltpakts Bayern in Kooperation mit dem Bayerischen Industrie-und Handelskammertag e. V. (BIHK) erstellt. sustainable AG Dr. Albert Hans Baur; Jan-Marten Krebs Corneliusstraße 10 80469 München
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