Proseminar Kirchengeschichte

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 Präsentation transkript:

Proseminar Kirchengeschichte On Aplas Titelholzschnitt einer anonymen satirischen Flugschrift von 1520 Eine Präsentation, zusammengestellt von Daniela Ebert und Véronique Olejnik Universität Duisburg-Essen Wintersemester 2004/2005

Inhaltsverzeichnis Angaben zum Bild Bildbeschreibung Protagonisten im Ablassstreit ∙ Der Ablasshandel Bildinterpretation Literaturliste kommentierte Linkliste

Holzschnitt von Heinrich Vogtherr d. Ä., 20 x 15 cm, Titel der Flugschrift, dem der Holzschnitt beigefügt wurde: „On Aplas von Rom kann man wol selig werden durch anzaigungder götlichen hailigen geschryfft.“ Titelseite einer anonymen Flugschrift, erschienen 1520 bei Melchior Ramminger in Augsburg Holzschnitt von Heinrich Vogtherr d. Ä., 20 x 15 cm, Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek

Bildbeschreibung Kreuz mit Dornenkrone und Inschrift Wappen des Medici Papstes Leo X. Papstwappen Mönch treibt einfaches Volk zum Ablasskauf Ablasskommissar ( Dominikaner) verließt Ablassbulle Sanduhr, Symbol der Vergänglichkeit Verkauf von Ablassbriefen Kanzel Bankkaufmann, der Ablassbriefe an Bürger verkauft Ablasskiste

Protagonisten im Ablassstreit ▬ Papst Leo X. ▬ Albrecht von Mainz, Erzbischof und Kurfürst ▬ Johann Tetzel. Dominikaner und Ablassprediger ▬ Martin Luther, Augustiner-Eremit und Professor

Protagonisten im Ablassstreit Leo X. (1475-1521) eigentlicher Name Giovanni de` Medici, Sohn von Lorenzo de` Medici wurde durch den Einfluss seines Vaters bereits mit 14 Jahren Kardinal empfing erst nach seiner Papstwahl 1513 die Priester- und Bischofsweihe als Kunstmäzen gewährte er für den Neubau des Peterdoms bereitwillig Ablässe 1520 lies auf Betreiben der Dominikaner und von Johannes Eck die Bulle „Exsurge Domine“ publizieren, in der dem Ablasskritiker Martin Luther der Bann angedroht wurde, falls er nicht widerrufe.

jüngster Sohn des Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg Albrecht von Mainz (1490-1545) jüngster Sohn des Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg Kurfürst und Erzbischof von Mainz (1514), sowie Erzbischof von Magdeburg (1513) und Administrator des Bistums Halberstadt, 1518 Kardinal wegen der kanonisch verbotenen Ämterhäufung musste er in Rom ein Indult erbitten, das nur gegen hohe Geldsummen zu bekommen war das Bankhaus Fugger gewährte Kredit und Rom steuerte zur Tilgung der Schulden eine Ablassbulle bei als Ablasskommissar konnte u. a. der Dominikaner Johann Tetzel gewonnen werden

Johann Tetzel (1465 - 1519) trat 1489 in den Dominikanerorden ein profilierte sich bereits seit 1504 zu unterschiedlichen Anlässen und in verschiedenen Gebieten als Ablassprediger; Erzbischof Albrecht von Mainz ernannte ihn 1517 zum Subkommissar für den Ablasshandel in der Kirchen- Provinz Magdeburg Luthers Kritik an den erfolgsorientierten, skrupellosen Praktiken des Kommissars war dann der Schneeball, aus dem sich die Lawine der Reformation bildet

Martin Luther (1483 - 1546) ∙ 1505 Eintritt in den Orden der Augustiner-Eremiten in Erfurt 1512 Promotion zum Dr. theol. und Beginn der Lehrtätigkeit in Wittenberg 1517 95 Thesen gegen den Missbrauch im Ablasshandel 1920/1521 Exkommunikation und Bann 1522 Übersetzung des Neuen Testaments 1525 Heirat / scharfe Kritik an einem sozial-revolutionärem Evangeliumsverständnis (Bauernkrieg) 1534 Deutsche Bibel

Ablass und Ablasshandel vier Folien: Zum Begriff Ablass Der Ablasshandel Die Ablasskiste Die 95 Thesen Martin Luthers

Zum Begriff: Ablass lat. indulgentia, gibt es in der westlichen Kirche seit dem 6. Jahrhundert und bezeichnet den Nachlass öffentlicher Kirchenbußen; seit dem 11. Jh. bedeutet er die Tilgung zeitlicher Sündenstrafen bei vorangehender Buße des Sünders. Im Spätmittelalter trat an die Stelle der zu tilgenden Bußstrafe oft eine Almosenspende, die dann von der Kirche als Geldquelle missbraucht werden konnte. Der Ablasshandel bedient sich dann der systematische Nutzung der Konvertierbarkeit von Bußleistungen in Geldleistungen. Seelsorgerlich problematisch wurde die nicht mehr respektierte Unterscheidung von Vergebung der Sünden bei der Beichte und zu leistende Genugtuung (Bußleistungen). Gegen solchen Missbrauch richten sich die 95 Thesen Martin Luthers, wo er zum Bsp. den Volksmund zitiert: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt.“ (27. These)

Der Ablasshandel Die Ablasspropaganda der Ablassprediger war zu Beginn des 16. Jh. immer skrupelloser geworden. Die ursprüngliche Unterscheidung zwischen Vergebung der Sünden, die nur der Priester nach aufrichtiger Reue im Beichtstuhl aussprechen konnte, und die zu leistende Genugtuung (Satisfaktion), für die allein ersatzweise Ablass gekauft werden konnte, entfiel mehr und mehr. So konnte der Sünder auch ohne Reue und Beichte die Strafe für seine Sünden durch den Kauf eines Ablassbriefes tilgen. Die „Kosten“ für die „vollkommene Vergebung“, die der Ablass verhieß, waren sozial gestaffelt: So sollten z.B. Könige und Königinnen mit ihren Nachkommen, Erzbischöfe und Bischöfe fünfundzwanzig rheinische Goldgulden bezahlen, während Äbte, Prälaten und andere Adelige für einen Ablassbrief nur zehn Goldgulden aufzubringen hatten. Entsprechend günstiger waren die Tarife für das einfache Volk.

Die Ablasskiste Anfang 16 Jh., Eichenholz mit Eisenbeschlägen Braunschweig, Städtisches Museum Die Ablasskiste diente zur Verwahrung der Ablassgelder. Die mit breiten Eisenblechen beschlagene Eichenholzkiste mit einem ebenfalls eisenbeschlagenen, schweren Deckel besitzt an den Schmalseiten zwei Eisenringe als Tragegriffe. Auf der Vorderseite waren drei Schlösser angebracht, von denen nur das Hauptschloss und der dazugehörige Schlüssel erhalten sind.

Die 95 Thesen: Disputatio de indulgentiarum virtute Johann Tetzel war von Albrecht von Mainz zum Subkommissar für den Ablasshandel in der Kirchen- Provinz Magdeburg ernannt worden. Obwohl der Ablasshandel im Sächsischen Kurfürstentum, und damit auch in Wittenberg selbst, verboten war, zogen die frommen Wittenberger Bürger in die benachbarten Gebiete, um einen Ablassbrief zu erwerben. Als Beichtvater fühlte sich Luther für seine irregeleiteten Schäflein verantwortlich und verfasste 95 Thesen gegen den Missbrauch beim Verkauf der Ablassbriefe. Er schickte seine Thesen seinen kirchlichen Vorgesetzten zu, die sie dann nach Rom weiterleiteten. Damit kam ein Prozess in Gange, der schließlich zu einem Jahrhundertereignis wurde.

Bildinterpretation Der Holzschnitt rückt bewusst das geschäftliche Treiben in den Mittelpunkt. Die Ablasstruhe ist vor das Ablasskreuz gerückt, bildet gewissermaßen einen neuen Altar. Der Sekretär am Wechseltisch, wohl ein Angestellter des Bankhauses Fugger, kann nicht schnell genug Briefe verkaufen: während seine Rechte den einen Brief aushändigt, schreibt schon seine Linke den nächsten Adressaten auf.

Literaturliste Valentin Gröne, Tetzel und Luther, Soest 1860 Adolf Laube u. a. (Hrsg.), Flugschriften der frühen Reformationsbewegung, 2 Bde., Berlin 1983. Martin Ohst, Art. Ablass I. Geschichtlich, in: RGG4 Bd. 1 (1998) Sp. 66f Ulrich Geiger, Martin Luther und die Reformation. 26 Arbeitsblätter mit didaktisch-methodischen Kommentaren ; Sekundarstufe I, 2. Aufl., Stuttgart [u.a.] 2002

Kommentierte Linkliste ∙ Art. Ablass bei Wikipedia Art. Tetzel in: Bautz, biographisch-bibliographisches Lexikon • Art.Tetzel bei Wikipedia Art.Luther in: Bautz, biographisch-bibliographisches Lexikon ∙ Art. Luther bei Wikipedia ∙ Seite aus der Ausstellung: "... wider Laster und Sünde" Augsburgs Weg in der Reformation, eine Ausstellungen des Hauses der Bayerischen Geschichte im Jahr 1997