Amerika hat gewählt. Erste Analysen zur Wahl 2012 Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik Professoren der Universität Luzern und des ZRWP präsentieren.

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 Präsentation transkript:

Amerika hat gewählt. Erste Analysen zur Wahl 2012 Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik Professoren der Universität Luzern und des ZRWP präsentieren ihre ersten Analysen zur Wahl und diskutieren mit dem Plenum über die Ursachen des Wahlergebnisses und seine Bedeutung für die amerikanische Innenpolitik, die Schweiz und die internationalen Beziehungen. Prof. Martin Baumann, Prof. Joachim Blatter, Prof. Antonius Liedhegener, Moderation: Prof. Simon Lüchinger Mo, 12. November 2012, Uhr Die USA haben

USA 2012 Wahlen 44. oder 45. Präsident ? und 113. Kongress Büro für Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen GmbH, Dr. Jürg Stadelmann, Luzern Nov Four more years SenateHouse

Obama 332 (365) Romney 206 (173) States 26 + DC to 24 Popular vote 61,910,594 58,654, % 47.9% CNN 11. Nov /results/main? hpt=hp_c3_1 /results/main? hpt=hp_c3_1

( )

ObamaRomney junge Weisse 60% Weisse fast alle Schwarzen 2/3+ aller Hispanics 3/4 aller Asiaten DIE ZEIT , S.2 Republikaner: zu alt, zu weiss, zu männlich!

( )

DIE ZEIT AZ , S.1 Tagi , S.1

Ein im parteipolitisch u ̈ berhitzten Klima der USA oft u ̈ bersehener Grund liegt darin, dass dieser Präsident integer und bemerkenswert skandalfrei regiert hat. Er bewahrte sich damit die Anerkennung auch von Amerikanern, die politisch mit ihm das Heu keineswegs auf derselben Bu ̈ hne haben. Andreas Rüesch in: NZZ , S.1. Sandy (der Hurrikan), Bruce (der Rocker), Bill (der ehemalige Präsident) halfen in den entscheidenden Momenten sicher mit. Letztlich war es aber die Entspannung am Arbeitsmarkt, die Obama Oberwasser gegeben hat. The Boston Globe

( ) ( ) 53 Dem. 47 Rep. +2 Mehrheit Dem. 240 Rep. Mehrheit ? ohne Stimmrecht

AZ , S.6

US-Wahlen: Der Wandel ist epochal (NZZ , S. 31) Erst kam die grosse Erleichterung - und dann die bange Frage, wie es weitergeht. Der scheussliche Wahlkampf hat noch einmal deutlich gemacht, wie tief gespalten das Land ist. Doch die radikale Rechte hat sich nicht durchsetzen können. Die für mich wichtigste Frage nach der Wahl ist jetzt: Wird die für unsere Demokratie unentbehrliche Republikanische Partei sich wieder regenerieren und politisch Vernunft annehmen? Fritz Stern, Historiker, Columbia University

US-Wahlen: Der Wandel ist epochal (NZZ , S. 31) Republikanische Partei im Stadium der Erschöpfung: Die Republikaner haben zwar eine klare Ideologie von Reagan geerbt, doch hat diese mir der amerikanischen Realität nichts mehr zu tun. Die Partei verliert immer mehr Wähler in den ethnisch gemischten Gebieten der Ost- und Westküste - was es für sie zunehmend schwermachen wird, in Zukunft überhaupt noch eine Präsidentenwahl zu gewinnen. Wie werden sich die moderaten Kräfte orientieren? Mark Lilla. Prof. für Ideengeschichte, New York Review of Book

US-Wahlen: Der Wandel ist epochal (NZZ , S. 31) Entscheidender, als die erfolgreiche Mobilisierung der ethnischen Minderheiten ist der unerwartete Sieg eines kulturellen und sozialen Liberalismus und Säkularismus! In 2 von 3 Staaten, die über eine Legalisierung eines medizinischen Einsatzes von Marihuana abzustimmen hatten, wurde dafür votiert! In allen 4 Staaten, in denen die gleichgeschlechtliche Ehe auf der Agenda stand, überwog die Zustimmung! Hendrik Herzberg, politischer Chefkommentator New Yorker

US-Wahlen: Der Wandel ist epochal (NZZ , S. 31) Allerdings gibt es da einen Widerspruch: Wenn es um soziale Frage wie Abtreibung oder Rechte für Homosexuelle geht, scheint Amerika liberaler geworden zu sein. Doch wenn es um die Rolle der Regierung geht, scheint das Land immer konservativer zu werden. Obamas Sieg hat das Faktum verschleiert, dass die Wählerschaft um 5% nach recht gerückt ist. Die Feindseligkeit gegen den Staat - Fixstern seit Ronald Reagan -, ist so massiv wie eh und je! Michael Massing, pol. Redaktor Columbia Journalism Review

II: Wurzeln und Etappen - unterwegs zur,Pax americana II: Wurzeln und Etappen - unterwegs zur,Pax americana I. Die USA eine erschöpfte,Einzige Weltmacht? I. Die USA eine erschöpfte,Einzige Weltmacht?

Seit wann kennen wir diese Bezeichnung? Seit wann kennen wir diese Bezeichnung? I. Die USA eine erschöpfte,Einzige Weltmacht? I. Die USA eine erschöpfte,Einzige Weltmacht? Welche Konzeption steht dahinter? Welche Konzeption steht dahinter?

Keiner hat es so klar formuliert: Nach dem Sieg im Kalten Krieg haben die USA als alleinige Supermacht die Legitimität, die neue Weltordnung bestimmen zu können. Und keiner forderte mit gleicher Konsequenz, der ehemalige Erzfeind Russland sei aus Europa durch NATO – Erweiterung, Weltraumbewaffnung herauszuhalten und durch eine Einkreisung mit Militärbasen sowie einen Raketenschild militärisch zu schwächen. Die Rede ist von Zbigniew Brzezinski Okt 2012) Präsident Carters Sicherheitsberater

Nun ist Brzezinski mit einem neuen Buch an die Öffentlichkeit getreten. Dieses trägt den Titel Strategic Vision und ist insofern höchst bemerkenswert, als Brzezinski darin eine weitreichende politische Wende vornimmt. Er fordert eine umfassende Revision der bisherigen Ausrichtung der amerikanischen Außenpolitik seit dem Ende des Kalten Krieges. Die zentrale These des Buches lautet, dass die USA sich heute in einer ähnlichen Situation befinden wie die Sowjetunion in den 80er Jahren. (Roman Berger Okt 2012) Warum der Westen Russland braucht!

Ging es im letzten Buch The Grand Chessboard noch darum, die politische Kontrolle über Zentralasien zu gewinnen und sprach er 2008 noch von einer Second Chance zur Errichtung einer unipolaren Welt, so gesteht er nun ein, der Machtverlust der USA und die multipolare Welt sei Realität geworden. Damit kommt es zu einer Reihe von Neubewertungen. Am erstaunlichsten ist, wie er seine radikale Gegnerschaft gegenüber Russland aufgegeben hat. Mehr noch: Für das Überleben des Westens sei es zentral, Russland zu integrieren. (Hauke Ritz Juli 2012) Warum der Westen Russland braucht!

3. durchgesehene Auflage 2011 Amerikanische Aussenpolitik seit 1898 Klaus Schwabe sieht fünf Traditionen: 1. Isolationismus 2. Revolutionär-anti-kolo- nialistische-emanzipa- torische Tradition 3. Humanitärer Impuls 4. Demokratisch-missiona- rische Tradition 5. Expansionismus 4. demokratisch-missiona- rische Tradition

Amerikanische Aussenpolitik seit 1898 Tradition als Programm: A New Nation Die Traditionen der US-Nation wurzeln in der Zeit ihrer Entstehnung - der Epoche der Auflehnung gegen das britische Mutterland. 4. demokratisch-missiona- rische Tradition Im US-Selbstverständnis gewann die US- Republik schon damals ihre einzigartigen Charakter als eine weltgeschichtliche Ausnahme (exceptionalism). Je offener und pluralistischer ein politisches System ist, desto stärkeren Einfluss gewinnt die Innenpolitik auf die Aussenpolitik.

Tradition als Programm: A New Nation Aussenpolitik wird mitbestimmt von den Traditionen und Ideologien, die einem Land seine historische Identität geben. 4. demokratisch-missiona- rische Tradition Vorgabe: Demokratisch-pluralistischer Charakter der USA. Wirkung: Eine Mehrzahl von Personen und Institutionen trägt aussenpolitische Verantwortung (Kabinettspolitik) Eine kontinuierliche Aussenpolitik ist nicht möglich Aussenpolitik muss in den USA auf allgemeinver- ständlichen moralischen Gesichtspunkten beruhen (self-evident truths)

Diese «Histoire totale» der USA verbindet virtuos die politische und militärische Geschichte der Supermacht mit der Geschichte ihrer Wirtschaft und Kultur und lässt so den Amerikanischen Traum, aber auch die vielen Widersprüche des Landes besser verstehen: Sklaverei und Völkermord an den Indianern, Philanthropie, globale Massenkultur und subversive Gegenkulturen, liberale Weltoffenheit und christlich- fundamentalistischer Patriotismus. geb. 1961, lehrt als Professor Neuere Geschichte mit Schwerpunkt Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Potsdam. Anfangs Oktober 2012