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Veröffentlicht von:Helmuth Beyer Geändert vor über 7 Jahren
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Christina Deller Judith Crowell Johanna Dautermann Anne Schnabel
Trennungsverarbeitung, Mentalisierung und emotionale Prozesse in Trennungsfamilien Christina Deller Judith Crowell Johanna Dautermann Anne Schnabel Christina Strobl Gottfried Spangler Johanna Behringer
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Theoretischer Hintergrund
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Problemverhalten von Kindern
Elterliche Trennung & Problem-verhalten der Kinder Kinder aus Trennungsfamilien haben eine schlechtere psychische Gesundheit, was durch sozioökonomischen Status, psychische Gesundheit sowie Konflikte der Eltern erklärt wird. Elterliche Trennung erhöht aggressives & internalisierendes Problemverhalten der Kinder. Bei Kindern aus Trennungsfamilien kommt es zu einem Anstieg von Verhaltensproblemen Elterliche Trennung und ADHS des Kindes hängen zusammen. Elterliche Trennung führt zu erhöhten emotionalen & Verhaltensproblemen, diese gehen jedoch meist wieder zurück Problemverhalten von Kindern
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Anpassungsverläufe infolge einer Trennung
Trennung als kritisches Lebensereignis (Carlson et al., 2000; Halford & Sweeper, 2013) zumindest vorübergehend erhöhtes Stresserleben (Emotionsregulation!) erfordert Anpassungsleistung Anpassungsverläufe vorübergehend stark erhöhte psychische Belastung innerhalb von 2-3 Jahren wieder auf das Ausgangsniveau von vor der Trennung (z.B. Amato, 2010) chronischer psychologischer Distress und verringerte Lebenszufriedenheit noch Jahre nach der Trennung (Lucas, 2005)
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Erfassung des Verarbeitungsstatus einer Verlusterfahrung
Fragen des Adult Attachment Interview (Beispiele) Können Sie mir etwas über die Umstände der Trennung erzählen? Wissen Sie noch, wie Sie sich damals gefühlt haben? Haben sich Ihre Gefühle seitdem verändert? Denken Sie, dass diese Trennung Ihr Verhalten gegenüber Ihren Kindern verändert hat?
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Unverarbeiteter Status im AAI
U-Status (Trauer, Trennung) Kognitive Desorientierung Sprachliche Desorganisation Extremreaktionen auf das Ereignis Verleugnung der eigenen Rolle / Beteiligung (Trennung) * Katastrophenhafte / bedrohliche Darstellung (Trennung) * * Behringer & Crowell, 2016
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Elterliche Mentalisierungsfähigkeit als Schutzfaktor?
Mentale Zustände: Gefühle, Gedanken, Wünsche, Glaubenssätze, etc. Mentalisierungsfähigkeit (RF): Bei sich selbst & anderen mentale Zustände erkennen, verstehen und interpretieren Verhalten wird verständlich Beeinflusst durch: Erregung, InteraktionspartnerIn, frühe Eltern-Kind-Beziehung, Vorerfahrungen, … RF & Problemverhalten Kinder: Ensink et al. (2016): höheres mütterliches RF korreliert mit niedrigerem Risiko von Kindern (7-12 Jahre) externalisierende Verhaltensprobleme aufzuweisen Centifinati et al. (2015), Meins et al. (2013): Niedriges elterliches RF korreliert mit kindlichem oppositionellem, aufsässigem Verhalten & Problemen im Sozialverhalten Benbassant & Priel (2012): signifikante Korrelationen zwischen elterlichem und adoleszentem RF & elterlichem RF und sozialer Kompetenz in der Adoleszenz
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Hypothesen und Fragestellungen (1)
H1: Getrennte Eltern mit hohem Reflective Functioning (RF) berichten weniger Emotionsregulationsprobleme, geringeres Belastungserleben in der Elternrolle und weniger Beeinträchtigungen in den Beziehungen zu ihren Kindern. F1: Unterscheiden sich Eltern mit hohem RF von solchen mit niedrigem RF bzgl. wahrgenommener Symptomatik ihrer Kinder?
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Hypothesen und Fragestellungen (2)
H2: Getrennte Eltern mit sicherer Bindungsrepräsentation berichten über weniger Emotionsregulationsprobleme, weniger Belastungserleben in der Elternrolle und weniger Beeinträchtigung der Beziehungen zu ihren Kindern als getrennte Eltern mit unsicherer Bindungsrepräsentation. F2: Unterscheiden sich getrennte Eltern mit sicherer Bindungsrepräsentation von solchen mit unsicherer Bindungsrepräsentation in ihrer Wahrnehmung von emotionalen und Verhaltensproblemen ihrer Kinder? F3: Unterscheiden sich Eltern mit unverarbeiteter Trennung von solchen ohne unverarbeitete Trennung im Hinblick auf ihre berichteten Emotionsregulationsfähigkeiten und –probleme, auf ihr Belastungserleben generell und in der Elternrolle sowie in ihren Beziehungen zu ihren Kindern und ihrer Wahrnehmung kindlicher Symptomatik?
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Methode
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Stichprobe getrennte Eltern
Rekrutierung 2015: Flyer und Aushänge bei Erziehungsberatungsstellen, Angeboten des Diakonischen Werks Selbsthilfezentren und –gruppen für getrennte Eltern Flyer in Rechtsanwaltskanzleien Aufwandsentschädigung: € 35,- für zwei Termine Stichprobenmerkmale: N = 39 (13 Männer, 26 Frauen) Altersdurchschnitt: 43,9 Jahre (33 bis 65 Jahre) Schul-/Hochschulbildung: 33 % mit abgeschlossenem Hochschulstudium % mit Fachschulabschluss Einschlusskriterien: Trennung in den letzten 5 Jahren und mindestens ein Kind zwischen 3 und 17 Jahren
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Erfassung der Bindungsrepräsentation: Adult Attachment Interview George, Kaplan & Main (1985); Gloger-Tippelt (2001) Halbstandardisiertes Interview (60 bis 90 Minuten) Fragen nach Bindungserfahrungen und Beziehung zu den Eltern damals und heute, Bewertung dieser Erfahrungen Fragen bzgl. Verlust- und Trennungserfahrungen Kohärenz der Darstellung als Indikator für sicher-autonome Bindung Klassifikation : sicher-autonom, unsicher-präokkupiert, unsicher-distanziert und unverarbeitet
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Organisierte Bindungskategorien im AAI
Unsicher-distanzierend (Ds) Sicher-autonom (F) Unsicher-verwickelt (E) Idealisierung/Bestehen auf Gedächtnislücken hohe Kohärenz starke Wut/Ärgergefühle Widersprüche, Verwechslungen Darstellung als stark und unabhängig von Bindungsbeziehungen Wertschätzung von Bindungspersonen und -erfahrungen Verwicklung in Bindungserfahrungen verminderter Emotionsausdruck emotionale Flexibilität vermehrter Emotionsausdruck
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Reflective Functioning im AAI (RF; Fonagy, Target, Steele & Steele, 1998)
Mentalisierungsfähigkeit Teilscores: Raten der einzelnen AAI-Fragen (Demand-/MUSS- & Permit/KANN- Fragen) Gesamtscore basierend auf Teilscores & Gesamteindruck -1 bis 3 = Mentalisierungsfähigkeit nicht grundlegend vorhanden, niedriges RF 4 bis 9 = Mentalisierungsfähigkeit grundlegend vorhanden, mittleres-hohes RF
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RF – Skala -1 bizarre, nicht-reflektierende, unpassende Antworten - 1 Fehlen mentaler Zustände, Verhaltensbeschreibungen 3 eingeschränkte Fähigkeit: Identifikation einfacher mentaler Zustände auf allgemeinem Level 5 grundlegendes Verständnis vom Einfluss mentaler Zustände auf Verhalten und Wahrnehmung + 5+ zunehmend vollständiges und vertieftes Verständnis mentaler Zustände und deren Rolle bei Interaktionen 9 außergewöhnliches, nuanciertes Verständnis von Beweggründen, die Verhalten zugrunde liegen; unerwartete, überraschende Einsicht
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Fragebögen für die Eltern
Difficulties in Emotion Regulation Scales (Gratz & Roemer, 2004; deutsch: Ehring, 2008) Nichtakzeptanz von emotionalen Reaktionen (Nonacceptance); Mangel an emotionaler Bewusstheit (Awareness); Beschränkter Zugang zu Emotionsregulationsstrategien (Strategies); Schwierigkeiten bei emotionaler Belastung zielgerichtetes Verhalten zu zeigen (Goals); Impulskontrollschwierigkeiten (Impulse); Defizit Gefühle zu erkennen (Clarity); Gesamtwert Emotion Dysregulation Scale (EDS; Bradley et al., 2011; deutsch: Behringer, 2014) Meine Gefühle geraten manchmal außer Kontrolle; Wenn ich starke Gefühle habe, treffe ich oft falsche Entscheidungen; Meine Gefühle können sich plötzlich verändern, fast ohne Vorwarnung (24 Items; Gesamtwert) Stressskala des Patient Health Questionnaire (PHQ; Spitzer et al., 1999, deutsch: Löwe et al., 2002) Beeinträchtigt sein durch: Sorgen über Ihre Gesundheit; Finanzielle Sorgen; Mangelnde soziale Unterstützung
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Fragebögen mit Bezug zu den Kindern
Parenting Stress Inventory (PSI; Abidin, 1995; deutsch: Fallahpour et al., 2008) Erfassung des Belastungserlebens in der Elternrolle: Interaktionsbezogene Belastung: kindliche Ablenkbarkeit, Verstärkungswert für Eltern, kindliche Stimmung, … Belastung des emotionalen Wohlbefindens „Ich erwartete, mehr Wärme und Nähe für mein Kind empfinden zu können, als dies jetzt der Fall ist und das stört mich“ [Bindung zum Kind] „Ich finde, dass ich nicht besonders gut als Mutter/Vater bin.“ [Kompetenzgefühl] „Ich fühle mich einsam und ohne Freunde.“ [soziale Isolierung] Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ; Goodman et al., 1998) Screening für emotionale und Verhaltensprobleme: Emotionale Probleme Verhaltensprobleme Hyperaktivität Verhaltensprobleme mit Gleichaltrigen Prosoziales Verhalten
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Ergebnisse
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Bindungs- und Verarbeitungsstatus der getrennten Eltern
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Reflective Functioning der getrennten Eltern
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Emotionsregulation und psychosoziale Belastung in Abhängigkeit von RF
* * * F(1, 36) = 9.644; p ≤ .005 F(1, 36) = ; p ≤ .005 F(1, 36) = 5.991; p ≤ .05
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Belastung in der Interaktion mit dem Kind (PSI) in Abhängigkeit von RF
* F(1, 36) = 7.893; p ≤ .01
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Belastung des emotionalen Wohlbefindens in der Elternrolle in Abhängigkeit von RF
* F(1, 36) = ; p ≤ .005
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Mediationsmodell RF Emotionsregulation Bindung zum Kind
b = CI (95%) = (-.733; ) DERS Impulskontroll- schwierigkeiten .354* -.719* PSI Probleme Bindung zum Kind Reflective Functioning c‘ = (c = -.777*)
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Mediationsmodell RF Emotionsregulation Bindung zum Kind
b = CI (95%) = (-.637; -.008) EDS Emotion Dysregulation .041* -5.015* PSI Probleme Bindung zum Kind Reflective Functioning c‘ = -.572* (c = -.777*)
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Emotionale und Verhaltensprobleme der Kinder in Abhängigkeit von RF
Keine signifikanten Unterschiede in der von den Eltern berichteten Symptombelastung der Kinder zwischen Eltern mit eingeschränkten und Eltern mit gut ausgeprägtem RF
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Emotionsregulationsprobleme und Stress in Abhängigkeit vom U-Status wegen Trennung
* + F(1, 34) = 4.261; p ≤ .05 F(1, 34) = 2.928; p ≤ .1
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Emotionsregulationsprobleme und Stress bei sicherer vs
Emotionsregulationsprobleme und Stress bei sicherer vs. unsicherer Bindungsrepräsentation + F(1, 34) = 2.968; p ≤ .1
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Belastung in der Interaktion mit dem Kind (PSI) in Abhängigkeit vom AAI-Bindungsstatus
Es zeigen sich keine Unterschiede zwischen getrennten Eltern mit sicherer und solchen mit unsicherer Bindungsrepräsentation in deren interaktionsbezogenen Belastungen Auch zwischen getrennten Eltern mit und ohne Unverarbeiteten Bindungsstatus hinsichtlich Trennung zeigen sich keine Unterschiede in den interaktionsbezogenen Belastungen
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Belastung des emotionalen Wohlbefindens in der Eltern- rolle (PSI) in Abhängigkeit vom U-Status wegen Trennung * Keine Unterschiede zwischen AAI-sicher und AAI-unsicher F(1, 34) = 4.417; p ≤ .05
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Berichtete emotionale und Verhaltensprobleme der Kinder bei U- vs
Berichtete emotionale und Verhaltensprobleme der Kinder bei U- vs. nicht-U- bzgl. Trennung der Eltern Keine Unterschiede zwischen AAI-sicher und AAI-unsicher * F(1, 34) = 4.472; p ≤ .05
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Fazit A: Die Bedeutung der Mentalisierung
Mentalisierungsfähigkeit i.S. von Reflective Functioning (RF) puffert die Belastung getrennter Eltern, insbesondere im Hinblick auf Emotionsregulationsprobleme und die Beeinträchtigung der Bindung zum Kind. Ein geringeres Ausmaß an Impulskontrollschwierigkeiten und Emotionsdysregulation mediiert den Zusammenhang zwischen RF und Bindung zum Kind In der Intervention ist es wichtig, die Mentalisierungsfähigkeit getrennte Eltern zu stärken, um einer Verschlechterung der Bindungsgefühle von Eltern gegenüber ihren Kindern im Kontext der Trennung vom Partner zu begegnen.
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Fazit B: Die Unverarbeitete Belastung
Getrennte Eltern mit dem Bindungsstatus der Unverarbeiteten Trennung stellen sich selbst als weniger betroffen von Impulskontrollschwierigkeiten und Kompetenzproblemen in der Elternrolle dar und ihre Kinder als weniger belastet durch Emotionale Probleme. Was hat das zu bedeuten?
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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