Moralische und psychische Herausforderungen des soldatischen Dienstes Einsatzbelastung: Verantwortung und Schuld Strukturen der Schuld.

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Moralische und psychische Herausforderungen des soldatischen Dienstes Einsatzbelastung: Verantwortung und Schuld Strukturen der Schuld

Individuelle und strukturelle Schuld „Wenn die heutige Situation Schwierigkeiten unterschiedlicher Natur zuzuschreiben ist, so ist es nicht verfehlt, von „Strukturen der Sünde“ zu sprechen, die, wie ich im Apostolischen Schreiben Reconciliato Paenitentia festgestellt habe, in persönlicher Sünde ihre Wurzeln haben und daher immer mit konkreten Taten von Personen zusammenhängen, die solche Strukturen herbeiführen, sie verfestigen und es erschweren, sie abzubauen.“ Papst Johannes Paul II, Enzyklika „Sollicitudo rei socialis“ (Die soziale Sorge der Kirche“), 30. Dezember 1987

Schuldkonzepte in der Psychoanalyse Sigmund Freud, 1856—1939 Schuldgefühle sind Ausdruck des Kampfes zwischen dem Liebestrieb, dem erotischen Trieb und dem Todestrieb, dem destruktiven Trieb. Die Triebe sind in Freuds Strukturmodell im „Es“ zusammengefasst. Schuldbewusstsein entsteht vorrangig nach einem unterdrückten Aggressionstrieb – den Menschen reut es, nicht alle seine Außenaggression ausgelebt zu haben. Wird der Liebestrieb verdrängt, so führt diese Verdrängung in einen Kompromissausweg, in die Neurose, die sich in unterschiedlichen Symptomen äußern kann. Das Ich wird unablässig von einer psychischen Instanz beobachtet – dem „Über-Ich“, das die Wertvorstellungen und Normen eines Individuums repräsentiert und das Ich fortwährend am Ideal misst. nach: „Das Unbehagen in der Kultur“ in: Gesammelte Werke XIV, London 1930, 419–506, hier: 492. 499; Zur Einführung des Narzissmus, in: Gesammelte Werke X, London 1914, 137–170, hier: 162.

Schuldkonzepte in der Psychoanalyse Lernwerkstatt Höxter, http://www.lernwerkstatt-hoexter.de/23/ich,_es_und_Ueber_ich.html

Schuldkonzepte in der Psychoanalyse Alfred Adler, 1870—1937 Begründer der Individualpsychologie Alles Denken, Tun und Träumen des Menschen ist auf ein bestimmtes Ziel hin gerichtet. Dieses Ziel bestimmt als jeweilige „Schablone“ die Lebensperspektive des Menschen. Wählt der Mensch eine falsche Zielperspektive, ist es „Irrtum“, nicht „Schuld“ (vgl. Der Sinn des Lebens, Wien/Leipzig 1933, 33; Menschenkenntnis, 31. 215). Schuldgefühle verführen dazu, sich im „Hinterland des Lebens“ einzurichten – sind also unfruchtbar (Der Sinn des Lebens, 48.74). Ablehnung von Schuldgefühlen aus begangenen Sünden. Schuld gehört zum Menschen. Einfühlsamster Therapeut ist der „reuige Sünder“ (Praxis und Theorie der Individualpsychologie, 206).

Schuldkonzepte in der Psychoanalyse Carl Gustav Jung, 1875—1961 „Selbst“: Integration von Bewusstem und Unbewusstem. Aufgabe des Menschen: Individuation. Dem Selbst ist der „Schatten“ im Weg, der auf die Seite des Unbewussten gehört und immer auf der Gegenseite des bewussten Ego zu finden ist. Der „Schatten“ beinhaltet die Untugenden eines Menschen, die er offenkundig selbst hat, aber in einer Projektion auf andere überträgt. Noch in den „Archetypen“ der Traumwelt spiegelt sich das wider. Zur Selbstwerdung gehört, den Schatten zu erkennen, diese Projektionen abzustellen und die dadurch abgespaltenen Seiten des eigenen Selbst wieder in die Person zurückzuholen. vgl. Psychologie und Alchemie; Aion. Untersuchungen zur Symbolgeschichte Moralisches Gewissen: Orientierung an den bekannten moralischen Maßstäben – ethisches Gewissen: dort gefragt, wo das moralische Gewissen an sein Ende kommt. „Stimme des Selbst“ kann auch als Stimme Gottes gehört werden, als sein persönlicher Anruf im eigenen Ich. Die „Stimme des Selbst“ muss spätestens dann zu Wort kommen, wenn das Ich verantwortet entscheiden muss, ob aus Bösem immer Böses und aus Gutem immer Gutes entsteht. vgl. Aniela Jaffé (Hg.), Carl Gustav Jung, Erinnerungen, Träume, Gedanken, Zürich 1962, 53. 332.

Schuldkonzepte der Religionen Judentum Sündenfall im Paradies Drei Begriffe im Hebräischen: „pescha“: konkrete Sünden, ein Mensch, der sich weigert, sich vor Gott für seine Taten verantwortlich zu zeigen; „awon“: „krumm“ und bezeichnet einen Menschen, der sich von einem Weg abbringen lässt, auf dem er nach dem Guten strebt, das „verkehrte“ Herz; chet oder chatta’t: bezeichnet ein – auch unabsichtlich oder unwissentlich – verfehltes Ziel. Gericht geschieht innerweltlich. Scheol = Totenreich Gott bleibt „immer Herr auch über Israels Sünde“ (Gerhard von Rad)

Schuldkonzepte der Religionen Christentum Sündenfall im Paradies: Weiterentwicklung zur Lehre von der „Erbschuld“ (Schuldverstrickung, in die jeder Mensch vom Moment seiner Geburt an hineingerät). Gleichnis vom barmherzigen Vater (Lukasevangelium 15,11—32): Gott hat dem Menschen schon vergeben, während er noch auf dem Weg der Umkehr ist. Jesu Leben, Sterben und Auferstehen erlöst die Menschen: „An ihm durchlaufen die Menschen noch einmal das Stadium der Sünde und kommen gleichzeitig darüber hinaus. Denn nun hat einer die Schuld der Menschheit auf seine Schultern genommen und aus der Welt hinausgetragen“ (Isidor Baumgartner). Gott verurteilt den Menschen nicht.

Schuldkonzepte der Religionen Islam Mensch ist auf Gott hin geschaffen – keine Vorstellung von einer Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Strikt individuelle Verantwortung des Menschen vor Gott. Gewissen als selbstrichtende Instanz im Jenseits. Maßstab = maşlaḥa, „Gemeinwohl“. Gesetze und Maßstäbe für das richtige Handeln in Einzelfällen des Alltags: erlaubte Handlungen („halal“), verbotene Verhaltensweisen („haram“). Scharia („Weg“) als islamisches Rechtssystem, unterschiedliche Rechtsschulen (damit unterschiedliche Auslegungen). Gott interveniert nicht vergebend bei Verfehlungen des Menschen.

Schuldkonzepte der Religionen Buddhismus und Religionen Indiens Geisteskraft drängt zur Verwirklichung aller ihrer Möglichkeiten. Alle Lebenserfahrungen sind Erfahrungen des Leidens und Vergehens. Energiefluss des Geistes reicht über den physischen Tod hinaus, darum muss der Geist durch alle Lebenserfahrungen hindurch in einer anderen verleiblichten Daseinsweise wiederkehren, bis alle seine Energien verbraucht sind. Fünf Regeln Buddhas für ethisch gutes Verhalten: nicht töten, nicht stehlen, sexuelle Ausschweifungen meiden, nicht lügen, sich des Rauschmittelgenusses enthalten. Dharma: kreisförmiger Lebenslauf, den es zu überwinden gilt – gute Handlungen bewirken gutes Karman. Die Motivation dafür, Gutes zu tun, darf jedoch nicht sein, in der Rangfolge eine möglichst hohe Stufe zu erlangen – die Handlungen müssen absichtslos sein, Erlösung vom Kreislauf aus Leiden und Vergehen: durch das Erlöschen, wenn die Seele ins Nirvana (das Nichts) eingeht.