Viertes Buch: Reifezeit

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 Präsentation transkript:

Viertes Buch: Reifezeit J.-J. Rousseau: Emile oder über die Erziehung Viertes Buch: Reifezeit Eintritt ins Leben Freundschaft und Einsamkeit Seminar Geschichte der Pädagogik FS 2008 lic.phil. Christine Ruckdäschel

Sitzung vom 16. April 2008 Abschnitt S. 210-236 Selbstliebe und Eigenliebe Drei Grundregeln Emil und die anderen „Gewaltkur“ Hinauszögerung als Bildungsmittel

Was will das vierte Buch? Das erste Viertel des Lebens ist verstrichen Reifezeit: 15-20 Jahre Zentrales Lernziel: Vermittlung von Moralbegriffen und Einführung in die gesellschaftlichen Aufgaben Beziehungen zu anderen Menschen als Mittel, sich selbst kennen zu lernen Einsamkeit, Freundschaft und der Mensch in der Gesellschaft „friedloses Gefühlsalter“ im Gegensatz zum „friedlichen Verstandesalter“

2 Begriffe: Selbstliebe und Eigenliebe Aufgabe: Was versteht Rousseau unter Selbstliebe und Eigenliebe? Welche Rolle spielen Bedürfnisse des Menschen bei der Abgrenzung dieser beiden Begriffe?

„Der Mensch muss also seine Beziehungen studieren“ (S. 213) Selbstliebe = Urleidenschaft mit dem Ziel der Selbsterhaltung; wer sie sich natürlich bewahrt, ist gut Eigenliebe = Vergleich mit anderen und Anspruch, bevorzugt zu werden; verdirbt den Charakter Aufgabe des ganzen Lebens: sich selbst als moralisches Wesen über seine Beziehungen zu anderen Menschen kennen lernen  diese Aufgabe beginnt jetzt für Emile

„Die Summe aller Weisheit in Bezug auf die Leidenschaften“ (S. 220) Man muss die wirklichen menschlichen Beziehungen kennen, sowohl was die Gattung als was das Individuum betrifft. Alle Seelenbindungen nach diesen Verhältnissen ausrichten.

Die drei Grundregeln Der Mensch kann sich nicht in die Lage derer versetzen, die glücklicher sind, nur in die Lage derer, die unglücklicher sind. Man beklagt bei den anderen die Leiden, vor denen man selbst nicht sicher zu sein glaubt. Das Mitleid, das man mit anderen empfindet, wird nicht nach der Grösse ihres Leidens gemessen, sondern nach dem Gefühl, das man dem Unglücklichen beimisst.

Aufgabe zu den drei Grundregeln Karte ziehen Frage beantworten: Welcher Grundregel kann man Eure Karte zuordnen? Inwiefern passt die Grundregel zur Karte? Und: gilt die Grundregel für jeden Menschen? Begründung ist wichtig („Findet man bei dieser Regel Ausnahmen, so sind sie eher scheinbare als wirkliche Ausnahmen“, S. 224). Diskussion

Eintritt ins Leben: Emil und die anderen „Das ist euer Zögling! Sehen wir meinen an.“ (S. 231) „Euer Zögling“: neidisch, eitel, undankbar, Frauenheld „Mein Zögling“: glücklich, zufrieden, steht über den Dingen  Rousseau führt laufend den Beweis, dass seine Erziehung die beste ist; auch wenn dies auf den ersten Blick nicht so scheinen mag

„Gewaltkur“ Geschichte eines Sohnes, der von seinem Vater in ein Spital für Geschlechtskrankheiten geführt wurde (S. 234f.) Rousseaus Ratschlag: „Also wenig reden, ihr Lehrer! Lernt Ort, Zeit und Person richtig wählen! Gebt euren Unterricht in Beispielen und ihr könnt des Erfolges sicher sein!“ (S. 235)

Hinauszögerung als Bildungsmittel „Eines der besten Mittel einer wirklich guten Bildung ist, alles so lange wie möglich hinauszuzögern.“ (S.235) Körper und Geist sollen sich nicht asynchron entwickeln, sonst bleibt das Werk der Natur unvollkommen Daher sind „gesittete“ Völker reicher an gesundem Menschenverstand und Mut als „ungesittete“ Völker (S. 236)

Take-home message für heute Anfang des vierten Buches: eine neue Lebensphase mit grossen Aufgaben beginnt (das „kritische Alter“) Es ist eine Zeit, in der Emil auf den ersten Blick vielleicht schlechter dran ist als Gleichaltrige, aber Rousseau verspricht: der Schein trügt, Emil entwickelt sich zum Besten Die Aufmerksamkeit des Heranwachsenden muss auf all das gelenkt werden, was seine Gefühle anspricht; der Erzieher tut gut daran, all das fernzuhalten, was ihn abstumpfen lassen könnte Mitleid = verallgemeinerte Eigenliebe