Die europäische Schuldenkrise und die Rolle der Finanzmärkte

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Advertisements

Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Die Schuldenkrise der EWU 2010
Telefonnummer.
Staatsfinanzen und Steuern aktualisiert März 2010
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
= = = = 47 = 47 = 48 = =
Krisenabfolge 2007 Hypothekenkrise 2008 Bankenkrise
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Internet facts 2009-IV Grafiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. März 2010.
Internet facts 2008-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2008.
Internet facts 2006-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. November 2006.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Differentielles Paar UIN rds gm UIN
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Die Ursachen der makroökonomischen Ungleichgewichte in der Eurozone und die wirtschaftspolitischen Konsequenzen Referat zur Tagung der Akademie für Politische.
Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis.
20:00.
Zusatzfolien zu B-Bäumen
WIRTSCHAFTSLAGE NOCH SCHWIERIG
Das Finanzpolitik Quiz Humboldt-Universität zu Berlin Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Wirtschaftspolitik I Makroökonomie, Geld und Kapitalmärkte.
AGOF facts & figures: Branchenpotenziale im Internet Q4 2013: Entertainment Basis: internet facts / mobile facts 2013-II.
Die deutsche Staatsverschuldung steigt immer schneller an! Ein interessantes Video.
Eine Einführung in die CD-ROM
GBI Genios Wiso wiso bietet Ihnen das umfassendste Angebot deutsch- und englischsprachiger Literatur für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Wir.
Dokumentation der Umfrage
Was heißt Staatsverschuldung?
Where Europe does business Lück, JDZB | Seite © GfW NRW 252 a.
Trendumfrage 2011 Das Zahlungsverhalten in Österreich
Wir üben die Malsätzchen
Krise – Wer bezahlt die Rechnung?
Syntaxanalyse Bottom-Up und LR(0)
News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht05/2010 © Verlag Fuchs AG Griechenland 1.Griechenland hat ein Haushaltsdefizit von 50 Mrd. Euro. Dazu müssen.
Ideologie und Wirklichkeit Von der Finanzarktkrise zur Schuldenkrise
Wird die Schuldenbremse eine Konjunkturbremse?
Einführung in das Thema Staatsverschuldung Dr. Gérard Bökenkamp Liberales Institut.
Der Ablauf eines Clear Rex Klärzyklus
Eine andere EU-Wirtschaftspolitik Wege aus der Krise, 11. Mai 2012 Markus Marterbauer, AK Wien.
PROCAM Score Alter (Jahre)
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Geometrische Aufgaben
Eine lllustration der Herausforderungen des Stromsystems der Zukunft
EFSF, ESM & Hebel Eine Kurzübersicht von Lev Nazarov
Zahlentheorie und Zahlenspiele Hartmut Menzer, Ingo Althöfer ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List.
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Parkplatz-Orga Diese Version ist vom finale Version!
Kamin- und Kachelöfen in Oberösterreich
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Wer rettet den EURO?.
Die Wirtschaft vor neuen Herausforderungen Dr. Konrad Hummler Gewerbeverband AR, Herisau 6. Mai 2010.
Chronik der Finanzkrise
Dokumentation der Umfrage BR P2.t Ergebnisse in Prozent n= 502 telefonische CATI-Interviews, repräsentativ für die Linzer Bevölkerung ab 18 Jahre;
Unternehmensbewertung Thomas Hering ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List of Figures Tabellenübersicht.
Forschungsprojekt Statistik 2013 „Jugend zählt“ – Folie 1 Statistik 2013 „Jugend zählt“: Daten zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Einfu ̈ hrung in die Weltwirtschaftspolitik Helmut Wagner ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, Mu ̈ nchen Abbildungsübersicht.
AGOF facts & figures: Branchenpotenziale im Internet Q2 2014: Parfum & Kosmetik Basis: internet facts / mobile facts 2014-I.
Gesellschaftliche Bedarfe und ihre Finanzierung DL21 Herbsttagung Dr. Dierk Hirschel Bereichsleiter Wirtschaftspolitik Verdi-Bundesverwaltung.
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt 10 pt 15 pt 20 pt 25 pt 5 pt Wie.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Schwarze Null statt Investitionen in die Zukunft? Zur Entwicklung der Gemeindefinanzen Stand: Juni 2015 ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik.
Rostock, 16. Juni 2011 Europa neu justieren - Wachstum fördern, Beschäftigung sichern, Europe stabilisieren- DGB Region Rostock-Schwerin, Betriebs- und.
Magisches Viereck.
Gas Geld in der Volkswirtschaft Quelle: Eckart D. Stratenschulte: Wirtschaft in Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2006.
Wie funktioniert das eigentlich mit den Staatsanleihen?
 Präsentation transkript:

Die europäische Schuldenkrise und die Rolle der Finanzmärkte Wirtschaftsseminar für Abiturienten der Kreissparkasse Göppingen Dr. Gerhard Pfister Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Fragen: Warum verschulden sich Staaten ? Konnte man die Schuldenkrise voraussehen? Wie entsteht ein „Domino-Effekt“? Können die Schuldenprobleme der Staaten überhaupt gelöst werden? Sind Schuldenschnitte und Austritte aus der Eurozone unvermeidlich? - Welche Rolle spielen Finanzmärkte und Rating-Agenturen? Wer gibt dem Staat das Geld? Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Messung, Empirische Befunde und Ursachen Die Rolle der Finanzmärkte Gliederung Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Die Rolle der Finanzmärkte 3. Die Politik der EZB und der Europäischen Union 4. Wege aus der Schuldenkrise Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Messproblem Nr. 1: Inflation Löhne und Preise steigen, sodass wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zur Tilgung (fester) Staatsschulden steigt. Staatsschulden sollten Inflation berücksichtigen: Schuldenbestand in € geteilt durch Bruttoinlandsprodukt in € Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Messproblem Nr. 2: Vermögensbestände Staatliche Vermögenswerte sollten von staatlichen Schulden abgezogen werden (Kapitalbudgetierung). Berücksichtigung der Passiva (= Schulden) und Aktiva (= Vermögen) scheitert daran zu bestimmen, welche Ausgaben das Vermögen einer Volkswirtschaft erhöhen. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Messproblem Nr. 3: unberücksichtige Verbindlichkeiten explizite Verschuldung: - Bankkredite und verbriefte Schulden implizite Verschuldung: - zukünftige staatliche Auszahlungsversprechen, z.B. Pensionen, Renten - Bürgschaften (z.B. aus dem Rettungsfonds)  Berücksichtigung impliziter Schulden scheitert an genauer Bewertung Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen (2010, Quelle: www.risknet.de) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Messproblem Nr. 4: Der Konjunkturzyklus Im Abschwung steigen die Transferausgaben und sinken die Steuereinnahmen => Budgetdefizit und Staatsschulden steigen (konjunkturelle Verschuldung)  Als Problem wird jedoch nur das konjunkturbereinigte Budgetdefizit angesehen (strukturelle Verschuldung).  Abgrenzung konjunkturelle  strukturelle Verschuldung schwierig Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung , Empirische Befunde und Ursachen Zur Beurteilung der Staatsverschuldung berücksichtigen Ökonomen deshalb eine Vielzahl weiterer Indikatoren: Jährliches Budgetdefizit (= Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben des Staates) Anteil der Zinsausgaben an den Gesamtausgaben Fristigkeit der Schulden Gläubigerstruktur Leistungsbilanzdefizit/-überschuss Politik der Zentralbank - usw. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Warum verschulden sich Staaten? 1. Politiker wollen Wahlen gewinnen: Ausgaben: Transfers, Ausgaben für Güter + Dienstleistungen  Wählerstimmen  Einnahmen: direkte Steuern, indirekte Steuern  Wählerstimmen  => Kreditaufnahme: „to spend without to tax“  => Funktioniert nur bei Staatsschuldillusion der Bürger Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Warum Staatsschuldillusion: Bürger sind rational ignorant gegenüber den Folgen der Staatsverschuldung (Unwissenheit) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Bürger haben begrenzten Zeithorizont und/oder schätzen Belastungen zukünftiger Generationen geringer ein (Demografie) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Staat kann Ausgaben für Güter und Dienstleistungen „günstiger“ finanzieren als manche private Haushalte (Bonitätsunterschiede) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen 2. Heterogene Wählerpräferenzen und Machtzersplitterung: politische Kompromisse werden über Verschuldung begünstigt Interessen nachfolgender Generationen schlecht organisierbar Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Aber: Zukünftige Generationen können auch einen Nutzen davon haben, wenn sich der Staat verschuldet:  Staatliche Investitionen können direkte oder indirekte Erträge erbringen, von denen Zins und Tilgung bezahlt werden können (äquivalent einer privaten Kreditfinanzierung, z.B. Hauskauf) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Wäre es nicht manchmal gerecht, zukünftige Generationen an der Finanzierung von Staatsausgaben zu beteiligen? - Staatsverschuldung ermöglich eine Verteilung der Kreditlast über die Nutzungsdauer von Infrastrukturprojekten, da ansonsten hohe Finanzierungslast in der Erstellungsperiode anfällt. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen - Durch Staatsverschuldung kann ein Teil der Alt- und Erblasten durch zukünftige Generationen übernommen werden (z.B. bei Naturkatastrophen, Folgen der Wiedervereinigung) Schlussfolgerung  Nicht jede dauerhafte Verschuldung des Staates ist ungerecht oder schadet nachfolgenden Generationen. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Staatsverschuldung: Messung, Empirische Befunde und Ursachen Ursachen der aktuellen europäischen Schuldenkrise (Auswahl) Griechenland: „Lebt über seine Verhältnisse...“ Irland: Folgen der Finanzkrise 2008 Spanien: Liquiditätsschwemme und Immobilienspekulation Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Gütermärkte: Handel mit Waren und Dienstleistungen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Finanzmärkte: Handel mit Finanzkapital: - Kredite - Wertpapiere (z.B. Aktien, Anleihen) - Devisen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wozu Finanzmärkte? Finanzmärkte bringen Sparer (= Anbieter von Finanzkapital) und Investoren (= Nachfrager von Finanzkapital) zusammen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Losgrößentransformation: Banken vergeben Kredite in einem anderen Umfang als sie an Einlagen erhalten Fristentransformationen: Banken vergeben Kredite für andere Zeiträume als sie an Einlagen erhalten Risikotransformation: Banken fassen Risiken der Kreditvergabe zusammen und kontrollieren diese Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wie funktionieren Banken? Ein Beispiel. Eigenkapital 20 Einlagen 80 Kasse 5 Kredite 90 Wertpapiere 5 Aktiva (Guthaben) Passiva (Schulden) => Die Summe der Aktiva ist gleich der Summe der Passiva Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Was passiert bei Abhebungen? Aktiva (Guthaben) Passiva (Schulden) Kasse 5 Kredite 90 Wertpapiere 5 Eigenkapital 20 Einlagen 40 Liquiditätslücke 40 Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Was passiert bei Abhebungen? Aktiva (Guthaben) Passiva (Schulden) Kasse 0 Kredite 55 Wertpapiere 5 Eigenkapital 20 Einlagen 40  Kredite werden gekündigt (oder Wertpapiere werden verkauft) ! Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte - Reputation: Eine Bank muss den Kunden zeigen, dass ihr Geld sicher ist. - Einlagensicherung: verhindert den Anzug zu vieler Mittel auf einmal (bank-run) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Was passiert, wenn Kredite notleidend oder Wertpapiere an Wert verlieren ? Aktiva (Guthaben) Passiva (Schulden) Kasse 5 Kredite 70 Wertpapiere 5 Eigenkapital 0 Einlagen 80  Eigenkapital geht gegen Null, Einlagen werden gefährdet Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte - Sorgfalt der Kreditvergabe / beim Kauf von Wertpapieren: Je weniger Kredite notleidend werden / je weniger Wertpapiere an Wert verlieren werden, umso geringer das Risiko von Liquiditätslücken - Eigenkapital: -- verhindert Liquiditätsschwierigkeiten -- je mehr Eigenkapital eine Bank hat, umso mehr Kredite kann sie vergeben / Wertpapiere kaufen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Bankenregulierung: soll verhindern, dass aus einer Bankenkrise eine Wirtschaftskrise wird - prüft insbesondere, ob Banken genügend Eigenkapital und Liquidität besitzen und ob Banken ihre Risiken angemessen einschätzen können. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wie kommen die Preise für Finanzkapital zustande? Preise für Finanzkapital bilden sich durch Angebot und Nachfrage Weil es viele Arten von Finanzkapital gibt es viele Preise für Finanzkapital Die Arten von Finanzkapital unterscheiden sich z.B. durch: - Rechte des Papiere-Eigentümers - Fristigkeit - Liquidität - Bonität Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte  Preisunterschiede für Finanzkapital spiegeln Bonitätsunterschiede der Nachfrager wider, wenn alle anderen Eigenschaften des gehandelten Finanzkapitals gleich sind. Emittenten mit schlechter Bonität: niedrige Preise  Emittenten mit guter Bonität: hohe Preise Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wenn Staaten sich verschulden, verkaufen sie Anleihen (und nehmen dafür Geld ein) oder nehmen Kredite bei Banken auf. Die Unterschiede in der Bonität von Staaten zeigt sich wiederum in den - Renditen von Staatsanleihen - den Prämien für Kreditausfallversicherungen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Warum Renditen von Anleihen die Bonität von Staaten ausdrücken. Beispiel: Anleihe mit 100 € Nennwert, unendliche Laufzeit, 5 € Zinsen pro Jahr => bei Kurswert (= Preis) 100 €: 5,0% Rendite => bei Kurswert (= Preis) 90 €: 5,5% Rendite => bei Kurswert (= Preis) 110 €: 4,5% Rendite  geringe Bonität => geringer Kurs => hohe Rendite Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Lesebeispiel: Zuletzt kostet es mehr als 10 Euro, griechische Staatsanleihen im Wert von 100 Euro abzusichern (Quelle: http://oekobeo.blogspot.com/2011/04/angst-vor-umschuldung.html) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Die Finanzmärkte haben also eine wichtige Signalfunktion: Sie zeigen auf, welche Staaten „finanziell gesund“ sind und welche nicht! Liefern die Finanzmärkte aber immer ein wahrheitsgemäßes Bild der Bonität von Staaten? Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Kritiker sagen, dass die Ergebnisse auf den Finanzmärkten weniger von den fundamentalen Daten geprägt werden als von der Psychologie der Marktteilnehmer. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wenn Angst und Gier die Finanzmärkte bestimmen, dann sollte der Staat dafür sorgen, dass Übertreibungen auf den Finanzmärkten unterbleiben. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wie entstehen Übertreibungen?  Der Mensch ist ein Herdentier! Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Der Mensch ist ein Herdentier und einige nutzen das aus: Leerverkäufer leiht sich Wertpapiere (Wert 100 €) Leerverkäufer verkauft diese in großen Mengen => Kurs sinkt, andere Anleger werden ängstlich => verkaufen ebenfalls => Kurs sinkt noch weiter (z. B. auf 80 €) Leerverkäufer kauft Wertpapiere zum günstigen Kurs und gibt diese wieder an der Verleiher zurück.  Gewinn: 20 € (abzüglich Leihgebühr) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wie Geld verdienen mit Kreditausfallversicherungen (CDS) funktioniert: Ihr Nachbar schließt einen Kredit mit Bank A ab. Bank A versichert sich bei Bank B gegen Kreditausfall. Bank A verkauft potentielle Forderungen gegen Bank B an Sie => d.h. Sie bekommen Geld, wenn Ihr Nachbar seinen Kredit nicht bedienen kann!  Was tun Sie, um Geld zu verdienen? Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Sind die Rating-Agenturen an allem Schuld? Rating-Agenturen sind Unternehmen, die die Bonität von Unternehmen und Staaten bewerten (z.B. von AAA bis D) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Rolle der Finanzmärkte Probleme des Ratings: Agenturen erhalten nur selektive Informationen Agenturen selbst finanziell überwiegend abhängig vom Schuldner Agenturen tragen selbst kein Risiko ihres Ratings Kein echter Wettbewerb zwischen den Agenturen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte WESENTLICH: Ratings wirken wie eine sich selbst erfüllende Prophezeihung Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Die Ergebnisse auf den Finanzmärkten haben erhebliche Konsequenzen für den Staat: Staatsverschuldung steigt => Bonität sinkt => Refinanzierungskosten des Staates steigen => Staatsverschuldung steigt => usw. Die Ergebnisse auf den Finanzmärkten haben damit nicht nur Signalfunktion, sondern auch Disziplinierungsfunktion! Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Regierung steht vor Entscheidung: 1.Tilgungen und Zinszahlungen aussetzen (Default) Folge: Bankenkrise Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte  EZB darf keine Staatsanleihen insolventer Staaten mehr kaufen: Refinanzierung von Banken gefährdet Abschreibungen auf Wertpapierbestände der Banken: Eigenkapital der Banken geht zurück Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Folgen: Kreditvergabe von Banken sinkt Kreditfinanzierte Nachfrage sinkt (Investitionen der Unternehmen, Konsum der Haushalte)  Rezession Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte  Schon Gerüchte über Zahlungsausfall führen zur Bankenkrise  Banken leihen sich untereinander kein Geld mehr Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte Domino-Effekt: Banken- und damit Wirtschaftskrise greift auf viele Länder der Euro-Zone über Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte 2. Regierung kürzt Auszahlungen und erhöht Einnahmen - Beamtengehälter und Transfers werden gekürzt und verschoben, Staatsbedienstete werden entlassen - Firmen bleiben auf Rechnungen sitzen - Steuern werden erhöht Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Rolle der Finanzmärkte  wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sinkt dramatisch  Aufstand, Demonstrationen  Migration Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Der Euro – eine Währung mit Geburtsfehlern? Vertrag von Maastricht (1992):  Eurozone von Anfang an kein optimaler Währungsraum, sondern Projekt zur politischen Integration der europäischen Länder Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen 14. Oktober 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union EU-Länder sind wirtschaftlich sehr unterschiedlich und entwickeln sich wirtschaftlich sehr unterschiedlich ohne Euro:  unterschiedliche Entwicklungen können durch Änderungen von Wechselkursen nationaler Währungen ausgeglichen werden mit Euro:  unterschiedliche Entwicklungen müssen durch eine koordinierte Wirtschaftspolitik ausgeglichen werden Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union  Währungsunion bei Fiskalautonomie der Mitgliedsstaaten, insb. Haftungsverbot für Schulden anderer Länder (Nicht-Beistands-Klausel, no-bail-out) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Die Funktion der Europäischen Zentralbank (EZB): Sicherung der Preisstabilität Sicherung des Finanzsystems Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Stabilitäts- und Wachstumspakt SWP (1997): Kontrolle der Staatsverschuldungen über Schuldenstand- (60% des BIP) und Defizitregel (3% des BIP) - Zahlreiche Verletzungen des SWP (insb. D und F in 2003), jedoch keine tatsächlichen Sanktionen - Verschärfung des SWP 2011 („Sixpack“), aber noch immer entscheiden Politiker über Sanktionen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Die Politik der Europäischen Union in der Schuldenkrise: Notfallplan im März 2010: Bilaterale Kredite an Griechenland unter Beteiligung des IWF Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Einrichtung eines temporären ESM im Mai 2010, der bis Juni 2013 in Kraft sein soll (EFSF) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Beschluss über dauerhaften ESM im Sept./Oktober 2011, soll ab 2013 gelten - wesentliche Instrumente EFSF/ESM: -- Notkredite und Bürgschaften -- Anpassungsprogramme („strenge Auflagen“) -- Beteiligung des IWF Unterschied EFSF – ESM: -- ESM erhält Gründungskapital von 80 Mrd. Euro -- Verlustbeteiligung privater Gläubiger möglich Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und Europäischen Union davon deutscher Anteil: 211 Mrd. Euro Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und Europäischen Union EFSF Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Refinanzierungsbedarf bis 2013 in Mrd. Euro: Griechenland: 94,2 Italien: 512,2 Irland: 24,3 Spanien: 250,3 Portugal: 37,4 Gesamt 918,4 Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Hebelung des EFSF Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union 1. Variante: Versicherungslösung  private Investoren kaufen Staatsanleihen und EFSF garantiert diesen bei Wertminderungen z.B. die ersten 20 % des Wertes Beispiel: Staatsanleihe Nennwert 100 € Wertberichtigung auf 50 € Garantie des EFSF 20 € Verlust des Investors 30 € (statt 50 €) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union - Vorteil: Bei 20%iger Garantie kann aus 100 Mrd. € EFSF-Mitteln ein Finanzierungsvolumen von 500 Mrd. € geschöpft werden! - Nachteile: -- bei geringen Zinsen für Staatsanleihen finden sich nur wenige Investoren -- bei Wertminderung der Anleihen um mehr als 20 % => totaler Verlust an EFSF-Mitteln Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union 2. Variante: Investment- Zweckgesellschaft  Gründung einer Zweckgesellschaft, welche Staatsanleihen einzelner Länder kauft. Das Geld stammt aus EFSF-Mittel und der Beteiligung privater Investoren.  Anteile werden in verschiedene, unterschiedlich verzinste (d.h. mit eine unterschiedlichen Risiko bezüglich der Rückzahlung) Tranchen aufgespalten, Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union - Vorteil: Investoren mit unterschiedlicher Renditeerwartungen / Risikoneigungen können zur Finanzierung beitragen -- Investoren mit hoher Renditeerwartung: keine oder geringe Verlustbeteiligung des EFSF -- Investoren mit geringer Renditeerwartung: hohe Verlustbeteiligung des EFSF - Nachteil: - Geringe Beteiligung / Beteiligung durch politische Zugeständnisse Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Kritik an EFSF / ESM: EFSF / ESM steht im Widerspruch zur Nicht-Beistands-Klausel (no-bail-out)  Weg in die Schuldenunion? „strenge Auflagen“ für Gewährung von Finanzhilfen können in der Praxis nicht durchgesetzt werden Verlust demokratischer Kontrolle Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Was geschieht, wenn der ESM nicht funktioniert,... ... weil Eurozonen-Staaten noch immer zu viele Schulden machen ... weil sich zu sich zu erträglichen Zinsen zu wenig Investoren finden Staatsbankrotte und Austritte aus der Eurozone  Massiver Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Wie reagiert die EZB? Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union 1. Ankauf von Anleihen gefährdeter Staaten => kurzfristig richtig: Bankenkrise kann verhindert werden (griechische Staatsanleihen im Mai 2010) => mittelfristig problematisch: Renditen von Anleihen sinken (spanische und italienische Staatsanleihen seit August 2011) => langfristig problematisch: Unabhängigkeit der EZB in Gefahr Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union => EZB wird zur „Bad Bank“ für Staatsanleihen: - Verluste der EZB aus Wertminderungen von Staatsanleihen tragen die Euro-Staaten gemäß ihren Kapitalanteilen  Transferunion ohne demokratische Kontrolle Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union 2. Leitzinsen und Inflation Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Was noch kommen könnte (und zunächst ad acta gelegt wurde...): Eurobonds (Vorschlag Bruegel-Institut ) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Eurobonds Für Anleihen zur Finanzierung nationaler Budgets sollen alle Euro-Staaten gemeinschaftlich haften. Eurobonds sollen auf 60% des nationalen BIPs („Blue Bonds“) begrenzt sein, auf darüber hinausgehende Schulden („Red Bonds“) wird nur national gehaftet. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Die Vorteile von Eurobonds: Staaten mit geringer Bonität können einen Teil ihrer Staatsschulden („Blue Bonds“) zu geringen Zinsen finanzieren. Ein anderer Teil der Schulden („Red Bonds“) muss bei geringer Bonität zu hohen nationalen Zinsen finanziert werden und könnte so für Haushaltsdisziplin sorgen. Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Die Nachteile von Eurobonds: Subventionierung der Finanzierungskosten hoch verschuldeter Länder verschärft Schuldenproblem. „Man darf einem Säufer den Schnaps nicht noch billiger machen.“ Christian Lindner, Wirtschaftswoche 34/2011 => wirksame nationale Schuldenbremsen notwendig => fraglich, ob 60%-Schuldengrenze dauerhaft Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der der EZB und der Europäischen Union Zinsangleichung bei Blue Bonds führt u.U. zu Mehrkosten für Länder mit hoher Bonität, zum Beispiel für Deutschland => Studien: Null bis 47 Mrd. € jährlich => Transfer nationaler Steuergelder in Länder mit geringer Bonität Sehr hoch verschuldete Staaten könnten durch hohe Risikoaufschläge für Red Bonds nur wenig Entlastung erfahren. => keine durchschlagende Stabilisierung möglich Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union - Gefahr der der Zerfalls der Europäischen Union: „Ich schließe Eurobonds aus, solange die Mitgliedsstaaten eine eigene Finanzpolitik betreiben.“ Wolfgang Schäuble (FAZ 21.8.2011) „Eurobonds können vielleicht am Ende des Integrationsprozesses stehen. Auf keinen Fall können sie Vorläufer dieses Prozesses sein.“ Nicolas Sarkozy (FAZ 21.8.2011) => Entmachtung nationaler Demokratien vs. Vereinigten Staaten von Europa Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Der harte Weg: Schuldenschnitt („haircut“) = Teilerlass von Schulden Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Variante „ungeordnete Insolvenz“  massenhafte Entwertung von Vermögenstiteln (Schätzungen für Griechenland: über 50% ) Griechenland: Bankrott der Regierung und des Finanzsystems Europa: Domino-Effekt auf Banken und Staaten Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Variante „geordnete Insolvenz“  Banken werden vor dem Schuldenschnitt rekapitalisiert (= Eigenkapital wird erhöht)  Bankenrettung letzlich billiger als Staatenrettung Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Warum die Banken die Bankenrettung nicht so toll finden.... Rekapitalisierung durch Aufnahme neuen Kapitals führt zu sinkenden Aktienkursen Zwangskapitalisierung durch Staat führt zu Einschränkungen der Geschäftsführung Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Drohung der Banken gegen die Politik „...auch Einschnitte im Geschäft in Kauf nehmen“ (Josef Ackermann, Wirtschaftswoche 42/2011) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union  Drohung der Politik gegen die Banken Systemrelevanz von Banken abschaffen, z.B. durch Trennung von Kredit- und Investmentbanken Erhöhung der Kernkapitalquote (ein Verhältnis von Eigenkapital zu risikobehafteter Aktiva) Verkleinerung von Banken ==> Kreditversorgung schwieriger oder teurer Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Die Politik der EZB und der Europäischen Union Merkels letztes Angebot: „freiwilliger“ Verzicht der Banken auf 50% der Griechenland-Anleihen => Schuldenlast von Griechenland sinkt bis 2020 von 160% auf 120% des BIPs Rekapitalisierung von 91 systemrelevanten Banken europäischen Banken (Kernkapitalquote steigt von 4 auf 9 Prozent) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Mögliche Denkmodelle Austritte aus der Währungsunion 1. Griechenland (und / oder PT, ES, I,... ) treten aus der Währungsunion aus 2. Deutschland (und / oder F, A, FL, NL ... ) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Austritt aus der Eurozone: - rechtlich nur möglich mit Austritt aus EU Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise  Einführung einer neuen Währung - massive Abwertung der neuen Währung - Bank Run und Zusammenbruch des Finanzsystems Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise  Vorteil - Wettbewerbsfähigkeit von Exportindustrien steigt schlagartig  Nachteile: - Schuldenlast in Euro steigt - Bankenrekapitalisierung notwendig - Regierung benötigt weiterhin internationale Hilfe, weil Einnahmen < Ausgaben - Budgetdefizit wird über Notenpresse finanziert Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Was passiert im restlichen Europa? Bank-Aktien im restlichen Europa fallen ins Bodenlose Risikoaufschläge (damit die Renditen) für Anleihen aus Portugal, Irland, Spanien und Italien erreichen Rekordniveaus Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Was würde geschehen, wenn Länder mit hoher Bonität aus der Eurozone austreten? - Aufwertung der neuen Währung - Exporte gehen zurück - Destabilisierung der Banken - Rezession wahrscheinlich - Verlust der Vorteile einer gemeinsamen Währung Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Weitere Alternativen: Finanzielle Repression Inflation Sparen und Steuererhöhungen - Wachstum Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Eine unmerkliche Form des Staatsbankrotts: finanzielle Repression = gesetzliche Regelungen, die den Kauf von Staatsanleihen gegenüber anderen Anlagen bevorzugen Beispiele: - Zinsobergrenzen für Anleihen - Vorgaben für Banken und Versicherungen, Staatsanleihen zu halten Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise geringe oder teilweise negative Realverzinsung (= nominale Zinsen minus Inflationsrate) Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen 14. Oktober 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Inflation => Forderungen von Geldvermögensbesitzern werden entwertet => schon moderater Preisanstieg (4 - 6% p.a.) reduziert den realen Wert der Schulden erheblich Probleme:  Inflation lässt sich nicht exakt steuern  Nominalverzinsung wird mit der Zeit steigen Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Sparen und Steuererhöhungen  Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen bremsen – zumindest kurzfristig - die Konjunktur => geringere Steuereinnahmen, höhere Ausgaben => Schuldenberg kann wachsen  Bei gleicher Entlastung negativer konjunktureller Effekt bei Ausgabenkürzungen höher Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise  Studien: Steuererhöhungen politisch leichter durchsetzbar als Ausgabenkürzungen - erweiterte Reichensteuer - reformierte Erbschaftsteuer - Wiedereinsetzung der Vermögensteuer Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Wachstum => Schuldenstand pro BIP verringert sich, wenn die gesamte Wirtschaft wächst  Wovon ist Wachstum langfristig abhängig? Technischer Fortschritt + Demografie Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wege aus der Schuldenkrise Wachstumsstrategien: Umschichtung der Staatsausgaben zugunsten von Bildung, Forschung und Entwicklung, öffentliche Infrastruktur Höhere Erwerbsbeteiligung (v.a. bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf), längere Lebensarbeitszeit Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Zusammenfassung und Ausblick Drei Szenarien: Ende gut, Alles gut! Staatshaushalte konsolidieren, Volkswirtschaften wachsen  Schuldenberge werden abgetragen 2. Ein Ende mit Schrecken! Konsolidierung scheitert und stabile Länder wollen keine Transferunion  Eurozone bricht auseinander 3. Schrecken ohne Ende! Konsolidierung scheitert und EZB monetarisiert Staatsschulden  Inflation Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Zusammenfassung und Ausblick Prävention Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Zentralbank: Ankauf von Staatsanleihen nur noch zur Refinanzierung von Geschäftsbanken Stärkere Integration der Eurozonen-Länder mit Ausbau der demokratischen Legitimation europäischer Institutionen Verminderung der Systemrelevanz von Banken: Finanzmarktregulation Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister

Wirtschaftsseminar für Abiturienten. Göppingen November 2011. Dr Wirtschaftsseminar für Abiturienten Göppingen November 2011 Dr. Gerhard Pfister