Thematische Bedingungen der Textstruktur; Thema und Rhema

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Kunst und Kultur in der Obermichelbach
Advertisements

1.
Referentielle Progression
Adjectives used as nouns
Die wichtigste Frage des Lebens!
Text- und Gesprächs- und Kommunikationsanalyse anhand von Fallstudien aus dem Italienischen Zweite Sitzung –
Thematische Bedingungen der Textstruktur; Thema und Rhema
Textlinguistik Entstehung, Entwicklung, Richtungen
Philosophie der Logik nach Frege I
Kapitel 5 Stetigkeit.
Die Geschichte beginnt vor langer Zeit, als ein Mann seine 5-jährige Tochter dafür bestraft, dass sie einen wertvollen Gegenstand verloren hat. Damals.
2. Textkriterien Ulrich Mehlem WS 2008 / 2009
4 Philologische Methoden Vorlesung 1
Entwicklung der Textlinguistik
Beispiele der Textdefinitionen
Übersetzen Sie bitte die Sätze vom Chinesischen ins Deutsche.
1:0 für die Frauen.
Kombination von Deutschem und Tschechischem
Keine Zeit.
Personalpronomen im Nominativ und Akkusativ
Sie gehen gerne auf Reisen und besuchen gerne andere Städte? Wir tun das auch! Sie gehen gerne auf Reisen und besuchen gerne andere Städte? Wir tun das.
Sprechakt und Thema-Rhema-Gliederung
1 Nutzen Sie diese Powerpoint-Präsentation beim Selbstlernen oder in Veranstaltungen zur Einführung in das jeweilige Thema. Einführung Lernmodul Nutzungsbedingungen:
2. Beginn einer Linguistik vom Text: transphrastische Textbetrachtung
IHR meine lieben Freunde
1:0 für die Frauen.
Damit dein Leben gelingt
Rätsel 11 Viel Spaß!.
Das Buch des Lebens Miriam-pps.
Lernprozess von Margitta /4 popcorn-fun.de
Methoden der Textanalyse
Die Geschichte beginnt vor langer Zeit, als ein Mann seine 5-jährige Tochter dafür bestraft, dass sie einen wertvollen Gegenstand verloren hat. Damals.
Psalm 23 Der Herr ist mein Hirte!.
SUBSTANTIVIERTE ADJEKTIVE
Geistliches Leistungsdenken
(„Aktueller Vortrag“)
Literatur und Film um den Ersten Weltkrieg Deutsch September 2008.
Markus und sein Evangelium
Das Eichhörnchen Es rast den Baum rauf und runter, wie ein kleiner Wirbel, immer munter.
..
Ein Mann soll operiert werden, weil sein Penis bis auf die Erde hängt
Prophetie und Propheten - Grundlage -
In der Siegesmacht Jesu leben.
Wir singen Guten Tag, guten Tag! Sagen alle Kinder. Große Kinder, kleine Kinder, dicke Kinder, dünne Kinder. Guten Tag, guten Tag! Sagen alle Mädchen.
Es war einmal ein Haus
Gewaltfreie Kommunikation (GfK)
HERR, meine Seele schreit nach dir!
..
Momos Tierliebe Teil 1 der Luchs. Die Geschichte vom kleinen Frechling.
WORTSTELLUNG.
Textlinguistik Entstehung, Entwicklung, Richtungen
Wie kann unser Miteinander funktionieren?. Was ist die Grundlage unserer Gemeinschaft?
Wenn wir auf uns schauen, verlieren wir die Nerven
Workshop an Schulen: Nahrung für die Haut.
Definition und Grobklassenbildungen nach Harald Burger
Die Geschichte vom Elefanten,der die Liebe erfuhr
Predigtreihe: Nebenrollen in der Apostelgeschichte Kaum bekannt und trotzdem nicht bedeutungslos.
1Lukas-Code © KKlaus D. Wachlin 2007 Hören und Sehen Die Botschaft von Lukas im Bild Treffpunkt Clausthal Neukirchen 2007 Klaus Dietrich Wachlin Pfarrer.
TrendCoachers Einführungsworkshop für mentale und körperliche Fitness in Ihrem Unternehmen.
German Personal Pronouns
Deutsch für alle 7. Klasse Herr Waleed.
Textverstehen und -reproduktion
Dative Case Nominative Case = Subject or Front Field
Wenn die Haifische Menschen wären Bertolt Brecht
Gedanken G.W
Zuversicht in CHRISTUS 12: Anwendung Teil 2: „halb“ leer.
Gott aber beweist seine Liebe zu uns … (Römer 5,8) Im Anfang schuf Gott1 die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis.
PetersPowerPoint AutoPlay + Mausklick. PetersPowerPoint.
Thematische Bedingungen der Textstruktur; Thema und Rhema
 Präsentation transkript:

Thematische Bedingungen der Textstruktur; Thema und Rhema 19.11.2013

Herrn K.s Lieblingstier (1) Als Herr K. gefragt wurde, welches Tier er vor allen schätze, nannte er den Elefanten und begründete dies so: (2) Der Elefant vereint List mit Stärke. (3) Das ist nicht die kümmerliche List, die ausreicht, einer Nachstellung zu entgehen oder ein Essen zu ergattern, indem man nicht auffällt, sondern die List, welcher die Stärke für große Unternehmungen zur Verfügung steht. (4) Wo dieses Tier war, führt eine breite Spur. (5) Dennoch ist es gutmütig, es versteht Spaß. (6) Es ist ein guter Freund, wie es ein guter Feind ist. (7) Sehr groß und schwer, ist es doch auch sehr schnell. (8) Sein Rüssel führt einem enormen Körper auch die kleinsten Speisen zu, auch Nüsse. (9) Seine Ohren sind verstellbar: (10) Er hört nur, was ihm paßt. (11) Er wird auch sehr alt. (12) Er ist auch gesellig, und dies nicht nur zu Elefanten. (13) Überall ist er sowohl beliebt als auch gefürchtet. (14) Eine gewisse Komik macht es möglich, daß er sogar verehrt werden kann. (15) Er hat eine dicke Haut, darin zerbrechen die Messer; aber sein Gemüt ist zart. ... (aus: B. Brecht, Geschichten von Herrn Keuner)

Thema und Rhema Prager Schule (V. MATHESIUS) „Funktionale Satzperspektive“ – Thema-Rhema-Gliederung Thema – Ausganspunkt der Aussage Rhema – Kernpunkt der Aussage DANEŠ, 60er Jahre: Thema – das, worüber etw. mitgeteilt wird Rhema – das, was über das Thema mitgeteilt wird; neue aus dem Kontext nicht ableitbare Information. Textstruktur: „Sequenz von Themen“ Thematische Progression: Komplex von thematischen Relationen im Text; „Gerüst des Textaufbaus“

Thematische Progression (DANEŠ) die einfache lineare Progression die Progression mit einem durchlaufenden Thema die Progression mit einem abgeleiteten Thema die Progression eines gespaltenen Rhemas die Progression mit einem thematischen Sprung

Thematische Progression (DANEŠ) Rh1 wird zu Th2 usw. Hans hat ein Fahrrad gekauft. Das Fahrrad steht im Keller. Im Keller ... Thema bleibt konstant, in den einzelnen Sätzen wird ein neues Rhema hinzugefügt. Mein Fahrrad ist neu. Es ist ein Geschenk meines Vaters. Den Drahtesel hatte ich mir schon lange gewünscht. Im Frühling kann ich damit überall hin fahren. Zurzeit steht es im Keller. (s. auch BRECHT, Segment 4-7 und 10-15) Die Themen der einzelnen Sätze werden von einem „Hyperthema“ abgeleitet. BRECHT, Segment 8, 9, 15) Das Rhema eines Satzes wird in mehrere Themen zerlegt. In einem Hauseingang stehen zwei Männer. Der eine ... Der andere … Das rekonstruierbare Glied einer thematischen Kette wird ausgelassen. Hans wurde in ein dunkles Zimmer geführt. Es war mit wertvollen Möbeln ausgestattet. Die Teppiche zeigten leuchtende Farben. (= impl. W.)

Brinkers Kritik an Daneš’ Thema-Rhema-Ansatz In konkreten Texten werden diese Typen meist nicht in reiner Form realisiert, sondern in vielfältiger Weise miteinander kombiniert. Problematisch ist die Abgrenzung von Thema und Rhema, sie ist nicht intersubjektiv überprüfbar. Vermischung von semantischen und kommunikativ-pragmatischen Kriterien (Thema als Basis der Aussage vs. Thema als bekannte Information) Zu sehr an der Textoberfläche verhaftet, geht kaum über eine Beschreibung nach dem Prinzip der Wiederaufnahme hinaus.  BRINKER (S. 51, 55 ff.): ein anderer Themabegriff ist erforderlich

Alltagssprachlicher Themabegriff – „Gegenstand“ eines Textes, Bildes, Filmes Nicht immer ist das Thema aus dem dominanten Referenzträger im Text ablesbar, sondern oft auch Grund- oder Leitgedanke Thema ist der Kern des Textinhalts – „der auf mehrere Gegenstände bezogene Gedankengang eines Textes“ (BRINKER, 56)

Die Bestimmung des Textthemas ist ein konkstruktiver und interpretativer Vorgang, der auch die Textintentionen erfasst. Ableitbarkeitsprinzip – andere Themen lassen sich vom Hauptthema ableiten Kompatibilitätsprinzip – zwischen kommunikativer Funktion und Hauptthema Themenhierarchie

Literatur: Brinker, Klaus (2005): Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. Berlin: Schmidt (Grundlagen der Germanistik, 29), S. 45-51. Gansel, Christina; Jürgens, Frank (2007): Textlinguistik und Textgrammatik. Eine Einführung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Studienbücher zur Linguistik, 6), S. 41-43.