Dokumentation der Kampagne zum demographischen Wandel, zur Erosion der Gesetzlichen Rente und zur Propaganda für den Umstieg auf private Altersvorsorge.

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 Präsentation transkript:

Dokumentation der Kampagne zum demographischen Wandel, zur Erosion der Gesetzlichen Rente und zur Propaganda für den Umstieg auf private Altersvorsorge (Das ist ein kleiner Ausschnitt aus einer unendlich großen Kampagne. Stand: )

Demographie und Altersvorsorge: Das Musterbeispiel für den Zusammenhang von Meinungsmache, Zerstörung und Profit.

Man begreift die Dominanz des Themas Demographie in der ö ffentlichen Debatte nur, wenn man sich merkt: A: Es geht um viel Geld. B. Mit Propaganda kommt man an das Geld.

Das Thema demographischer Wandel wurde benutzt, um den Eindruck zu erwecken, die Zahl der arbeitsfähigen Menschen würde so schrumpfen, dass diese Menschen nicht mehr fähig wären, die Alten- und die Kindergeneration zu finanzieren, das Verhältnis von Arbeitsfähigen und Alten würde so verändert, dass dieser Effekt eintritt.

Die Versicherungswirtschaft und die Banken konnten sich ausrechnen, dass sie bei einer Umstellung – auch bei einer Teilumstellung - der Altersvorsorge von der Gesetzlichen Rente zur Privatvorsorge einen Milliarden- Prämienzuwachs erreichen können. In der folgenden Abbildung ist das für das Jahr der Einführung der Riester-Rente vorgerechnet :

Privatisierung lohnt sich für die Lebensversicherungswirtschaft Umsatz (2002)Mrd. € Gesetzliche Rentenversicherung156 Private Lebensversicherung 67 Minus 10% bei der Gesetzlichen Rente bringt Umsatzplus von fast 16 Milliarden bei den Privaten.

Zwei Lernschritte wurden unserem Volk beigebracht: Erstens: Der demographische Wandel ist - neben der Globalisierung - die große Herausforderung: Wir schrumpfen Wir vergreisen. Der Generationenvertrag trägt nicht mehr. Zweitens: Jetzt hilft nur noch Privatvorsorge.

Aus der Sicht der interessierten Wirtschaft war es wichtig, zweierlei zu erreichen: Erstens: Politische Entscheidungen zur Absenkung der Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente. Das ist in vielerlei Weise geschehen. Zweitens: Die öffentliche Förderung der Privatvorsorge. Auch das ist gelungen. Ein Meisterstück der Lobby – entgegen der sonstigen Propaganda gegen Subventionen eine solche Subvention einzuführen.

Agitation auf allen Kanälen Sogar die Deutsche Rentenversicherung macht Propaganda für Privatvorsorge Auch Finanztest Und die Volkshochschulen Und die Schulen Die Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister sowieso. Und quasi alle Medien Eine Auswahl:

ZDF: „Deutschland schrumpft und vergreist Fakten zum demographischen Wandel“ Pressedokumentation des ZDF zur ZDF-Doko-Fiction "2030 – Aufstand der Alten"

Frontal 21 am : „Die deutsche Bevölkerung schrumpft noch schneller als bisher erwartet“

Die Bild-Zeitung hatte mit der Allianz Versicherung AG vereinbart, dass sie auch im redaktionellen Teil für das Privatvorsorgeprodukt der Allianz, die Volks-Rente, und für die Privatvorsorge insgesamt werben wird. Das schloss ein, den demographischen Wandel zu dramatisieren und den Verlust des Vertrauens in die Gesetzliche Rente zu forcieren:

Diese Medien haben vor nichts zurückgeschreckt, auch nicht davor, den Generationenkonflikt zu schüren, die Jungen gegen die Alten aufzuhetzen:

In dieser finanziell gut ausgestatteten Kampagne gab es keinen Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Medien, und auch nicht zwischen der Bild-Zeitung und der Bild-Zeitung für die gehobenen Stände, dem Spiegel.

Spiegel

Spiegel

Unglaublich:

Spiegel

Teure Riesterrente: Zwischen 10 und 25% Kosten für Provisionen, Verwaltung, usw. Das geht ab vom angesparten Kapital. Es lohnt sich oft nicht.

Der Betrieb der Gesetzlichen Rente erfordert hingegen nur etwa 1 Prozent der eingenommenen Beiträge. Die Kostendifferenz ist verständlich: bei der Privatvorsorge entstehen Kosten für Provisionen, für Werbung, für die Einrichtungen und Verwaltungen der Versicherungswirtschaft und ihre Gewinne.

Warum wurde die Privatvorsorge trotzdem beschlossen? Politische Korruption ist überall

Der damalige Chef von AWD, Carsten Maschmeyer, hatte übrigens gut lachen. Nach seiner Meinung steht die Finanzdienstleistungsbranche nach der Verlagerung von der staatlichen zur privaten Altersvorsorge „vor dem größten Boom, den sie je erlebt hat“. „Sie ist ein Wachstumsmarkt über Jahrzehnte.“ „Es ist … so, als wenn wir auf einer Ölquelle sitzen. … Sie ist angebohrt, sie ist riesig groß und sie wird sprudeln.“ (NETZEITUNG vom )

Die Namensgeber Bert Rürup und Walter Riester haben gut lachen, der Finanzdienstleister Maschmeyer sowieso. Er legt segnend die Hand auf den Deal. Die privat vorsorgenden Menschen hatten nicht gut lachen. Die meisten von ihnen sind an der Nase herum geführt worden, und um den Ertrag ihres Sparens betrogen worden. Das alles konnte man wissen.

Im folgenden Artikel feiert die Bild-Zeitung die Paten. Es ist ein Artikel über die Gründung der MaschmeyerRürup AG. Mit dabei Hans-Dietrich Genscher und Gerhard Schröder. Und gefeiert vom Journalisten Müller-Vogg. Das ist nur ein Ausschnitt der insgesamt tätigen Lobby inklusive vieler Journalisten.

Zum Abschluss noch eine Anmerkung: Der demographische Wandel und die damit verbundene Verschiebung in der Altersstruktur hat keine dramatischen Folgen für die Fähigkeit, mit Hilfe zum Beispiel der Gesetzlichen Rente die Altersvorsorge zu gewährleisten. Der Generationenvertrag trägt auch unter veränderten Zahlenverhältnissen von Jung zu Alt. Die Steigerung der Produktivität unserer Volkswirtschaft ist so groß, dass die Verschiebung gut aufgefangen werden kann.

Und noch eine Anmerkung zur optimalen Organisation der Altersvorsorge: Man müsste das Umlageverfahren erfinden, wenn es dieses nicht schon gäbe. Deshalb muss die Konsequenz heißen: Konzentration aller Mittel, auch der Fördermittel für die Privatvorsorge, auf die Gesetzliche Altersvorsorge. Ihre Leistungsfähigkeit muss wieder auf das frühere Niveau angehoben werden. Das ist eines der wichtigen Instrumente gegen die drohende Altersarmut.

Warum finden Sie eine solche Aufklärung nicht bei den Medien? Wenn diese ihre Glaubwürdigkeitskrise überwinden wollen, dann müssen sie sich um die Sorgen der Menschen kümmern und vor allem wieder richtig informieren und sich aus der Umklammerung der Lobby und der großen Interessen befreien.