1 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Politisches System Schweiz Vorlesung am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern Gemeinden Prof.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Developing your Business to Success We are looking for business partners. Enterprise Content Management with OS|ECM Version 6.
Advertisements

Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Telefonnummer.
CPCP Institute of Clinical Pharmacology AGAH Annual Meeting, 29. Februar 2004, Berlin, Praktischer Umgang mit den Genehmigungsanträgen gemäß 12. AMG Novelle.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Workshop zur Medienarbeit der katholischen Kirche Aspekte des Religionsmonitors Berlin, 02. April 2008.
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
= = = = 47 = 47 = 48 = =
Scratch Der Einstieg in das Programmieren. Scatch: Entwicklungsumgebung Prof. Dr. Haftendorn, Leuphana Universität Lüneburg,
Grundkurs Theoretische Informatik, Folie 2.1 © 2006 G. Vossen,K.-U. Witt Grundkurs Theoretische Informatik Kapitel 2 Gottfried Vossen Kurt-Ulrich Witt.
Internet facts 2008-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2008.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
PKJ 2005/1 Stefan Dissmann Zusammenfassung Bisher im Kurs erarbeitete Konzepte(1): Umgang mit einfachen Datentypen Umgang mit Feldern Umgang mit Referenzen.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Schieferdeckarten Dach.ppt
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 12.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 12.
Distanzbasierte Sprachkommunikation für Peer-to-Peer-Spiele
1. 2 Schreibprojekt Zeitung 3 Überblick 1. Vorstellung ComputerLernWerkstatt 2. Schreibprojekt: Zeitung 2.1 Konzeption des Kurses 2.2 Projektverlauf.
Bild 1.1 Copyright © Alfred Mertins | Signaltheorie, 2. Auflage Vieweg+Teubner PLUS Zusatzmaterialien Vieweg+Teubner Verlag | Wiesbaden.
20:00.
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Statistik BFS 2. Demografie Dialog Schweiz Demografische Entwicklung und Siedlungspolitik Die.
Kanton Bern Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern 1. Energie-Apéro 2009 Innovative Energiepolitik Kanton Bern: Energieverordnung ab 2009.
für Weihnachten oder als Tischdekoration für das ganze Jahr
Politisches System Schweiz
Wir üben die Malsätzchen
NEU! 1 2. Wo kommt diese Art von Rezeptor im Körper vor?
1 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Politisches System Schweiz Vorlesung am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern Gemeinden Prof.
1 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Politisches System Schweiz Vorlesung am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern Gemeinden Prof.
Politisches System Schweiz
1 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Politisches System Schweiz Vorlesung am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern Die WählerInnen.
Politische Parteien im Wandel - Lokalparteien Seminar SS 2004 Institut für Politikwissenschaft Universität Bern Andreas Ladner.
Politische Parteien im Wandel - Lokalparteien Seminar SS 2003 Institut für Politikwissenschaft Universität Bern Andreas Ladner.
PROCAM Score Alter (Jahre)
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Schweizerische Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler.
Geometrische Aufgaben
Vorlesung Mai 2000 Konstruktion des Voronoi-Diagramms II
Das ist die Geschichte eines kleinen Jungen aus der Schweiz.
Symmetrische Blockchiffren DES – der Data Encryption Standard
PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG REPERES KULTURELLER ZUSAMMENHALT UND AUSDEHNUNG DER IDEEN AUF EUROPÄISCHEM.
Großer Altersunterschied bei Paaren fällt nicht auf!
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Die Bundesversammlung
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I Kapitel III: Das Planetensystem 1 Kapitel III: Das Planetensystem.
Herzlich Willkommen - Bienvenue Thomas Mattig Direktor
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Konferenz der regionalen Statistischen Ämter der Schweiz.
Konferenz der regionalen Statistischen Ämter der Schweiz.
1 Mathematical Programming Nichtlineare Programmierung.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Lokalparteien und ihre Exekutivmandatsträgerinnen Regula Bernhard, Silvia Marti.
Es war einmal ein Haus
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
Numbers Greetings and Good-byes All about Me Verbs and Pronouns
J-Team: Gymnasium Ulricianum Aurich und MTV Aurich Ein Projekt im Rahmen von UlricianumBewegt.de Euro haben wir schon…  8000 mal habt ihr bereits.
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt Wie.
Die Schweizer Gemeinden - Grundlagen Prof. Andreas Ladner FHS St. Gallen 6./7. November 2014.
Registrar-Tag Andreas Papst.at nameservice Wer fragt Wen Was Wann? Datum:
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – November
1 Aussenbeziehungen der Kantone Zu anderen Kantonen und zum Ausland.
Indexierte Entwicklung der eingetragenen Firmen
 Präsentation transkript:

1 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Politisches System Schweiz Vorlesung am Institut für Öffentliches Recht der Universität Bern Gemeinden Prof. Dr. Andreas Ladner IDHEAP Lausanne Frühjahrssemester 2009

2 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Bei den Gemeinden handelt es sich um Körperschaften, die gebietsmässig umgrenzt, mit hoheitlicher Gewalt ausgestattet und als rechtlich verselbständigte Verbände (mit Vermögensfähigkeit, eigenem Finanzhaushalt, eigenen Organen, mehr oder weniger weitreichender Organisationsgewalt) zu bezeichnen sind (Jagmetti 1972: 246 f.).

3 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Gemeinden … sind im Rahmen von BV und Kantonsverfassungen selbständig. der äusserer Rahmen ihrer Aktivitäten und Befugnisse wird in erster Linie durch die kantonalen Gemeindegesetze festgelegt. ein Teil der Gemeindeaufgaben fällt in ihren eigenen Wirkungskreis, bei einem grossen Teil der Aufgaben handelt es sich jedoch um übertragene Aufgaben.

4 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Weitere Merkmale der Gemeinden Kommunalisierung zwischen 14. und 19. Jahrhundert Wandel vom Bürgerprinzip zum Einwohnerprinzip verlief nicht ganz ohne fremde Hilfe (Helvetik) 1874 Aufhebung aller politischen Vorrechte auf Gemeindestufe 1998 erstmals explizite Erwähnung in Bundesverfassung: Art. 50 Gemeindepluralismus Finanz- und Steuerautonomie

5 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Anzahl und Grösse 2636 Gemeinden ( ). 2006: Median: 919 Einwohner, Mittelwert: 2593 Einwohner (Zürich: ; Corippo: 20, Bister: 23)

6 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Entwicklung der Zahl der Gemeinden

7 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Entwicklung der Zahl der Gemeinden

8 Politisches System Schweiz Andreas Ladner 1-19 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Gemeinden 200 und mehr Gemeinden BS3UR20NE62LU107GR208 AI6AR20TG80SO126AG231 OW7GL29JU83VS160FR202 NW11SZ30BL86ZH171TI238 ZG11 SH34SG90VD382 GE45BE400 Anzahl Gemeinden pro Kanton Stand 2003

9 Politisches System Schweiz Andreas Ladner 1-19 Gemeinden Gemeinden Gemeinden Gemeinden 200 Gemeinden und mehr BS3UR20NE62LU107/96GR208/203 AI6AR20TG80SO126/125AG231/229 OW7GL29/25JU83VS160/153FR202/168 NW11SZ30BL86ZH171TI238/190 ZG11 SH34/32SG90/88VD382/376 GE45BE400/395 Anzahl Gemeinden pro Kanton 2003/

10 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Gemeindegrösse und Bevölkerung

11 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Gemeindegrösse (%)

12 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Bevölkerung (%)

13 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Gemeindestruktur nach Kantonen

14 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Gemeindegrösse im internationalen Vergleich

15 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Ausgaben (und Aufgaben) der Gemeinden insgesamt (2004)

16 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Gemeindeautonomie Staatsrechtlich: Handlungsspielraum in Bezug auf die Gemeindeorganisation Ökonomisch: Gemeindeausgaben pro Kopf Einschätzung der Gemeindeschreiber

17 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Giacometti (1952:19): Grosse Autonomie: ZH, SZ, OW, NW, GL, ZG, AI, AR, GR, AG, TG Mittlere Autonomie: BE, LU, UR, SO, BS, BL, SH, SG, TI, JU Kleine Autonomie: FR, VS, VD, NE, GE.

18 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Empirische Grundlagen Vier gesamtschweizerische Befragungen der Gemeindeschreiber (1988, 1994, 1998, 2005)

19 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Themen der Befragungen 1988: Politische Akteure, politische Systeme 1994: Leistungsgrenzen 1998: Gemeindereformen 2005: Gemeindereformen, Leistungsgrenzen, politische Systeme und Akteure

20 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Autonomie der Gemeinden (gemäss Gemeindeschreiber, 1994 und 2004, Mittelwerte) 1 = überhaupt keine Autonomie; 10 = sehr grosse Autonomie

21 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Abnahme der Gemeindeautonomie gemäss Gemeindeschreiber 1994

22 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Anteil Gemeinden, die sich mehr Autonomie wünschen (1998) Ja vs. nein, N = antwortende Gemeindeschreiber, 1998, ZH z.B. 120

23 Politisches System Schweiz Andreas Ladner In welchen Aufgabenbereichen soll der Kantonen den Gemeinden mehr Autonomie zugestehen ?

24 Politisches System Schweiz Andreas Ladner In welchen Aufgabenbereichen soll sich der Kanton mehr engagieren, um die Gemeinden zu entlasten?

25 Politisches System Schweiz Andreas Ladner

26 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Autonomie politique: décentralisation de ladministration

27 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Lautonomie communale: les déterminantes (Fiechter 2008)

28 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Aktuelle Probleme und Reformtrends

29 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Leistungsgrenzen erreicht oder überschritten (CH, 1998) N=

30 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Zunahme der Leistungsgrenzen (CH, )

31 Politisches System Schweiz Andreas Ladner

32 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Leistungsgrenzen gehen eher zurück

33 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Rechnungsabschlüsse in den drei vorangehenden Jahren

34 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Veränderung des Steuerfusses

35 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Verschuldungsquote der staatlichen Ebenen

36 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeindeexekutive

37 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Grosser Bedarf an politischem Personal (ca.) 2750 Gemeinden Exekutivsitze Legislativsitze + viele Kommissionsmitglieder = Total Personen

38 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Anzahl Amtsinhaber und Anteil Amtsinhaber, nach Gemeindegrösse

39 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Verschiedene Reformbereiche NPM PP- Partnership, Outsourcing IKZ, Fusionen Aufgaben- teilung Finanz- und Lastenaus- gleich

40 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Zentrale Reformbereiche Aufgabenteilung (mit Finanzausgleich) Interkommunale Zusammenarbeit Gemeindefusionen New Public Management

41 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Aufgabenteilung Schlüssel zu den Gemeindereformen Subsidiarität, Gemeindeautonomie Fiskalische Äquivalenz

42 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Aufgabenteilung am Beispiel des Kantons Bern: Verschiebung wichtiger Aufgaben (Fürsorge, Schule, Gesundheitswesen) zum Kanton. Verschiebung von finanziellen Ressourcen (Steuerzehntel) zum Kanton.

43 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Zunahme der IKZ

44 Politisches System Schweiz Andreas Ladner IKZ nach Aufgabengebiet N= 2156 (2005)

45 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Probleme der Zusammenarbeit Je nach Aufgabe und Gemeinden drängen sich unterschiedliche Rechtsformen auf. Demokratische Legitimation ist nicht immer sichergestellt. Hier besteht ein Reformbedarf (Output-Steuerung, Mandat für die Delegierten, gemeinsame Abstimmungen)

46 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Fusionen politischer Gemeinden Von den Projekten: 5% bereits fusioniert, 1,5% bereits genehmigt, 10,1% geprüft, 8,1% abgebrochen)

47 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Fusionsdiskussionen nach Gemeindegrösse

48 Politisches System Schweiz Andreas Ladner

49 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Es gibt keine optimale Gemeindegrösse Je nach Art der Gemeinde ist eine andere Grösse optimal. Je nach Art der Aufgabe ist ein anderer Perimeter optimal.

50 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Grössenvorteile und mehr Professionalität Aufgaben überschreiten Gemeindegrenzen Abstimmung von Angebot und Nachfrage Argumente für und gegen IKZ und Fusion Pro IKZ: Contra IKZ: Pro Fusion: Contra Fusion: Autonomieverlust Demokratiedefizite Fehlendes Kongruenzprinzip Bürokratiegefahr Bessere Qualität, tiefere Kosten Ämter besser besetzt Höhere Responsivität Kanton wird entlastet Höhere Standortattraktivität Teurer Aufgaben haben unterschiedliche Grössenoptima Anonymisierung

51 Politisches System Schweiz Andreas Ladner Entwicklung Fusionskantone: TG, FR, TI, GR, LU, GL und AG Nicht die kleinen und schwachen Gemeinden fusionieren. Es braucht einen starken Partner. Die Zukunft liegt bei FOCJ, Zweckgemeinden oder Zweckregionen?