Krise – Wer bezahlt die Rechnung? Peter Mooslechner Oesterreichische Nationalbank Direktor, Hauptabteilung Volkswirtschaft Innsbruck, 5. Mai 2009
Zwei zentrale Fragen: Was „ist“ eigentlich die Rechnung? Und wer „bezahlt“ die Rechnung?
Globaler Rückgang der Vermögenspreise: Ende der Immobilienblase Rückgang der Immobilienpreise in den USA seit Jänner 2007 um 30% In Europa einzelne Länder betroffen (Irland, Spanien, Frankreich), aber in geringerem Umfang Residential property prices in EU im 2HJ 2008: Irland: -9.8% Spanien: -1.4% Malta: -3.8% Frankreich: -1% Finnland: -1,4%
Globaler Rückgang der Vermögenspreise: Aktienkurse
Unsicherheit in der Krise erhöht Finanzierungskosten
Restriktivere Kreditvergabe: Bank Lending Survey (Jänner 2009)
IWF erhöht Schätzungen zu potenziellen Wertberichtigungen Gesamter erwarteter Wertberichtigungsbedarf für USA, Europa und Japan für 2007-2010: 4.054 Mrd USD 2.470 Mrd USD bei Banken Wertberichtigungen für US-Vermögenswerte haben sich nahezu verdoppelt gegenüber Schätzung vom Oktober 2008 Im Global Financial Stability Review (GFSR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurden am 21.04.2009 Schätzungen zu potenziellen Wertberichtigungen für Vermögenswerte (Kredite, Wertpapiere) für die Periode 2007-2010 veröffentlicht (Achtung: Es handelt sich um Wertberichtigungsbedarf von Vermögenswerten und nicht von Banken!). Insgesamt wird ein Wertberichtigungsbedarf von 4.054 Mrd USD erwartet, hievon entfallen 2.810 Mrd USD auf Banken (Rest: Versicherungen, Pensionskassen, Hedge Fonds, ...). Die potenziellen Wertberichtigungen für europäische Vermögenswerte betragen 1.193 Mrd USD (US-Vermögenswerte: 2.712 Mrd USD). Die Wertberichtigungen für US-Vermögenswerte haben sich nahezu verdoppelt (von 1.405 auf 2.712 Mrd USD). Ein Vergleich mit den Oktober-Werten ist nur für die USA möglich, da in der früheren Schätzung keine europäischen, japanischen sowie Vermögenswerte aus Emerging Markets Berücksichtigung fanden. Die sehr groben Schätzung basierend auf vielen Annahmen. Die Ergebnisse sind teilweise schwer nachvollziehbar. Starke Abhängigkeit der IWF-Schätzungen von Marktbewegungen in den USA und daraus abgeleitet für Emerging Markets). Mit aktuellen Daten (Markterholung) würden die Wertberichtigungen insb. für Emerging Markets niedriger sein. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass die IWF-Zahlen klar und differenziert kommuniziert werden. Es muss auch dafür gesorgt werden, dass diese die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer nicht nachhaltig beeinflussen. Diese Schätzungen spiegeln, da sie auf Marktwerte basieren auch die derzeitige Unsicherheit wider.
Einbruch des internationalen Handels Historischer Einbruch des Welthandels -18% von August 2008 bis Jänner 2009 EU-Exporte ebenfalls stark gesunken
Wirtschaftskrisen im Vergleich? Historische Vergleiche etwas früh, aber unerfreulich ...
Effekte der Krise auf das Wachstum im Euroraum
Aktuelle Prognose der EK vom 4. Mai 2009 Forecasts Autumn 2007 Spring 2009 Difference 2009 2010 for 2009 World Growth 4.8 -1,4 1.9 -6.2 World Imports 7.2 -11.4 0.9 -18.6 Euro Area GDP 2.1 -4.0 -0.1 -6.1 Unemployment 7.1 9.9 11.5 +2.8 Inflation 2.0 0.4 1.2 -1,6 Deficit 0.8 -5.3 -6,5 Debt 63.4 77.7 83.8 +14.3
Fiskalpolitik in der Krise Staatliche Konjunkturprogramme sollen die Nachfrageausfälle kompensieren, dadurch steigen die Schulden der öffentlichen Haushalte Höhere Schulden implizieren höhere Zinsen auf Staatsschuld Budgetdefizit 2009 (IWF Prognose) IRL: 14,2% USA: 13,6% JPN: 9,9% UK: 9,8% FRA: 6,2% EU16: 5,4% DEU: 4,7% ITA: 5,4% AUT: 3,5% ! Quelle: OECD
Effekte der Konjunkturpakete auf Budgetsalden Quelle: OECD
Budgetäre Auswirkungen der Krise in Österreich
Österreichisches Bankenpaket: € 100 Mrd. Rekapitalisierung Ausbezahlt: € 900Mio Anträge: € 7.2 Mrd. Erwartet: € 2.75 Mrd. Puffer: € 4.15 Mrd. = ~ 5% des BIP € 75 Mrd. Bankgarantien Bank Anleihen: € 11.1 Mrd. OeCAG : € 4.8 bn (clearing house) € 10 Mrd. Budget für Einlagen- Versicherung Genutzt: 0
Bankenstabilisierung im europäischen Vergleich
Geldpolitik in der Krise Kurz- bis mittelfristig deuten die Prognosen auf niedrigen Inflationsraten Eher Deflations- als Inflationsgefahr Längerfristig Inflationsdruck durch Liquiditäts-ausweitung der Notenbanken? Quelle: IWF
Geldpolitik in der Krise * Österreich, Belgien, Deutschland, Franreich, Spanien, Italien, Niederlande, Finnland, Portugal
Beispiele für Schuldenreduktion nach Krisen Kurzfristig starker Anstieg der Staatsschuld in Finnland und Schweden im Gefolge von Rezession und Bankenkrisen Anfang der 90er Jahre Schuldenreduktion begünstigt durch hohes BIP-Wachstum Schuldenabbau ohne Notenpresse: Inflation 1992-2000 in beiden Ländern im Durchschnitt unter 1,7%
Schuldenabbau durch Wachstum und Konsolidierung Ausgangspunkt: Rezession in T, Stagnation in T+1 und diskretionäre Maßnahmen von 10% des BIP Szenarien: Schuldenstand abhängig von Wachstumspfad und Budgetpolitik Höheres BIP-Wachstum ermöglicht schnelleren Schuldenabbau