Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft

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 Präsentation transkript:

Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft Ringvorlesung Methoden der empirischen Sozialforschung II Sommersemester 2010

Ablauf Sommersemester 2010 4. Komplex Durchführung von Befragungen 16 13.04.10 Hagen Inhaltsanalysen I 17 20.04.10 Inhaltsanalysen II 18 27.04.10 Donsbach Einführung in die standardisierte Befragung 19 04.05.10 Fragebogenkonstruktion: von der Kunstlehre zur Wissenschaft 20 11.05.10 Spezielle Verfahrensformen bei persönlichen, telefonischen und schriftlichen Umfragen 21 18.05.10 Neuere Formen der quantitativen Befragung 22 01.06.10 Gastvorlesung (Thema ist noch offen)

Vorlesung 21 Einführung in die standardisierte Befragung Prof. Dr. Wolfgang Donsbach Institut für Kommunikationswissenschaft

Gliederung Demoskopie und öffentliche Meinung Ursprünge Beginn und Entwicklung der modernen Demoskopie Nomenklatur Unterscheidungskriterien für Befragungen Fehlerquellen Literatur

Öffentliche Meinung bei Habermas: Grundannahmen Ende 16. Jhd./17. Jhd. Merkantilismus, Kapitalismus Aufstrebendes Bürgertum (noch) unpolitische Öffentlichkeit Legitimiert sich gegen Autorität Gemeinwohl Egalitär Rational (dann) politische Themen Kaffeehäuser/Salons „topics of government“ England: frühes18. Jhd Denaturierung/ Strukturwandel

Öffentliche Meinung bei Luhmann: Grundannahmen Hoher Entscheidungs-bedarf von Gesellschaften Reduktion von Komplexität durch die öffentliche Meinung Entscheidungsregeln Gesellschaften sind komplex Aufmerksamkeitsregeln Aufmerksamkeit des Bürgers ist ein knappes Gut Meinungsbildung, u.a. in den entscheidungs- befugten Instanzen

Definition der öffentlichen Meinung bei Noelle-Neumann "Unter öffentlicher Meinung versteht man wertgeladene, insbesondere moralisch aufgeladene Meinungen und Verhaltensweisen, die man – wo es sich um festgewordene Übereinstimmung handelt, zum Beispiel Sitte, Dogma – öffentlich zeigen muss, wenn man sich nicht isolieren will; oder bei im Wandel begriffenem ‚flüssigen‘ Zustand öffentlich zeigen kann, ohne sich zu isolieren." Noelle-Neumann 1996

Person A Andere Eigene Meinung zu Thema X Wahrnehmung der Umwelt-meinung zum Thema X Keine Isolationsfurcht Reden konsonant dissonant Isolationsfurcht Schweigen Wahrnehmung der Umweltmeinung zu Thema X aktuell Zukunft Direkte Umwelt-wahrnehmung Wahrnehmung aus Medien Zeitpunkt t2 Zeitpunkt t1 Quelle: Donsbach 1987, 327

Dimensionen in den Definitionen von öffentlicher Meinung Any opinion held by a majority of citizens The opinion of elites, with intellectual capacity or powers to influence society 3. Any opinion concerning public affairs (definition by object of opinion) 4. An opinion reached through a public process of learning and consensus Any opinion allowed to be expressed in public without fear of social isolation Schönbach and Becker (1995)

Demoskopie als Streitpunkt Ist Demoskopie = öffentliche Meinung? Was ist öffentliche Meinung? Normative Konzepte Funktionale Konzepte Soziologische und Sozialpsychologische Konzepte Demoskopische Konzepte: Öffentliche Meinung = das, was die Demoskopie misst? Trotz Definitions-Wirrwarr: Öffentliche Meinung ist Kernelement der Demokratie Zwar: In repräsentativer Demokratie folgt aus Mehrheitsmeinung des Volkes kein direkter Auftrag an die Regierung Aber: Indikator für Loyalitäts-Niveau für Regierung zwischen Wahlen

Gliederung Demoskopie und öffentliche Meinung Ursprünge Beginn und Entwicklung der modernen Demoskopie Nomenklatur Unterscheidungskriterien für Befragungen Fehlerquellen Literatur

Moderne Umfrageforschung Elemente der modernen Meinungsforschung? Menschen zählen Denken in Variablen Menschen befragen Repräsen-tativität Moderne Umfrageforschung

Frühformen von Erhebungen Menschen zählen Frühformen von Erhebungen Altertum: bereits erste zahlenmäßige Erhebungen Babylonien, Assyrien, Ägypten, Indien, China, Persien, Israel, Griechenland und das römische Reich: Volkszählungen (lat. census) König David (um 1000 v. Chr.) Volkszählungen, (deswegen angeblich von Gott mit Pestepidemie bestraft, Samuel 24) seit Servius Tullius (Wende zum 5. Jhd. v. Chr.): Aufstellung von Bürgerlisten alle fünf Jahre Zweck: Vermögensschätzungen, Wehrfähigkeit, Steuerkraft der Bürger Mittelalter: vereinzelte Volkszählungen in Städten

Menschen zählen Denken in Variablen Menschen befragen Repräsen-tativität

„Politische Arithmetik“ Denken in Variablen „Politische Arithmetik“ 17.Jhd. Durchführung bevölkerungspolitischer Studien basierend auf Londoner Sterberegister 1662: „Natural and Political Observation upon the Bills of Mortality“ → Berechnung erster Sterbetafeln Benutzung statistischer Daten (Sekundäranalysen, Primärerhebungen) 1676: Petty (engl. Arzt): „The Political Anatomy of Ireland“ → erste systematisch empirische Soziographie (über irische Bevölkerung) basierend auf Reisebeobachtung 1741: Johann Süßmilch (Feldprediger, 1707-1767): „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts“ systematische Untersuchung von Heirats- und Geburtsraten, Fertilität und Mortalität im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße  Quantifizierung von Menschen nach bestimmten Merkmalen

Moralstatistik Denken in Variablen Begründer: Belgier Adolphe Quételet (1796-1874) numerische Erfassung persönlicher Eigenschaften und sozialer Verhaltensweisen Übertragen mathematischer Erkenntnisse auf Studium der Bevölkerung (z.B. Kriminalität) Anwendung Wahrscheinlichkeitstheorie Anwendung multivariater Tabellen „l`homme moyen“ menschliches Verhalten in Zahlen ausdrücken

Einbettung in Geschichte der empirischen Sozialforschung  Friedrich Jonas (Geschichte der Soziologie): "Quetelet gibt damit die Zielvorstellung oder das Ideal für die empirische Sozialforschung, wie sie sich im 19. und beginnenden 20. Jhd. ausbreitet. Die vorurteilslose Erfassung und Beschreibung von Sozialtatsachen soll die Gesetzmäßigkeiten offenbaren, die hinter den Werten und Institutionen die menschlichen Gesellschaften zusammenhalten"

Aber Streit: Darf man Statistik auf Menschen anwenden? Denken in Variablen Aber Streit: Darf man Statistik auf Menschen anwenden? Adolph Wagner (1864): Statistisch-anthropologische Untersuchung der Gesetzmäßigkeit in den scheinbar willkürlichen menschlichen Handlungen. Hamburg 1864 PRO Wilhelm Drobisch (1867): Die moralische Statistik und die menschliche Willensfreiheit. Leipzig CONTRA Vgl. Noelle-Neumann & Petersen 2000: Einleitung; Oberschall, A. (1997): Empirische Sozialforschung in Deutschland 1848-1914. Freiburg & München: Alber

Denken in Variablen Adolph Wagner (1864) erklärt den Unterschied zwischen normativen und statistischen Gesetzen Wenn wir die Heiraten, die Selbstmorde, die Verbrechen untersuchen und ihre Gesetze entwickeln, so können wir ebenfalls mit großer Genauigkeit vorherbestimmen, wie viele Heiraten, Ehescheidungen, Selbstmorde, Verbrechen werden im nächsten Jahr stattfinden, und wie werden sie sich verteilen. Und die Resultate dieses Jahres werden bei der späteren Prüfung ebenso genau zutreffen, als wenn wir uns in jenem fremdartigen Staatswesen befänden. Das Merkwürdigste dabei aber bleibt, daß wir in dieser Weise als dienende Glieder eines großen Mechanismus fungieren, dennoch aber eine ganz unbeschränkte freie Bewegung besitzen, welche diesen Mechanismus nicht in seinem vorgezeichneten Gang stört“ (S.44ff.)

Menschen befragen (747-814): Karl der Große erste auf Fragebögen beruhende Umfragen, verschickte einheitliche Fragebögen an Bischöfe des Reiches (Vergleich ihrer Auffassung zu kirchlichen Streitfragen) 1558 – 1565: zweite bekannte Umfrage in Mexiko (span. Franziskanermönch Fray Bernadino de Sahagún) Bericht über Sprache und Sitten der Azteken standardisierte Gespräche mit Einheimischen  „das erste Projekt empirischer Sozialforschung in der Geschichte“ (Noelle-Neumann, Petersen 2000, S.39)

Menschen befragen Ab Ende 18. Jhd.: Sozialumfragen zur Lage der Arbeiter durch einzelne Forscher 1787: systematische Untersuchung mittels Fragebogen zum Budget der Landarbeiter durch Engländer David Davies Demokratisierung → wachsende Öffentlichkeit → Wahl- und Parteiprogramme wurden mithilfe von Sozialumfragen an die Wählerschaft angeglichen 19. Jhd.: Interesse an sozialen Problemen und politischen Einstellungen der gewöhnlichen Leute durch Regierung, Intellektuelle 19./20. Jhd.: Bildung, Wahlrecht, Konsum → Zeitungen konkurrierten um Festlegung der öffentlichen Meinung Werbetreibende: Informationen zu Vorlieben, Bedürfnisse, Konsumverhalten → Markt-, Zielgruppen- und Meinungsumfragen

Menschen befragen 1909-1911: Max Weber – Umfrage über physiologische Eigenschaften der Industriearbeiter in Dtl. („Nach wie vielen Stunden werden Sie müde?“) 1912: Adolf Levenstein – erste große Einstellungsumfrage in Deutschland: 8000 schriftliche Fragebögen an Gruben-, Stahl- und Textilarbeiter in Deutschland Schneeball – Auswahlverfahren 63% Rücklauf 1920er USA: Gründung von 60 Umfrageinstituten (1916-1926)

Menschen zählen Denken in Variablen Menschen befragen Repräsen-tativität

Gliederung Demoskopie und öffentliche Meinung Ursprünge Beginn und Entwicklung der modernen Demoskopie Nomenklatur Unterscheidungskriterien für Befragungen Fehlerquellen Literatur

Geburt der modernen Demoskopie: George Gallup „In 1933, the young George Gallup, who earned a PhD in psychology from a small mid-western university and who combined careers in academia and market research, decided to draw on both these fields to create public opinion polling. He collected and studied detailed voting records for the U.S. over a century, and sent out ballots to a small but carefully selected group of voters in each state based on his analysis of past electoral behavior. He estimated results for the 1934 congressional elections with great accuracy. He continued to experiment with these hybrid methods of choosing purposive samples of voters based on political geography, and founded the American Institute of Public Opinion (AIPO) in 1935 whose goal was “impartially to measure and report public opinion on political and social issues of the day without regard to the rightness and wisdom of the views expressed.” AIPO conducted national public opinion surveys using Gallup’s method of combining purposive sampling with quotas for relatively small sizes …whose results he distributed to subscribing newspapers in the form of press releases.“ Oberschall, A. (2008). The Historical Roots of Public Opinion Research. In: Donsbach, W. & Traugott, M.W. (eds.): The Sage Handbook of Public Opinion Research. Los Angeles, London, New Delhi, Singapore: Sage Publications, pp.

Durchbruch: Gallup versus Literary Digest 10 Mio Fragebögen versandt 2,3 Mio zurück Landon: 55%, Roosevelt: 41% Tatsächliches Ergebnis: Roosevelt: 61% Landon: 37% Gallup 3000 persönl. Interviews Richtige Voraussage Ursachen: Niedrige Ausschöpfung: 25 % Verzerrte Ausschöpfung Verzerrte Ausgangsstichprobe: Basierten auf eigenen Abonnenten sowie Adressen von Telefon- und Autobesitzern  unterrepräsentierten ärmere Bevölkerungsschichten (mehr Wähler der Demokraten) 1938: LD eingestellt Squire, P. (1988): Why the 1936 Literary Digest was wrong. POQ 52, 125-33

Stationen Pioniere: George Gallup, Elmor Roper, Archibald Crossley: seit 20ern Marktforschung, seit 30ern politische Themen 1937 Paul Lazarsfeld: Office of Radio Research, später Bureau of Applied Social Research 1941 National Opinion Research Center (NORC) U of Chicago 1944: Lazarsfeld, Paul F., Bernard Berelson & Hazel Gaudet: The People's Choice. New York 1946: American Association for Public Opinion Research (AAPOR) 1946 Survey Research Center U of Michigan 1947: World Association for Public Opinion Research 1947: Institut für Demoskopie Allensbach 1948: Public Opinion Quarterly

Accumulation of Countries in Gallup International Association 1947-2004

Geschichte in Deutschland Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 1935, aber erste Repräsentativbefragungen in den 50ern EMNID 1945, aber anfangs nur Adressensammlung von Vertriebenen, erste Umfragen 1948/49 1945 erste Repräsentativbefragungen in Deutschland durch OMGUS (Office of Military Government US). 1947 Institut für Demoskopie Allensbach erstes deutsches Umfrageinstitut (aber eben nicht das älteste Institut unter denjenigen, die heute Umfragen durchführen

Anwendungen

Und in den Medien

Heute: Entwickelter Wissenschaftsbereich

Simone Wack (1998): Die Branchenstruktur der Markt- und Meinungsforschung in der Bundesrepublik Deutschland von 1986 bis 1996. Eine deskriptive Analyse

Markt- und Meinungsforschungsinstitute in Deutschland Jahr Anzahl Institute Umsatz in Mio DM 1987 100 717 1988 111 782 1989 117 899 1990 123 1009 1991 128 1123 1992 156 1284 1993 158 1365 1994 168 1496 1995 178 1625 Quelle: Alexander Gallus & Marion Lühe (1998): Öffentliche Meinung und Demoskopie

Standortbestimmung  "Survey research is not itself an academic discipline, with a common language, a common set of principles for evaluating new ideas, and a well-organized professional reference group. Lacking such an organization, the field of survey research has evolved through the somewhat independent an uncoordinated contributions of researchers trained as statisticians, psychologists, political scientists, and sociologists. These brief encounters between survey method and bodies of theory have produced what we know about survey quality today" Robert M. Groves (1987): Research on Survey Data Quality. POQ 51, S156-172, S156

Gliederung Demoskopie und öffentliche Meinung Ursprünge Beginn und Entwicklung der modernen Demoskopie Nomenklatur Unterscheidungskriterien für Befragungen Fehlerquellen Literatur

Nomenklatur Demoskopie Meinungsforschung Umfragen Wahlumfragen amerikanischer Sozialforscher (Stuart Dodd) schlug den Begriff 1946 vor Demoskopie Das Volk messen: quantitative Bevölkerungsumfragen Unspezifischer, kann auch durch andere, nicht-quantitative Methoden geschehen Meinungsforschung Umfragen Impliziert wiederum das quantitative Element Wahlumfragen Spezielles Anwendungsgebiet Momentaufnahmen Keine Voraussage, nur aktueller Stand Tracking polls Kontinuierliche, jeweils aggregierte Umfragen Wahlprognosen Prognosen über Wahlausgang auf Umfragebasis Umfragen auf Basis des stattgefundenen Verhaltens Exit Polls Hochrechnungen Prognose auf Basis echter Wahlergebnisse „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“...

Nomenklatur Englisch Demoskopie Survey/opinion research Meinungsforschung Public opinion research Umfragen Surveys/polls Wahlumfragen Election surveys/polls Momentaufnahmen Current state of opinion Tracking polls Tracking polls Wahlprognosen Election predictions/forecasts Exit Polls Exit Polls Hochrechnungen Projection

Gliederung Demoskopie und öffentliche Meinung Ursprünge Beginn und Entwicklung der modernen Demoskopie Nomenklatur Unterscheidungskriterien für Befragungen Fehlerquellen Literatur

Unterscheidungskriterien für sozialwissenschaftliche Befragungen Vollerhebung Grad der Ausschöpfung der Population Random Stichprobe Quota Intensiv-Interview Grad der Standar-disierung des Stimulus offene Fragen demoskopisches Interview geschlossene Face-to-face CAPI Modus der Befragung Paper & Pencil schriftlich CASQ telefonisch CATI Email, Internet Einmal-Befragung Zeitliche Abfolge Trend Mehrfach-Befragung Panel

Stichprobenverfahren Vorsortierung nach einem Merkmal („Schicht) um über alle Schichten repräsentative Aussagen machen zu können (Bsp. Bundesländer – große/kleine) Auswahl von Sample Points („Klumpen“), um nicht flächendeckend vorgehen zu müssen

Die ADM-Stichproben (F2F) Dreistufiges Stichprobensystem bestehend aus: Ca. 60.000 Flächen Basis: statistische Bezirke (feinste Gliederungsebene der amtlichen Statistik Daten aus Volkszählung und Bevölkerungsfortschreibung abgegrenzt durch digitalisierte Straßenkarten  bilden Auswahlgrundlage der F2F-Stichproben den für Random-Walk notwendige Startadressen und Vorgaben, wie Adressen der zu befragenden Privathaushalte auszuwählen sind der Vorschrift für Auswahl der Zielperson im Haushalt (Schwedenschlüssel“ oder „next/last birthday“) Zusätzlich: Design-Gewichtung: Ausgleich unterschiedlicher Auswahlchancen (Haushaltsgrößen)

Die ADM-Stichproben für Telefon-Umfragen Auswahlgrundlage für Telefonstichproben: „Nummernraum“ aller möglichen Festnetznummern, der auch nicht eingetragenen Telefonnummern berechenbare Auswahlchance gibt, „Verortung“ aller Nummern durch Zuordnung der Gemeinde/Stadtteilkennziffern, in denen diese Nummern mit bestimmbarer Wahrscheinlichkeit liegen, so dass feinste Regionalschichtungen möglich sind. Institute ziehen daraus die für ihre konkreten Projekte notwendigen Telefonstichproben und ermitteln im Kontakt, ob die Nummer existiert und einem Privathaushalt zugehört, wählen mittels „Schwedenschlüssel“ oder „next/last birthday“ die zu befragenden Personen aus Gleichen unterschiedliche Auswahl-Wahrscheinlichkeiten (Haushaltsgröße) in Datenanalye aus

Unterscheidungskriterien für sozialwissenschaftliche Befragungen Vollerhebung Grad der Ausschöpfung der Population Random Stichprobe Quota Intensiv-Interview Grad der Standar-disierung des Stimulus offene Fragen demoskopisches Interview geschlossene Face-to-face CAPI Modus der Befragung Paper & Pencil schriftlich CASQ telefonisch CATI Email, Internet Einmal-Befragung Zeitliche Abfolge Trend Mehrfach-Befragung Panel

Ebene der theoretischen Konstrukte Operationalisierung Wahl von Indikatoren Ebene der Messung

Unterscheidungskriterien für sozialwissenschaftliche Befragungen Vollerhebung Grad der Ausschöpfung der Population Random Stichprobe Quota Intensiv-Interview Grad der Standar-disierung des Stimulus offene Fragen demoskopisches Interview geschlossene Face-to-face CAPI Modus der Befragung Paper & Pencil schriftlich CASQ telefonisch CATI Email, Internet Einmal-Befragung Zeitliche Abfolge Trend Mehrfach-Befragung Panel

Lazarsfeld et al. 1944

Trend versus Panel: Was das Panel kann 1. Erfassen von Veränderungen: Netto vs. individuelle Veränderungen 2. Ursachen für Wandel: individuelle Veränderungen können auf Ursachen verfolgt werden 3. Menge der gemessenen Eigenschaften: Zusätzliche Fragen möglich, da dieselben Personen 4. Daten zu Vergangenheit und Zukunft: Beim Panel nicht auf Erinnerungsvermögen und eigene Kausal-Attributionen des Befragten angewiesen 5. Verlässlichkeit der Ergebnisse: Bei Trend addiert sich Zufallsfehler von zwei Stichproben auf, beim Panel nicht

Stoiber verliert stärker als Schröder

Gliederung Demoskopie und öffentliche Meinung Ursprünge Beginn und Entwicklung der modernen Demoskopie Nomenklatur Unterscheidungskriterien für Befragungen Fehlerquellen Literatur

Fehlerarten der Umfrageforschung  1 Verzerrung und Varianz  1.1 Fehler durch Nicht-Messung 1.1.1 Abdeckungsfehler 1.1.2 Keine Antwort-Fehler 1.1.3 Stichproben-Fehler 1.2 Messfehler 1.2.1 Interviewer 1.2.2 Befragter 1.2.3 Fragebogen 1.2.4 Interviewmodus 2 Validität und Reliabilität  2.1 Validität 2.2 Reliabilität Groves, Robert M. (1987): Research On Survey Data Quality. Public Opinion Quarterly 51, S156-S172

z.B. Telefonumfragen: nur Telefonbesitzer Fehlerarten der Umfrageforschung  1 Verzerrung und Varianz  1.1 Fehler durch Nicht-Messung 1.1.1 Abdeckungsfehler 1.1.2 Keine Antwort-Fehler 1.1.3 Stichproben-Fehler 1.2 Messfehler 1.2.1 Interviewer 1.2.2 Befragter 1.2.3 Fragebogen 1.2.4 Interviewmodus 2 Validität und Reliabilität  2.1 Validität 2.2 Reliabilität Groves, Robert M. (1987): Research On Survey Data Quality. Public Opinion Quarterly 51, S156-S172 Diskrepanz zwischen Ergebnis einer Umfrage und Ergebnis einer Vollerhebung einer bestimmten Einheit, die dadurch zustandekommt, dass bestimmte Mitglieder der Grundgesamtheit durch das Stichprobenverfahren nicht abgedeckt werden z.B. Repräsentativ für alle Dresdner Studenten: Sampling über LV-Besuch: Doktoranden, Urlaubssemester etc. nicht dabei z.B. Telefonumfragen: nur Telefonbesitzer

Nonresponse wird zu immer größerem Problem Fehlerarten der Umfrageforschung  1 Verzerrung und Varianz  1.1 Fehler durch Nicht-Messung 1.1.1 Abdeckungsfehler 1.1.2 Keine Antwort-Fehler 1.1.3 Stichproben-Fehler 1.2 Messfehler 1.2.1 Interviewer 1.2.2 Befragter 1.2.3 Fragebogen 1.2.4 Interviewmodus 2 Validität und Reliabilität  2.1 Validität 2.2 Reliabilität Groves, Robert M. (1987): Research On Survey Data Quality. Public Opinion Quarterly 51, S156-S172 Diskrepanz zwischen Ergebnis und...Grundgesamtheit..., die dadurch zustandekommt, dass bestimmte Mitglieder der GG nicht antworten, nicht mitmachen bei Umfrage d.h. zwar theoretisch in Stichprobendesign enthalten, aber aus bestimmten Gründen nicht befragt Nonresponse wird zu immer größerem Problem

Begriffsklärung „Non-Response“ Das Fehlen von Daten eines Teils oder aller Variablen für die ausgewählten Einheiten einer Stichprobe (Schnell, 1997, S. 17) Non-Response Unit-Nonresponse Item-Nonresponse Verweigerer Befragungs-unfähige Nicht-Erreichte

Fazit Curtin et al. Response rate on the Survey of Consumer Attitudes has declined dramatically over the past quarter century, averaging roughly one percentage point a year. Moreover, the decline has accelerated in the last few years. In contrast to an average annual decline in response rate of 0.74 percentage points from 1979 to 96, the yearly decline averaged 1.50 points between 1997 and 2003. Refusals increased an average of 0.21 percentage points per year between 1979 and 2003, whereas noncontacts increased by 0.63 points. Thus, the perception that it has become increasingly difficult to contact households by telephone, and that noncontacts have become a more substantial part of nonresponse, is borne out by these data. However, the relative role of noncontacts and refusals has recently reversed. Although the growth in nonresponse from 1979 to 1996 was driven mainly by rising noncontacts, the even steeper nonresponse rise after 1996 was due mainly to a rise in refusals. !!

Entwicklung von Response Rates (persönlich-mündlich) Rückgang der Ausschöpfungs-quoten um ca. 5% Beginn 90er: Ausschöpfungs-quoten im Mittel noch über 70% Unterschiede zw. Instituten Schnell, 1997, S. 76ff.

Entwicklung von Response Rates (persönlich-mündlich) Verweigerungs-rate Ende 60er Jahre bei 10%, Anfang 90er bei 19% Zunahme Streuung der Verweigerungs-rate pro Erhebungsjahr Schnell, 1997, S. 84ff.

Seitens Umfrageinstitute Ursachen? Seitens Befragter „Oversurveying“ Angst vor Kriminalität Datenschutz Negative Erfahrungen Seitens Umfrageinstitute Motivation der Interviewer Zeitdruck Zunehmend aufwändigere Befragungsdesigns The most promising explanation to account for the SCA increase in both refusals and noncontacts over the past 25 years may be the rapid growth in sales and survey phone calls during the period, though further work is required to document this. Curtin et al. 2005

ZUMA-Nachrichten 57, November 2005

ZUMA-Nachrichten 57, November 2005

* „keine Zeit“, „krank“, „alt etc.

Erklärung? Motivation gestärkt? (Commitment) Selbstvertrauen, dass man Fragen beantworten kann?

Fehlerarten der Umfrageforschung  1 Verzerrung und Varianz  1.1 Fehler durch Nicht-Messung 1.1.1 Abdeckungsfehler 1.1.2 Keine Antwort-Fehler 1.1.3 Stichproben-Fehler 1.2 Messfehler 1.2.1 Interviewer 1.2.2 Befragter 1.2.3 Fragebogen 1.2.4 Interviewmodus 2 Validität und Reliabilität  2.1 Validität 2.2 Reliabilität Groves, Robert M. (1987): Research On Survey Data Quality. Public Opinion Quarterly 51, S156-S172 Diskrepanz zwischen ...., die dadurch zustande kommt, dass bestimmte Mitglieder der GG ganz bewusst ausgeklammert wurden, weil man ein Subset, eben eine Stichprobe gezogen hat

Quelle: tns emnid

Gliederung Demoskopie und öffentliche Meinung Ursprünge Beginn und Entwicklung der modernen Demoskopie Nomenklatur Unterscheidungskriterien für Befragungen Fehlerquellen Literatur

Literatur Abschnitte aus allgemeiner Methoden-Literatur Atteslander, P. (2000), Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin/New York: de Gruyter. Bortz, J. & Döring, N. (1995), Forschungsmethoden und Evaluation für Sozialwissenschaftler: Berlin: Springer. Brosius, H.B., Koschel, F. (2003). Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag. Diekmann, A. (1995), Empirische Sozialforschung. Reinbek: Rowohlt. Friedrichs, J. (1982), Methoden der empirischen Sozialforschung, Opladen: Westdeutscher Verlag. Schnell, R., Hill, P. & Esser, E. (1992), Methoden der empirischen Sozialforschung, München: Oldenbourg.

Einführung in die standardisierte Befragung Donsbach, W. & Traugott, M.W. (eds.): The Sage Handbook of Public Opinion Research. Los Angeles, London, New Delhi, Singapore: Sage Publications, 2008 Groves, R. (1987). Research on survey data quality. Public Opinion Quarterly 52 (4). 156-172. Kaase, M. (1999). Qualitätskriterien der Umfrageforschung. Berlin: Akademie-Verlag. Wüst, A.M. (1998). Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften als Telefonumfrage. ZUMA-Arbeitsbericht 98(04). Price, V. & Neijens, P. (1997). Opinion quality in public opinion research. International Journal of Public Opinion Research 9, 336-360. Noelle-Neumann, E., Petersen, T. (2000). Alle nicht jeder. Einführung in die Methoden der Demoskopie. Berlin.: Springer. Koch, W. (1998). Wenn "mehr" nicht gleichbedeutend mit "besser" ist: Ausschöpfungsquoten und Stichprobenverzerrungen in allgemeinen Bevölkerungsumfragen. ZUMA-Nachrichten, 22(42). Porst, R., Ranft, S.& Ruoff, B. (1998). Strategien und Maßnahmen zur Erhöhung der Ausschöpfungsquoten bei sozialwissenschaftlichen Umfragen. Ein Literaturbericht. ZUMA-Arbeitsbericht 98(07).