Geschlechterverhältnisse und der Strukturwandel der Erwerbsarbeit

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Geschlechterverhältnisse und der Strukturwandel der Erwerbsarbeit Michael Meuser Gender Troubles Geschlechterverhältnisse und der Strukturwandel der Erwerbsarbeit Universität Hamburg, Career Center, 7.6.2007

Diagnosen und Prognosen Manuell Castells: Ende der Industriegesellschaft: „Ende des Patriarchalismus“ - Frauenbewegung und „Entste-hung einer informationellen, globalen Wirtschaft“ als treibende Kräfte Lothar Böhnisch: Der „technologisch vorangetriebene Kapitalismus mit hohen Flexibilitäts- und Kommunika-tionsanforderungen“ kann sich „keine rigiden und starren Geschlechtsrollen mehr leisten“. Birger Priddat: Leitbildverschiebung „von einem hierar-chisch-komplementären, Frauen subordinierenden Leit-bild zu einem, in dem Frauen und Männer sowohl um gleichrangige Positionen konkurrieren als auch in gleich-rangigen Teams kooperieren müssen.“

Männlichkeit in der industriegesell-schaftlichen Moderne Transformation der Erwerbsarbeit Männlichkeitskonstruktionen unter prekären Bedingungen Gender als Humanressource Wachsende Anforderung an Familienengagement des Mannes

Kern der industriegesellschaftlichen Geschlechterordnung Trennung und die Hierarchisierung der Sphären von Produktion und Reproduktion mehr oder minder stringent vollzogene Zuwei-sung der Geschlechter zu einer der beiden Sphären. Berufs- statt Familienorientierung, Vollerwerbs-tätigkeit im Rahmen des sog. Normalarbeits-verhältnisses und Karriereorientierung als Kern industriegesellschaftlicher bürgerlicher Männ-lichkeitskonstruktionen

Fraglose Gegebenheit der Berufsorientierung Fm: Allein Ihre Fragestellung find ich schon nich in Ordnung (.) warum muß ich überhaupt nachdenken (.) daß ich Mann bin ich existiere äh ich bin in meinem Beruf erfolgreich (.) ich hab noch nie darüber nachgedacht ob ich überhaupt Stolz haben muß n Mann zu sein (.) die Frage hat sich mir überhaupt noch nich gestellt Am: Hast noch nie drüber nachgedacht? Fm: Nö warum (Meuser 2006: 201)

Homosozialität wechselseitige Orientierung der Angehörigen eines Geschlechts aneinander “the seeking, enjoyment, and/or preference for the company of the same sex” (J. Lipman-Blumen) „Masculinity is largely a homosocial enactment.“ (M. Kimmel) Männlichkeit wird konstruiert in den „ernsten Spielen des Wettbewerbs“, den die Männer unter sich austragen und von denen Frauen als Mitspielerinnen ausgeschlossen sind. (P. Bourdieu)

Entgrenzung von Arbeit „Auflösung der institutionellen Verfasstheit von Arbeit“ „Erosion und Aushöhlung des ‚Normalarbeits-verhältnisses’“ „Flexibilisierung der Arbeitszeiten“ „Variabilisierung des Arbeitsortes“ „Diffusität der Arbeitsinhalte“ „Verschwimmen der klassischen Management- und Beschäftigungsfunktionen“ (K. Lohr / H. Nickel 2005)

Veränderungen Wissen wird zur zentralen Ressource vernetzte Strukturen statt hierarchischer Organisationen projektbezogene Netzwerke auf Zeit mit flachen Hierarchien Vom „Berufsmenschen“ zum „Projektmenschen“ Vom Arbeitnehmer zum „Arbeitskraftunter-nehmer“ (Voß) Entgrenzung von „Arbeit“ und „Leben“ Feminisierung der Erwerbsarbeit

„Insgesamt wird die traditionelle Form der Arbeit auf der Grundlage von Vollzeitbeschäftigung, klaren beruflichen Aufgabenstellungen und eines für den gesamten Lebenszyklus gültigen Karrie-remusters langsam aber sicher untergraben und aufgelöst.“ (M. Castells 2001)

„Organization Man“ Karriereorientierung Einbindung in eine männlich-homosozial geprägte Arbeitswelt mit männerbündischem Charakter („old boys networks“) soziale Nähe und habituelle Übereinstimmung männlich geprägte Arbeitskultur nicht-offizielle „Hinterbühne“ der Organisations-kultur

Auflösung homosozialer Welten in der Berufswelt Zugang von Frauen zu vormals exklusiv männliche Berufen Neue Arbeitsformen: - projektorientierte Teams - Folge von wechselnden Beschäftigungsverhält- nissen - „Individualisierung der Arbeit im Arbeitspro- zess“ (M. Castells)

Humankapital Gender „Frauen und Macht: Anspruch oder Widerspruch?“ (Accenture 2002): „In einer wissensbasierten Ökonomie mit sich verflachenden Hierarchien und der wachsenden Bedeutung globaler Netzwerke scheinen so genannte ‚weibliche’ Eigenschaften und Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen und Teamfähigkeit tatsächlich an Bedeutung zu gewinnen.“

Double Squeeze Beruf Familie Erwartung Anspruch Erwartung Anspruch

Doppelkarrierepaare Erwerbstätigkeit beider Partner Verfolgung einer professionellen Karriere durch beide Partner

Vereinbarkeitsmanagement Vereinbarkeitsmanagement als Vorausset-zung für eine Doppelkarriere Notwendigkeit einer strategischen Lebens-führung in Beruf und Privatleben Institutionelle Zurechnung des Vereinbar-keitsmanagements an die Frauen Zuständigkeit für das Vereinbarkeitsmanage-ment liegt bei den Frauen Integration von zwei Karrieren in einer Ehe/ Familie ist hauptsächlich eine von den Frau-en erbrachte Leistung