2. Sitzung: „Kulturindustrie“

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Von der konstruierten Wirklichkeit Wirklichkeit als Konstrukt kognitiver Systeme Medien als Baustein für Bildung von Wirklichkeitskonsens.
Advertisements

Internet und Computer Based Training –
Kommunikation in der Werbung
Einfach Rauchfrei |.
Welche Person ist für dich die interessanteste im Film? Warum?
Versammlung und PETS 2004 Neckarwestheim
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Wenn Sie über einen Link hierher kommen, wählen Sie bitte
Neil Postman - Biographie
Biographie Talcott Parsons
Do. 10. Dez.: IV. „Hermeneutik“
Do. 17. Dez.: V. „Soziologische Welterschließung“
Was ist soziale Repräsentation?
Herzlich Willkommen zum Seminar
Didaktik der Algebra (3)
Arbeitsgruppe Interkulturelles Lernen Berlin – DNK Fachtagung 5 Fragen – 15 Thesen als Versuch einer Antwort Dr. Hendrik Otten, IKAB e.V.
Nur wer aktiv ist, lernt! __________ Kooperatives Lernen und kooperative Lernformen im Religionsunterricht.
compArt ein raum für die computerkunst
Die Weiße Rose von Inge Scholl.
Christa Wolf Christina Sejpka.
Freier Zugang zu den Massenmedien Auf dem Weg zu einer Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft1 mediale kulturelle sprachlich/ethnische.
Martin Kravec 4.A Pavol-Horov-Gymnasium 2005/2006
The Medium is the Message
Für alle, die es nicht mehr erwarten können!
Ist es wirklich die vierte Macht?
SPORT und PERSÖNLICHKEIT
DAS POLITISCHE DENKEN DER AUFKLÄRUNG:
Wort des Lebens November 2009.
Da ist was dran ! Michael war so eine Art Typ, der dich wirklich wahnsinnig machen konnte. Es war immer guter Laune und hatte immer was positives zu sagen.
Akademiker ohne Zukunft
Da ist was dran ! Michael war so eine Art Typ,
Mutter Courage und ihre Kinder
Vorlesung 8. Juni 2010 Einführung in die Pädagogik.
Nation Im Verständnis der Kulturwissenschaften „imagined communities“ (Löfgren, Anderson), d.h. gesellschaftliche Konstruktionen, die z.B. im Prozess des.
Geniesse das Leben, denn es ist das Einzige, das du hast !!!
Schön, dass Du dir ein bisserl Zeit nimmst! Herzlich RENATE
Geniesse das Leben, denn es ist das Einzige, das du hast !!!
Deutsche Kinderliteratur
Programm Repetition Wortgeschichte(n) Lektüre: Fondue-Oper
MUSEALISIERUNG VON MIGRATION Annäherung an eine Aushandlung gesellschaftlicher Praxis.
Univ. Prof. Dr. Thomas A. Bauer - University of Vienna, Department for Communications - MEDENKOMPETENZ - Bedingungen und Herausforderungen.
„Citizenship in Europa“
Выполнила ученица 8 «Б» класса Баранкина Даша
DEUTSCHE SCHRIFTSTELLER
Der Fall der Mauer vor 20 Jahren
Staatliche pädagogische Akademie von Kusbass
Zur Sozial- und Kulturgeschichte der DDR Freies Tutorat im Wintersemester 2005 / Einführungsveranstaltung Einleitung.
Audiovisuelle Informationen hinterlassen mehrkanälige Gedächtnisspuren Stärkere Identifikation mit Lehrinhalten Ansprechen von Gefühlen Durch Visualisierung.
Die Fantastischen Vier
Talking about where you are from
Leben in der Dorfgemeinschaft
Über die Zukunft des Buches im Zeitalter des Internets
DEUTCHLAND WAHREND DER ZWEITE WELTKRIEG.
Die Sprachwandel-Talkshow
Herbert Hayduck / WS 2005 Audiovisuelle Archive in der digitalen (Medien-)Welt Teil
Klassische Werke empirisch-theoretischer Soziologie
Georg Spitaler PS Interpretative Zugänge zu Popularkultur WS 2004/05.
FREIHEIT EXISTENZIALISMUS
KONVERSATIONEN MIT MIR ÜBER LÖSUNGSORIENTIERTE THERAPIE: 1978 BIS HEUTE.
Lied, Musik und Tanz in der Geschichte und heutigen Zeit.
Glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf. Khalil Gibran.
Praha & EU: Investujeme do vaší budoucnosti Evropský sociální fond Gymnázium, Praha 10, Voděradská 2 Projekt OBZORY Massenmedien.
Neue Medien. W. M.. Neue Medien und die Menschen. Die neue Medien spielen eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Tatsächlich sind sie ein bedeutender.
Wer spinnt denn da? Politische PR: SPIN DOKTOREN.
M 08 Inklusion Werte und Normen Marianne Wilhelm PH Wien.
Folie 1 Kulturelle Vielfalt: eine ethische Reflexion Peter Schaber (Universität Zürich)
Wie klingt die globale Ordnung? Die Entstehung eines Marktes für „World Music“ Glaucia Peres da Silva Musikwirtschafts-Jour-Fixe Universität für Musik.
verstehen, entdecken, erleben Für eine neue Kultur der Begegnung
Herzlich Willkommen zur 12
 Präsentation transkript:

2. Sitzung: „Kulturindustrie“ Günter Anders: „Die Welt als Phantom und Matrize“ (1956) vs. John Fiske: „Augenblicke des Fernsehens“ (1989) Sonja Scheil Repetitorium WS 07/08

Günter Anders - Kurzbio * 12. Juli 1902 in Breslau als Sohn des Psychologenehepaares William und Clara Stern Studierte Anfang 1920er Jahre Philosophie in Deutschland bei Martin Heidegger und Edmund Husserl Journalistische Tätigkeit in Berlin  Pseudonym „Anders“ 1933 Emigration nach Paris, 1936 New York Verschiedene Jobs aber keine akademische Laufbahn: u.a. Drehbuchautor in Hollywood 1959 Rückkehr nach Europa (Wien), freier Schriftsteller † 17. Dezember 1992 in Wien (vgl. Wikipedia)

Günter Anders: „Die Welt als Phantom und Matrize“ aus: „Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution.“ philosophische Betrachtungen über Rundfunk und Fernsehen Tradition Marshall McLuhans „The medium is the message“ „Was uns formt und entformt, sind nicht die durch die Mittel vermittelten Gegenstände, sondern die Mittel selbst.“  die Medien nicht die Programme formen uns

Günter Anders: „Die Welt als Phantom und Matrize“ Massenkonsum findet heute solistisch statt Die Ereignisse kommen zu uns, nicht wir zu ihnen Medien setzen Wirklichkeit mit Reproduktion gleich

Günter Anders: „Die Welt als Phantom und Matrize“ Konsequenzen: Die Welt passt dem Menschen, der Mensch passt der Welt Die Welt als Welt verschwindet Die heutige Welt bedarf keiner Ideologien

Günter Anders: „Die Welt als Phantom und Matrize“ Konsequenzen: - der heutige Mensch ist immer schon vorgeprägt und vorverbildlicht - der heutige Mensch ist unfrei  Welt, die vom Fernsehen erzeugt wird, ist Phantom und Matrize

Günter Anders: „Die Welt als Phantom und Matrize“ Klingt komisch, ist aber so: Anders hat sich rein theoretisch mit dem Medium Fernsehen auseinandergesetzt, war stolz darauf, nie mehr als ein paar Minuten ferngesehen zu haben… Anders hat später seine Theorie relativiert: wahrgenommene Bilder sind schlechter als wahrgenommene Realität, aber besser als nichts… … können Veränderungen bewirken.

John Fiske - Kurzbio * 1939 in England Studierte an der University of Cambridge Akademische Laufbahn, Mitglied in diversen Kommunikations- und Wissenschaftsverbänden in England und Australien Professor am Department of Communication Arts der Universität in Madison, Wisconsin Vertreter der Cultural Studies (vgl. Wikipedia)

John Fiske: „Augenblicke des Fernsehens“ „es gibt keinen Text, es gibt kein Publikum, es gibt nur Prozesse des Fernsehens…“

John Fiske: „Augenblicke des Fernsehens“ Es gibt kein Publikum, weil: - ist kein empirisch zugängliches Objekt - kann in keine sozialen Kategorien eingeteilt werden  „ZUSCHAUER“ Es gibt keinen Text, weil: - ist kein einheitliches Ganzes - ist vielmehr ein Prozess zur Herstellung von Bedeutungen und Vergnügen  „TEXTUALITÄT“

John Fiske: „Augenblicke des Fernsehens“ Wer hat die Macht & Kontrolle? Fernsehen hat ein gewisses Potential, Bedeutungen anzubieten. Der Zuseher kann aus diesem Potential an Bedeutungen wählen, er kann sie auch verändern oder in Frage stellen.  individuelles Aushandeln von Bedeutungen Fernsehen durch Offenheit und Vielfältigkeit gekennzeichnet

John Fiske: „Augenblicke des Fernsehens“ Fernsehen als „kulturelle Ware“: finanzielle Ökonomie - Vermögen zirkuliert - Publikum als Ware an Werbekunden verkauft Kulturelle Ökonomie - Bedeutungen und Vergnügen zirkulieren - Publikum als Produzenten - individuelle Bedeutungen sind nicht verkäuflich, kein Besitzrecht für wenige, kein Machtmissbrauch  vom passiven Konsumenten zum aktiven Produzenten

John Fiske: „Augenblicke des Fernsehens“ Mehrdeutigkeit und Flexibilität des Fernsehens aufgrund von 4 Merkmalen: Segmentierung und syntagmatische Lücken versch. Formate, Kanäle, Serien, Zapping Intertextualität Texte beziehen sich auf andere Texte Zeit und Serialität Live-Charakter, Zuseher wird zum Autor Heteroglossie (= Mehrsprachigkeit) versch. Rezeptionsweisen und –situationen führen zu Diversität und Differenz

John Fiske: „Augenblicke des Fernsehens“ Fernsehen erzeugt Illusion von Wirklichkeit Diese Illusion ist aber demokratisch, da Zuschauer Kontrolle über Lektüreverhältnisse und den Zugang zum Prozess der Repräsentation hat Fernsehen ist Teil unseres kulturellen Lebens