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Seminar UWP 1 Alexandra Bär, Frank Reinhardt

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Präsentation zum Thema: "Seminar UWP 1 Alexandra Bär, Frank Reinhardt"—  Präsentation transkript:

1 Seminar UWP 1 Alexandra Bär, Frank Reinhardt
Wurzeln der Berufsausbildung: Arbeit und Beruf als Grundphänomene des Menschen Seminar UWP 1 Alexandra Bär, Frank Reinhardt

2 Inhaltsübersicht 1 Menschwerdung und Arbeit
2 Funktionen vs. Bedeutung von Arbeit 3 Arbeitsverständnis der Antike 4 Arbeit im Christlichen Abendland 4.1 Arbeit im Mittelalter 4.2 Reformatorische Wende 4.3 Calvinismus 4.4 Industrialisierung 5 Heutige Bedeutung von Arbeit 6 Exkurs: Arbeit in anderen Kulturen 7 Berufe 7.1 Entstehung der Berufe 7.2 Begriffsherkunft & Definition 7.3 Funktionen des Berufes 7.4 Berufe als Institutionen 7.5 Berufe - Problemfelder 8 Podiumsdiskussion & Fazit

3 1 Menschwerdung und Arbeit
Arbeit steter Begleiter der Menschheit Zwang, widriger Umwelt zu trotzen Arbeit exklusiv dem Menschen vorbehalten? Wer war der erste „Arbeiter“? Müssen „Arbeiter“ in Insektenvölkern umbenannt werden? Frühmenschlicher Faustkeil Kutscha (2008), S. 2ff.

4 2 Funktionen vs. Bedeutung von Arbeit
Verständnis von Arbeit im Folgenden: „ zweckgerichtete körperliche und geistige Tätigkeit des Menschen “ Unterscheidung: Funktionen vs. Bedeutung von Arbeit Funktionen: unmittelbare Aufgabe der Arbeit für die Existenz des Menschen Bedeutung: darüber hinausgehende Sinnstiftung, die den Menschen in seiner Einzigartigkeit berührt Bermes (2008), S. 45f., Etym. Wörterbuch des Deutschen

5 Triviale Grundfunktionen zur Sicherung der menschlichen Existenz
2 Funktionen von Arbeit Triviale Grundfunktionen zur Sicherung der menschlichen Existenz Existenzsicherungsfunktion bzw. Einkommenserzielungsfunktion Problemlösefunktion Grundsätzlich: Arbeit als Mittel zur Überwindung äußerer Widrigkeiten Kutscha (2008), S. 4f., Bermes (2008), S. 45f.

6 Primitives Tier ModernerMensch
2 Bedeutung von Arbeit Höhere Effekte der Arbeit, die v.a. den Menschen betreffen Sinnstiftungsfunktion Motivationsfunktion Selbstverwirklichung Soziale Interaktion … Primitives Tier ModernerMensch Funktionsanteil Bedeutungsanteil Im Folgenden konzentriert sich unser Vortrag primär auf die BEDEUTUNG der Arbeit. Der BEDEUTUNGSANTEIL der Arbeit hat naturgemäß im Laufe der Entwicklung des Menschen stark zugenommen. Die ersten Frühmenschen lebten noch in einer gefahrvollen unsicheren Welt, jedes Tun war primär auf die Sicherung des eigenen Überlebens/Überlebens der Gruppe gerichtet. Je mehr sich der Mensch entwickelte, desto mehr rückten höhere Bedeutungen wie Sinnstiftung, Arbeitsfreude etc. in den Fokus. Heute leben wir in einer Welt, in der es (zumindest hier in D für höhere Schichten) möglich ist, mit relativ geringem Aufwand, das Überleben zu sichern. Viele Gruppen leben auch komplett ohne eigene Erwerbsarbeit zu leisten (Rentner, kinder, Arbeitslose, ..). Daher stehen oftmals Überlegungen zur Bedeutungsstiftung von Arbeit im Mittelpunkt. Bsp.: Ehrenamtliche Tätigkeiten, „Entspannungsarbeit“ im Garten etc. In der Grafik oben stehen als Extrempunkte „Tier“ und „Mensch“. Genauso gut kann man natürlich als Extremwerte auch „früher Mensch“ und „moderner Mensch“ reinschreiben. Das Tier zu erwähnen macht allerdings Sinn, daß die Bedeutungssuche in der Arbeit nicht allein dem Menschen zuzuschreiben ist (wenigstens nicht mit Sicherheit). So will auch ein Rettungshund „arbeiten“, obwohl dies offenbar nicht unmittelbar zu seiner Lebenssicherung dient. Spekulationen über die Gewankenwelt des Hundes sollen hier jedoch aussen vor gelassen werden. Kutscha (2008), S. 5, Bermes (2008), S. 45f.

7 Inhaltsübersicht 1 Menschwerdung und Arbeit
2 Funktionen vs. Bedeutung von Arbeit 3 Arbeitsverständnis der Antike 4 Arbeit im Christlichen Abendland 4.1 Arbeit im Mittelalter 4.2 Reformatorische Wende 4.3 Calvinismus 4.4 Industrialisierung 5 Heutige Bedeutung von Arbeit 6 Exkurs: Arbeit in anderen Kulturen 7 Berufe 7.1 Entstehung der Berufe 7.2 Begriffsherkunft & Definition 7.3 Funktionen des Berufes 7.4 Berufe als Institutionen 7.5 Berufe - Problemfelder 8 Podiumsdiskussion & Fazit

8 3 Arbeitsverständnis der Antike
Arbeit bei Aristoteles et al. Weiterhin: „anschauendes Leben“ als ideale vierte Lebensform „theoria“ wissenschaftliches Erkennen „praxis“ politische Tätigkeit in der Polis „poiesis“ Arbeit von Sklaven und niederen Freien Wertigkeit Sokrates war als Philosoph ein Revolutionär und brachte eine geistige Zeitenwende – ein Grund, warum alle Philosophen vor ihm heute oft nur „Vorsokratiker“ genannt werden. Platon war ein Schüler Sokrates‘, Aristoteles wiederum ein Schüler des Platon. Daher sind die von Rausch genannten Gedanken nicht vollends und einzig auf Aristoteles‘ Mist gewachsen. Die griechischen Philosophen des 4. Jahrhundert vor haben die Arbeit als Kontrast zu einem sinnvollen Leben angesehen. Nach Aristoteles diente die Arbeit (poiesis) den Sklaven und niederen Freien zum notwendigen Lebenserwerb, während das politische Handeln in der Öffentlichkeit (praxis) und das wissenschaftliche Erkennen (theoria) einen Sinn in sich selbst hatten und dem freien Mann vorbehalten waren. Von diesen drei Ausprägungen des tätigen Menschen unterschied Aristoteles noch eine vierte Daseinsmöglichkeit, die „vita contemplativa“, das anschauende Leben, das für Aristoteles die Existenzform ist, die als die erstrebenswerteste für ihn gilt. Aßländer (2005), S. 6ff., Frambach (2002), S. 226ff.

9 3 Arbeitsverständnis der Antike
Arbeit im römischen Verständnis Körperlich anstrengende Arbeiten häufig durch Sklaven erledigt Oberschicht: Beschäftigung mit Politik, Kunst etc. Jedoch: Verständnis als Bauern- und Kriegerstaat! Körperliche Arbeit per se nicht negativ besetzt! Körperliche Tüchtigkeit („vir-tus“) als Ideal Pragmatische Abkehr von Extrempositionen der griechischen Klassik In Ovids Darstellung der Weltalter erscheint die Arbeits(qual) ähnlich wie in der biblischen Geschichte vom Paradies als Strafe für die Anmaßung und Hinterlist der Menschheit. Allerding stellt dies nur eine Geschichte dar, die so nicht 1:1 Auswirkung auf die römische Realität hat. Rom ist von seiner Herkunft ein Bauernstaat, der sich zum Kriegerstaat wandelt. Rom war an sich nie ein „Denkerstaat“, wie es Athen war. Athen ist geschichtlich eher eine Seefahrer-Polis. Die Seefahrt hat schon zu allen Zeiten Entdeckungen, Gedankenaustausch, Handel und Wandel begünstigt. Athen musste sich nie in dieser Weise auf Ackerbau und Viehzucht einlassen wie Rom. Auch die militärischen Auseinandersetzungen Athens sind seltener und später verortet. In Rom war zwar die Anlehnung an die griechische Klassik in Mode, jedoch wurde das Arbeitsmodell nie 1:1 auf den römischen Staat übertragen. Daher genoss Arbeitsfleiß in Rom stets hohes Ansehen, ein allzu fauler Lebenswandel wurde von gebildeten Zeitgenossen dagegen als dekadent und verwerflich angeprangert. So stellt Cäsar in seinen „Commentarii de bello gallico“ die Naturverbundenheit der Germanen der Dekadenz vieler Römer als leuchtendes Vorbild gegenüber. Marcus Tullius Cicero (DER römische Gelehrte) stellt in seinem Werk „De officiis“ (Über die Pflichten) 4 Hauttugenden heraus, Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Dabei springt Cicero keineswegs dem Primat der Weisheit zur Seite, wie es Aristoteles tat, vielmehr ist Weisheit auch nur in Maßen von Nöten und nur soviel, wie für die alltäglichen Aufgaben praktisch von Relevanz ist. Unter Mäßigung versteht Cicero u.a. auch die Mäßigung des eigenen Selbst und damit die Fügung in das Räderwerk der Gesellschaft: jeder solle die Arbeit übernehmen, für die er geeignet sei. Gedanklich bricht Rom also mit der Extremposition des Aristoteles. Dies ist auch notwendig, um den konkreten Herausforderungen der Geschichte begegnen zu können. Mit der Gedankenwelt Aristoteles‘ hätte Rom niemals die halbe (bekannte) Welt unterwerfen können! Martin (1998), S. 210ff., Cicero (44 v.Chr.), Frambach (2002), S. 227

10 Arbeit auch losgelöst vom Heilsgedanken als positiver Wert
4 Arbeit im Christlichen Abendland 4.1 Arbeit im Mittelalter Biblisches Verständnis von Arbeit ambivalent: Arbeitsqual als Strafe Gottes, schöpferische Arbeit als Auftrag Frühes Mittelalter: Arbeit als Verpflichtung vor Gott („ora et labora“) Spätes Mittelalter: Urbanisierung, langsames Entstehen einer wohlhabenderen Handwerks- und Handelsschicht Arbeit auch losgelöst vom Heilsgedanken als positiver Wert Zunächst einmal ist die Darstellung der Arbeit in der Bibel ja doppelwertig. Einerseits soll der Mensch eben im Schweiße seines Angesichts sein Brot erarbeiten, als Strafe für den Sündenfall. Andererseits hat er ja auch den Auftrag, die Erde zu bebauen und somit quasi in seiner Eigenschaft als Gottes Ebenbild schöpferisch zu arbeiten. Das Ergebnis der Arbeit ist daher quasi göttlicher Auftrag, der qualvolle Weg dahin ist als Strafe zu verstehen. Diese Strafe muss jedoch erduldet werdet – der früher christliche Glaube im Mittelalter war ja recht „duckmäuserisch“. Immer schön beten, arbeiten und ansonsten sich als Sünder fühlen. Das damalige Arbeitsverständnis schlug eben genau in diese Kerbe. Der Sinnspruch ora et labora stammt von Benedikt von Nursia, dem Begründer des Benediktinerordens und ist recht sinnbildlich für die damalige Geisteswelt „Bete und arbeite“. Im späteren Mittelalter nahm dann allmählich die Urbanisierung (Verstädterung) zu. Daher bildete sich in den Städten zusehends eine Schicht vermögenderer Kaufleute und Handwerker. Nach deren Verständnis hatte Arbeit natürlich einen eigenen Wert und war nicht nur Strafe und Auftrag Gottes. Arbeit war eben auch von hohem Wert für den persönlichen Erfolg. Somit ist die Bedeutung von Arbeit hier losgelöst vom Heilsgedanken. Das heißt, daß sie nicht mehr primär dazu da war, das Seelenheil zu erlangen sondern auch z.b. persönlichen Reichtum Kocka (2003), S. 80f., Aßländer (2005), S. 12ff., Ryser-Düblin (2006), S. 6f.

11 Reformatorische Wende (frühes 16. Jh.)
4 Arbeit im Christlichen Abendland 4.2 Reformatorische Wende Reformatorische Wende (frühes 16. Jh.) Erkenntnis Luthers: Seelenheil nicht durch gottgefälliges Tun zu erlangen Arbeit(squal) nicht länger Bedingung für Heil, positive Umdeutung Erstarken des Berufungsgedankens, Arbeit als Geschenk Gottes Wohlstandstreben durch sittliche Arbeit nicht länger negativ behaftet Luther brach mit den Positionen des Klerus: Seelenheil war für ihn einzig durch das Opfer von Jesus für alle Gläubigen gewährleistet. Daher muss der Mensch nicht länger versuchen, durch Arbeitsqual Gottes Gnade zu erlangen. Arbeit ist also losgelöst von der andauernden Angst, bei Faulheit in die Hölle kommen. Luther sieht vielmehr den Gedanken der Berufung durch Gott im Vordergrund. Die richtige Arbeit ist quasi mehr ein „Geschenk“ Gottes. In der Folge ist auch der Bereicherungsgedanke nicht mehr so kritisch gesehen. Wenn die Berufung zur richtigen Arbeit ein Geschenk Gottes ist, kann es auch keine Sünde sein, sich durch harte Arbeit Wohlstand zu erarbeiten. Kocka (2003), S. 81f., Moeller (1996), S.224ff.,

12 Calvin als Vater des Calvinismus
4 Arbeit im Christlichen Abendland Calvinismus Calvin als Vater des Calvinismus Schicksal des Menschen von Gott vorherbestimmt, aber unergründlich Vorbildliche tugendhafte Lebensführung als Ziel Fleiß und Betriebsamkeit als Wille Gottes Wirtschaftlicher Erfolg als Bestätigung der eigenen Bestimmung Trägheit als Sünde vor Gott Enormer Einfluss calvinistischen Denkens v.a. in England Johannes Calvin war ein weiterer wichtiger Reformator. Grob gefasst vertrat er die (aus heutiger Sicht recht eigenartigen Thesen), daß das Schicksal des Menschen von Gott für immer unabänderlich vorherbestimmt ist, daß der Einzelne jedoch nicht wissen kann, was sein Schicksal ist, ob er in den Himmel kommt etc. Da niemand weiß, wie sein Schicksal geartet ist, müssen (vorsichtshalber) trotzdem alle vorbildlich und tugendhaft leben. Exkurs: Eine sonderbare Logik, denn wenn das Schicksal BESTIMMT ist, dann kann man ja eigentlich anstellen, was man will – man verändert es eh nicht mehr. Wenn man also sicher in den Himmel kommt, kann man ja die Sau rauslassen. Wenn man nicht in den Himmel kommt, kann man sie auch rauslassen. Aber gut ;) Als Gottes Wille werden dabei Fleiß und ein sittliches Verhalten betrachtet. In der Folge kann der wirtschaftliche Erfolg, der sich dabei einstellt, als Hinweis darauf betrachtet werden, ob der Einzelne von Gott auserwählt ist. D.h. der Sinn des Fleißes ist es also nicht primär, Seelenheil zu erlangen. Einerseits soll Fleiß einfach gottgefällig sein. Andererseits ist er Mittel zum Zweck, um zu ergründen, ob man denn auserwählt ist oder nicht. Faulheit und Nichtstun gelten dagegen als große Sünde. Wichtig ist der Calvinismus deswegen, weil der bedeutenden Einfluß auf England und die dortige Industrialisierung hatte. Man kann die calvinistische Ethik als einen Faktor der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung verstehen. In der Folge griff der „Fleißgedanke“ natürlich auch auf andere Länder über. Kocka (2003), S. 82, Moeller (1996), S. 255ff.,

13 Arbeit als Motor des technischen Fortschritts
4 Arbeit im Christlichen Abendland Industrialisierung Arbeit als Motor des technischen Fortschritts Technisierung verringert Mühsal, schafft neue Möglichkeiten Entstehen unzähliger neuer Berufsbilder Erhöhte soziale vertikale, horizontale & territoriale Mobilität Niedhart (1998), S. 690ff., Hansmann (1994), S.10ff.

14 Arbeit bei Smith und Taylor
4 Arbeit im Christlichen Abendland Industrialisierung Arbeit bei Smith und Taylor Arbeitskraft als austauschbarer Produktionsfaktor Starke Arbeitsteilung führt zu stupiden Tätigkeiten des Einzelnen Geringe Anforderungen senken Beschäftigungssicherheit Proletariat vs. Hochqualifizierte Arbeit bei Marx und Engels Schöpferische Arbeit als Kernelement der Menschheit Entfremdung der Arbeit als Grundproblem Niedhart (1998), S. 690ff., Hansmann (1994), S.10ff., Smith (1776), Wöhe, Döring (2002), S. 83

15 5 Moderne Bedeutung von Arbeit
Teils konträre Befunde: Reine Funktionen treten in Hintergrund Universalisierung des Arbeitsbegriffes Bsp.: „Gartenarbeit“, „Work-out“, „Literaturarbeit“, Überzeugungsarbeit“ etc. Abnahme der Arbeitszeit, Annäherung an Freizeit Flexibilisierung, Individualisierung, Globalisierung Arbeit und Leistung als gesellschaftliche Ziele Primat des „Arbeitsmarktes“ für menschliche Existenz? Voraussetzung für Sozialisation und Integration? Bermes (2008), S. 48f., Hoff (2002), S. 33ff., Fischer (2008), S. 192ff., Frambach (2002), S. 237f

16 5 Moderne Bedeutung von Arbeit
Arbeit wichtige Bedingung sozialen Friedens Problem der Arbeitslosigkeit Entstehen radikalen Gedankenguts (Weimarer Republik!) Bedeutung der Arbeitspolitik für viele gesellschaftliche Bereiche Heute ist es eben sehr wichtig, Arbeit zu haben. Andernfalls können soziale Unruhen, rechtes Gedenkengut etc. entstehen – siehe Bild. Der Cartoon nimmt die rechte Forderung nach „Arbeit für Deutsche“ aufs Korn. Arbeitspolitik nimmt in der heutigen Zeit eine hohe Bedeutung ein. In früheren Epochen gab es im Grunde keine Arbeitspolitik in der Form, es gab bestenfalls Wirtschaftspolitik. Es ging jedoch niemand explizit auf das Bedürfnis des Einzelnen nach Arbeit ein. Conze (1998), S. 744ff.

17 Beispiel: Japan – Zen-Buddhismus
6 Exkurs: Arbeit in anderen Kulturen Beispiel: Japan – Zen-Buddhismus Vorherrschende Naturreligion Shintoismus – Glaube an regional wirkende „Kami“ Zentralisierungsversuche der Herrscher bedingen Import des Buddhismus (ca. Mitte des 6. Jh. n. Chr.) In der Folge synkretistisches Miteinander beider Weltbilder Arbeit in anderen Kulturen: Bisher ausschließlich Fokussierung auf abendländische Entwicklungen. In der Geschichte der Menschheit jedoch auch andere Verständnisse. Die hohe Durchsetzungskraft des abendländischen Weltbildes hat diese jedoch teilweise verdrängt. (Oder auch: Die Intoleranz und Selbstherrlichkeit des Westens gegenüber abweichenden Gesellschaftsmodellen?) Beispiel: Zen-Buddhismus in Japan. Situation Japans: Über Jahrhunderte Vorherrschen des Shintoismus. Verehrung unzähliger Naturgottheiten in Japan. Diese "Kamis" sind jeweils an bestimmte Örtlichkeiten gebunden und haben daher nur regionale Bedeutung. Grundsätzlich kann alles und jedes zum "Kami" werden. In der Folge auch starke Zerstückelung und Regionalisierung Japans. Wunsch der späteren Kaiser/Shogune, einen Zentralstaat aufzubauen. Der Shintoismus mit seiner starken regionalen Komponente steht dem jedoch im Wege. Mittel zum Zweck: Import des Buddhismus als Instrument, auch die Religion stärker zentralisieren zu können. Ab ca n. Chr. instrumentalisieren Japans Herrscher den Buddhismus zu diesem Zweck. In der Folge starke synkretistische Tendenzen: beide Modelle gehen Hand in Hand. Ca reist der Mönch Dogen zu Studien nach China, um die wahre Erleuchtung zu finden. Eine Erkenntnis: Wichtig ist absolute Perfektion und Ruhe in allem Tun. Bsp.: Auch ein Koch kann Vollkommene Erleuchtung erlangen, wenn er sein Handwerk auf vollendete Weise vollbringt. Das ERGEBNISE der Arbeit tritt dabei in den Hintergrund, der PROZESS der Arbeit ist alles. Arbeit hier als PROZESS zur Erlangung der Weisheit. Westlicher/Europäischer/Amerikanischer Gedanke: ERGEBNIS der Arbeit wichtig, der Weg dahin/der Prozess soll (u.a. durch Technik) mit möglichst geringem Aufwand realisiert werden. -> 2 völlig konträre Ansichten! Vollmer (1997), Litsch (2008), Weber-Schäfer (1998) S. 1219f., Otto (2007), S. 70ff.

18 6 Exkurs: Arbeit in anderen Kulturen
Ca. 1220: Mönch Dogen reist nach China, um wahre Erleuchtung zu erlangen Erkenntnis: korrekte und vollendete Verrichtung des Alltäglichen als Voraussetzung für Erleuchtung Prozess der Arbeit rückt in Mittelpunkt Westliches Modell (Altes) Japanisches Modell Ergebnis der Arbeit wichtig, Zielerreichung soll durch Technik etc. minimiert werden Vollkommenheit der Verrichtung wichtig, Ergebnis allein ohne Wert Vollmer (1997), Litsch (2008), Weber-Schäfer (1998) S. 1219f., Otto (2007), S. 70ff.

19 Inhaltsübersicht 1 Menschwerdung und Arbeit
2 Funktionen vs. Bedeutung von Arbeit 3 Arbeitsverständnis der Antike 4 Arbeit im Christlichen Abendland 4.1 Arbeit im Mittelalter 4.2 Reformatorische Wende 4.3 Calvinismus 4.4 Industrialisierung 5 Heutige Bedeutung von Arbeit 6 Exkurs: Arbeit in anderen Kulturen 7 Berufe 7.1 Entstehung der Berufe 7.2 Begriffsherkunft & Definition 7.3 Funktionen des Berufes 7.4 Berufe als Institutionen 7.5 Berufe - Problemfelder 8 Podiumsdiskussion & Fazit

20 Arbeitsteilung als Triebfeder der Berufsentwicklung
7 Berufe 7.1 Entstehung der Berufe Steinzeit-mensch Händler Börsen-händler Arbeitsteilung als Triebfeder der Berufsentwicklung Stetig zunehmende Spezialisierung? Molle (1968), S. 10ff.

21 Begriffsherkunft: Berufung des Einzelnen durch Gott
7 Berufe Begriffsherkunft & Definition Begriffsherkunft: Berufung des Einzelnen durch Gott Verpflichtung zur Arbeit betrifft alle, Beruf(ung) aber für jeden Menschen individuell ! Deterministischer Gedanke vs. Heutige Berufsfreiheit Grundsätzlich geht (wenigstens) das frühe Christentum ja davon aus, dass es Menschenpflicht ist, zu arbeiten. Das ist also ein Befehl, der alle angeht. Die Berufung betrifft nun aber jeden Einzelnen. Wenn Jesus z.b. seine Jünger beruft, erteilt er ihnen ja spezielle Aufträge, die nicht die gesamte Menschheit betreffen. Daher ist die Berufung stets individuell. Außerdem ist sie deterministisch, d.h. der „Beruf“ ist von der Wortherkunft her eigentlich vorherbestimmt. Der Einzelne kann sich eben nicht heraussuchen, wozu er von Gott bestimmt wird. Dieser Gedanke hält sich ja lange Zeit, in der Weise, daß Bauernsöhne eben wieder Bauern wurden, Schmiede wieder Schmiede etc. Man sah darin gewissermaßen die göttliche Ordnung erfüllt, daß man sich an solche „Regeln“ hielt. In der neueren Zeit kam dann der Gedanke der Berufsfreiheit auf. Im Grunde passt das Wort „Beruf“ dann ja nicht mehr so recht, in jedem Fall ist aber eine geistige Abkehr von überkommenen Gedanken festzustellen. Das Cartoon nimmt die Berufung einerseits auf die Schippe und karikiert andererseits, daß bei der enormen Vielzahl verschiedener (und ähnlicher!) Berufe der Gedanke einer wirklichen „Berufung“ nur mehr schwer zu halten ist – viele Leute kommen einfach durch Zufall in den einen oder anderen Beruf. Molle (1968), S. 35f., Frambach (2002), S. 228

22 Normierung durch Zertifikate Beruf vs. Job Beruf Job
7 Berufe 7.2 Begriffsherkunft & Definition Bolte/Beck/Brater: Definition, dass der Begriff „[…] „Beruf" jene spezifischen Qualifikationsbündel bezeichnen soll, die Menschen in Ausbildungsprozessen im Hinblick auf ihre Beteiligung am Erwerbsleben vermittelt werden.“ Normierung durch Zertifikate Beruf vs. Job Beruf Job Qualifikationen und Spezialisierungen zur dauerhaften Erwerbschance Eher kurzfristig ausgerichtet, unmittelbare Einkommenserzielung, weniger spezialisiert Bolte, Beck, Brater (1988), S.46f., Dostal, Stooß, Troll (1998), S. 438f.

23 Funktionen des Berufes
7 Berufe 7.3 Funktionen der Berufes Funktionen des Berufes 1. Erwerbsfunktion 5. Erbauungsfunktion 2. Sozialisationsfunktion 6. Qualifikationsaspekt 3. Ganzheitlichkeit 7. Allokationsfunktion 4. Kontinuität 8. Selektionsfunktion Arnold, Lipsmeier, Ott (1998)

24 Berufe als Institutionen zur Regelung der Arbeit
7 Berufe Berufe als Institutionen Berufe als Institutionen zur Regelung der Arbeit Institutionen: Formale oder informelle Regeln, die das Handeln von Subjekten kanalisieren Bsp.: Gesetze, Patentrecht, Moral, Ehe, Berufe Regelung → Sicherheit Qualifikationssicherheit Allokationssicherheit Arbeitssicherheit? ;-) Erlei, Leschke, Sauerland (1999), S. 23ff.

25 Douglas C. North (Nobelpreis 1993):
7 Berufe 7.4 Berufe als Institutionen Douglas C. North (Nobelpreis 1993): Institutionen beeinflussen gesellschaftliche Entwicklung von Völkern, diese wiederum die Institutionen: Beispiel: Analyse der Auswirkungen der Einführung des britischen Patentrechts 1624 Anstoß der Industrialisierung! Ähnlich: Gewerbefreiheit & Bauernbefreiung im Rahmen der Stein-Hardenbergsche Reformen Entwicklung der Berufe und gesellschaftliche (Weiter-) Entwicklung in interdependentem Verhältnis Douglas North analysiert in seinem Werk ursprünglich u.a. den Effekt der Etablierung des Patentrechts im Jahre 1624 auf die Entwicklung in England. Erst als es möglich war, Erfindungen zu schützen, setzte eine rege technologische Entwicklung ein. Eine Veränderung der Institution Recht hatte also Veränderungen der Technik und in der Folge der Gesellschaft zur Folge (-> Industrialisierung!). In ähnlicher Weise führte die Etablierung der Gewerbefreiheit und die Bauernbefreiung zu enormen Umwälzungen in Preußen. Veränderungen beruflicher Regelungen hatten also einen ähnlichen umwälzenden Effekt. Daher kann konstatiert werden: Berufe und berufliche Regelungen haben enormen Einfluß auf die gesellschaftliche Entwicklung. Diese wiederum beeinflusst die Institution Berufe. Nach North werden Hindernisse in diesem zirkulären Prinzip durch (mehr oder weniger) gewaltsame spontane Umwälzungen beseitigt. Wichtig daher: Es ist per se nicht sinnvoll, die Regelungen eines Berufes auf ewig als unabänderlich zu betrachten. Zitat von North: „Institutionen definieren und limitieren den Wahlbereich des Einzelnen“ Erlei, Leschke, Sauerland (1999), S. 521ff., North (1988)

26 Berufe ausschlaggebend für soziale Stellung
7 Berufe Berufe - Problemfelder Berufe ausschlaggebend für soziale Stellung Prestige als bedeutende Einflussgröße der Berufswahl Problembereiche: Behinderung der Berufsfreiheit? Optimale gesellschaftliche Allokation möglich? Hier meine ich, daß der Beruf ja wichtig dafür ist, welchen Stellenwert man in der Gesellschaft einnimmt. Ein Arzt bspw ist angesehen, ein Maurer nicht. Hier könnten sich nun verschiedene Probleme ergeben. Angenommen jemand will Zimmerer werden, sein Umfeld drängt ihn aber dazu, doch zu studieren und Arzt zu werden. Er selbst will zwar nach wie vor Zimmerer werden, hat aber irgendwie das Gefühl, dass er doch lieber das Ansehen des Arztes hätte. Ist er dann wirklich noch frei in seiner Berufswahl? Anderes Problem: Alle wollen Arzt werden, die Gesellschaft braucht jedoch nicht nur Ärzte sondern auch Maurer. Maurer will aber niemand werden wegen des geringen Prestige. Können in so einem Fall alle nachgefragten Berufe der Gesellschaft bedient werden? Der Einzelne denkt ja: auf einen Maurer weniger kommts nicht an, ich brauch also nicht ans Gemeinwohl zu denken – denn der einzelne beeinflusst für sich ja nichts weiter. Die Gesamtheit aller aber sehr wohl! Seneca der Jüngere ergänzt in seinem Werk „de beneficiis“, daß jeder Mensch von Natur aus gleich sei, gleich welche Rolle/Arbeit er im Staatswesen innehabe. Auszeichnung erwerben kann der Einzelne nicht durch Beruf sondern einzig durch herausragende Charaktereigenschaften. Aßländer (2005), S. 34, Hoff (2002), S. 2f.

27 Problem: Nicht-institutionalisierte Arbeit (Bsp. Hausfrau)
7 Berufe Berufe - Problemfelder Problem: Nicht-institutionalisierte Arbeit (Bsp. Hausfrau) Wertschätzung nicht-institutionalisierter Arbeit oftmals gering Für das Funktionieren der Gesellschaft jedoch von hoher Bedeutung! Diesem Problem sollte (auch politisch) begegnet werden! Nicht-institutionalisiert bedeutet, daß die entsprechende Tätigkeit eben nicht durch einen Beruf geregelt ist. Arbeiten, für die es keinen Beruf gibt, werden aber geringer geschätzt. Daher ist die Tätigkeit der Hausfrau (oder Mutter) gesellschaftlich immer von hoher Bedeutung gewesen, wurde jedoch nie wirklich als hochwertig betrachtet. Dies ist ein Problem, das angegangen werden muss. Das Cartoon zeigt eine humorvolle Möglichkeit, der Hausfrauenarbeit zu mehr Beachtung zu verhelfen ;) Jürgens (2006), S. 178ff., Kreckel (1997), S. 213

28 8 Podiumsdiskussion „Zukunft der Arbeit“
Herzlich Willkommen zur heutigen Podiumsdiskussion! Wir konnten folgende Experten für die Diskussion gewinnen: Herrn/Frau Dr. Manchester, Industrieexperte bei Ronald Borger, Herrn/Frau Bischof Hober, Vorsitzender der Anglikanischen Kirche in Deutschland Herrn/Frau Lassolle, Gewerkschaftsführer Herrn/Frau Prof. Dr. Fugel, Wirtschaftshistoriker Fragen und Meinung aus dem Auditorium sind herzlich willkommen und werden von unseren Experten gerne aufgegriffen.

29 8 „Zukunft der Arbeit“ - Fazit

30 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

31 Literatur Aßländer, M.S. (2005): Bedeutungswandel der Arbeit – Versuch einer historischen Rekonstruktion, Hans-Seidel-Stiftung e.V., München Bermes, C. (2008): Arbeit, Beruf und Person - Anthropologie des Handelns und Arbeitens, in: Jäger, W., Röttgers, K. (Hrsg.) (2008): Sinn von Arbeit – Soziologische und wirtschaftsphilosophische Betrachtungen, Wiesbaden Conze, W. (1998): Allgemeine Entwicklung von der Weltwirtschaftskrise bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges , in: Der große Ploetz – Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte, 32. Auflage, Freiburg, S Dostal, W., Stooß, F., Troll, L. (1998): Beruf – Auflösungstendenzen und erneute Konsolidierung, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 31. Jg/1998, Nr. 3, S Erlei, M., Leschke, M., Sauerland, D. (1999): Neue Institutionenökonomik, Stuttgart Fischer, U. L. (2008): Zur Bedeutung von Arbeit für die Sinnstiftung des modernen Subjekts, in: Jäger, W., Röttgers, K. (Hrsg.) (2008): Sinn von Arbeit – Soziologische und wirtschaftsphilosophische Betrachtungen, Wiesbaden

32 Literatur Frambach, H. (2002): Zum Verständnis von Arbeit im historischen Wandel, in: Arbeit, Heft 3 Jg. 11 (2002), S Hansmann, K.-W. (1994): Industrielles Management, 4. Auflage, München Hoff, E.-H. (2002): Arbeit und berufliche Entwicklung, Berichte aus dem Bereich „Arbeit und Entwicklung“ am Institut für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie an der FU Berlin, Nr. 20 Jürgens, K. (2006): Arbeits- und Lebenskraft, Wiesbaden Kocka, J. (2003): Arbeit als Problem der europäischen Geschichte, in: Bierwisch, M. (Hrsg.) (2003): Die Rolle der Arbeit in verschiedenen Epochen und Kulturen, Berlin Kreckel, R. (1997): Politische Soziologie der sozialen Ungleichheit, Frankfurt am Main

33 Literatur Kutscha, G. (2008): Arbeit und Beruf – Verberuflichung der Arbeit aus evolutionsgeschichtlicher Sicht, Universität Duisburg-Essen Martin, J. (1998): Römische Geschichte, in: Der große Ploetz – Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte, 32. Auflage, Freiburg, S Molle, F. (1968): Handbuch der Berufskunde, Köln Möller, B. (1996): Geschichte des Christentums in Grundzügen, 6. Auflage,Göttingen Niedhart, G. (1998): Grundzüge europäischer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte im 19. Jh., in: Der große Ploetz – Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte, 32. Auflage, Freiburg, S North, D.C. (1988): Theorie des institutionellen Wandels, Tübingen Otto, F. (2007): Der große Denker des Zen, in: Geo Epoche Nr. 26 – der Buddhismus, S

34 Smith, A. (1776): An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Deutsche Übersetzung nach: Sartorius. G.F. Weber-Schäfer, P. (1998): Japan (Anfänge bis 1945), in: Der große Ploetz – Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte, 32. Auflage, Freiburg, S Wöhe, G., Döring, U. (2002): Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 21. Auflage, München


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