Kapitel 11: Nationalismus und Rechtsradikalismus

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Kapitel 11: Nationalismus und Rechtsradikalismus

Begriffliches Nationalismus Ideengeschichtliche Verwendung: Einsatz für das Konzept des Nationalstaates. Zeitgeschichtliche Verwendung: Übertriebenes Nationalgefühl, Überschätzung des Wertes der eigenen Nation gegenüber anderen Völkern, Anlegung nationaler Massstäbe an Dinge, die sonst mit allgemein-menschlichen Massstäben gemessen werden und Bestreben, anderen die eigene Art, Sprache oder Ausdrucksweise aufzuzwingen. Rechtsradikalismus: Sammelbegriff für politische Ideen, die nationalistische, rassistische, autoritäre, antiegalitäre Postulate beinhalten.

Zehn Merkmale Aggressiver Nationalismus und/oder Ethnozentrismus Rassismus Antisemitismus Autoritarismus Antiegalitäres Gesellschaftsverständnis Betonung der Volksgemeinschaft Antipluralistisches Politik- und Gesellschaftsverständnis Gewaltakzeptanz Demagogischer Stil Absoluter Wahrheitsanspruch Aggressiver Nationalismus und/oder Ethnozentrismus, die sich in Xenophobie und Ausländerfeindlichkeit ausdrücken. Rassismus, der auf eine biologistische Weltsicht aufbaut und/oder eine ethnisch-kulturell diskriminierende Ausgrenzung anderer Menschen betreibt. Antisemitismus, der sich in offener oder versteckter Judenfeindlichkeit und in der Verharmlosung oder Leugnung der nationalsozialistischen Verbrechen äussert. Autoritarismus, der mit der Forderung nach einem starken Staat und einer Führerfigur verbunden ist. Antiegalitäres Gesellschaftsverständnis, das die natürlich-organische Gliederung und hierarchische Ordnung hervorhebt. Betonung der Volksgemeinschaft, die auf einer kulturellen, ethnischen und sozialen Homogenität aufbaut. Antipluralistisches Politik- und Gesellschaftsverständnis, das den demokratischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen misstraut. Gewaltakzeptanz, die in sozialen und politischen Konflikten zum Ausdruck kommt. Demagogischer Stil, der sich in aggressiver Sprache und der Verunglimpfung des Gegners zeigt. Absoluter Wahrheitsanspruch, der gesellschaftliche Toleranz verunmöglicht.

Ursachen für Rechtsextremismus Zwei Forschungsansätze: Modernisierung mit den Individualisierungs- und Desintegrationsprozessen Analyse der politischen, ideologischen und kulturellen Bedingungen Zwei sozialwissenschaftliche Forschungsansätze: Modernisierung mit den Individualisierungs- und Desintegrationsprozessen begünstigt Entstehung rechtsextremer Denk- und Verhaltensweisen (Analyse des Sozialisationsprozesses rechtsextremer Jugendlicher). Analyse der politischen, ideologischen und kulturellen Bedingungen, die die Entstehung und Verbreitung der extremen Rechten begünstigen (Z.B. Ethnisierung sozialer Ungleichheiten, sich wandelnde gesellschaftliche Akzeptanz für ideologische und kulturelle Diskurse mit rechtsextremen Inhalten)

Erklärung über Modernisierungsprozesse: Gesellschaftliche Verantwortung nationaler Eliten für die Entstehung von Rechtsextremismus wird unterschätzt. Erklärungen, welche sich allzu stark auf die negativen Folgen des Modernisierungsprozesse beschränken, neigen dazu, die gesellschaftliche Verantwortung nationaler Eliten für die Entstehung von Rechtsextremismus zu unterschätzen: Der gesellschaftliche Wandel lässt sich in seinen grossen Zügen kaum beeinflussen; Modernisierungsverlierer, zerstörte soziale Milieus und Familienstrukturen usw. als unvermeidbare Nebenprodukte.

Rechtsextremisten nicht nur Modernisierungsverlierer sind Schwerpunkt politischen und sozialen Rahmenbedingungen weil: Rechtsextremisten nicht nur Modernisierungsverlierer sind rechtsextremes Gedankengut latent vorhanden ist die politische Kultur nicht vernachlässigt werden soll Wandel zu einem Neo-Rassismus basierend auf kultureller und ethnischer Ungleichheit Populisten aus der Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürgern machtpolitischen Nutzen ziehen Asyl- und Ausländerpolitik ein wichtiger Hintergrund für rechtsextremer Orientierungen ist Forschungsansätze, die sich mit den politischen und sozialen Rahmenbedingungen befassen, rechtfertigen sich damit, dass (vgl. Altermatt/Skenderovic 1995: 20 ff.): es sich - wie Wahlanalysen zeigen - bei den Anhängern von rechtsextremen Gruppierungen nicht nur um Modernisierungsverlierer handelt; rechtsextremes Wahlverhalten ist oft auch Ausdruck eines Vertrauensverlusts gegenüber dem etablierten Parteiensystem, rechtsextremes Gedankengut latent vorhanden ist und jederzeit aktiviert werden kann, es die politische Kultur nicht zu vernachlässigen gilt; Akzeptanz von Gewalt als Lösungsmittel und Vorstellungen von Ungleichheiten und Hierarchie begünstigen Rechtsextremismus, sich ein Wandel zu einem Neo-Rassismus vollzogen hat, der nicht auf biologisch begründeter, sondern auf kultureller und ethnischer Ungleichheit basiert, die Populismusforschung zeigt, wie politische Eliten aus der Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürgern machtpolitischen Nutzen ziehen und auf Legitimationsdefizite politischer Systeme hinweist, die Asyl- und Ausländerpolitik einen wichtigen Hintergrund für die Verbreitung rechtsextremer Orientierungen liefert.

Rechtsextremismus - Parteien 1960/70er Jahre: Wahlerfolge/ Überfremdungs-initiativen von Schwarzenbach, Nationale Aktion, Republikanern Erste Hälfte 1990er Jahre: Wahlerfolge von SD, Autopartei (EDU und Lega) mit Themen Asyl- und Ausländerpolitik („Das Boot ist voll“). Ab Mitte der 1990er Jahre: Wählerschwund bei SD, Freiheitspartei, Integration rechtsextremer Wähler in die SVP