Fleisch und Milch : Der Internationale Rinderkomplex

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Diese Präsentation wurde von EPIZ e.V. im Rahmen des Projekts Global Fairness – Schools as Agents for Change weiterentwickelt (Originalpräsentation vom.
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 Präsentation transkript:

Fleisch und Milch 20.03.: Der Internationale Rinderkomplex 10.04.: Milchströme Zusätzlich lesen: Exkurs zum Proteindogma Kaller-Dietrich, Martina: Macht über Mägen:

MacDonald‘s Love, John F. 1988: Die McDonald‘s Story. Anatomie eines Welterfolges. München

Extensive Weidewirtschaft oder Naturweide, Beweidung von Flächen mit (halb-)natürlicher Vegetation. Extensive Weidewirtschaft findet vor allem auf Flächen statt, die zum Anbau von Kulturpflanzen ungeeignet sind, etwa weil die Niederschläge oder Temperaturen zu gering sind. Man geht davon aus, dass fast die Hälfte der gesamten Erdoberfläche als extensives Weideland genutzt wird. Das Weidevieh – z. B. Ziegen, Schafe oder Rinder – nutzt neben Gräsern und anderen krautigen Pflanzen auch Blätter von Holzgewächsen. Hirtenvölker in den Steppen Eurasiens - von der Ukraine nach Osteuropa, von der Mongulei zur Manschurei; Rinder = ökonomische Voraussetzung (cattle = capital) seit ca. 4000 a.t. Expansion weltweit

Konkurrenz zwischen Ackerbauern und Hirten um Weideflächen/ Ackerflächen um ziehende/ seßhafte Lebensweise männliche Gottheiten/ Göttinen etc.

Konkurrenz --> Symbiose In den Great Plains: Reichen vom Nordwesten Kanadas durch Teile von Manitoba, Saskatchewan und Alberta in die Vereinigten Staaten bis nach Texas. Die Great Plains werden im Osten durch den Kanadischen Schild und das Zentrale Tiefland der Vereinigten Staaten, im Westen durch die Rocky Mountains begrenzt. Entspricht der Größe Westeuropas im 19.Jh. --> größte Viehweide der Welt

TEXAS: Nukleus des RINDERKOMPLEX ursprünglich spanische Provinz; im späten 18. Jh. befinden sich mehr als 50 Missionsstationen in Texas die meisten Missionare verließen nach der Unabhängigkeit Mexikos (1822) die Missionen und hinterließen tausende spanischer Langhornrinder 30er Jahre 19. Jh.: Texanischer Unabhängigkeitskrieg: Flucht spanischer Rancher, lassen ebenfalls Vieh zurück Westtrift der angloamerikanischen Siedler: Eisenbahnbau --> Nord-Süd-Rinderkomplex von Texas zu den Kunden im Norden < Bedarf an Fleisch, Talg (Bergbau) und Häuten Rinderkomplex finanziert von britischen Bankiers (Eisenbahn) und der US-Armee ab 1860: gepökeltes Rindfleisch u. Lebendvieh < Export nach GB

Das Brahman-Rind wird zur Fleischproduktion gehalten. Brahman-Bulle Das Brahman-Rind wird zur Fleischproduktion gehalten. Diese Rasse wurde bereits vor etwa 8 500 Jahren in Indien gezüchtet. Guy Gillette/ Photo Researchers, Inc. "Microsoft® Encarta ® Enzyklopädie 2001.

Viehweiden in Kansas (USA) Diese Texas-Langhornkühe gehören zu den sechs Millionen Rindern, die auf Farmen in Kansas umherziehen. Francois Gohier/Photo Researchers, Inc.Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001.

NEUES AGRARKONZEPT Im Norden und Mittelwesten/ Ohio um 1830: überschüssiges Getreide wird erstmals an Rinder verfüttert Rinder wurden von Illinois und Iowa kommend in Ohio mit Mais gemästet bevor sie in die Schlachthöfe von St. Louis und Chicago transportiert wurden. Nachfrage GB‘s nach durchwachsenem Rindfleisch steigt 1880: 90% des englischen Rindfleischs stammt aus USA „Erstmals in der Geschichte der Agrarwirtschaft vereinigten sie Viehzucht und Getreideanbau zu einer Produktionsgemeinschaft, einer Symbiose, die das landwirtschaftliche System und die Basis der Nahrungsmittelverteilung für zukünftige Generationen grundlegend verändern sollte.“ (Rifkin 1994, 72)

1990: Great Plains 85% der Böden überweidet Bodenerosion Wasserknappheit WÜSTE Staubstürme in Oklahoma, 30er Jahre

Masttierhaltung spezielle Art der Fütterung und Haltung von Schlachttieren zur Fleischproduktion. In landwirtschaftlichen Mastbetrieben werden Bullen, Kälber, Schweine oder Geflügel mit speziellen Kraftfuttermischungen durch Überernährung in kürzester Zeit zur Schlachtreife gemästet. Die Tiere haben meist wenig oder gar keinen Auslauf und stehen oft in zu engen Boxen in großer Zahl zusammen. Einem erhöhten Krankheitsrisiko wird prophylaktisch mittels Antibiotikagaben begegnet. Wasserverbrauch pro Kilo Rindfleisch = 1.500 Liter für die Be- wässerung der nötigen Getreidemenge

„Der Rinderkomplex gehört zu den wichtigsten Übungsplätzen für die Kunst der modernen Ökonomie. Kälber werden heute mit Hilfe von künstlicher Befruchtung, Embryonentransfer und Klonungstechniken zur Welt gebracht. Gezüchtet um den Markterfordernissen, nicht aber der Arterhaltung zu genügen, werden sie künstlich ernährt, manipuliert und den Bedingungen der Mastfabriken angepaßt.“ (Rifkin 1994, 251) BST-Wachstumshormon (Monsanto) ab 1995 in USA zugelassen MILCHPRODUKTION IN DEUTSCHLAND: 4 Rassen stellen 96% des Gesamtbestands 5 Millionen Milchkühe und 3.800 Besamungsbullen 3 Mal Embryonen-Transfer --> Nachwuchs einer Kuh verzwanzigt

Ein Mastrind verzehrt ca. 1.250 kg Getreide Ca. 500 kg Lebendgewicht In USA jährlich: 157 Millonen Tonnen Getreide, Hülsenfrüchte (Soja) und Gemüsepflanzen (= für menschl. Ernährung geeignet) 28 Millonen Tonnen tierische Proteine Quelle: Pimentel/ Pimentel 1975, 756 zit. nach Rifkin 1994, 124.

USA: 70% der Getreideernte werden heute als Viehfutter verwendet (USDA 1991) 1950-1985: Grüne Revolution 2/3 der erzielten Ertragssteigerung Viehfutter World Commission on Environment and Development 1987, 120

1950-1985: GRÜNE REVOLUTION Ertragssteigerung in der Getreideproduktion < Zweieinhalbfache 2/3 davon = Futtermittel US-AMERIKANER ca. 1000 kg Getreide 80 % in Form von Fleisch 96 Gramm Proteine/ Tag 66 Gramm = animal. Protein ASIATE 3/4 Getreide (=dschn.160 kg) 56 Gramm Proteine/ Tag 8 Gramm ist animal. Protein

HUNGERPOLITIK 2 Drittel der Bevölkerung weltweit ernährt sich nahezu aus- schließlich von Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüsen 1 Drittel = Fleischesser 1 Drittel der Getreideproduktion = Viehfutter Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern NAHRUNGSMITTELKONKURRENZ zwischen Menschen im Süden und Vieh im Norden

Malthus, Thomas Robert (1766-1834) britischer Nationalökonom, Geistlicher und Demograph. Begründer der modernen Demographie Entwirft eine pessimistische Bevölkerungstheorie: An essay on the principle of population (1798) Eine Abhandlung über das Bevölkerungsgesetz (Jena 1924) Bevölkerung wächst exponentiell Nahrungsmittelproduktion steigt arithmetisch THEORIE:

„Die Produktivität der Erde [...] mag unaufhörlich zunehmen und größer sein als jedes bestimmbare Maß. Dennoch wird, da die Bevölkerungskraft jederzeit so viel stärker ist, die Vermehrung des Menschengeschlechts [...] auf dem Niveau der Nahrungsmittel festgehalten werden [...] Das entscheidende Hemmnis der Bevölkerungsvermehrung scheint also Nahrungsmangel zu sein, der unvermeidlich aus dem ungleichen Verhältnis hervorgeht, in dem Bevölkerung und Nahrungsmittel sich vermehren.“ (Malthus 1924, 22) BV (exponentiell) q NM (arithmetisch) t

Lateinamerika und der moderne Rinderfleischkomplex Weiden im Regenwald Lateinamerika und der moderne Rinderfleischkomplex

Viehzucht in Mexiko Vorwiegend in den nördlichen Regionen Mexikos wird extensive Viehwirtschaft betrieben. Zu den wichtigsten Nutztieren gehören Rinder. Allen Russell/ProFiles West Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001.

Seit 1960: 25% der Wälder Südamerikas --> Weideland Rindfleischproduktion auf Latifundien --> Landkonzentration 1979: USA importieren 110.000 Tonnen Rindfleisch (Höchststand) USA-amerikanische Firmen (Borden, United Brands, International Foods) und MNK (Cargill, Ralston Purina, W.R. Grace etc.) liefern Technologie: tiefgefrorene Samen Fleischgefriersvorrichtungen Grassämereien Mastfutter Medikamente LIFE INDUSTRY

Brasilien 1966: Operation Amazonia: Programm zur Umwandlung des größten Tropenwaldgebiets in wirtschaftlich nutzbares Land (unterstützt von US-Firmen und MNK) Entwicklungsprojekte: Weltbank, IADB, USAID Gesetzliche Grundlage: Anspruch auf öffentliches Land erwirkt Geltung, wenn dieses gerodet ist 1966-1983: 100.000 km2 im Regenwald abgeholzt!

„Was uns hier begegnet, ist eindeutig der direkte Nachfahre der paradigmatischen Kolonialbeziehungen zwischen England und Irland, die dazu führte, daß irische Landpächter auf die kargen Erträge von Randregionen angewiesen waren, während sie [...] gleichzeitig Rinder für den Export nach England produzieren.“ Ross, Eric B.: Beyond the Myths of Culture New York 1980, 214f

McDonaldisierung Hamburger = Kombination aus billigem Rindfleisch aus Weidehaltung und Rinderfett aus Masttierzucht US-D.A. 1946: Hamburger = „Hackfleischfladen, der kein anderes Fleisch enthält als Rindfleisch und Rinderfett“ Lobbing der Rindfleischindustrie

American Way of Life „Mit jedem Kauf [eines Hamburgers] sichert sich der Verbraucher ein Pfandrecht auf die Weltsicht, die Prinzipien, die Träume und Ziele Amerikas.“ (Rifkin 1994, 226) Wandel der Arbeitsgewohnheiten und des Lebensstils Statt trecks nach Westen trat im 20. Jh. die Autostraße Mobilität durch Siedeln in suburbs Essen = praktisch, zeitsparend und planbar

Hamburger erfüllt Kriterien des Automobilzeitalters: Erste Imbissstuben an Autorastplätzen seit den 30er Jahren Hamburger erfüllt Kriterien des Automobilzeitalters: billig leicht zuzubereiten geformt, normiert für Massenproduktion „Wenn wir uns nach dem Kundengeschmack richten, arbeiten wir auf individueller Basis. Der Preis des Produkts ist derselbe, aber der Arbeitsaufwand verdreifacht sich. Das können wir uns nicht leisen.“ (Ray Kroc zit. Nach Rifkin 1994, 235)

McDonald‘s Gründer Ray Kroc Kroc, Ray: Grinding It Out: The Making of McDonald‘s; Chicago 1977 1990: 11.000 Niederlassungen in 52 Ländern insgesamt 600.000 Angestellte Jahresumsatz 17 Millarden Dollar Quelle: Managment Review 79 (Mai 1990) 32f McDonald‘s deckt 10% des Gastronomieerwerbs der USA

„Des einen Mannes Hunger ist des anderen Mannes Fest“ Kay Roc

„Ratte frißt Ratte, Hund frißt Hund, ich bringe sie um bevor sie mich umbringen.“ Ray Kroc

Rationalisierung der Arbeitsgänge Technische Normen für den Produktions- und Vermarktungsprozeß Qualitätskontrolle Kalkulierbarkeit des Endprodukts meßbare Standards Effizienz Zweckdienlichkeit Es gibt keine Köchin/ keinen Koch ! 385seitiges Handbuch = „Hausbibel von McDonald‘s“

Beef-Religion „Ich spreche vom Glauben an McDonald‘s so, als handle es sich um eine Religion. [...] Ich habe oft gesagt, daß ich an Gott, die Familie und McDonald‘s glaube - und im Büro gilt die umgekehrte Reihenfolge.“ (Ray Kroc zit. nach Rifkin 1994, 232) „Wenn wir tausend Jahre lang Hamburger essen, werden wir blond. Und wenn wir blond sind, können wir die Welt erobern.“ (Den Fujita, Geschäftsführer McDonald‘s Japan zit. nach Rifkin 1994, 235)

„Wo heute die großen Viehfarmen kommen, da müssen wir gehen, da kommt der Hunger“ Zitat aus dem Video „Dchungelburger“ Von Peter Heller

Tiertransporte der EU Westafrika (Sahelzone!) EU wendet Hunderte Millionen Dollar für Exportstützungen nach Westafrika auf 400 Millionen Dollar: Entwicklungshilfe für die Region Ziel: Export von Rindfleisch! 64% der Futtermittelimporte der EU stammten 1991 aus Entwicklungsländern