Johannes F. Lehmann 18. Januar 2016

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 Präsentation transkript:

Johannes F. Lehmann 18. Januar 2016 Die Zeit der Umwelt: Der französische Materialismus und der deutsche Sturm und Drang Johannes F. Lehmann 18. Januar 2016

Johann Wolfgang Goethe „verbotene, zum Feuer verdammte Bücher, welche damals großen Lärm machten, übten keine Wirkung auf uns aus.“ Johann Wolfgang Goethe: Dichtung und Wahrheit. In: Ders.: Hamburger Ausgabe. Bd. 9: Autobiographische Schriften I. München 1981, S. 490.

Johann Wolfgang Goethe „Wir begriffen nicht, wie ein solches Buch gefährlich sein könnte. Es kam uns so grau, so cimmerisch, so totenhaft vor, daß wir Mühe hatten, seine Gegenwart auszuhalten, daß wir vor einem Gespenste schauderten. Der Verfasser glaubt sein Buch ganz eigens zu empfehlen, wenn er in der Vorrede versichert, daß er, als ein abgelebter Greis, soeben in die Grube steigend, der Mit- und Nachwelt die Wahrheit verkünden wolle.“ Ebd.

Johann Wolfgang Goethe „So waren wir an der Grenze von Frankreich alles französischen Wesens auf einmal bar und ledig.“ Ebd., S. 492.

Claude-Adrien Helvétius „Greise nicht mehr zu jenen kühnen Unternehmen und erstaunlichen Leistungen des Geistes fähig sind, die für die Leidenschaften charakteristisch sind.“ Claude-Adrien Helvétius: Vom Geist. Aus dem Französischen übersetzt von Theodor Lücke. Berlin und Weimar 1973, S. 393.

Materialistische Philosophie Paul Thiry de Holbach (1723-1789): System der Natur (1770) Claude-Adrien Helvétius (1715-1771): Über den Geist (De l’esprit, 1758) und Ders.: Vom Menschen (De l’homme, 1772)

Paul Thiry d’Holbach „daß in der Natur alles in fortwährender Bewegung ist, daß kein Teil sich in wahrer Ruhe befindet“ Paul Thiry d’Holbach: System der Natur oder von den Gesetzen der physischen und der moralischen Welt. Übersetzt von Fritz-Georg Voigt, Frankfurt a. M. 1978, S. 32.

Paul Thiry d’Holbach „So kann die unbelebte Materie in Leben übergehen, welches selbst nur eine Vereinigung von Bewegungen ist.“ Ebd., S. 33.

Paul Thiry d’Holbach „Um glücklich zu sein, muß man begehren, handeln, arbeiten; das ist die Ordnung einer Natur, deren Leben auf dem Tätigsein beruht.“ Ebd., S. 263.

Claude-Adrien Helvétius „Die Begierde ist die Bewegung der Seele; ist sie der Begierde beraubt, stagniert sie. Man muß begehren, um zu handeln, und handeln, um glücklich zu sein. […] Um glücklich zu sein, muß immer etwas zu unserem Glück fehlen.“ Claude-Adrien Helvétius: Vom Menschen, von seinen geistigen Fähigkeiten und von seiner Erziehung. Philosophische Schriften. Bd. 2. Berlin, Weimar 1976, S. 396.

Jakob Michael Reinhold Lenz „Wenn also die Frage ist, welcher Zustand für unser Ich das aus Materie und Geist zusammengesetzt ist, der glücklichste sei, so versteht es sich zum voraus, daß wir hier einen Zustand der Bewegung meinen.“ Jakob Michael Reinhold Lenz: Versuch über das erste Principium der Moral (geschrieben 1771/1772, publ. 1874). In: Ders.: Werke. Bd. 2, S. 499–514, hier S. 507.

Lenz an Johann Daniel Salzmann „unsere Seele ist nicht zum Stillsitzen, sondern zum Gehen, Arbeiten, Handeln geschaffen.“ Lenz im Oktober 1772 an Salzmann. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 288.

Anthropologie der Bewegung nach Helvétius „Schmerz und Lust der Sinne lassen die Menschen handeln und denken und sind die einzigen Gegengewichte, die die moralische Welt bewegen. Die Leidenschaften sind also in uns die unmittelbare Wirkung des physischen Empfindungsvermögens.“ Helvetius: Vom Geist, S. 324.

Anthropologie der Bewegung nach Helvétius „lehrt uns, daß die Trägheit zur Natur des Menschen gehört, daß die Aufmerksamkeit ihn ermüdet und ihm schwerfällt, daß er unaufhörlich nach Ruhe strebt wie der Körper nach seinem Schwerpunkt, daß er unablässig zu einem solchen Ruhepunkt hingezogen wird und an ihm verharren würde, wenn ihn nicht in jedem Augenblick zweierlei Kräfte zurückstießen, die den Kräften der Trägheit und Beharrung die Waage halten und die ihm einmal von den starken Leidenschaften, zum anderen durch den Abscheu vor der Langeweile verliehen werden.“ Ebd., S. 284.

Anthropologie der Bewegung nach Helvétius „Wenn die Liebeslust für die Männer wirklich das lebhafteste aller Vergnügen ist, welch fruchtbarer Keim des Mutes ist dann in dieser Lust verborgen, und welch glühende Begeisterung für die Tugend könnte uns daher die Begierde nach Frauen einflößen?“ Ebd., S. 322.

Anthropologie der Bewegung nach Helvétius „Übrigens sind die Leidenschaften nicht nur in einer Kunst wie der Beredsamkeit, sondern auf jedem Gebiet als der produktive Keim des Geistes anzusehen, sie halten unsere Ideen in ständiger Gärung, befruchten in uns die Ideen, die bei kalten Seelen ebenso unfruchtbar wären wie der auf Stein gesäte Samen. Indem die Leidenschaften unsere Aufmerksamkeit auf den Gegenstand unserer Begierden heften, veranlassen sie uns, diesen Gegenstand unter Aspekten zu betrachten, die anderen Menschen unbekannt sind.“ Ebd., S. 288.

Jean-Baptiste Dubos „Gewiß, die menschliche Maschine […] hängt von der Beschaffenheit der Luft eines Landes ab, von den Abwechslungen, denen diese Beschaffenheit unterworfen ist, kurz, von allen Veränderungen, welche das, was man Wirkungen der Natur nennt, hindern oder befördern können.“ Jean-Baptiste Dubos: Kritische Betrachtungen über die Poesie und Mahlerey. Übersetzt von Gottfried B. Funk. 3 Bde. Kopenhagen 1760, Bd. 2, S. 222.

Paul Thiry d’Holbach, System der Natur „Er [der Mensch, J.L.] braucht sich in Gedanken nur über den Erdball zu erheben, und er wird seine Gattung mit demselben Auge betrachten wie alle anderen Dinge: er wird sehen, daß jeder Mensch ebenso wie jeder Baum seiner Gattung gemäß Früchte hervorbringt, seiner besonderen Energie gemäß wirkt und Früchte, Wirkungen und Werke schafft, die in gleicher Weise notwendig sind. Er wird merken, daß die Illusion, die ihn so für sich einnimmt, daher kommt, daß er zugleich Zuschauer und Bestandteil des Universums ist.“ Paul Thiry d’Holbach: System der Natur oder von den Gesetzen der physischen und der moralischen Welt. Übersetzt von Fritz-Georg Voigt, Frankfurt a. M. 1978, S. 82.

Paul Thiry d’Holbach, System der Natur „Versetzt in Gedanken einen Menschen von unserem Planeten auf den Saturn, bald wird seine Lunge durch die allzu dünne Luft zerrissen werde, seine Glieder werden vor Kälte erstarren, er wird umkommen, weil er keine Stoffe findet, die seiner augenblicklichen Existenz verwandt sind: bringt einen anderen Menschen auf den Merkur, und die übermäßige Hitze wird ihn alsbald zerstört haben.“ Ebd., S. 78.

Paul Thiry d’Holbach, System der Natur „So scheint uns alles zu der Annahme zu berechtigen, daß die menschliche Gattung ein unserm Erdball in der Lage eigentümliches Produkt ist, in der er sich befindet, und daß, wenn diese Lage verändert würde, sich die menschliche Gattung verändern würde oder verschwinden müßte […]“ Ebd.

Paul Thiry d’Holbach, System der Natur „Wenn wir also Veränderungen in der Lage unseres Erdballs annehmen, so unterschied sich vielleicht der ursprüngliche Mensch mehr vom heutigen Menschen als der Vierfüßler vom Insekt. So kann der Mensch ebenso wie alles, was auf unserem Erdball und allen Himmelskörpern existiert, als in fortwährendem Wechsel befindlich angesehen werden. So ist uns der Endpunkt der Existenz des Menschen ebenso unbekannt und gleichgültig wie der Anfang. So ist es nicht widersinnig zu glauben, daß die Gattungen sich unaufhörlich verändern, und wir können unmöglich wissen, was aus ihnen werden wird, noch was sie gewesen sind.“ Ebd., S. 79.

Denis Diderot, Rêve de d’Alembert „Warum bin ich so? Weil ich so werden mußte… Hier allerdings, aber anderswo? Am Pol, unter dem Äquator, auf dem Saturn? … Wenn schon eine Entfernung von einigen tausend Meilen meine Art verändert: was wird dann ein Zwischenraum von einigen tausend Erddurchmessern bewirken? … Und wenn alles ein allgemeiner Strom ist, wie ihn mir das Schauspiel des Universums überall zeigt: was werden dann hier und anderswo die Dauer und die Wandlung einiger Millionen Jahrhunderte nicht alles hervorbringen? (1/2)

Denis Diderot, Rêve de d’Alembert Wer weiß, wie das empfindende und denkende Wesen auf dem Saturn ist? … Aber gibt es auf dem Saturn überhaupt Empfinden und Denken? … Warum nicht?... Hat das empfindende und denkende Wesen auf dem Saturn vielleicht mehr Sinne als ich? … Ach wie unglücklich wäre dann der Saturnbewohner… Mehr Sinne, mehr Bedürfnisse.“ (2/2) Denis Diderot: Gespräche mit d’Alembert. In: Denis Diderot: Über die Natur. Hg. und mit einem Essay von Jochen Köhler. Aus dem Französischen von Theodor Lücke, Frankfurt a. M. 1989, S. 67-143, hier S. 94.

Denis Diderot, Aus dem Salon von 1767 „Die schöne Ordnung im Weltall, die Sie bezaubert, kann nicht anders sein, als sie ist. Sie kennen nur ein Weltall, nämlich das, in dem Sie leben; und Sie finden es bald schön, bald häßlich, je nachdem, ob Sie mit ihm gut oder schlecht auskommen. Es verhielte sich damit aber ganz anders, wenn es für alle diejenigen, die mit ihm gut oder schlecht auskommen, immer gleich schön oder häßlich wäre. […] (1/2)

Denis Diderot, Aus dem Salon von 1767 […] Würde ein Bewohner des Saturn plötzlich auf die Erde versetzt, so würde er fühlen, wie seine Lungen zerrissen wird, und würde im Sterben die Natur verfluchen. Würde ein Bewohner der Erde plötzlich auf den Saturn versetzt, so würde er ersticken und im Sterben die Natur verfluchen….“ (2/2) Denis Diderot: Aus dem Salon von 1767. In: Ders.: Ästhetische Schriften. Hg. von Friedrich Bassenge. 2. Bd. Frankfurt am Main 1968, S. 7-217, hier S. 77/78.

Paul Thiry d’Holbach, System der Natur „denn der Ort, die Umstände (circonstances), die Beziehungen, die Verhältnisse, die Modifikationen sind niemals völlig gleich, und so können auch die Dinge, die daraus hervorgehen, nicht vollkommen dieselben sein.“ Holbach, System der Natur, S. 104.

Paul Thiry d’Holbach, System der Natur „durch Ursachen, die uns unaufhörlich und vom ersten Augenblick unserer Existenz an geformt haben.“ Ebd., S. 107.

Denis Diderot: Unterredungen über den natürlichen Sohn »Bedenken Sie, dass täglich neue Stände entstehen.« »Songez qu’il se forme tous les jours des conditions nouvelles.« in: Ders./Lessing: Das Theater des Herrn Diderot, Stuttgart 1986, S. 159. Denis Diderot: Entretiens sur le fils naturel, in: Ders.: Œuvres esthétiques. Textes établis, avec introductions, bibliographies, chronologie, notes et relevés de variantes par Paul Vernière, Paris 1968, S. 154.

Denis Diderot, Versuch über die Malerei „ich habe niemals gehört, daß man eine Figur übel gezeichnet nenne, wenn sie ihre äußere Organisation deutlich sehen läßt, wenn das Alter, die Gewohnheit und die Leichtigkeit, tägliche Beschäftigungen (fonctions) auszuüben, wohl ausgedrückt ist. Diese Beschäftigungen bestimmen die vollkommene Größe der Figur, die Proportion jedes Gliedes und des Ganzen: daher sehe ich das Kind entspringen, den erwachsenen Mann und den Greis, den wilden sowie den gebildeten Menschen, den Geschäftsmann (magistrat), den Soldaten und den Lastträger.“ Denis Diderot: Versuch über die Malerei. In: Ders.: Ästhetische Schriften. Hg. von Friedrich Bassenge. Frankfurt am Main 1968, 1. Bd., S. 635-694, hier S. 637.

Denis Diderot, Versuch über die Malerei „Wenn eine Figur schwer zu erfinden wäre, so müßte es ein Mensch von fünfundzwanzig Jahren sein, der schnell auf einmal aus der Erde entstanden wäre und nichts getan hätte; aber dieser Mensch ist eine Schimäre.“ Ebd.

Jakob Michael Reinhold Lenz, Anmerkungen über das Theater Den Gegenstand zurückzuspiegeln, das ist der Knoten, die nota diacritica des poetischen Genies […] Denn – und auf dieses Denn sind Sie vielleicht schon ungeduldig, das Vermögen nachzuahmen, ist nicht das, was bei allen Tieren schon im Ansatz – nicht Mechanik – nicht Echo – – nicht was es, um Othem zu sparen, bei unsern Poeten. Der wahre Dichter verbindet nicht in seiner Einbildungskraft, wie es ihm gefällt, was die Herren die schöne Natur zu nennen belieben, was aber mit ihrer Erlaubnis nichts als die verfehlte Natur ist. Er nimmt Standpunkt – und dann muß er so verbinden.

Christoph Martin Wieland „Es ist mehr als eine blosse Vermuthung, daß es diesem kleinen Umstand, dem Mangel einer claßischen Erziehung, zuzuschreiben ist, dass wir einen Shakespear haben.“ Zwar hätte eine klassische Ausbildung, so Wieland, „seinen Geist gebildet […], aber mit allen diesen Vortheilen würde er nicht mehr Shakespear gewesen seyn; nicht mehr der ursprüngliche Genie […].“ Christoph Martin Wieland: Einige Nachrichten von den Lebens-Umständen des Herrn Willhelm Shakespear. In: ders.: Gesammelte Schriften, 2. Abteilung: Übersetzungen II (3): Shakespeares theatralische Werke. Sechster bis achter Teil, hg. von Ernst Stadler. Hildesheim 1987 (=Nachdruck der 1. Auflage der Ausgabe Berlin 1911), S. 558–569, hier S. 560.

Johann Georg Sulzer „Nur durch den Körper steht die Seele mit der Welt in Verbindung, und nur durch seine Werkzeuge erhält sie alle ihre Kenntnisse von allen Dingen.“ Johann Georg Sulzer: Entwickelung des Begriffs vom Genie, in: ders.: Vermischte Philosophische Schriften, 2 Teile in einem Band, Hildesheim und New York 1974 (=Reprint der Ausgabe Leipzig 1773), S. 307-322, hier S. 319.

Claude-Adrien Helvétius „Die Stärke unserer Aufmerksamkeit entspricht also der Stärke unserer Leidenschaften.“ Helvetius: Vom Geist, S. 324.

Johann Wolfgang Goethe „Nur da, wo Vertraulichkeit, Bedürfniß und Innigkeit wohnen, wohnt alle Dichtungskraft, und weh dem Künstler, der seine Hütte verläßt, um in den Akademischen Pranggebäuden sich zu verflattern!“ Goethe, Johann Wolfgang von: Verschiedenes über Kunst, in: Goethes Sämtliche Werke in vierzig Bänden. Bd. 35, Stuttgart 1869, S. 6-12, hier S. 9.

Mercier/ Wagner, Neuer Versuch über die Schauspielkunst „Was der Künstler nicht geliebt hat, nicht liebt, soll er nicht schildern, kann er nicht schildern. Ihr findet Rubens Weiber zu fleischig! Ich sage euch, es waren seine Weiber […]“ Mercier/Wagner: Neuer Versuch über die Schauspielkunst. Aus dem Französischen. Mit einem Anhang aus Goethes Brieftasche. Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1776. Mit einem Nachwort von Peter Pfaff. Heidelberg 1967, S. 494.

Johann Gottfried Herder „Alle Gesänge solcher wilden Völker weben um daseiende Gegenstände, Handlungen, Begebenheiten, um eine lebendige Welt! Wie reich und vielfach sind da nun Umstände, gegenwärtige Züge, / Theilvorfälle! Und alle hat das Auge gesehen! Johann Gottfried Herder: Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter [1773]. In: Johann Gottfried Herder: Sämtliche Werke. Bd. 5. Hrsg. v. Bernhard Suphan. Hildesheim 1967. 157-257, hier S.196/197.

Mercier/ Wagner, Neuer Versuch über die Schauspielkunst „Der Mensch, der durch Regierungsformen, Gesetze, Gewohnheiten modificirt wird, wird zum ganz andern Wesen als er erst war. Folglich müssen auch die alten Regeln des Geschmacks sich ändern, und sich den neuen Gewohnheiten, den neuen Begriffen anpaßen lassen. Mercier/Wagner: Neuer Versuch über die Schauspielkunst. Aus dem Französischen. Mit einem Anhang aus Goethes Brieftasche. Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1776. Mit einem Nachwort von Peter Pfaff. Heidelberg 1967, S. 199.

Mercier/ Wagner, Neuer Versuch über die Schauspielkunst „Ich will schlechterdings erkennen können, in welchem Jahr er [der Schriftsteller, J.L.] sein Werk verfertigt hat.“ Ebd., S. 199/200.

Mercier/ Wagner, Neuer Versuch über die Schauspielkunst „das Interesse des Augenblicks, in dem er schreibt, nicht aus der Acht lasse; ich will einen Wiederschein von den Geschäfften, die die Nation in Bewegung setzen, bey ihm entdecken; ich will einen Mann hören, der mit dem, was um ihn herum vorgeht, bekannt“ ist. Ebd., S. 200.