Kinder schützen – Kinder fördern

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 Präsentation transkript:

Kinder schützen – Kinder fördern Kampagne Eintrittskarte Zukunft SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag Kinder schützen – Kinder fördern

Dem Problem eine Dimension geben Beispiel Misshandlungen und Vernachlässigungen Jährlich kommen in Niedersachsen ca. 70.000 Kinder auf die Welt Davon werden: 30 – 50 Kinder im 1. Lebensjahr schwerste körperliche Misshandlungen erleiden 300 – 500 Säuglinge misshandelt oder in Gefahr sein misshandelt zu werden 5.000 – 10.000 Säuglinge emotional und / oder körperlich vernachlässigt oder in Gefahr sein vernachlässigt zu werden

Unicef: 5 – 10 % (250.000 – 500.000) Kinder erfahren jährlich Gewaltanwendungen in Deutschland 2 – 3 Kinder sterben in Deutschland wöchentlich an den Folgen von Gewaltanwendung

Formen von Gewalt gegen Kinder körperliche und seelische Vernachlässigung körperliche und seelische Misshandlung und sexuellen Missbrauch Aber: Kinder sind nicht nur Opfer von Gewalt, sondern in höherem Lebensalter häufig auch Täter

Problemanalyse „Kindesvernachlässigungen“ Fehl- oder Unterernäh-rung mangelhafte körperliche und neurolog. Entwicklung mangelhafte soziale Entwicklung psychische + physische Verwahr-losung körperliche und psychische Misshandlung mangelhafte psychische und emotionale Entwicklung Körperliche und/oder seelische Kindesvernachlässigung Zu geringe oder fehlende Mutter-Kind-Beziehung Vernachlässigung d. Mutter in der eigenen Kindheit Gewalterfahrung als Frau durch den Partner Überforderung und Angst der Mutter Gewalterfahrung d. Mutter in der eigenen Kindheit Suchtprobleme in der Umgebung Fehlende eigene Familien-/Mutterbindung Sprachliche Verständigungsschwierig-keiten Eigene Suchterfahrung Unwissenheit über die körperliche und emotionalen Bedürfnisse des Kindes Ablehnung des Kindes durch den Partner Soziale Einsamkeit der Mutter Fehlende „Alltagsdisziplin“ Isolierung bei Migrationshintergrund

Schlüsselfaktoren für die Verbreitung von Kindesmisshandlung (UNICEF-Studie, 2003) Alkohol- und Drogenmissbrauch: Die Hälfte aller Fälle von Kindesmisshandlungen hängt mit Alkohol- und Drogenkonsum der Eltern zusammen Gewalt in den Familien: 20 Prozent der Kinder, die oft Zeuge von Gewalttätigkeiten in der Familie waren, wurden selbst schwer misshandelt. Ein internationaler Vergleich ergab, dass 40 bis 70 % der Männer, die körperliche Gewalt gegen ihre Partnerin anwenden, auch ihre Kinder schlagen. Armut und Stress: Kanadische Studie zeigen, dass zwei Drittel mit Stress und Überforderung zusammen hingen. In einem Viertel der Fälle hatten die Mütter oder Väter keinerlei soziale Unterstützung.

Körperliche Gewalt/sexueller Missbrauch Körperliche Gewalt geschieht überwiegend innerhalb der Familie. Der überwiegende Teil des sexuellen Missbrauchs von Kindern/Jugendlichen geschieht im nahen Umfeld der Familie/Lebensgemeinschaft. Mehr noch als die körperliche Gewalt ist der sexuelle Missbrauch ein schichtübergreifendes soziales Phänomen. Frauen und Männer sind bei körperlicher Gewalt zu etwa gleichen Teilen involviert. In Fällen des sexuellen Missbrauchs sind zu 95 % Männer die Täter.

Verteilung Jungen/Mädchen KFN-Schülerbefragungen bestätigen: Jungen werden in höherem Maße Opfer von Gewalt in der Jugend als Mädchen (Ausnahme: sexuelle Gewalt). Im Jahre 1997 hatten insgesamt 22 Prozent der befragten Jungen und 15,5 Prozent der Mädchen Gewalt erfahren. Mädchen erleben häufiger sexuelle Gewalt, Jungen häufiger körperliche Gewalt - zumeist durch andere Jugendliche. Täter bei Gewaltdelikten sind mehrheitlich in Gruppen agierende andere Jugendliche. Zu etwa einem Fünftel waren Heranwachsende oder Erwachsene die Täter und zu 80 Prozent waren sie männlichen Geschlechts.

Schutzfaktoren: Die Qualität der Vater-Kind-Beziehung Die Qualität der Mutter-Kind-Beziehung Die Anzahl guter Freundschaften Die mit Freunden gemeinsam verbrachte Zeit Der schulische Leistungsstand Schulische/berufliche Zukunftspläne/Zukunftsperspektive Die Schulatmosphäre Der Grad der Hilfeleistungen durch die Schule Sport in der Woche Niedriger TV Konsum pro Tag

Die Schere klafft immer weiter auseinander gutsituierte, beruflich eingebundene Familien mit oft ausreichender Elternkompetenz psychosozial belastete Familien mit nicht selten mangelhafter Elternkompetenz

Beispiel Teenagerschwangerschaften In Niedersachsen werden pro Jahr: Ca. 900 – 1.100 Mädchen unter 18 Jahren schwanger, mit steigender Tendenz Etwa 60% dieser Schwangerschaften werden abgebrochen D.h. im Durchschnitt werden pro Jahr 400 Schwangerschaften von Teenagern ausgetragen. Die Gefahr der Kindesvernachlässigung ist bei diesen Mütter 4 – 5 mal höher als im späteren Alter Die Mehrzahl dieser Mütter kommen aus Förder- und Hauptschulen. Eine Motivation ist es, eine Teilhabe an der Gesellschaft zu bekommen, bei gleichzeitig fehlenden Ausbildungs- und Berufschancen!

Beispiel Kindergesundheit und Sozialstatus (I) Bei Kindern aus sozial schwachen Familien sind u.a. folgende gesundheitlichen Probleme häufiger: Mentale Beeinträchtigung 14,6 fach Psychomotorische Störungen 6,3 fach Emotionale und soziale Störungen 5,1 fach Schweres dissoziatives Verhalten 4,2 fach Sprech- und Sprachstörungen 4,2 fach Todesfälle durch Unfälle 3,8 fach

Beispiel: Kindergesundheit und Sozialstatus (II) Adipositas 3,3 fach Hyperaktivität 3,2 fach Säuglingssterblichkeit 2,7 fach Lungenentzündung (bis 5.LJ) 2,5 fach Karieshäufigkeit 2,5 fach Todesfälle durch angeborene Fehlbildungen 2,4 fach

Beispiel: Schulabschlüsse Schulabschlüsse / Berufschancen Abschlussart Insgesamt Deutsche Jugendliche mit Jugendliche Migrationshintergr. Ohne Hauptschul- 8,9% 7,9% 19,2% abschluss Hauptschulabschluss 26,0% 24,5% 41,6% Realschulabschluss 40,5% 41,6% 29,1% Fachhochschulreife 1,2% 1,1% 1,3% Hochschulreife 23,5% 24,8% 8,9% Förderschulabschluss 4,4% aller Schulkinder

Die besondere Ausgangslage der Hebamme Besonders vertrauensvolle Beziehung zur Mutter Begleitung vor, während und über Geburt hinaus möglich – also Gelegenheit zu sehr frühen präventiven Handeln Auch schwierige Eltern sind nach der Geburt besonders ansprechbar Hebammen als Garanten körperlichen Wohlergehens haben leichter Zugang als (sozial-) pädagogische Fachkräfte

Zusatzaufgaben der Familienhebammen Die Arbeit der „normalen“ Hebamme ist auf die Gesundheit der Schwangeren und der jungen Mutter zentriert. Die Tätigkeit der Familienhebamme hat dagegen neben der Gesundheit der Mutter vor allem das Wohl und die Entwicklung des Kindes als Ziel zu betrachten. Durch eine frühzeitige Entwicklung der richtigen Bindung zwischen Mutter und Kind soll einer Kindesverwahrlosung vorgebeugt werden.

Einsatz von Familienhebammen in Niedersachsen in den Jahren 2002 – 2006 wurden 13 Familienhebammen in vier niedersächsischen Modellkommunen eingesetzt (SPD-Pilotprojekt) Ab 01.01.06 wurde das Pilotprojekt in diesen Kommunen in eine reguläre Hilfemaßnahme überführt (Finanzierung durch Kommunen) Ab 01.01.08 sind in 25 niedersächsischen Kommunen insgesamt 140 Familienhebammen eingesetzt Ab 01.10.08 sollen in 30 niedersächsischen Kommunen 160 Familienhebammen im Einsatz sein Ab 01.04.09 sollen in weiteren sieben niedersächsischen Kommunen weitere 40 Familienhebammen tätig werden

Kinderschutzvorstellungen der SPD (I): Flächendeckende, aufsuchende Familienhilfe als Landesaufgabe vom Beginn der Schwangerschaft bis zum 2. Lebensjahr des Kindes (Familienhebammen, Kinderkranken-schwestern) Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durch den ÖGD (Landesaufgabe) Gleichzeitiger Aufbau einer regionalen Gesundheitsberichterstattung Vorhandene Kompetenzen bündeln ( z.B. Ärzte, Kita, Schule, ÖGD, Wohlfahrtsverbände, Krankenkassen, Familienverbände, Kinderschutzbund, Jugendämter, Polizei, usw.) Kinder- und Familienzentren sind die Koordinierungs- und Beratungsstelle, also zentrale Anlauf- und Informationsstelle für die Eltern und Kinder

Kinderschutzvorstellungen der SPD (II): Kompetenzzentren für Kinderschutz in den Kinderkrankenhäusern, unter Einbindung niedergelassener Kinderärzte Regelmäßige Vorlage eines Landeskinderschutzberichtes Landesweiten, einheitlichen Kindernotruf Förderung von Männern als Erzieher und Grundschullehrer Sport-, Bewegungs- und Fitnessprogramme in allen Bildungseinrichtungen Körperpflege, Gesundheitserziehung, gesundheitsbewußte Ernährung, gemeinsames Koch als Lernziel in der Schule Bekämpfung der Medienverwahrlosung Vorlage eines Kinderschutzgesetzes für Niedersachsen

Kinderschutzvorstellungen der SPD (III): Eigene Kinderrechte in der Verfassung verankern ! „Jedes Kind hat ein Recht auf Achtung seiner Würde als eigenständige Persönlichkeit und auf besonderen Schutz von Staat und Gesellschaft“. „Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Entwicklung und Entfaltung ihrer Persönlichkeit, auf gewaltfreie Erziehung und den Schutz vor Gewalt, Vernachlässigung und Ausbeutung. Staat und Gesellschaft schützen sie vor Gefahren für ihr körperliches, geistiges und seelisches Wohl. Sie achten und sichern ihre Rechte, tragen für altersgerechte Lebensbedingungen Sorge und fördern sie nach ihren Anlagen und Fähigkeiten“. „Das Mitwirkungsrecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie der Verbände der freien Wohlfahrtspflege in den Angelegenheiten der Familienförderung, der Kinder- und Jugendhilfe bleibt gewährleistet und ist zu fördern“. CDU: „Kinder und Jugendliche genießen den besonderen Schutz des Landes und der Kommunen“.