Raumbezogene Identität

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 Präsentation transkript:

Raumbezogene Identität 290397 VO © Peter Weichhart 1 Std., 2 ECTS-Punkte Dienstag 17:30 -19:00, Hs. 4C (Institut), erste Semesterhälfte! 29.03; 29.05 (MG-S3-NPI) (MG-W3-NPI) (MR3-NPI) (L2-b3, L2-b-zLV) (L2-c-zLV) Modul 03/01 Der „Nutzen“ raumbezogener Identität SS2013 RID/03/01/01

Raumbezogene Identität – wozu? Welche funktionalen oder finalen Leistungen erfüllen die Phänomene der raumbezogenen Identität für die Existenz des Menschen? Was ist eigentlich ihr „evolutionärer“ Nutzen? RID/03/01/02

These 1 Raumbezogene Identität erfüllt eine wichtige Systemerhaltungsfunktion für die Entwicklung und Aufrechter- haltung der personalen Einheit und Selbstidentität des Individuums. RID/03/01/03

Begründung: Dies sind Vorbedingungen für die Raumbezogene Identität leistet einen Beitrag zur Entstehung psychischer Sicherheit der Umwelterfahrung. Sie bewirkt Komplexitätsreduktion und Konstanzerfahrung. Dies sind Vorbedingungen für die Ausbildung und Festigung von Ich-Identität. RID/03/01/04

„Heimat“ ... ... ein „Ort des leichten Handelns“. (E. E. BOESCH, 1983) ... „ist dort, wo ich Ursache von etwas bin“. (E. A. BRUGGER, 1983) Das Erleben eigener Handlungskompe- tenz trägt zur Entwicklung und Stabili- sierung von Ich-Identität bei. RID/03/01/05

„Als wär‘s ein Teil von mir ...“ Der engere Lebensraum kann gleich- sam als Projektionsfläche für das per- sonale Ich verwendet werden: Raumobjekte werden für die eigene Selbstdefinition nutzbar gemacht. RID/03/01/06

These 2 Raumbezogene Identität besitzt eine Sta- bilisierungsfunktion für soziale Systeme. Orientierungs- und Bezugsrahmen für soziale Interaktion und Kommunikation; Kontextualisierung sozialer Aktivitäten „Klassifizierung“ von Interaktionspartnern symbolische Repräsentation sozialer Beziehungen RID/03/01/07

These 3 Eine besonders wichtige Nutzenfunktion raumbezogener Identität liegt in ihrem Einfluss auf sozialen Zusammenhalt, Integration und Gruppenbindung. Soziale Phänomene werden als sozial- räumliche Gegebenheiten erlebt; lebensweltliche Raumobjekte werden als Bezugsgrößen von Gruppenbindung und Gruppenloyalität erlebt. RID/03/01/08

„Systemstabilisierung“ Durch die Prozesse und Phänomene raumbezogener Identität wird eine Ver- einfachung, Strukturierung und Schema- tisierung der alltagsweltlichen Realität produziert, die für das Individuum Sicher- heit, Verlässlichkeit und Handlungskom- petenz vermittelt. RID/03/01/09

Teilleistungen raumbezogener Identität und Ansätze ihrer theoretischen Fundierung I = „Identification of“, II = „being identified“, III = „identification with“ RID/03/01/10

Die Theorie autopoietischer Systeme ... ... befasst sich mit Systemen, welche die Fähigkeit besitzen, sich selbst unter Wah- rung der eigenen Identität zu erneuern. Ihr zentrales Funktionsprinzip ist die Selbstreferenz: Rückbezug funktionaler Operationen auf die eigene Struktur. RID/03/01/11

Was ist die entscheidende Voraussetzung für Selbstreferenz? Das System muss zwischen der eigenen Struktur und den Struk- turen außerhalb seiner selbst unterscheiden können. Verfügbarkeit von Kriterien der Selbst-Umwelt-Differenz RID/03/01/12

„Differenz-Theorem“ der autopoi-etischen Systemtheorie: Differenzwahrnehmung und der Umgang mit Differenzen sind die Voraussetzung der Bildung und Stabilisierung von Identität. „Außen“ System-Umwelt „Innen“ System Die Phänomene der raumbezoge- nen Identität leisten einen Beitrag zur Differenzkonstitution personaler und sozialer Systeme RID/03/01/13

Eine literarische Version des Differenz-Theorems „Es ist ein Grundzug der Kultur, dass der Mensch dem außerhalb seines eigenen Kreises lebenden Menschen aufs Tiefste misstraut, also dass nicht nur ein Germane einen Juden, sondern auch ein Fußballspieler einen Klavierspieler für ein unbegreifliches und minderwerti- ges Wesen hält. Schließlich besteht ja das Ding nur durch seine Grenzen und damit durch einen gewisser- maßen feindseligen Akt gegen seine Umgebung; ohne den Papst hätte es keinen Luther gegeben und ohne die Heiden keinen Papst, darum ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die tiefste Anlehnung des Men- schen an seinen Mitmenschen in dessen Ablehnung besteht.“ (Hervorhebungen P. W.) Eine literarische Version des Differenz-Theorems Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften RID/03/01/14

Alle Phänomene und Prozesse, die der Konstituierung und Erhaltung der Eine systemtheoretische Begründung für den „Nutzen“ raumbezogener Identität Alle Phänomene und Prozesse, die der Konstituierung und Erhaltung der Außengrenzen personaler und sozialer Systeme dienen, stellen Medien der Systemstabilisierung und der Festi- gung der Systemidentität dar. Raumbezogene Identität leistet genau dazu einen signifikanten Beitrag. RID/03/01/15